Einstieg - Anlaufschwierigkeiten

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Gelöschter Nutzer

Einstieg - Anlaufschwierigkeiten

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo Liebe Gemeinde,
wie verlief bei euch der Einstieg in die Anwaltschaft? Ich bin nunmehr seit 3 Wochen am Ball. Bin in einer Bürogemeinschaft mit 3 Steuerberatern. Die Idee war dass ich von dem bestehenden Mandantenstamm partizipiere und nach und nach eigene Mandanten an Land ziehe. Jedoch läuft es bescheiden. In den ersten 3 Wochen konnte ich gerade einen Mandaten finden bzw. er mich - via google. Ansonsten bleibt es sehr sehr ruhig. Werbung hab ich gemacht. Verfüge auch über eine professionelle Webseite. Auch die Google-Suche spukt mich aus beim Suchbegriff "Rechtsanwalt - Wohnort". ... Eigene Mandate bleiben aber aus.

Wann fing es bei euch an zu laufen? Wie viel Mandate hattet ihr in den ersten Wochen/Monaten? Momentan bearbeite ich vorwiegend punktuelle Rechtsfragen für meine steuerberatenden Kollegen - also knifflige Fragestellungen im Steuerrecht (hab ein Aufbaustudiengang im Steuerrecht gemacht (LL.M)).

:drinking:
Kasimir
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Re: Einstieg - Anlaufschwierigkeiten

Beitrag von Kasimir »

Website und Google wird mE ueberschaetzt. Was fuer Werbung hast du denn gemacht? Und was sieht dein Businessplan fuer Konzepte zur Mandantengewinnung vor?
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Gelöschter Nutzer

Re: Einstieg - Anlaufschwierigkeiten

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Moin lieber Kollege JungAnwalt,

deine magischen Werbefähigkeiten können so schlecht nicht sein - du hast es jedenfalls schon mal geschafft, dass ich mir extra zum antworten einen Account angelegt habe ;)

3 Wochen sind ja noch sowas von kurz, da kannst du ja noch gar keine Zeit für ernsthafte Selbstzweifel gehabt haben. Ich bin jetzt etwa ein dreiviertel Jahr dabei. Die ersten Wochen liefen bei mir auch seeehr gemütlich. Ich hatte zwar durchaus zu tun, aber eher mit mir selbst, wie das eben so ist als Anfänger... Gerade wenn du frisch als RA zugelassen bist und keine Mandanten/Mandate aus früherer Tätigkeit mitbringst ist es doch ganz normal, dass dir nicht sofort dutzende von Leuten die Tür einrennen. Bei den alten Hasen kommen auch nicht täglich neue Sachen rein und laufende Mandate, die einen beschäftigen, hat man noch nicht. Aber das kommt noch, wart's ab, und genieß die Ruhe bis dahin ;)

Und, weil alle Existenzgründer immer konkrete Zahlen möchten und keiner sie Ihnen gibt - ich hab mal in meinem Kanzleiprogramm nachgeschaut, wie viele Akten ich in den ersten Monaten angelegt habe:

1: 3
2: 1
3: 5
4: 1
5: 5
6: 3
7: 7
8: 4
9: 13

(Sind wie gesagt nur Akten. Teilweise stecken mehrere Einzelverfahren dahinter. Ansonsten hatte ich auch viele sonstige Anfragen, aus denen (noch) nichts geworden ist, oder Leute, die sich zum Beratungstermin abgemeldet und dann nicht gekommen sind etc.)

Jedenfalls kannst du an den Zahlen sehen, dass der Zustrom alles andere als gleichmäßig ist. Aber er strömt. Nur Geduld. Mittlerweile bin ich jedenfalls ganz gut beschäftigt. Und verdiene langsam sogar Geld \:D/

Ich muss Kasimir übrigens widersprechen: Website und Google ziehen deutlich mehr, als ich zu hoffen gewagt habe. Wobei das natürlich auf deine Zielgruppe ankommt (Verbraucher oder Unternehmer, etc). Ansonsten halte ich deinen Ansatz, sich von Anfang an zu spezialisieren und sich in einer passenden Bürogemeinschaft zu vernetzen, für sehr erfolgversprechend. Netzwerken ist überhaupt wichtig: lass die Menschen wissen, wer du bist und was du kannst. Bloß nicht zu bescheiden sein. Viel Erfolg! Und: Prost! :drinking:
Gelöschter Nutzer

Re: Einstieg - Anlaufschwierigkeiten

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Kasimir hat geschrieben:Website und Google wird mE ueberschaetzt. Was fuer Werbung hast du denn gemacht? Und was sieht dein Businessplan fuer Konzepte zur Mandantengewinnung vor?
Naja, vordergründig will ich von den Mandanten in der Steuerkanzlei partizipieren -> Rund-Um-Versorgung, das war unsere Idee. Die Steuerkanzlei - in der ich nunmehr mit drin bin, gibt's seit 25 Jahren und hat ein großer Mandantenstamm. Mandate, die vorher zu anderen RAen geschickt wurden, um außersteuerliche Fragen zu beantworten, sollen nun - soweit gewünscht - gleich zu mir kommen können... halt die Arbeitsgänge optimieren.

