Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Straf-, Strafprozeß- und Ordnungswidrigkeitenrecht sowie Kriminologie

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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

julée hat geschrieben:Es wird binnen (...) um Mitteilung gebeten, weshalb die vorgenannten Zeugen gleichwohl vernommen werden sollten." Ob sich Polizist P, der gegenüber D-F eine dicke Lippe riskiert hat, anschließend blamiert fühlt, weil die Zeugen doch nicht von der StA vorgeladen werden, wäre mir ziemlich schnuppe.
Das wird sicher irgendwie begründet. Von daher könnte die Relevanz evtl. nicht gleich ersichtlich sein. Aber ich sehe es auch so, dass die Staatsanwaltschaft möglichst schlanke Akten mit wenig Aufwand anstrebt (in vertretbarem Maße).
julée
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von julée »

Candor hat geschrieben:
julée hat geschrieben:Es wird binnen (...) um Mitteilung gebeten, weshalb die vorgenannten Zeugen gleichwohl vernommen werden sollten." Ob sich Polizist P, der gegenüber D-F eine dicke Lippe riskiert hat, anschließend blamiert fühlt, weil die Zeugen doch nicht von der StA vorgeladen werden, wäre mir ziemlich schnuppe.
Das wird sicher irgendwie begründet. Von daher könnte die Relevanz evtl. nicht gleich ersichtlich sein.
Das mag sein, aber wenn die Akte in solchen latenten Missbrauchsfällen regelmäßig von der StA mit "NEIN!" oder "WARUM?!" zurückkommt, dürfte sich die Motivation in Grenzen halten, das jetzt ausführlich zu begründen, wenn es tatsächlich nur darum ging, dass man den Zeugen gerne mal "aus Prinzip" vorladen lassen wollte - zumal die anschließende Begründung ihrerseits in der Sache überzeugend sein müsste.
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

julée hat geschrieben:Das mag sein, aber wenn die Akte in solchen latenten Missbrauchsfällen regelmäßig von der StA mit "NEIN!" oder "WARUM?!" zurückkommt, dürfte sich die Motivation in Grenzen halten, das jetzt ausführlich zu begründen, wenn es tatsächlich nur darum ging, dass man den Zeugen gerne mal "aus Prinzip" vorladen lassen wollte - zumal die anschließende Begründung ihrerseits in der Sache überzeugend sein müsste.
Ja, stimmt, wenn es nur darum geht, jemanden aus Prinzip vorladen zu lassen, wäre dieser Aufwand nicht naheliegend. Es müsste schon ausreichend begründet sein. Darin sehe ich schon auch einen Bremser für überproportionalen Formalismus.
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Ara
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Ara »

Auch wenn ich Enigmas Untergangstimmung des Rechtstaates nicht so ganz teile, finde ich das grenzenlose Vertrauen in die Polizei von manchen hier noch befremdlicher... Kann ich mir nur damit erklären, dass die Personen noch nie außerhalb ihres Dienstverhältnisses mit der Polizei zu tun hatten... Alleine was ich in den letzten zwei Wochen hier erlebt habe, lässt mich an jegliches Vertrauen in die Leute zweifeln.

Ich darf hier ja gerade G20 erleben und die Polizisten, vor allem aus den anderen Bundesländern, benehmen sich hier wie Sau... Damit meine ich gar nicht mal die Berliner die hier Wild in der Öffentlichkeit sich an Bauzäunen gegenseitig bumsen. Wenn sie meinen das ist das öffentliche Bild was man von der Berlinerpolizei in Hamburg haben soll, solls so sein.

Es fängt mit Kleinigkeiten an. Eben haben sich vier Polizeifahrzeuge mit Blaulicht den Weg über rote Kreuzeung gebahnt, um unmittelbar danach wieder ihr Blaulicht auszumachen. Da hab ich zum nächsten Kommunikationsteam der Polizei (die lungern hier auch an jeder Ecke rum, um die Akzeptanz der Hundertschaften zu erhöhen) auch gesagt, wenn die Kollegen solch ein Verhalten an den Tag legen, ist das doch kein Wunder, dass man die hier nicht haben will.

