Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Für alle Themen, die in der Rechtspraxis auftauchen, inkl. Fragen zu Kanzlei-Software

Moderator: Verwaltung

Antworten
Benutzeravatar
j_laurentius
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1683
Registriert: Freitag 11. Juni 2004, 12:40

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von j_laurentius »

Es gibt Bücher für den Einstieg in den Anwaltsberuf und wenn man sich selbständig macht, hat man meist auch genügend Zeit, sich in die Fälle, die man so bekommt, gründlich einzuarbeiten. Und dann hat man auch noch Kollegen, die man ggf. fragen kann. Das klappt schon. Man darf halt nicht unselbständig sein, wenn man sich selbständig machen will :)
Benutzeravatar
MobileDeepBlueSea
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1611
Registriert: Dienstag 10. November 2009, 10:19
Ausbildungslevel: RA

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von MobileDeepBlueSea »

Hm. Ob das die Anleitung durch "alte Hasen" gänzlich ersetzt?
Benutzeravatar
Auslegeware
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 5358
Registriert: Freitag 17. Dezember 2004, 20:42
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Auslegeware »

MobileDeepBlueSea hat geschrieben:Was mich mal ernsthaft interessiert: Von wem lernt man als Selbstständiger?
1. Kollegen
2. ReNos
3. Büchern, etc.
4. eigenen Fehlern
Es darf in diesem Thread wieder zu einem kollegialen Umgangston zurückgefunden werden.
Chefreferendar
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1744
Registriert: Montag 24. September 2007, 12:08

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Chefreferendar »

Ich bin schon zufrieden. Im letzten Jahr war ich sechs Mal im Urlaub, habe schon gute Fälle bearbeitet, bin aufgetreten bis 500 km von meinem Wohnsitz, habe BtM-Sachen gemacht, Mord, Diebstahl, Betrug, Rentensachen, Zivil-, Trunkenheits- BtM-fahrten und so weiter. Die angetragenen Sachen sind schon OK. Strafrecht habe ich in der Ausbildung nicht gemöcht, jetzt ist ziemlich aufregend, wenn du die Verwantwortung trägst und willst, dass bestimmte Taktik aufgeht. Wenn du sie in der Hauptverhandlung eröffnest und die anderen sich wundern, oder wenn ihnen anfängt, deine Taktik zu mißfallen, und wenn die Richter am Ende dann unter Druck ein gutes Urteil machnen. Ich fand in zwei Verfahren Grund, dass etwas nicht verwertet werden kann (früher hielt ich so einen Fehler für unmöglich). Die meisten Fehler kamen aus der richterlichen Bank. In einem BtM- Verfahren machte der Richter und die Staatsanwältin zugunsten meines Mandanten einen so gravierenden Subsumtionsfehler (Verurteilung wegen Drogenhandel=nicht unter einem Jahr statt wegen bandenmäßigen Drogenhandel=nicht unter 2 Jahren), in einem Verfahren wegen Tötung kam es zur Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils auf meine Revision hin, wobei dies schon eine Geschichte für sich ist. Es ist immer spannend, vor allem Schwurgericht. Es gibt bestimmt Jursiten, die nie vor diesem Gericht aufgetren sind. Da muss man schon aufpassen, sonst ist das Selbstbewußtsein gleich psusch.

Es gibt auch andere Seite:
Ich habe jetzt eine mündliche Verhandlung in einer Zivilsache bei einem Streitwert von 120 Euro. Keiner hat beantragt, dass die Verhandlung stattfindet, nur der Richter weiß nicht, dass er Zeugen gem. § 495 a ZPO auch telefonisch oder schriftlich vernehmen kann. Das kann auf die Nerven gehen, vor allem wenn der rechtsschutzversicherte Mandant anfängt, von den Prinzipen zu labern, nachdem ich ihm erzählt habe, dass er als Rechtsschutzversicherter kein Kostenrisiko trägt, davor frage immer panisch, was er noch zu zahlen hat, wenn so oder so ausgeht.

Ich habe auch rechtlich komplizierte Sachen, und auch Sachen mit gutem Streitwert, tortzdem habe ich meine Existenz mit diesem Job nicht gesichert. Man sagt, es sei mindestens 5-7 Jahre erforderlich zu überleben, um Fuß als Selbständigter zu fassen.

