800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

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AlicImWunderland
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800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von AlicImWunderland »

Hallo Leute, wie siehts aus (wenn man das überhaupt pauschal sagen kann) - aber welchem Streitwert freut ihr euch über eine Mandatierung und wann denkt ihr euch eher "Oh God Why" :)
Ich habe momentan das Problem, dass ich einen Anwalt auf dem Gebiet des Reiserechts suche mit einem ziemlich einfachen Fall (Ein leicht zu beweisender pauschalierter Ersatzanspruch gegen eine deutsche Fluggesellschaft iHv je 400 Euro von mir und einer weiteren Person, wegen erheblicher Verspätung - die Haftung wird dabei vermutet und die Fluggesellschaft müsste Gründe wie Vogelschlag oder ähnlich gravierendes nachweisen um sich zu exkulpieren, da nach BGH Rechtsprechung technische Probleme und ähnliches nicht ausreichen). Im Grunde also leicht verdientes Geld aus meiner Sicht. Ein paar Briefe hin und her schreiben, dann einen Vergleich oder (von mir favorisiert) sogar ein Prozess und die Sache ist durch. Scheint mir nicht viel Arbeit zu sein, da die Fakten im Grunde feststehen.

Nun habe ich allerdings das Problem, dass mittlerweile bereits der dritte Anwalt meine Mails mit einer Anfrage zwecks möglicher Mandatierung und Bitte um Rückruf einfach komplett ignoriert.

Da habe ich mich gefragt, ob 800 Euro Streitwert einfach viel zu wenig sind und man da als Anwalt lieber abtaucht? :)

Ab welcher Summe wird so ein Mandat denn interessant?
Und müssten die Anwälte nicht wenigstens mit fadenscheinigen Ausreden wie "zu beschäftigt um das Mandat angemessen wahrnehmen zu können" kommen? Soweit ich weiß ist man doch verpflichtet "unverzüglich" die Annahme oder Ablehnung des Mandats zu erklären sobald dieses angetragen wird - oder irre ich mich da?
Komplettes ignorieren scheint mir in jedem Fall fragwürdig zu sein.


Lieben Gruß
AlicImWunderland
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von AlicImWunderland »

PS: ich weiß Rechtsberatung ist hier verboten und ich brauche auch keine - mich interessiert das vielmehr generell wie es in der Praxis aussieht. Kann man ja vllt auch ein bisschen diskutieren ob in der Praxis Idealismus weit verbreitet ist oder vllt doch eher darauf geschaut wird was bei der ganzen Sache für einen selbst rausspringt - und wie diese Einstellungen zu bewerten sind \:D/
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Tibor
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von Tibor »

Vielleicht ist der Fall auch einfach nicht so einfach wie es scheint?
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Herr Schraeg
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von Herr Schraeg »

Ich bin auch immer sehr skeptisch und zurückhaltend, wenn der potentielle Mandant erklärt, dass alles ja ganz einfach sei und kaum Aufwand erfordere; ausserdem habe er schon mal die Rechtslage recherchiert und suche eigentlich nur noch einen Anwalt, der das auf seinen Briefkopf übernehme. ;)

Unabhängig von diesem Alarmsignal, nutz das Ganze einmal als Fingerübung und kalkuliere es durch:

Wieviel Zeit muss man realistisch ansetzen? Durchsicht der Unterlagen, kurze Besprechung mit Dir (alternativ: Telefonat), Recherche der Rechtslage, Schreiben an Gegner, Erinnerungsschreiben, Analyse des Antwortschreibens des Gegners, Weiterleiten des Antwortschreibens mit Erläuterung an Dich, nochmaliges Schreiben an den Gegner unter Widerlegung seiner Argumente, Gegner zahlt. Wenn deine Unterlagen perfekt aufbereitet waren, keine Nachforderungen nötig waren und die Rechtslage wirklich einfach ist, vielleicht 2 h bis 4 h?

Was kann der RA nach RVG erlösen? Ich schätze einmal rund 100 Euro.

