Calipso hat geschrieben:Bei juleé habe ich ein wenig den Eindruck, sie leidet ein wenig unter Betriebsblindheit und kann sich wenig in die Lage von Dienstleistern, wie wir Anwälte es sind, und in die Bedürfsnisse juristischer Laien, a.k.a. Mandant, hineinversetzen. Es gibt z.B. Mandanten, die denken, ihre Klage sei aussichtslos, nur weil das Gericht Monate braucht, um mal zu terminieren; es gibt Mandanten, die plötzlich aufgeben wollen, weil gerichtlicherseits alles so lange dauert etc. pp. Die Mandanten bei der Stange zu halten ist dann meine Aufgabe. Habe ja auch sonst nix zu tun. *Ironie off*. Der anwaltliche Berufsalltag ist auch ganz anders als der eines Richters und besteht eben nicht darin, Akten abzuarbeiten und Fristen zu setzen.
Du darfst mir glauben, mir sind die Bedürfnisse auf der Anwalts-/Mandantenseite hinreichend bekannt. Es ändert nichts daran, dass es auf Seiten des Gerichts auch gewisse Sachzwänge gibt, die es möglicherweise nicht erlauben, den ersten Termin nach max. 6 Monaten anzubieten, oder die dazu führen, dass die Akte mit "müsste mal terminiert werden" oder "müsste mal der Beweisbeschluss geschrieben werden" auf dem Stapel "demnächst irgendwann, so in 2 Wochen" landet.
Und ja, der Anwalt sollte seinem wenig gerichtserfahrenen Mandanten möglicherweise frühzeitig erklären, was er so erwarten sollte, nämlich nicht unbedingt, dass das Verfahren in drei Monaten durch ist. Wäre schön, ist aber wohl häufig unrealistisch. Und oft genug kommen Verzögerungen ja auch durch die Parteien bzw. Anwälte zustande, sei es, weil spät vorgetragen wird, sei es, weil eine Partei auf Zeit spielt usw.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)