Kurz davor hatte ich auf meinem Rad n Kraftduell mit nem Polizei-Transporter aus Niedersachsen, der meinte der Radweg wäre seine Fahrbahn (auf den Fußweg stand schon ein Kollege von ihm). Als wir Radfahrer ihm keinen Platz machte, hat er wohl eingesehen, dass der Radweg für Räder ist und nicht für Polizeiwagen und hat sich dann doch auf den Fußweg gestellt, hat sich aber nicht gespart dann genervt zu gucken.

Und letzte Woche hat mir eine Hundertschaft in schwarz gekleideter bayerischer Polizisten einfach so den Weg versperrt, um ein Foto für das Polizeialbum an einer Engstelle zu machen. Nachdem wir uns kurz böse angeguckt haben fragte ich, ob das hier nun eine offizielle Absperrung sei. Geantwortet wurde darauf nicht, es wurde nur weiter böse geguckt (vielleicht ham sie auch Hochdeutsch nicht ganz verstanden). Dann hab ich mich mit einem "Ist das euer Ernst hier?" durchgezwängt.

Genau mit solchem Verhalten verspielt die Polizei jegliche Sympathie und bekräftigt mich eigentlich in der Ansicht, dass man denen so wenig Macht geben sollte wie möglich. Die Polizei besteht halt zum großen Teil aus Leuten, die kognitiv nicht in der Lage sind mit ihrer Machtposition umzugehen. Sie können sich nicht mal an die einfachsten Regeln halten.

Aber um auch noch was für die Gegenposition zu haben: Letztens eine Akte gehabt, in der 3 Zeugen von der Polizei geladen wurden und keiner gekommen ist. Im Zwischenverfahren schickt das Gericht die Akte an die StA zurück mit bitte die drei Zeugen zu vernehmen. StA schickt die Akte zur Polizei mit bitte der Zeugenvernehmung. Von den drei Zeugen ist dann nur eine gekommen. Im erneuten Zwischenverfahren ging die Akte vom Gericht wieder zur StA mit der Bitte die Zeugen doch bitte staatsanwaltschaftlich zu vernehmen. Die Akte ging dann zurück zum Gericht mit der Bitte die Zeugen doch richterlich zu vernehmen. Die Richter eröffnete die Hauptverhandlung mit "Schon da wäre mir fast die Hutschnur geplatzt, die Eröffnung war hier eine 51%-Sache".

So kann es also auch gehen...
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Tobias__21 »

Was? Die Berliner Polizei bumst in HH an Bauzäunen??? :lmao: btw.: Was geht mit Najda B.?
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von julée »

@Ara: Grenzenloses Vertrauen in die Polizei sicherlich nicht; allerdings bin ich durchaus der Ansicht, dass die Polizei die ihr übertragenen Aufgaben ordnungsgemäß zu erledigen hat und dass man notfalls, wenn sie es nicht tut, dafür sorgen muss, dass sie es tut. Und das Benehmen beim G20-Gipfel scheint mir für die hiesige Diskussion im engeren Sinne nicht wirklich repräsentativ zu sein: Abgesehen davon, dass die Intelligenz mit der Gruppengröße rapide abnimmt, dürften die Jungs, die mehr Muckis als Hirn haben, typischerweise nicht in die Verlegenheit kommen, mit der StA darüber verhandeln zu dürfen, ob ein semi-tatverdächtiger Zeuge in einem rechtlich komplizierten Verfahren auf Veranlassung der StA durch die Polizei vorgeladen werden darf.
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Ara »

Tobias__21 hat geschrieben:Was? Die Berliner Polizei bumst in HH an Bauzäunen??? :lmao: btw.: Was geht mit Najda B.?
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/g ... 54756.html