Bei unterstellten 4 h Aufwand also ein Stundensatz von 25 Euro. Davon zahlt der RA Miete, Personal, Bürokosten usw. Unterstellen wir einmal eine Kostenquote von 50 % (da kann ich einfacher rechnen), erlöst der RA also 12,50 Euro/h - brutto, d.h. davon gehen Steuern und Sozialversicherungsabgaben ab. Wenn er sich stattdessen in die Fußgängerzone stellt und auf der Panflöte "El Condor Pasa" spielt, wird er mehr verdienen.

Ja, die Rechnung ist massiv vereinfacht. Wenn der RA sonst nichts zu tun hat, ist es dennoch sinnvoll, das Mandat anzunehmen. Wenn er aber halbwegs ausgelastet ist, ist das Mandat bei isolierter Betrachtung wirtschaftlich für ihn völlig uninteressant. Und für pro bono-Arbeit gibt es deutlich bedürftigere Fälle als angehende Juristen, die Schadensersatz wegen Verspätungen bei Flugreisen geltend machen wollen. Nichtsdestotrotz hätten die angefragten Kollegen natürlich die Nichtannahme unverzüglich nach § 44 BRAO erklären müssen.
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von Syd26 »

Die Rechnung von Herrn Schraeg ist zwar vereinfacht, aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Sie umreißt jedenfalls das Problem sehr anschaulich.

Dennoch glaube ich kaum, dass es sich heutzutage noch eine Durchschnittskanzlei leisten kann, solche kleineren Mandate abzulehnen. Idealerweise macht das dann der Referendar oder die ReFa, wenn es denn wirklich so einfach ist, wie Du meinst.

Ich selbst handhabe es so, dass ich Mandate, die theoretisch die Berufungssumme erreichen, mir zumindest mal anschaue. In Deinem Fall würde ich nicht unbedingt wegen des geringen Streitwerts ablehnen, sondern möglicherweise wegen Deiner Ansage, dass der Fall "einfach" sei. Meistens ist es das nämlich nicht. Das ist nur eine Vermutung, denn ich weiß natürlich nicht, welchen Inhalt Deine E-Mails jeweils hatten. Im Übrigen würde ich an Deiner Stelle einfach mal in der Kanzlei anrufen. ;) Wer weiß, ob die Mails direkt bei den Kollegen ankommen.
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von Trente Steele82 »

Das mit dem "einfach" kann ganz schnell mal in die Hose gehen. Die Fälle nach dieser komischen Verordnung haben eigentlich recht einfache Voraussetzungen, allerdings hab ich schon gesehen, dass der Kollege, der dachte "piece of cake" das falsche Unternehmen verklagt hat (nämlich nicht das ausführende Unternehmen - oft ergibt sich das ja nicht immer sofort) und schwupps muss die "einfache" Klage im Termin zurückgenommen werden.
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von hlubenow »

AlicImWunderland hat geschrieben:Nun habe ich allerdings das Problem, dass mittlerweile bereits der dritte Anwalt meine Mails mit einer Anfrage zwecks möglicher Mandatierung und Bitte um Rückruf einfach komplett ignoriert.
Vielleicht ist Dein Mail-Server kaputt? :D
TeWe
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von TeWe »

Der Gegenstandswert sind ja nur 400 Euro, die Erhöhung für den 2. Auftraggeber reisst es da auch nicht raus. Dazu dann noch sachkundige Auftraggeber die einem die Arbeit erklären. Vorbehalte bei der Mandatsannahme finde ich da verständlich.
AlicImWunderland
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von AlicImWunderland »

Herr Schraeg hat geschrieben:Ich bin auch immer sehr skeptisch und zurückhaltend, wenn der potentielle Mandant erklärt, dass alles ja ganz einfach sei und kaum Aufwand erfordere; ausserdem habe er schon mal die Rechtslage recherchiert und suche eigentlich nur noch einen Anwalt, der das auf seinen Briefkopf übernehme. ;)