Ich war immer ehrlich, auch dann wenn mir die Unehrlichkeit mehr Verdienst gebracht hätte. Das finde icih sehr interessant. Deine Interessen und die des Mandanten sind oft nicht gleich, aber ich arbeite gewissenhaft, sonst findet man da keine Grenze. ES gibt wirklich Anwälte, die alles tun. Was ich alles so erfahren habe ...
Puschkin: "Die Wahrheit ist stärker als Gott".
Syd26
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 3576
Registriert: Montag 8. März 2004, 14:07
Ausbildungslevel: RA

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Syd26 »

MobileDeepBlueSea hat geschrieben:Was mich mal ernsthaft interessiert: Von wem lernt man als Selbstständiger?
Ich war ja fast 2 Jahre freie Mitarbeiterin in einer anderen Kanzlei. Da hab ich einiges gelernt.
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
Benutzeravatar
j_laurentius
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1683
Registriert: Freitag 11. Juni 2004, 12:40

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von j_laurentius »

MobileDeepBlueSea hat geschrieben:Hm. Ob das die Anleitung durch "alte Hasen" gänzlich ersetzt?
Also, ich bin in keine größeren Fettnäpfchen getreten und war von Anfang an ziemlich erfolgreich, daher denke ich mal, ich konnte die fehlende Anleitung durch "alte Hasen" wirklich ganz gut ausgleichen. Mag sein, daß ich eine noch spitzenmäßigere Anwältin geworden wäre, wenn ich diese Anleitung gehabt hätte O:)

Nee, mal ernsthaft, die eigentliche anwaltliche Tätigkeit fand ich nie besonders knifflig. Ich bearbeite aber halt auch eher überschaubare Fälle, wobei die rechtliche/tatsächliche Komplexität häufig schon nicht ohne ist, aber ich betreue keine Unternehmenstransaktionen oder dergleichen, wo man sich wochenlang hineinvergraben muß, weil es so umfangreich ist.

Was ich von Anfang an nervig fand, war das ganze Drumherum, was die Angestellten erledigen, daß man Schriftsätze in ausreichender Stückzahl druckt, Anlagen kopiert, alles richtig heftet, Abschriften an den Mandanten schickt, alles in Briefumschläge steckt, und nicht zuletzt der Krampf mit der Buchführung :-- Deswegen hatte ich mir nach einem halben Jahr auch eine tüchtige Azubine zugelegt, die schon eine Ausbildung in einem anderen Bereich hinter sich hatte und auch schon mal selbständig gearbeitet hat, die also nicht frisch von der Schule kam und als sechzehnjähriges Mädel von nichts etwas wußte. Das war sehr hilfreich.
Herr Schraeg
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 2811
Registriert: Montag 15. März 2010, 10:35
Ausbildungslevel: RA

Re: Wie zufrieden seit ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Herr Schraeg »

Klaubauf hat geschrieben:" Dies bedeutet eben auch, dass tagüber niemals ein AB laufen durfte, dass immer eine nette Dame ans Telefon gehen musste, dass immer eine nette Dame da ist, wenn Mandanten kommen, etc....
Dazu auch vor einiger Zeit im Anwaltsblatt (AnwBl 2007, 858 http://anwaltverein.de/downloads/Anwaltsblatt/AnwBl-Archiv/Jahrgang_2007/12-07.pdf (Verwaister Link automatisch entfernt)) eine -zumindest mich - überraschende und ernüchternde Studie dazu, nach welchen Kriterien Mandanten ihre Anwälte aussuchen: Nach der Möglichkeit zu einem schnellen Gesprächstermin und der Spezialisierung des Anwalts ist die Freundlichkeit des nichtanwaltlichen Personals der drittwichtigste Faktor bei der Auswahl, noch vor dem Ruf des Anwalts und weit vor der Honorarfrage.

