Kanzleitaugliche Diktiergeräte

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thh
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von thh »

Tibor hat geschrieben:Eine gute Schreibkraft merkt sich nicht den Satz und schreibt dann, das passiert simultan.
Dann ist mir eine wirklich gute Schreibkraft offenbar noch nicht begegnet; ich stelle es mir auch sehr schwer vor, bei normalem Sprechtempo mitzukommen.
Deutsches Bundesrecht? https://www.buzer.de/ - tagesaktuell, samt Änderungsgesetzen und Synopsen
Gesetze mit Rechtsprechungsnachweisen und Querverweisen? https://dejure.org/ - pers. Merkliste u. Suchverlauf
Gelöschter Nutzer

Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

@thh
Dann würde ich übersetzt sagen: Du bist der Sänger und ich die Trommlerin! :D
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Einwendungsduschgriff
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

j_laurentius hat geschrieben: Wer diktiert denn unterwegs? Ich kann das nicht, ich brauche Ruhe dafür (allenfalls Aktenvermerke, die den Inhalt eines Termins festhalten, wären unterwegs als Diktat möglich). Meine Kanzleikollegen diktieren auch nicht mobil und ich wüsste auch sonst von niemandem, der das (in nennenswertem Umfang) macht. Ich bin aber auch wirklich viel Zeit im Büro und ja, da setze ich ein Headset auf und labere die Spracherkennung voll. Wenn man die vernünftig trainiert, reicht nach meinem Dafürhalten die "normale" Version von Dragon grundsätzlich aus. Rechtsprechungsnachweise und dergleichen muss ich händisch eintippen, das habe ich noch nicht hinbekommen, der Software z.B. "BVerwG, Urt. v. 14.06.2017 - 10 C 2.16 - " anzutrainieren. Ist etwas nervig, aber schon okay. Selbst schreiben ist demgegenüber keine Alternative, auch nicht per Zehn-Finger-System. Ich tippe sehr schnell, ziemlich nah an Sprechgeschwindigkeit, aber es ist VIEL anstrengender als Diktieren.
Außentermine wollen protokolliert werden und das möglichst vor Ort nebst Anträgen und Co. Und wenn ich mich abends doch noch einmal zuhause mit einer Akte hinsetze, schätze ich das mobile Diktat sehr. Rechtsprechungsnachweise und dergleichen - vermutlich Gesetze etc. - selbst eingeben zu müssen, würde mich tierisch nerven. Dafür gibt es freilich "Workarounds", wenn man Dragon mit der Autotextfunktion von Word kombiniert. Als Beispiel: sage ich "amtliche Sammlung" und ich hinterlege in der Autokorrektur "amtliche Sammlung"="BVerwGE" so funktioniert das prima. Oder ich sage "A" und hinterlege "Die Anfechtungsklage nach § 42 Abs. 1 1. Alt. VwGO ist begründet, wenn der Verwaltungsakt rechtswidrig ist und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist (vgl. § 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO)."
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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j_laurentius
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von j_laurentius »

Als Richter braucht man eine mobile Diktierlösung, das ist klar. Als Anwalt nicht unbedingt. Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Anwalt bei einem Ortstermin etwas diktiert hätte. Allenfalls danach und das ist ja nicht zwingend, anders als beim Richter.

Und ich persönlich mag nicht gern zuhause arbeiten, deswegen komme ich mit der stationären Lösung in der Kanzlei gut klar (natürlich nehme ich mir schon mal eine Akte mit nachhause, aber da tippe ich dann und diktiere nicht, gelegentlich geht das, ich habe ja kein Problem mit dem Tippen an sich). Wer diese Trennung nicht ziehen möchte, für den ist das rein stationäre Diktiersystem natürlich nichts. Deswegen ja meine Unterscheidung danach, ob man eine mobile Lösung braucht oder nicht.