Unabhängig von diesem Alarmsignal, nutz das Ganze einmal als Fingerübung und kalkuliere es durch:

Wieviel Zeit muss man realistisch ansetzen? Durchsicht der Unterlagen, kurze Besprechung mit Dir (alternativ: Telefonat), Recherche der Rechtslage, Schreiben an Gegner, Erinnerungsschreiben, Analyse des Antwortschreibens des Gegners, Weiterleiten des Antwortschreibens mit Erläuterung an Dich, nochmaliges Schreiben an den Gegner unter Widerlegung seiner Argumente, Gegner zahlt. Wenn deine Unterlagen perfekt aufbereitet waren, keine Nachforderungen nötig waren und die Rechtslage wirklich einfach ist, vielleicht 2 h bis 4 h?

Was kann der RA nach RVG erlösen? Ich schätze einmal rund 100 Euro.

Bei unterstellten 4 h Aufwand also ein Stundensatz von 25 Euro. Davon zahlt der RA Miete, Personal, Bürokosten usw. Unterstellen wir einmal eine Kostenquote von 50 % (da kann ich einfacher rechnen), erlöst der RA also 12,50 Euro/h - brutto, d.h. davon gehen Steuern und Sozialversicherungsabgaben ab. Wenn er sich stattdessen in die Fußgängerzone stellt und auf der Panflöte "El Condor Pasa" spielt, wird er mehr verdienen.

Ja, die Rechnung ist massiv vereinfacht. Wenn der RA sonst nichts zu tun hat, ist es dennoch sinnvoll, das Mandat anzunehmen. Wenn er aber halbwegs ausgelastet ist, ist das Mandat bei isolierter Betrachtung wirtschaftlich für ihn völlig uninteressant. Und für pro bono-Arbeit gibt es deutlich bedürftigere Fälle als angehende Juristen, die Schadensersatz wegen Verspätungen bei Flugreisen geltend machen wollen. Nichtsdestotrotz hätten die angefragten Kollegen natürlich die Nichtannahme unverzüglich nach § 44 BRAO erklären müssen.

Ziemlich gut Schätzung - zumindest hat ein anderer Anwalt zweier Personen die wir auf dem Flug kennengelernt haben exakt 104 Euro berechnet (Plus Porto und Steuern) . Dabei hatte er aber sogar noch Ansprüche iHv 20 Euro pP für mangelnde Verpflegung in den Streitwert mit einbezogen :D

Den Rest deiner Kalkulation zweifele ich allerdings erheblich an.

-Das Telefonat (Mittlerweile hat er sich doch gemeldet und das Mandat übernommen) hat keine 10 Minuten gedauert (Hätte von mir aus auch noch kürzer sein können, da ich sowieso alles wusste was er mir da erzählt hat)

-Die Rechtslage ist nicht nur von mir behauptet einfach, sondern auch tatsächlich (Wie gesagt ein pauschalierter Anspruch - man muss nur nachweisen, dass man im Flugzeug saß und es eine Verspätung gab, das ist beides problemlos möglich. Falls die Fluggesellschaft sich exkulpieren will, muss sie schon etwas vorbringen (und beweisen) wie Vulkanausbruch, Vogelschlag oder eine ähnliche Seltenheit - nach gefestigter BGH Rechtsprechung zählt nämlich ein Defekt am Flugzeug nicht und das selbst dann, wenn das Flugzeug stets ordnungsgemäß gewartet wurde. Insofern gewinnt man eigentlich so gut wie immer). Bin ja selber Jurist und kann das daher ganz gut einschätzen. Hätte ich schon mein zweites Examen hätte ich den Anspruch am liebsten selber geltend gemacht, aber so geht's ja nicht anders ;)

- Von einem Reiserechtler, der auf seiner Homepage die Geltendmachung von Fluggastrechten explizit angibt kann man zudem Wohl erwarten, dass er sich nicht noch groß einarbeiten muss sondern alle Urteile kennt.

