Das ist offenbar regional unterschiedlich, beim Bundesverfassungsgericht lässt sich auf Anhieb eine ausgeschriebene Anwaltsadressierung finden, z. B. https://www.bundesverfassungsgericht.de ... 45312.htmlSyd26 hat geschrieben:In welchen Online-Datenbanken tauchen denn die Namen der Anwälte auf? Normalerweise sind die doch geschwärzt.
Überforderung im Job
Moderator: Verwaltung
Re: Überforderung im Job
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Re: Überforderung im Job
Ich glaube schon, dass es eher darum ging, Klage mit schlanken 3-5 Seiten zu erheben, in die man möglichst wenig Zeit investiert hat und dann mal zu schauen, ob man für sein Geld noch richtig arbeiten muss. Und Flüchtigkeitsfehler können doch gerade böse sein. Letztens etwa erst gesehen: Streitwert versehentlich verdreifacht (!). Oder auch: Sachverhalt offensichtlich vorher nicht vernünftig geprüft und einen unnötigen Antrag gestellt (ca 50 % des Streitwerts) - und ihn natürlich auch nicht vor der mündlichen Verhandlung zurückgenommen.Syd26 hat geschrieben:War nicht eher gemeint, dass sich Fehler z. B. in einer Klageschrift später oft noch korrigieren lassen? Zahlendrehre/Kanzleiversehen/etc..
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Re: Überforderung im Job
Selbst wenn ein Anwalt so eine Statistik führen würde, wäre sie wertlos. Gefühlt in 30% meiner Fälle habe ich Dinge getan, von denen ich dem Md. abriet, er es aber unbedingt tun wollte und er ist halt letztlich der Boss. Wenn man dann verliert, dann "verliert" man ja eigentlich nicht. Genauso gibt's umgekehrte Fälle - Glückstreffer, weil der Gegenanwalt schläft oder sonstwas, auch nicht so selten (besonders der Fall, wo Gegner aus finanziellen Gründen Prozesse abbrechen oder nachgeben). Solche Statistiken müssten daher ziemlich strukturreich sein. Deshalb sind per se auch alle Listen oder Empfehlungen oder Lobpreisungen völlig wertlos und unseriös. Die Anwaltsleistung ist eben nur sehr eingeschränkt objektivierbar und damit vergleichbar, zum Glück (nicht nur für mich), denn nirgends kann man zugegebenermaßen seine Inkompetenz besser verstecken...ok Politik/Theologie vllt. nochSyd26 hat geschrieben:Ich bezweifle übrigens, dass der Durchschnittsmandant sich darüber informiert, wie viele Fälle ein Anwalt vorher gewonnen hat. Wie soll das denn gehen? Das dürften nicht einmal die meisten Anwälte selbst wissen? Wisst Ihr denn auswendig, wann Ihr welchen Fall in welcher Instanz gewonnen habt?
Re: Überforderung im Job
Würde ich so nicht sagen, denn gerade exaktes Arbeiten, Berufserfahrung etc. wird von Klienten wahrgenommen, wodurch sich die Empfehlungen generieren. Du hast ja jetzt hier klar aufgezeigt, dass es auch Anwälte gibt, die sich nicht redlich bemühen. Also sind solche Listen nötig und sinnvoll. Viele Patienten in Gerichtsverfahren lassen ihre Gerichtsurteile in Betroffenengruppen kursieren. Wenn darin der säumige Anwalt vom Gericht getadelt wird, weiß das nicht nur der Klient, sondern mal 10 oder mehr Leute aus dessen Umfeld und nachträglich aufgesuchte Anwälte, gerade weil ein solches Gerichtsverfahren für Klienten einen starken Lebenseinschnitt darstellen. Da herrscht großer Redebedarf. Und wenn ein Klient verliert, weil sein Anwalt die Eingabefrist nicht einhielt, wird der Klient seinem Ärger Luft machen. Sogar wenn es letztlich nicht daran lag, wird der Klient sich an diesem Fehler hochziehen und grundsätzlich annehmen, dass der Anwalt sich zu wenig bemühte und nicht alles gab für die hohe Honorarleistung, die der Klient trotzdem bezahlen muss.Pippen hat geschrieben:Deshalb sind per se auch alle Listen oder Empfehlungen oder Lobpreisungen völlig wertlos und unseriös.