Eine ReNO/Sekretärin mit einer angenehmen Telefonstimme und dem Händchen für den richtigen Umgang mit Mandanten sollte man also unbedingt halten.
Benutzeravatar
j_laurentius
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1683
Registriert: Freitag 11. Juni 2004, 12:40

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von j_laurentius »

Wobei meine Mandanten es im ersten halben Jahr meiner Tätigkeit, als ich noch keine Angestellte hatte, immer ganz toll fanden, sofort mich an der Strippe zu haben, wenn sie in meiner Kanzlei anriefen - meine Azubine stieß zu Beginn auf nicht unerhebliche Akzeptanzprobleme.
Gelöschter Nutzer

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

MobileDeepBlueSea hat geschrieben:Was mich mal ernsthaft interessiert: Von wem lernt man als Selbstständiger?
Sehr viel durch Eigenarbeit. Ich habe meine Büroräume ca. 2 Monate vor der eigentlichen Aufnahme der Tätigkeit angemietet, habe vorher noch renoviert und in einem Raum bereits alles fertig eingerichtet mit Internet und Büchern. Bis zum eigentlichen Startschuss hatte ich viel Zeit zur Vorarbeit, wobei mnan auch gar nicht wirklich weiß, was man genau brauchen wird, und deswegen in tausend verschiedene Richtugnen sich schon mal präpariert, natürlich unter Berücksichtigung der Rchtsgebiete, die man selber machen möchte. Habe mein Referendariat in einer GK gemacht, mit Kollegen, zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis hatte und auch heute noch habe. Da habe ich vom ersten Tag an gut gelernt. Mit diesen Kollegen und anderen Kollegen haben wir uns immer ausgetauscht, ich konnte mich bei denen immer wieder mal melden, wenn ich nicht weiter wusste. Die haben mich gut ein Jahr länger als üblich als "Referendar" mitgetragen, wofür ich unglaublich dankbar bin.
Die Goldgrube für mich war dann die Internetseite foreno.de, da habe ich jeden Tag die neuen Beiträge mitgelesen und im Archiv immer was gefunden, was für das Organisatorische und für die Kostensachen von erheblichem Wert war.


Auslegeware hat geschrieben:Ich war immer ehrlich, auch dann wenn mir die Unehrlichkeit mehr Verdienst gebracht hätte. Das finde icih sehr interessant. Deine Interessen und die des Mandanten sind oft nicht gleich, aber ich arbeite gewissenhaft, sonst findet man da keine Grenze. ES gibt wirklich Anwälte, die alles tun. Was ich alles so erfahren habe ...
ja, das kenne ich auch gut. Habe mir schon oft anhören müssen, ich sei eine sehr schlechte Anwältin, weil ich mich geweigert habe, mich deren Vorstellungen und Wünschen zu beugen, die weit entfernt des Erlaubten waren. Es sei doch schließlich meine Aufgabe, für die zu lügen!
Benutzeravatar
Auslegeware
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 5358
Registriert: Freitag 17. Dezember 2004, 20:42
Ausbildungslevel: Interessierter Laie

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Auslegeware »

dida hat geschrieben:
Auslegeware hat geschrieben:Ich war immer ehrlich, auch dann wenn mir die Unehrlichkeit mehr Verdienst gebracht hätte. Das finde icih sehr interessant. Deine Interessen und die des Mandanten sind oft nicht gleich, aber ich arbeite gewissenhaft, sonst findet man da keine Grenze. ES gibt wirklich Anwälte, die alles tun. Was ich alles so erfahren habe ...
ja, das kenne ich auch gut. Habe mir schon oft anhören müssen, ich sei eine sehr schlechte Anwältin, weil ich mich geweigert habe, mich deren Vorstellungen und Wünschen zu beugen, die weit entfernt des Erlaubten waren. Es sei doch schließlich meine Aufgabe, für die zu lügen!

Das ist nicht von mir. :D
Dachte eben "Verdammt, schon wieder besoffen im Forum gewesen." :D
Es darf in diesem Thread wieder zu einem kollegialen Umgangston zurückgefunden werden.
Benutzeravatar
MobileDeepBlueSea
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1611
Registriert: Dienstag 10. November 2009, 10:19
Ausbildungslevel: RA

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von MobileDeepBlueSea »

Habe mein Referendariat in einer GK gemacht, mit Kollegen, zu denen ich ein sehr gutes Verhältnis hatte und auch heute noch habe. Da habe ich vom ersten Tag an gut gelernt. Mit diesen Kollegen und anderen Kollegen haben wir uns immer ausgetauscht, ich konnte mich bei denen immer wieder mal melden, wenn ich nicht weiter wusste. Die haben mich gut ein Jahr länger als üblich als "Referendar" mitgetragen, wofür ich unglaublich dankbar bin.
Das ist natürlich klasse. :)
Gelöschter Nutzer