Nadja: Da sie nicht weiter auffällig geworden ist, sitzt sie vermutlich noch in Ochsenzoll.
julée hat geschrieben:Abgesehen davon, dass die Intelligenz mit der Gruppengröße rapide abnimmt, dürften die Jungs, die mehr Muckis als Hirn haben, typischerweise nicht in die Verlegenheit kommen, mit der StA darüber verhandeln zu dürfen, ob ein semi-tatverdächtiger Zeuge in einem rechtlich komplizierten Verfahren auf Veranlassung der StA durch die Polizei vorgeladen werden darf.
Naja die Hundertschaft ist ja mehr oder weniger die "Durchgangstruppe", wo auch die späteren Vernehmungsbeamten dabei sind... Aber klar benimmt man sich in der Menge anders, als sie es alleine tun würden. Ich wollte auch nur darauf hinaus, dass nur weil jemand Polizei auf seiner Uniform hat, man nicht bedingungsloses Vertrauen in ihn haben sollte. Mein Vertrauen in Richter und Staatsanwälte ist grundsätzlich höher als in Polizisten.

Ich wollte eigentlich auch nur Engima beispringen, weil er hier so alleine auf breiter Front ist, obwohl er meines Erachtens im Grundsatz schon Recht hat mit seiner Skepsis.
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Tobias__21 »

Ich hatte neulich mit Beamten aus dem gehobenen Dienst zu tun, die auch Streife fahren und auch bei Demos etc. eingesetzt werden und auch die Vernehmungen machen. Die waren rechtlich schon sehr fit. Aber wahrscheinlich hat man den Ref. deswegen auch genau zu diesen beiden gesteckt :) Bei der Bepo sieht das sicherlich anders aus, da hab ich auch schon so einige Kandidaten kennengelernt, die mehr als grenzwertig sind, aber die vernehmen ja in der Regel auch nicht.
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von [enigma] »

Ara hat geschrieben:Auch wenn ich Enigmas Untergangstimmung des Rechtstaates nicht so ganz teile
Ich fühle mich nach wie vor falsch verstanden. Mag sein, dass das meine Schuld war, weil ich meine Bedenken zu Beginn überspitzt formuliert habe. Gleichzeitig habe ich aber auch betont, dass Deutschland ein sehr fortschrittlicher und stabiler Rechtsstaat ist und ich froh bin, hier zu leben. Das heißt ja nicht, dass man Entwicklungen, die man falsch findet, nicht kritisieren kann, ohne gleich den Staat, die Polizei oder die Justiz zu hassen. Ich habe ja beschrieben, dass der Missbrauch von Befugnissen durch die Polizei in den allerwenigsten Fällen aus grundsätzlich "bösen" oder eigensüchtigen Motiven, sondern aus einem durchaus nachvollziehbaren Ermittlungseifer heraus stattfindet. Schon diese Feststellung scheint einigen hier aber viel zu weit zu gehen.