Werbung bisher nur Internet. Zeitungsannonce schalten wir diese Woche. Zudem mach ich ab 08/2016 einen Rechtsratgeber in ner Zeitung, die nur im hießigen Umkreis verteilt wird (Auflage: 25.000 Stk).

Auch die Anwaltsdichte ist nicht sehr hoch. 932Köpfe/Anwalt. Zudem werden in den nächsten 8 Jahren 60%! aller Anwälte, die hier ansässig sind, altersbedingt wegfallen (weil >68).

Ice Ice Pinguin:
Das beruhigt mich :-) Ohne die Nebenstelle an der UNI und die gutachterliche Tätigkeiten aus der Steuerkanzlei sähe mein Einkommen ziemlich mau aus.
Freu mich aber, dass es bei dir so langsam läuft!




Hoffentlich wird's noch!!!
julée
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Re: Einstieg - Anlaufschwierigkeiten

Beitrag von julée »

JungAnwalt hat geschrieben:Auch die Anwaltsdichte ist nicht sehr hoch. 932Köpfe/Anwalt. Zudem werden in den nächsten 8 Jahren 60%! aller Anwälte, die hier ansässig sind, altersbedingt wegfallen (weil >68).
Trotzdem scheint es mir (im sehr ländlichen Bereich?) etwas viel verlangt zu sein, dass Dir die Leute gleich im ersten Monat die Bude einrennen. Mindestens 60 Prozent der Leute haben vermutlich gerade keinerlei Beratungsbedarf; viele andere werden bereits einen Anwalt haben bzw. bei Bedarf eher auf Empfehlung von Bekannten zu einem der alt eingesessenen Anwälte gehen. Entsprechende dürfte auch für die Mandanten im Steuerbereich gelten: Anderweitige Rechtsprobleme dürften akut die Wenigsten haben und viele dürften bereits anderweitig zu ihrer vollen Zufriedenheit versorgt sein, so dass auf die Schnelle nur ein Teil der Steuermandanten für den (sicherlich guten) Optimierungsgedanken zu gewinnen sein dürfte. Insofern würde ich mich einfach ein wenig in Geduld üben und zusehen, dass ich lokal "bekannt" werde; die Zeitungssache scheint mir da eine gute Idee zu sein.
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Calipso
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Re: Einstieg - Anlaufschwierigkeiten

Beitrag von Calipso »

Hallo,

deine Fragestellung lässt sich so einfach nicht beantworten. Bist du in einer Klein- oder Großstadt tätig? Es klingt bei dir auch sehr spezialisiert. Da brauchst du vermutlich einen längeren Atem, kannst aber sicher langfristig gesehen sehr erfolgreich sein. Der Vorteil am Anfang besteht ja darin, den Mandanten echten Service anbieten zu können und die herangetragene Angelegenheit wirklich durchdenken zu können etc. pp. Die gute Arbeit an den Erstmandaten muss sich dann eben herumsprechen.

Ich habe mich vor 9 Monaten in der Hauptstadt selbstständig gemacht und kann mich von den Mandatsanfragen und der Anzahl der Mandate her wirklich nicht beklagen. Was noch fehlt, ist ein gewisser, kontinuierlicher Geldfluss.

Ich biete nicht "Feld, Wald und Wiese" an, bin aber auch nicht zu spezialisiert, habe aber u.a. ein Themengebiet, bei dem ich wie vermutet, eine Art Marktlücke entdeckt habe und eine Menge außerjuristisches Spezialwissen habe. Allerdings variieren da die Streitwerte/Honorare sehr, da es eben ein Themen- und kein Rechtsgebiet ist. Stichwort: Mischkalkulation.

Hab im Schnitt seit Beginn meiner Selbstständigkeit jedenfalls 8 Neumandanten/Monat, wobei einige auch mit mehreren Angelegenheiten aufgeschlagen sind. In meinem ersten Monat waren es 4 Mandate. Wobei die reine Mandatszahl ja auch nichts über den Aufwand und das Honorar aussagt.

LG, Calipso.
Syd26
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Re: Einstieg - Anlaufschwierigkeiten

Beitrag von Syd26 »

Ich halte das für normal. Zudem ist Urlaubszeit (je nach Bundesland), im Sommer ist erfahrungsgemäß weniger los, ebenso im Januar.

Dass jeder Anwalt mit 68 seine Zulassung zurückgibt, glaube ich übrigens nicht.
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
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