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

@Auslegeware:
sorry, ich glaube, dafür war ich wohl besoffen!
Ich kann mir gerade überhaupt nicht erklären, warum ich mit deinem Namen zitiert habe, obwohl ich den Text von Chefreferendar kopiert habe.
Ich unterliege soweit einer technischen Überforderung und man möge mir bitte verzeihen!
Benutzeravatar
advocate
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 261
Registriert: Freitag 16. Mai 2008, 14:41
Ausbildungslevel: RA

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von advocate »

Ein wirklich interessantes Thema! :) Ich hätte aber noch mal ein paar Fragen:

Wie habt ihr das mit Post, Telefonaten usw. im Urlaub gemacht, als weder ReNo noch Azubi zur Verfügung standen?

Habt ihr Euch in einem Ort selbständig gemacht, in dem ihr quasi "immer" schon gewohnt habt? Also Kontakte aus der Jugend, schule, Vereinen usw.? Oder an dem Studienort? Oder sogar in einem "unbekannten" Ort, nach dem ihr dort zunächst für den ersten Job hingezogen seid? Ich stelle es mir einfach sauschwieirg vor ein gutes Netzwerk aufzubauen, aus dem man genügend Fälle ziehen kann (und diese dann evtl. auch noch einem Spezialgebiet angehören)...

Vielen Dank für die Beantwortung!
Gelöschter Nutzer

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich habe mich auch vor 2 Jahren direkt nach dem Studium selbstständig gemacht. Da ich dies schon immer wollte, habe ich u.a. in meiner Anwaltsstation bei einer Anwältin auch im Sekretariat mitgearbeitet, um dort die ganzen organisatorischen Dinge zu lernen. Ich bin jetzt mit dieser Anwältin in Bürogemeinschaft tätig. Insofern habe ich immer einen erfahrenen Ansprechpartner. Ich habe mich auch von Beginn an spezialisiert auf das Familien-, Sozial- und Arbeitsrecht. Da ich hinsichtlich letzerem nur 2 Mandate in gut einem Jahr bekommen habe, habe ich auch das jetzt eingestellt und mache nur noch Sozial- und Familienrecht. Andere Sachen habe ich von Anfang an nicht angenommen, auch wenn danach gefragt wurde. Auch meine eigenen Mandaten verweise ich weiter. Grund hierfür ist, dass ich zum einen keine Lust habe mich in andere Rechtsgebiete lange Zeit einzuarbeiten und damit zwangsläufig unwirtschaftlich und wohl auch haftungsträchtig zu arbeiten. Zum anderen fühle ich mich auch nicht so sicher dem Mandanten ggü., wenn ich selber wenig Ahnung habe und dadurch macht mir das ganze Mandat keinen Spaß und bereitet Kopfzerbrechen. Bei mir rufen allerdings auch ganz selten mal "Irrläufer" an, weil ich nur für die beiden Rechtsgebiete werbe und nicht angebe auf Nachfrage auch andere Bereiche abzudecken. Ich denke nur so kann sich auch eine Spezialisierung ergeben. Macht man nur für 2, 3 Rechtsgebiete Werbung, melden sich vielleicht einige Mandanten der anderen Rechtsgebiete nicht. Ich bin aber überzeugt, dass man mehr Mandanten in den Spezialgebieten dazugewinnt, als wenn man auch andere Rechtsgebiete bewirbt.

Bisher bin ich damit sehr gut gefahren. Meine Mandate bekomme ich zu 99% aus dem Internet, wobei ich den Erfolg gar nicht nachvollziehen kann. Die Website ist selber programmiert und alles andere als Suchmaschinen optimiert. Den Mandanten gefällt sie aber und ich war anfangs viel bei frag-einen-anwalt aktiv.