Mag auch sein, dass ich das zu einseitig aus Verteidigersicht sehe. Umgekehrt gibt es hier aber auch sehr einseitige Ansichten von Staatsjuristen.
@[enigma]: Sicherlich, die Einschränkung von Beschuldigtenrechte ist kritisch. Allerdings muss man sich bei manchen Blüten, die die Strafverteidigung treibt, fragen, ob dies noch zur Erzielung eines rechtsstaatlichen Ergebnisses in irgendeiner Form erforderlich ist oder ob es schlichtweg darum geht, ein faires, fehlerfrei zur Entscheidungsreife gelangtes Verfahren zu verschleppen und möglicherweise doch noch in eine neue Runde zu befördern. Hier dürfte es doch die ein oder andere Spitze geben, die man kappen kann, ohne dass tatsächlich irgendein Fall einer nichtmissbräuchlichen Verteidigung hiervon betroffen ist. Zumal nicht zu vergessen ist, dass es hier zunächst einmal um ein Regel-Ausnahme-Verhältnis geht, d. h. wenn man ein Verhalten, das in 99,9999 % der Fälle klar missbräuchlich ist, verbieten, muss man in den verbleibenden 0,0001 % der Fälle darüber sprechen, ob das Verhalten ausnahmsweise doch zulässig ist, obwohl es nach den Buchstaben des Gesetzes unzulässig ist. Und die Kodifizierung von bisherigen "Notbehelfen" der Rechtsprechung halte ich für überaus wichtig.
Es gibt natürlich auch (oder vielleicht sogar gerade) unter Strafverteidigern schwarze Schafe und Rechtsmissbrauch. Je mehr Verteidigungsbefugnisse man allerdings in das Belieben des Gerichts stellt, desto mehr wird die Waffengleichheit unterminiert. Und bei einer grundsätzlich Aberkennung missbrauchsträchtiger Rechte, die dann im Einzelfall vielleicht doch zuzulassen sind, trägt dann plötzlich die Verteidigung die Beweislast dafür, dass das Verteidigungsmittel ausnahmsweise keinen Missbrauch darstellt. Wie erfolgsversprechend das in der Praxis ist, kann man sich vorstellen. Es ist in der Praxis auch wie gesagt zB. mittlerweile kein Einzelfall mehr, dass Beweisanträge wegen Verschleppungsabsicht abgelehnt oder erst im Urteil beschieden werden, obwohl keine Verschleppungsabsicht vorliegt, nur weil das Gericht dem Antrag eben nicht stattgeben will, aber keinen anderen Ablehnungsgrund findet. Und nein, das trifft natürlich nicht auf alle Richter zu. Aber in den Fällen, in denen das passiert, ist es ein massiver Eingriff in die Rechte der Verteidigung und rechtsstaatlich gelinde gesagt sehr bedenklich. Und zwar nicht weniger, als der Missbrauch durch die Verteidigung. Trotzdem sehe ich bisher keine Anzeichen dafür, dass man versucht, einen fairen Ausgleich zu finden. Stattdessen werden alle Angeklagten für den Missbrauch durch einen kleinen Teil der Verteidiger bestraft.
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von thh »

Ara hat geschrieben:Es fängt mit Kleinigkeiten an. Eben haben sich vier Polizeifahrzeuge mit Blaulicht den Weg über rote Kreuzeung gebahnt, um unmittelbar danach wieder ihr Blaulicht auszumachen.
Worin siehst Du da ein Problem? Entscheidend ist doch nicht, wann das Blaulicht an- oder ausgeschaltet wurde, sondern ob die rechtlichen Voraussetzungen zum Queren der Kreuzung trotz roter Ampel vorlagen. Nachdem (mangels Einsatzhorn) kein Vorrang in Anspruch genommen wurde, gab es offenbar keinen bevorrechtigten Verkehr; dann genügt, dass das zur Aufgabenerfüllung dringend geboten war. Das ist jetzt keine besonders hohe Voraussetzung.

Insofern kann man auf dieser Tatsachengrundlage kaum beurteilen, ob das Verhalten jetzt korrekt war oder nicht.
Ara hat geschrieben:Kurz davor hatte ich auf meinem Rad n Kraftduell mit nem Polizei-Transporter aus Niedersachsen, der meinte der Radweg wäre seine Fahrbahn (auf den Fußweg stand schon ein Kollege von ihm). Als wir Radfahrer ihm keinen Platz machte, hat er wohl eingesehen, dass der Radweg für Räder ist und nicht für Polizeiwagen und hat sich dann doch auf den Fußweg gestellt, hat sich aber nicht gespart dann genervt zu gucken.
Selbstverständlich dürfen Einsatzfahrzeuge auf dem Radweg ebenso stehen wie auf dem Fußweg (stören sie da denn weniger?!), wenn das zur Erfüllung ihrer Aufgaben dringend geboten ist.

