Verständnisfrage zu Kausalitätstheorien

Straf-, Strafprozeß- und Ordnungswidrigkeitenrecht sowie Kriminologie

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UltimaSpes
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Verständnisfrage zu Kausalitätstheorien

Beitrag von UltimaSpes »

Hallo zusammen,

nach der Äquivalenztheorie mit ihrer conditio-sine-qua-non-Formel ist ja bspw. die Geburt des späteren Mörders genauso als ursächlich anzusehen für den späteren Tod eines Menschen wie die Tötung durch den Mörder selbst.

Kann man das mit der "Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung" auch sagen? Sie geht ja auch von der Gleichwertigkeit aller Ursachen aus und fragt danach, ob zwischen Handlung und Erfolg ein naturwissenschaftlicher Zusammenhang besteht.
--> Die Geburt ermöglicht im naturgesetzlichen Sinne überhaupt die biologische Existenz des späteren Mörders.

Also sind doch beide Kausalitätstheorien gleich uferlos, oder? Der Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung kann man jedoch zugute halten, dass sie die Ursächlichkeit im Gegensatz zur Äquivalenztheorie positiv festzustellen versucht.
Honigkuchenpferd
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Re: Verständnisfrage zu Kausalitätstheorien

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Diese Lehre führt eigentlich immer zu denselben Ergebnissen wie die Äquivalenztheorie und hat deshalb keinen Mehrwert.

Mein Rat: Lass diesen Quatsch weg. Die Äquivalenztheorie reicht, und alles andere "reguliert" man über die objektive Zurechnung.
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UltimaSpes
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Re: Verständnisfrage zu Kausalitätstheorien

Beitrag von UltimaSpes »

Danke für deine Antwort.

Ja, das mache ich auch und wende nur die Äquivalenztheorie an. Trotzdem interessiert es mich, ob ich die Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung richtig verstanden habe.
Hatte nämlich eine Diskussion mit einem Kommilitonen darüber, der meinte, dass nach dieser Lehre, die Geburt des späteren Mörders nicht als Ursache anzusehen sei.
Honigkuchenpferd
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Re: Verständnisfrage zu Kausalitätstheorien

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Doch, naturgesetzlich gibt es ohne Leben auch keinen (gewaltsamen) Tod.
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UltimaSpes
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Re: Verständnisfrage zu Kausalitätstheorien

Beitrag von UltimaSpes »

Gut, danke, dann scheine ich es richtig verstanden zu haben.
Honigkuchenpferd hat geschrieben:Diese Lehre (...) hat (..) keinen Mehrwert.
Höchstens in zwei Punkten finde ich:

1.) Bei der sog. alternativen Kausalität muss sie sich nicht verbiegen, wie es in dem Fall die Äquivalenztheorie mit der Modifizierung der csqn-Formel tut.

2.) Die Lehre von der gesetzmäßigen Bedingung ist "ehrlicher". Sie verfolgt positiv den Zusammenhang der Handlung und Erfolg und fragt, ob sie naturgesetzlich miteinander verbunden sind. Natürlich stößt die Lehre dann an ihre Grenzen, wenn es kein bekanntes Naturgesetz gibt (bspw. im Holzschutzmittel-Fall).
Aber das tut die Äquivalenztheorie auch, denn sie fußt ja auch auf Naturgesetzen/Erfahrungswissen (woher sollte man sonst wissen, was beim "Hinwegdenken" passiert?), aber verschleiert genau das. Nirgendswo findet man in der csqn-Formel etwas von "Naturgesetzen/Erfahrungswissen". Aber genau deren Bestehen ist Voraussetzung dafür, dass die Formel funktioniert.
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