Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

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Syd26
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Syd26 »

Beides schließt sich m. E. nicht aus. ;)

Wie geschrieben, mein Kollege in der Kanzlei hat hier vor Ort mindestens einen Richter erlebt, dem die Rechtslage nicht bekannt war. Ich weiß nicht, wie (un)bekannt diese Frage tatsächlich ist.
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
markus87
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von markus87 »

Vielleicht liegt das nicht daran, dass der Richter die Rechtslage nicht kannte, sondern daran, dass er nicht mit so einer Dreistigkeit rechnete. Umgekehrt habe ich auch nicht erlebt, dass ein dem Richter persönlich nicht bekannter Anwalt mal gefragt worden wäre, ob er denn auch wirklich Anwalt ist.
paul321
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von paul321 »

Naja, möglicherweise ist dem Richter auch § 53 Abs. 4 BRAO bekannt gewesen.
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j_laurentius
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von j_laurentius »

Dass jemand explizit gefragt wurde, ob er denn Anwalt ist, habe ich auch noch nicht erlebt, aber wenn ich eine Terminsvertretung beim hiesigen Amts- oder Landgericht mache und die Untervollmacht auf meine Kanzlei (Sozietät) lautet, prüfen die Richter (wenn sie mich nicht kennen) schon nach, ob ich denn Partnerin der Sozietät bin (ich verweise dann immer auf den Briefkopf meiner Kanzlei, das passt schon). Und wenn der Name dessen, der den Termin wahrnimmt, nicht mit dem Anwalt, der die Verfahrenskorrespondenz geführt hat, übereinstimmt, fragen die Richter (wenn sie den Betreffenden nicht kennen) ebenfalls nach.
Syd26
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Syd26 »

paul321 hat geschrieben:Naja, möglicherweise ist dem Richter auch § 53 Abs. 4 BRAO bekannt gewesen.
Möglich. Hier geht es jedoch um einen Diplom-Juristen noch ohne Referendarstatus. Ansonsten kenne ich es so wie Jana.
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
Herr Schraeg
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Herr Schraeg »

j_laurentius hat geschrieben:Dass jemand explizit gefragt wurde, ob er denn Anwalt ist, habe ich auch noch nicht erlebt,
Das ist einem meiner Kollegen passiert, als er vor einem Amtsgericht in der Provinz auf die Einhaltung der ZPO drang. Auf Verlangen des Richters hat er sich durch einen Anwaltsausweis legitimiert (erfreulicherweise hatte er - beispielsweise im Gegensatz zu mir - einen solchen Ausweis). Richtig ungemütlich ist es aber erst geworden, als der Kollege im Gegenzug um die Vorlage der Ernennungsurkunde oder einer sonstigen Legitimation des Richters bat ("Es kann doch sonst jeder mit einer Robe in den Sitzungssaal spazieren und behaupten, er sei Richter").
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j_laurentius
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von j_laurentius »

Womit er ja auch nicht völlig unrecht hat ;)

Wie kommst Du denn ohne Anwaltsausweis an den Schleusen an den Gerichtseingängen vorbei?
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Einwendungsduschgriff
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Schleusen gibt es nicht überall. In Baden-Württemberg ist das (zum Beispiel) vollkommen ungewöhnlich.

Und Herr Schraeg: Ah, Ihr beschäftigt Reichsbürger bei Euch?
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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j_laurentius
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von j_laurentius »

Das mit den Schleusen ist Ländersache, aber ich meine, Herr Schraeg wäre auch NRWler, und in NRW gibt es die überall (selbst in völlig verbauten alten Minigerichtsgebäuden).
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Einwendungsduschgriff
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Syd26 hat geschrieben:Beides schließt sich m. E. nicht aus. ;) Wie geschrieben, mein Kollege in der Kanzlei hat hier vor Ort mindestens einen Richter erlebt, dem die Rechtslage nicht bekannt war. Ich weiß nicht, wie (un)bekannt diese Frage tatsächlich ist.
Aha. Ich komme in diesem Forum nicht mehr aus einem mittlerweile chronisch werdenden Kopfschütteln heraus. No offence intended: Du bist hier in diesem Forum ganz vorne dabei, wenn es um Kritik an Richterinnen und Richtern geht, gerade in fachlicher Hinsicht -"Frau Syd26 erklärt uns die Welt" ist ein gelegentlich hier anzutreffendes Programm. Angesichts Deiner bisherigen Posts, wenn fachliche Belange betroffen sind, würde ich anregen, erst einmal vor der eigenen Haustüre zu kehren.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Herr Schraeg »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Und Herr Schraeg: Ah, Ihr beschäftigt Reichsbürger bei Euch?
Nein, aber bissige Prozessanwälte, die auf einen groben Klotz auch einen groben Keil setzen können. :)
j_laurentius hat geschrieben:Wie kommst Du denn ohne Anwaltsausweis an den Schleusen an den Gerichtseingängen vorbei?
Wie gesagt, gibt es nicht überall Schleusen. Wo es solche gibt, komme ich gelegentlich mit einem längst abgelaufenen Ausweis mit einem Foto, das mir wirklich nicht mehr ähnlich sieht (zwischenzeitlicher massiver Verlust an Haupthaar, Gewinn an Barthaar, Falten und Gewicht ::evil: , Wechsel der Brille) , durch. Wo das nicht klappt, lasse ich eben die Tasche durchsuchen.
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Tibor »

@Schleusen: In manchen Gerichten wird auch noch strukturell die Öffentlichkeit zugelassen und nicht mangels Anwaltsausweises vom Prozess ferngehalten.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Calipso »

Tibor hat geschrieben:@Schleusen: In manchen Gerichten wird auch noch strukturell die Öffentlichkeit zugelassen und nicht mangels Anwaltsausweises vom Prozess ferngehalten.
Genau.

Und ansonsten hilft auch die Urkunde iVm dem Perso.
Syd26
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von Syd26 »

j_laurentius hat geschrieben:Womit er ja auch nicht völlig unrecht hat ;)

Wie kommst Du denn ohne Anwaltsausweis an den Schleusen an den Gerichtseingängen vorbei?
Man kommt doch als Normalbürger - selbstverständlich mit Kontrollen - in die Gebäude hinein.
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
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Re: Diplomjurist zum Amtsgericht schicken?

Beitrag von julée »

Syd26 hat geschrieben:
j_laurentius hat geschrieben:Womit er ja auch nicht völlig unrecht hat ;)

Wie kommst Du denn ohne Anwaltsausweis an den Schleusen an den Gerichtseingängen vorbei?
Man kommt doch als Normalbürger - selbstverständlich mit Kontrollen - in die Gebäude hinein.
Je nach Gerichtsgebäude und "Sicherheitslage" dort aber eher vermeidenswert.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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