(Vermutlich war aber kein Radfahrer-Kommunikationsteam in der Nöhe, dem man mitteilen konnte, dass man Radfahrer, die einem Polizeifahrzeug keinen Platz machen, nicht haben möchte.)
Ara hat geschrieben:Und letzte Woche hat mir eine Hundertschaft in schwarz gekleideter bayerischer Polizisten einfach so den Weg versperrt, um ein Foto für das Polizeialbum an einer Engstelle zu machen.
Das ist fraglos nicht besonders aufmerksam - ich frage mich aber schon, warum das bei der Polizei offensichtlich ein schweres Problem ist, dass die gesamte Polizei für Dich nicht mehr vertrauenswürdig macht, aber bei einem Kegelclub, Junggesellenabschied oder dem Seniorentreff, der mitten im Weg steht, eben einfach so ist.
Ara hat geschrieben:Genau mit solchem Verhalten verspielt die Polizei jegliche Sympathie und bekräftigt mich eigentlich in der Ansicht, dass man denen so wenig Macht geben sollte wie möglich. Die Polizei besteht halt zum großen Teil aus Leuten, die kognitiv nicht in der Lage sind mit ihrer Machtposition umzugehen. Sie können sich nicht mal an die einfachsten Regeln halten.
Das ist mir - anhand der geschilderten Beispiele - schlicht unverständlich.
Ara hat geschrieben:Aber um auch noch was für die Gegenposition zu haben: Letztens eine Akte gehabt, in der 3 Zeugen von der Polizei geladen wurden und keiner gekommen ist. Im Zwischenverfahren schickt das Gericht die Akte an die StA zurück mit bitte die drei Zeugen zu vernehmen. StA schickt die Akte zur Polizei mit bitte der Zeugenvernehmung. Von den drei Zeugen ist dann nur eine gekommen. Im erneuten Zwischenverfahren ging die Akte vom Gericht wieder zur StA mit der Bitte die Zeugen doch bitte staatsanwaltschaftlich zu vernehmen. Die Akte ging dann zurück zum Gericht mit der Bitte die Zeugen doch richterlich zu vernehmen. Die Richter eröffnete die Hauptverhandlung mit "Schon da wäre mir fast die Hutschnur geplatzt, die Eröffnung war hier eine 51%-Sache".
Ein seltsames Verfahren aller Beteiligter (mit Ausnahme der Polizei). Man fragt sich schon, warum das Gericht es offenbar für die alleinige Aufgabe der Staatsanwaltschaft hält, die unwilligen Zeugen zu vernehmen, statt selber tätig zu werden. (Klar, das Gericht hatte dazu sicherlich wenig Lust, aber das Strafverfahren verläuft nun einmal nicht nach dem Lustprinzip ...)
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Tobias__21 »

@Ara:

Sie haben an Bauzäune uriniert und in der Öffentlichkeit gebumst. Nicht an Bauzäunen in der Öffentlichkeit gebumst. Das ist eine völlig andere Sache! [-X :D
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Tobias__21 hat geschrieben:@Ara:

Sie haben an Bauzäune uriniert und in der Öffentlichkeit gebumst. Nicht an Bauzäunen in der Öffentlichkeit gebumst. Das ist eine völlig andere Sache! [-X :D
Das öffentliche Wett-Urinieren der Jungs erinnert mich an meine Kindergartenzeit. Da durfte ich so was noch mitgucken. Wenigstens wurde damit ein Wald gedüngt. :D
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Ara »

@thh: Genau dieses "Dringend für die Erfüllung der Aufgaben geboten" runtergeplapper, obwohl es offensichtlich nicht der Fall ist, zeigt doch wunderbar den Machtmissbrauch? Erlauben können sie sich alles und finden dann noch Leute die sie rechtfertigen.