- Ebenso wird er wohl, wenn er schlau ist, ein Musterschreiben auf dem Pc haben in das er dann nur noch die Adresse der Gesellschaft und die Flugdaten eingibt - der Rest ist ja immer der selbe.


Im Endeffekt sind das also um die 100 Euro für ein 10 minütiges Telefonat, ein paar Emails des Sekretariats und 5 Minuten einsetzen von Daten in ein Musterformular. Find ich gar nicht so schlecht ;)
Okay das Antwortschreiben wird vllt noch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen weil darauf individuell eingegangen werden muss, aber ich denke auch dort wird sich der Vorgang sehr ähneln, so dass zumindest Satzbausteine verwendet werden können. Zudem besteht ja noch die Aussicht auf ein Verfahren, was weiteres Geld in die Kasse spült. Wobei ich da eher das Gefühl hatte, dass der Anwalt lieber einen Vergleich als ein Verfahren möchte.


Naja mal sehen was jetzt aus der ganzen Sache wird O:)


Insgesamt sollte das Thema hier aber gar nicht so individuell geführt werden. Ich wollte vielmehr eine Grundsatzdiskussion darüber in Gang bringen, ab wann Mandate finanziell interessant werden und wie man mit den weniger interessanten umgeht. Ich könnte mir vorstellen, dass da fast jeder ein paar Tricks zum abwimmeln auf Lager hat :D


Achso was ich noch anmerken wollte: Ich habe mich in der Mail natürlich nicht darüber ausgelassen, dass ich den Anspruch für easy halte sondern lediglich so konkret wie möglich die Situation geschildert, die Beweise im pdf. Format angehängt und genau beschrieben was ich will (Möglichst keinen Vergleich sondern einen Prozess) sowie chronologisch alle Schritte aufgeführt die ich bislang unternommen habe (wie z.B. das Unternehmen wirksam per Einschreiben in Verzug zu setzen). Ich hab den Fall also quasi so geliefert, dass die größte Arbeit bereits getan ist und im Grunde nur noch der Briefkopf drauf muss, weil ich ja um den niedrigen Streitwert wusste. Müsste doch für jeden Praktiker ein Träumchen sein. Ich könnte mir vorstellen, dass es in der Praxis viel Mühe macht aus den Erzählungen der Mandanten voller Emotion und Unkenntnis das relevante herauszufiltern.
Swann
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von Swann »

AlicImWunderland hat geschrieben: -Die Rechtslage ist nicht nur von mir behauptet einfach, sondern auch tatsächlich (Wie gesagt ein pauschalierter Anspruch - man muss nur nachweisen, dass man im Flugzeug saß und es eine Verspätung gab, das ist beides problemlos möglich. Falls die Fluggesellschaft sich exkulpieren will, muss sie schon etwas vorbringen (und beweisen) wie Vulkanausbruch, Vogelschlag oder eine ähnliche Seltenheit - nach gefestigter BGH Rechtsprechung zählt nämlich ein Defekt am Flugzeug nicht und das selbst dann, wenn das Flugzeug stets ordnungsgemäß gewartet wurde. Insofern gewinnt man eigentlich so gut wie immer). Bin ja selber Jurist und kann das daher ganz gut einschätzen. Hätte ich schon mein zweites Examen hätte ich den Anspruch am liebsten selber geltend gemacht, aber so geht's ja nicht anders ;)
Wieso "geht's ja so nicht anders"? Was hindert dich daran, deinen Anspruch selbst geltend zu machen?
AlicImWunderland
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von AlicImWunderland »