Die Bürobesetzung halte ich auch für sehr wichtig. Da kommt mir das Personal meiner Kollegin zu gute, welches für mich ans Telefon geht und die Mandanten empfängt. Hätte ich diese Möglichkeit nicht, würde ich auch in jedem Fall einen externen Telefonservice nutzen. Alles andere mache ich derzeit noch alleine. Dennoch gefällt mir meine Arbeitszeit. Die Angaben von einigen hier (60 Stunden / Woche) kann ich nicht bestätigen. Bei mir ist es eher so, dass ich nen ganz normalen Büroalltag von 9 bis 17 mit einer Stunde Mittagspause schiebe. Arbeit nehme ich nur mit nach Hause, wenn ein Fristablauf droht oder die Akte schon etwas länger liegt. Ich gehe davon aus, dass ich in jedem Angestelltenverhältnis mehr arbeiten müsste, weil es von mir erwartet wird. Auch ich bin froh, dass ich den Druck eines Chefs nicht habe. Ich kann kommen und gehen, wann ich möchte, sage Mandanten, wenn ich keine Lust auf Sie habe und komme in Jeans und Trägertop, wann ich möchte. Gerade in meinen Rechtsgebieten erwarten die Leute nicht unbedingt ein schickes Kostüm und finden dies vielleicht auch eher abschreckend.

Obwohl meine Arbeitszeiten recht angenehm sind, habe ich m.E. gut zu tun. Ich habe mich von Anfang an (mit Gründungszuschuss) selber getragen und schwarze Zahlen geschrieben. Und auch von der Anzahl der Mandate darf ich davon ausgehen, dass ich wohl nach Ablauf der 3-jährigen Zulassung beide Rechtsgebiete mit Fachanwaltstiteln besetzen kann.

Alles in allem bin ich also mehr als zufrieden und meine Erwartungen haben sich auch eigentlich mehr als erfüllt. Ich finde es toll relativ unabhängig zu sein und kann trotz des Unternehmerrisikos nachts ganz gut schlafen ;-)

Ich gebe Jana aber recht: man muss dazu geboren sein. Auch ich habe Kollegen, die Investitionen scheuen und die Sache unprofessionell angehen (Wohnzimmerkanzlei, kein Internetauftritt, Preisdumping nur um [nicht zahlungswillige] Mandanten zu akquirieren etc.). Sie alle haben Probleme über die Runden zu kommen und haben teilweise auch schon aufgegeben ...

Wenn man sich aber aus Überzeugung und nicht aus der Not heraus selbstständig macht, kann das Ganze in jedem Fall auch gut gehen ...
Klaubauf
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 312
Registriert: Donnerstag 22. Juni 2006, 17:37

Re: Wie zufrieden seid ihr mit der Selbständigkeit?

Beitrag von Klaubauf »

@ Auslegeware: Ja, wir haben es von Beginn an durchgehend genutzt, das heißt, bei Abwesenheit und bei Anwesenheit wurde durchgestellt. Anders geht es kaum, wenn es nicht auffassen soll. Wenn Mandantenöfters anrufen, kann es ja kein Zufall sein, wenn in Abwesenheit immer die Mitarbeiterin rangeht, bei Anwesenheit immer du selber... Die Kosten steigen dann aber auch recht schnell. Du kannst aber auch deine kompletten Mandanten da anlegen, so dass die Sekretärinnen immer sofort alle Daten des Mandaten parat haben und nicht immer wieder nach dem Namen fragen.

Bei Bedarf kann man das ganze einen Monat kostenlos testen!

@ Rest: Ich finde es immer wieder interessant, dass doch immer wieder viele sagen, dass Ihnen www.frag.einen.anwalt.de (Verwaister Link http://www.frag.einen.anwalt.de automatisch entfernt) doch viele Mandate gebracht hat. Bei allen teilweise auch recht starkten Kritik an diesem Forum kann ich dies aber nur bestätigen. Meine Teilnahme dort im ersten Jahr hat mir monatlich ca. 500-600,00 € gebracht, dass deckt für einen Berufsanfänger doch schon mal einen nicht unerheblichen Teil der Ausgaben ab. Und obwohl ich jetzt schon seit 2 Jahren keine Fragen mehr beantworte, kommen immer noch Mandante darüber, entgegen vieler Meinungen auch lukrative. Gutes google Ranking sei Dank! An dieser Stelle oute ich mich auch mal als "Fan" von Jana, die dort immer tolle Amtworten gibt. Und jetzt lese ich, dass sie verheiratet ist :-(
Antworten