Gesetzesabkürzungen habe ich meiner Dragon-Software antrainiert, das ging schnell; in der Tat könnte man da auch noch mehr mit der Word-Autokorrektur hinbekommen, aber bislang ist der Nervfaktor des händischen Eintippens von Rechtsprechungsnachweisen und dergleichen für mich wohl noch nicht hoch genug, um mich damit näher zu beschäftigen :)
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Tibor
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Tibor »

Ich pendle mit dem Zug und sehe dort oft Anwälte die ganze Schriftsätze diktieren. Mal auch nur kurze Notizen an den Mdt, wie der Verhandlungstag war etc. Einmal war ich drauf und dran rüberzugehen und zu sagen, dass diese Klage höchstwahrscheinlich unbegründet ist, wie freimütig da mit Mandanteninformationen im Zug umhergeworfen wird ist schon abenteuerlich.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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j_laurentius
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von j_laurentius »

Das Problem sehe ich halt auch. Ich fahre (auch zu beruflichen Zwecken) viel Zug und wüsste gar nicht, wie ich dort diktieren sollte; abgesehen davon, dass ich die Zugatmosphäre nicht für diktiertauglich halte (für die Schreibkraft ist das doch auch ätzend, wenn ständig irgendwelche Zughintergrundgeräusche auf dem Band sind), können doch andere Leute mithören, selbst in der ersten Klasse - Schweigepflicht? Und wenn ich Auto fahre, geht das mit dem Diktieren erst recht nicht. Ich kann mir während solcher Fahrten, mit dem Auto oder mit dem Zug, überlegen, wie ich etwas formuliere, das geht gut, aber druckreife Schriftsätze beim Fahren zu verfassen, das klappt bei mir nicht und ich möchte es auch nicht.
Gelöschter Nutzer

Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Oder eben Tippen mi Netbook in der Ruhezone 1. Klasse. Ist eben doch besser und verschwiegener als Diktieren! Wieder ein Grund mehr! Es könnte ja auch jemand unter dem offenen Fenster der Kanzlei oder des Gerichts stehen oder im Gang vor der Tür lauschen. ;)
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Solar
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Solar »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:Ohne die "Legal"-Version von Dragon würde ich verrückt werden. Dann reden wir nämlich über ganz andere Preislagen (Richtung: 1.000 Euro). Und dann sitzt Du mit einem Headset da wie in einem dieser Call-Center? Und: die meisten Juristen brauchen doch gerade die mobile Lösung, um unterwegs diktieren zu können.
Habt ihr denn am VG Dragon in der Legal-Version mit Headset? Ist die BW-Justiz echt schon derart modern? Da habe ich ja richtig Grund zu Vorfreude! =D>
Wobei ich dabei bleibe: Ich werde vermutlich weiterhin alles, was mehr als zwei Seiten umfasst (abgesehen von Verhandlungsprotokollen), selbst tippen. Ich habe weder eine Rechtschreibschwäche noch Probleme mit der Word-Formatierung.
Tikka hat geschrieben:Der wirkliche, ultimative und endgültige Vorteil des Diktierens ist aber immer noch nicht genannt:
Das jemand anderes (der idealerweise so etwas schon seit Jahren macht) das was man diktiert nicht nur formattechnisch korrekt und schön aufbereitet, sondern auch all die Kleinigkeiten, Fehler und Stilbrüche etc. die man aus der eigenen Betriebsblindheit gar nicht sieht gleich mit korrigiert.
Eine Schreibkraft, die besser formulieren kann als ein durchschnittlicher Richter/Anwalt und weniger Rechtschreibfehler macht, ist mit in meinem ganzen Leben noch nie begegnet. Reine Utopie. Meiner Erfahrung nach ist meistens ist das Gegenteil der Fall: Nach dem Diktat kann man sich erst mal an die Rechtschreib-Korrektur machen. Und was ich hasse wie die Pest: Hin- und Herspringen, Satz umstellen, Absatz verschieben etc. ist eine Tortur bzw. gar nicht möglich. Wenn ich Abstand zum Schriftsatz will, kann ich ihn nach dem Dragon Diktat oder dem Tippen auch freiwillig liegen lassen. Hier habe ich die Wahl, beim Diktat für die Schreibkraft bin ich hingegen gezwungen zu warten. Ich möchte auch keine Arbeitsplätze erhalten, die eigentlich überflüssig sind, da bin ich ganz Kapitalist :D.
j_laurentius hat geschrieben:Und wenn ich Auto fahre, geht das mit dem Diktieren erst recht nicht. Ich kann mir während solcher Fahrten, mit dem Auto oder mit dem Zug, überlegen, wie ich etwas formuliere, das geht gut, aber druckreife Schriftsätze beim Fahren zu verfassen, das klappt bei mir nicht und ich möchte es auch nicht.
Du brauchst eben nen Chauffeur! Oder wie einer unserer früheren Partner: Associate fährt die S-Klasse, Partner diktiert :D
Zuletzt geändert von Solar am Montag 4. September 2017, 09:01, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Tikka »