Natürlich wurde an der Kreuzung das Martinshorn auch angemacht, vom ersten Fahrzeug der Kolonne (nein es war kein Verband iSd StVO) wurde so erzwungen, dass die stehenden Fahrzeuge im Feierabendverkehr eine Gasse bildeten und der Querverkehr anhalten musste. Den hinteren Fahrzeugen der Kolonne folgten dann nur noch mit Blaulicht. Die Situation war eindeutig: Es war gerade Schichtwechsel, die Fahrzeuge fuhren kurz vorher los und sind nach der Kreuzung in Schneckentempo weitergefahren. Es war offensichtlich, dass die einfach kein Bock hatten jetzt 5 Minuten an der Kreuzung zu warten und später in den Feierabend zu kommen. Auch dem Kommunikationsteam war es ersichtlich unangenehm, weil es für jeden erkennbar war, was die Kollegen da gemacht haben.

Ich glaube dir ist die Situation hier nicht ganz klar. Hier ist es nicht so, dass mal alle paar hundert Meter ein Polizeiwagen steht. Die stehen hier in nem Abstand von etwa 10 Metern mindestens ein vollbesetzter Polizeibulli (mit laufenden Motoren übrigens... Man weiß nicht so genau warum, aber das nur nebenbei). Das heißt der Fußweg ist schon nicht mehr zu benutzen, weil da die Autos stehen (übrigens quer, das heißt mit der Nase zur Straße). Daneben ist eine sechsspurige Straße. Hier muss man erst einmal die Dreistigkeit besitzen beim Einparken seines Autos nicht die sechsspurige Straße zu nutzen und dort wo man Einparken will zu wenden und auf den Bürgersteig zu fahren, sondern eiskalt mehrere Hundertmeter über den Radweg zu fahren, so dass die Radfahrer absteigen müssen, weil sie auf die Straße nicht können und auf den Fußweg auch nicht, weil dort schon Polizeitransporter stehen. Aber selbst wenn man dies so macht, muss man darüber hinaus auch noch den Nerv haben, dass man nicht an einer Stelle wo der Fußweg frei ist wartet und die entgegenkommenden Radfahrer passieren lässt, sondern eiskalt in die Engstelle reinfährt und erwartet, dass die Radfahrer absteigen. Es fällt mir schwer hier die Gebotenheit zu erkennen... Ihre Aufgabe ist es offensichtlich mit laufendem Motor vor dem Gebäude rumzulungern und auf dem Handy zu spielen. Das hätte auch 30 Sekunden warten können.

Und dass du den Unterschied nicht zwischen uniformierten Polizisten die den Eindruck erwecken man dürfte da nicht durch und einem Kegelclub siehst, zeigt halt die völlig verschiedene Anspruchserwartung der Polizei von uns beiden. Ich möchte auch nicht vom Kegelclub vorgeladen und vernommen werden dürfen. Ich erwarte da von der Polizei etwas mehr. Vor allem wenn sie in der Situation offensichtlich versucht durch ihr Erscheinen den Eindruck zu erwecken es sei abgesperrt.

Naja ich kann euch schon ankündigen, dass die Geschichte mit den Berlinern hier nicht das letzte Fehlverhalten sein wird. Offensichtlich wissen die Hundertschaften sich als Gäste nicht zu benehmen. Aber wir schweifen vom Thema ab (obwohl das eh schon mehr als ausdiskutiert ist).
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von thh »