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Re: Überforderung im Job
Letztlich ist es doch überall so, wo Leistungserbringer gegenüber der Kundschaft einen deutlichen Wissenvorsprung haben und Ergebnisse schwer messbar sind: Pfusch fällt selten auf und wenn doch können sich die Verantwortlichen häufig rausreden. "Hohe See, Gottes Hand... "Candor hat geschrieben:Ich habe ja eher den Eindruck, dass sich die Klienten gut informieren (gerade weil Anwälte in der Regel nicht billig sind), auch welchen Ruf ein Anwalt hat, wie viele Fälle er gewinnt, welche Bekannten und Verwandten er bereits erfolgreich vertreten hat vor Gericht, vielleicht sogar mit nachlesbaren Gerichtsurteilen in den Online-Datenbanken.
Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas auffliegt, ist also kurzfristig ziemlich gering. Langfristig steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass man doch mal an den Falschen gerät. Wer in jeden dritten Prozess erhebliche Fehler einbaut, der wird recht schnell seinen entsprechenden Ruf weghaben. Zumal ja auch der Gegenseite und der Richterbank nicht verborgen bleibt, was der Anwalt anstellt.
Eine Anwaltskarriere dürfte im Schnitt 35 Jahre betragen und den einmal redlich erarbeiteten Ruf als Pfuscher wird man vermutlich nur schwer wieder los.
Fragt sich im Übrigen, wie lange die Haftpflichtversicherer so etwas mitmachen?
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Re: Überforderung im Job
Sehe ich auch ähnlich. Deine sog. Glückstreffer sind gar nicht so selten, da in vielen Kanzleien doch recht oberflächlich gearbeitet wird und viele Gerichte aus Zeitmangel die Akten nicht richtig lesen.Pippen hat geschrieben:Selbst wenn ein Anwalt so eine Statistik führen würde, wäre sie wertlos. Gefühlt in 30% meiner Fälle habe ich Dinge getan, von denen ich dem Md. abriet, er es aber unbedingt tun wollte und er ist halt letztlich der Boss. Wenn man dann verliert, dann "verliert" man ja eigentlich nicht. Genauso gibt's umgekehrte Fälle - Glückstreffer, weil der Gegenanwalt schläft oder sonstwas, auch nicht so selten (besonders der Fall, wo Gegner aus finanziellen Gründen Prozesse abbrechen oder nachgeben). Solche Statistiken müssten daher ziemlich strukturreich sein. Deshalb sind per se auch alle Listen oder Empfehlungen oder Lobpreisungen völlig wertlos und unseriös. Die Anwaltsleistung ist eben nur sehr eingeschränkt objektivierbar und damit vergleichbar, zum Glück (nicht nur für mich), denn nirgends kann man zugegebenermaßen seine Inkompetenz besser verstecken...ok Politik/Theologie vllt. nochSyd26 hat geschrieben:Ich bezweifle übrigens, dass der Durchschnittsmandant sich darüber informiert, wie viele Fälle ein Anwalt vorher gewonnen hat. Wie soll das denn gehen? Das dürften nicht einmal die meisten Anwälte selbst wissen? Wisst Ihr denn auswendig, wann Ihr welchen Fall in welcher Instanz gewonnen habt?
Was sich mit Sicherheit positiv auf den eigenen Ruf auswirkt, ist die Erreichbarkeit sowie die Arbeitsweise, wobei die meisten Mandanten Schnelligkeit noch vor Sorgfältigkeit bevorzugen.
"Eine Verschiebung eines Termins setzt jedoch denklogisch voraus, dass vorher ein fester Termin vereinbart worden ist."
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Re: Überforderung im Job
Ja, ich nenne es das Kümmerer-Image. Der Md. muss das Gefühl haben, der Anwalt macht was, er meldet sich bei ihm für Wasserstandsmeldungen oder Nachfragen, er ist erreichbar und - ganz wichtig - er hört ihm zu und redet mit ihm und kanzelt ihn nicht ab. Damit kann man so manche Sorglosigkeit kaschieren und wenn man gut darin ist, dann zieht man damit sogar Mandanten.Syd26 hat geschrieben:Was sich mit Sicherheit positiv auf den eigenen Ruf auswirkt, ist die Erreichbarkeit sowie die Arbeitsweise, wobei die meisten Mandanten Schnelligkeit noch vor Sorgfältigkeit bevorzugen.
Re: Überforderung im Job
Man könnte natürlich auch gleich das Fach wechseln und Schauspieler werden. So wird wenigstens kein Mandant geschädigt.
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Re: Überforderung im Job
Eben. Wobei es regelmäßig zur Realsatire verkommt, wenn der Mandant vom gleichen Schlag ist.
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