Solar hat geschrieben:Eine Schreibkraft, die besser formulieren kann als ein durchschnittlicher Richter/Anwalt und weniger Rechtschreibfehler macht, ist mit in meinem ganzen Leben noch nie begegnet. Reine Utopie.
Weniger Rechtsschreibfehler als ich dürfte fast jeder Sonderschüler machen, von Renos ganz zu schweigen. Ich bin Anwalt. Das Argument ist zwar bereits widerlegt aber nur zur Ergänzung: Auch stilistisch Überarbeiten die Schreibkräfte die ich kenne ganz kräftig. Nicht nur bei mir, sondern hoch bis zum Namenspartner (bzw. jetzt Vorstand). Die Kunst ist nur, dass die das gar nicht wissen/merken. (Um besser Formulieren als solches geht es ohnehin nicht.. sondern um das korrigieren von Wiederholungen, Dopplungen, nicht logisch abgeschlossenen Sätzen etc.)
Deshalb gilt die Weisheit: Was einem im Leben noch nicht begegnet ist, muss noch Lange keine Utopie sein! ;)

Und ich bemitleide Euch alle um Eure schlechten Erfahrungen. Gute Schreibkräfte sind genau wie gute Renos echt Gold wert. Ich hatte bisher immer riesen Glück.
Keine Experimente! Wählt Adenauer.
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Solar
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Solar »

Tikka hat geschrieben:Weniger Rechtsschreibfehler als ich dürfte fast jeder Sonderschüler machen, von Renos ganz zu schweigen. Ich bin Anwalt. Das Argument ist zwar bereits widerlegt aber nur zur Ergänzung: Auch stilistisch Überarbeiten die Schreibkräfte die ich kenne ganz kräftig. Nicht nur bei mir, sondern hoch bis zum Namenspartner (bzw. jetzt Vorstand). Die Kunst ist nur, dass die das gar nicht wissen/merken. (Um besser Formulieren als solches geht es ohnehin nicht.. sondern um das korrigieren von Wiederholungen, Dopplungen, nicht logisch abgeschlossenen Sätzen etc.)
Deshalb gilt die Weisheit: Was einem im Leben noch nicht begegnet ist, muss noch Lange keine Utopie sein! ;)
Und ich bemitleide Euch alle um Eure schlechten Erfahrungen. Gute Schreibkräfte sind genau wie gute Renos echt Gold wert. Ich hatte bisher immer riesen Glück.
Das klingt wirklich gut. Haltet euch diese Schreibkräfte unbedingt warm! So jemand ist mir bis heute in keiner meiner Kanzleien untergekommen (bei bislang geschätzt 10 Sekretärinnen).
Micha79
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Micha79 »

Ich wollte hier noch einmal einklinken und fragen:

Grundsätzlich möchte ich jetzt auch auf digitales Diktieren umstellen. Ich habe sowohl Dragon als auch noch Kassettengeräte.

Meine Frage: Kann man die Philips-Abspielsoftware (also die, die das Sekretariat hat einschließlich Fußschaltung) auch ohne die Geräte erwerben? Der Hintergrund ist, dass das Aufnehmen genauso gut oder besser vom iPhone erledigt werden kann; und dort gibt es auch eine Philips-Software. Oder ist das alles proprietär und das Dateiformat kann nur dann verwendet werden, wenn es auch von den Philips-Geräten kommt?

Hat jemand Erfahrung gemacht mit alternativen Transkriptionsformen, etwa f4transkript? Dort wird damit geworben, dass man die Funktion des Fußschalters durch F3 bzw. F5 annähernd emulieren könne.

Für Rückmeldung wäre ich dankbar.
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