Ara hat geschrieben:@thh: Genau dieses "Dringend für die Erfüllung der Aufgaben geboten" runtergeplapper, obwohl es offensichtlich nicht der Fall ist, zeigt doch wunderbar den Machtmissbrauch?
Ich behaupte nicht von mir, von außen die Notwendigkeit einschätzen zu können ...
Ara hat geschrieben:Natürlich wurde an der Kreuzung das Martinshorn auch angemacht, vom ersten Fahrzeug der Kolonne (nein es war kein Verband iSd StVO) wurde so erzwungen, dass die stehenden Fahrzeuge im Feierabendverkehr eine Gasse bildeten und der Querverkehr anhalten musste. Den hinteren Fahrzeugen der Kolonne folgten dann nur noch mit Blaulicht. Die Situation war eindeutig: Es war gerade Schichtwechsel, die Fahrzeuge fuhren kurz vorher los und sind nach der Kreuzung in Schneckentempo weitergefahren.
Das ist dann allerdings nicht richtig so.
Ara hat geschrieben:Ich glaube dir ist die Situation hier nicht ganz klar. Hier ist es nicht so, dass mal alle paar hundert Meter ein Polizeiwagen steht. Die stehen hier in nem Abstand von etwa 10 Metern mindestens ein vollbesetzter Polizeibulli (mit laufenden Motoren übrigens... Man weiß nicht so genau warum, aber das nur nebenbei).
Das scheint mir nicht schwer zu erraten: damit Strom zur Verfügung steht, möglicherweise für Funk, bei dem Wetter aber wahrscheinlicher für die Klimaanlage.
Ara hat geschrieben:Ihre Aufgabe ist es offensichtlich mit laufendem Motor vor dem Gebäude rumzulungern und auf dem Handy zu spielen.
Das erscheint mir doch eher zweifelhaft.
Ara hat geschrieben:Und dass du den Unterschied nicht zwischen uniformierten Polizisten die den Eindruck erwecken man dürfte da nicht durch und einem Kegelclub siehst, zeigt halt die völlig verschiedene Anspruchserwartung der Polizei von uns beiden. Ich möchte auch nicht vom Kegelclub vorgeladen und vernommen werden dürfen. Ich erwarte da von der Polizei etwas mehr. Vor allem wenn sie in der Situation offensichtlich versucht durch ihr Erscheinen den Eindruck zu erwecken es sei abgesperrt.
Das verstehe ich jetzt nicht. Warum sollte gezielt der Eindruck erweckt werden, man dürfe da nicht durch, wenn es schlicht um ein Foto ging, wie Du schriebst?
Ara hat geschrieben:Naja ich kann euch schon ankündigen, dass die Geschichte mit den Berlinern hier nicht das letzte Fehlverhalten sein wird. Offensichtlich wissen die Hundertschaften sich als Gäste nicht zu benehmen.
Wieso "als Gäste"? Hat man sie denn zu einem Ausflug nach Hamburg eingeladen oder doch zur Unterstützung, mithin zur Arbeit, angefordert?
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Re: Aktuelles aus dem Strafrecht (reloaded)

Beitrag von Tibor »

Also ich weiß gar nicht, warum die Berliner Polizeiparty so hochgekocht wird. Fakt ist doch, dass da Teams in die Pampa geschickt wurden um sich für G20 Einsatz bereitszuhalten. Ich vermute mal, dass die Truppe gerade nicht im Einsatz war, sondern einfach ihre freie Zeit totschlagen musste. Wenn man sich die Fotos der Container anschaut, ist es auch nicht verwunderlich, wenn man sich Abends vor die Container setzt und zusammen sitzt, immerhin dürften sich die Teammitglieder seit langer Zeit kennen und bereits zahlreiche solcher Einsätze gemeinsam absolviert haben; man kannte sich. Sicherlich sind hier auch Freundschaften im Spiel. Und mir braucht keiner zu sagen, dass bei Partys anderer Erwachsener mit Alkoholgenuss alles immer gesittet zugeht; die Polizeibeamten (wohl mittlerer Dienst) sind nun zudem keine Bildungsbürger. Hat man erwartet, dass die sich in ihre Betten legen und Thomas Mann lesen? Und die Ausfälle (Sex im Freien sowie Pinkeln auf der Wiese) sind nun auch der Enge geschuldet; wer mag schon spontan in so einem Container rumvögeln, wenn der Kollege im Doppelstockbett darüber schnarcht? Und in Hecken gepinkelt hat wohl auch schon jeder. Bei der Bundeswehr hätte man früher (TM) sowas als Förderung der Kameradschaft in der Truppe verbucht und für gut geheißen; jeder Spieß hätte noch ne Flasche Korn dazugestellt.
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