Swann hat geschrieben:
AlicImWunderland hat geschrieben: -Die Rechtslage ist nicht nur von mir behauptet einfach, sondern auch tatsächlich (Wie gesagt ein pauschalierter Anspruch - man muss nur nachweisen, dass man im Flugzeug saß und es eine Verspätung gab, das ist beides problemlos möglich. Falls die Fluggesellschaft sich exkulpieren will, muss sie schon etwas vorbringen (und beweisen) wie Vulkanausbruch, Vogelschlag oder eine ähnliche Seltenheit - nach gefestigter BGH Rechtsprechung zählt nämlich ein Defekt am Flugzeug nicht und das selbst dann, wenn das Flugzeug stets ordnungsgemäß gewartet wurde. Insofern gewinnt man eigentlich so gut wie immer). Bin ja selber Jurist und kann das daher ganz gut einschätzen. Hätte ich schon mein zweites Examen hätte ich den Anspruch am liebsten selber geltend gemacht, aber so geht's ja nicht anders ;)
Wieso "geht's ja so nicht anders"? Was hindert dich daran, deinen Anspruch selbst geltend zu machen?
Naja, nett formuliert sind Fluggesellschaften leider nicht sehr zahlungsfreundlich, was diesen Anspruch angeht, dh von allem was nicht Kanzlei xy auf dem Briefkopf stehen hat, lassen die sich nicht beeindrucken und sitzen es aus. Die Gerichts oder Vergleichskosten die Ihnen auf diesem Weg entstehen sind vermutlich deutlich geringer, als wenn Sie an jeden berechtigten Anspruchsteller zahlen würden.

Versucht habe ich es natürlich trotzdem. Habe zunächst eine Mail als "Normalbürger" geschrieben - diese wurde komplett ignoriert. Daraufhin kam dann das zweiseitige Einschreiben in bestem Juristendeutsch unter Zitierung der aktuellen Rechtsprechung mit Forderungsaufstellung, Fristsetzung und allem was dazu gehört (Ich glaube ich werde mal ein guter Anwalt später :D ). Daraufhin kam dann ein sehr nichtssagendes Schreiben zurück das eindeutig auf hinhalten und Verzögerung ausgelegt war. Das Internet ist leider voll von ähnlichen Erfahrungsberichten. Naja und dann hat man als Nichtanwalt eben keine andere Chance, als sich rechtlichen Beistand zu suchen.

Ich bin natürlich durchaus in der Lage eine Forderung geltend zu machen, aber ohne die Möglichkeit das ganze zu einem Prozess/Urteil zu bringen, ist eben auch der beste Schriftsatz ein zahnloser Tiger.
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von peppowitsch »

AlicImWunderland hat geschrieben: Ich bin natürlich durchaus in der Lage eine Forderung geltend zu machen, aber ohne die Möglichkeit das ganze zu einem Prozess/Urteil zu bringen, ist eben auch der beste Schriftsatz ein zahnloser Tiger.
Wer verwehrt dir denn diese Möglichkeit?
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famulus
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von famulus »

AlicImWunderland hat geschrieben: Versucht habe ich es natürlich trotzdem. Habe zunächst eine Mail als "Normalbürger" geschrieben - diese wurde komplett ignoriert. Daraufhin kam dann das zweiseitige Einschreiben in bestem Juristendeutsch unter Zitierung der aktuellen Rechtsprechung mit Forderungsaufstellung, Fristsetzung und allem was dazu gehört (Ich glaube ich werde mal ein guter Anwalt später :D ).
Hehe, ja du bist super. Und so bescheiden.
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

peppowitsch hat geschrieben:
AlicImWunderland hat geschrieben: Ich bin natürlich durchaus in der Lage eine Forderung geltend zu machen, aber ohne die Möglichkeit das ganze zu einem Prozess/Urteil zu bringen, ist eben auch der beste Schriftsatz ein zahnloser Tiger.
Wer verwehrt dir denn diese Möglichkeit?
Das wollte ich auch schon fragen: übersehe ich etwa eine versteckte Zuständigkeit des Landgerichts?
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Re: 800 Euro Streitwert = Nerviges Mandat?

Beitrag von Tobias__21 »

§ 78 ZPO? :) Verklag sie doch einfach selbst und dann rufst du im Gericht: "ICH WILL DIE WAHRHEIT" :D :D und haust auf den Tisch. Zack, Klage begründet.
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