Ich weiß ja nicht, mit wem du diskutierst, aber diesen Eindruck habe ich nicht. Möglicherweise beruht das ja auf Unterstellungen deinerseits?[enigma] hat geschrieben:Wenn ich mit Leuten diskutiere, die heftige Kritik, fast schon Hass gegenüber der (insbesondere Straf-)Justiz äußern, scheinen die allesamt von einem Verlangen nach Vergeltung motiviert zu sein, der im Strafprozess nunmal aus guten Gründen keine tragende Rolle spielt. In der Gesellschaft scheint das "Auge um Auge" Prinzip ebenso verbreitet zu sein, wie der Irrglaube, man könne mit schematischen Lösungen gerechte Urteile finden und deshalb jedes Urteil anhand von wesentlichen Rahmenpunkten überprüfen. Wenn ein vorbestrafter "Vergewaltiger" (tatsächlich war es sexuelle Nötigung) dann "nur" drei Jahre bekommt, hat die Justiz natürlich versagt. In solchen Fällen kann die Strafe ohnehin nie hoch genug sein, um in den lautesten Teilen der Öffentlichkeit ein Gefühl der Genugtuung zu erreichen, mal ganz abgesehen davon, dass das nicht das Ziel sein darf.
Nehmen wir doch mal den Kölner Fall als konkretes Beispiel: Entspricht das deinem Gerichtskeitsempfinden?
Das stimmt (wenn auch nicht in diesem Zusammenhang) und belegt die angesprochene Kontingenz, die es erst recht erforderlich macht, mehr anzugeben als ein: "Machen wir halt so". Die Frage ist nämlich gerade deshalb: Warum entscheidet man sich für das eine oder das andere, und wie kommt es bei den Personen an, deren Verhalten dadurch gesteuert werden soll?Und im Vergleich zu wieder anderen, zum Beispiel skandinavischen Rechtsordnungen, sind deutsche Strafurteile bisweilen drakonisch.
Ich denke nicht, dass es von "Hängt-ihn-höher-Rufen" zeugt, wenn man Bewährungsstrafen in derartigen Fällen kritisch gegenübersteht oder woher jetzt wieder diese Unterstellungen kommen. Zumal es diese Probleme mit Rasern und Rennen tatsächlich gerade in Köln gibt - auch wenn das Gericht dem KStA-Bericht zufolge selbst das lieber offenlassen wollte.Mein Vertrauen auf den Rechtsstaat wird wie gesagt dadurch gestärkt, dass die Justiz sich wie gesagt nicht von öffentlichen "hängt ihn höher"-Rufen beeinflussen lässt, sondern jeden Einzelfall nach seinen konkreten Umständen beurteilt. Wenn dann im Ergebnis ein Urteil rauskommt, das ich aus der Ferne nicht nachvollziehen kann, ist das ein Preis, den ich gerne zahle.