Kanzleitaugliche Diktiergeräte

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[enigma]
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Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von [enigma] »

Wir haben in der Kanzlei noch uralte analoge Kassetten-Diktiergeräte mit 80er Jahre Charme, wie sie wohl auch noch in der Justiz Verwendung finden. Mein Chef bat mich um eine kleine Recherche zu einer moderneren Lösung.

Wichtigste Funktionen wären für mich erstmal:

- Digitale Aufnahme in mp3, die per Direktverbindung über den PC ins Netzwerk für das Sekretariat kopiert werden kann.
- Rückspulfunktion mit der Möglichkeit, die Aufnahme ab einem bestimmten Punkt durch Neuaufnahme zu überschreiben (also im Prinzip die gleiche Funktion wie bei Kassettengeräten).
nett wäre zusätzlich: Ladefunktion per USB auch während des Diktats.

Vor allem die Rückspulfunktion scheint zumindest bei den günstigen digitalen Diktiergeräten nicht vorhanden sein. Kann mir vielleicht hier jemand ein Gerät empfehlen, das anwalts- bzw. kanzleitauglich ist?
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Brainiac
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Brainiac »

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Herr Anwalt
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Herr Anwalt »

Meine erste Nebentätigkeit in der Kanzlei war es das analoge Diktieren abzuschaffen. Mittlerweile diktieren alle 4 Anwälte mit Philipps.
Alle arbeiten mit der Software Philips Speechexec und den dementsprechenden Fußschaltern.
Ich selbst habe das Älteste aber meines Erachtens beste Gerät. Kein Schnickschnack. Rückspülen, Übersprechen, Einfügen. Mehr braucht kein Mensch. Ich gehe nach dem Prinzip: Ein Diktat eine Karte vor. Packe die Karte dann auf die Akte in einer extra Klarsichthülle mit Kartentasche. Man könnte es aber auch ohne Probleme übers Netzwerk versenden.
Philipps 9400i. Kannst du nicht mehr kaufen. Nur noch gebraucht irgendwo.
Unkapputbar. Erkennt ohne Probleme auch modernere SD Karten.
Die nehmen im DSS Format auf. Extrem Platzsparend.
Kannst aber auch modernere Philipps Geräte nehmen.
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thh
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von thh »

[enigma] hat geschrieben:Wir haben in der Kanzlei noch uralte analoge Kassetten-Diktiergeräte mit 80er Jahre Charme, wie sie wohl auch noch in der Justiz Verwendung finden.
Schon etliche Jahre nicht mehr; da wird digital diktiert.
[enigma] hat geschrieben:Mein Chef bat mich um eine kleine Recherche zu einer moderneren Lösung.
Wichtig dabei: die bekannte Funktionalität (insbesondere also der Schiebeschalter für Stop, Vor- und Rückspulen) sollte vorhanden sein. Das schränkt die Auswahl ein und macht die Sache teuer, aber alles andere ist die Pest. (Die Polizei verwendet hier Geräte mit getrennten Tasten für Aufnahme, Stop, Vor- und Rückspulen; das ist ... nicht sehr komfortabel.)
[enigma] hat geschrieben:Wichtigste Funktionen wären für mich erstmal:

- Digitale Aufnahme in mp3, die per Direktverbindung über den PC ins Netzwerk für das Sekretariat kopiert werden kann.
- Rückspulfunktion mit der Möglichkeit, die Aufnahme ab einem bestimmten Punkt durch Neuaufnahme zu überschreiben (also im Prinzip die gleiche Funktion wie bei Kassettengeräten).
nett wäre zusätzlich: Ladefunktion per USB auch während des Diktats.

Vor allem die Rückspulfunktion scheint zumindest bei den günstigen digitalen Diktiergeräten nicht vorhanden sein. Kann mir vielleicht hier jemand ein Gerät empfehlen, das anwalts- bzw. kanzleitauglich ist?
Ganz ehrlich: ich würde da nicht mit irgendeiner Billiglösung anfangen, sondern einen der beiden großen Anbieter nehmen, d.h. Grundig (-> Digta), Olympus oder Philips. Da musst Du Dir dann auch keine Gedanken über MP3 machen (weil es ein spezielles Dateiformat gibt, nämlich DSS/DSS2, das aber alle Hersteller beherrschen) oder über die Datenübertragung (weil eine Software dabei ist, die netzwerkfähig ist).

Vor allem hält das die Umstellung klein: die Sekretärin oder Schreibkraft hat weiter ihre Ohrhörer und den Fußschalter, nur statt des Bandgeräte eben ihren Computer, und der Anwalt hat entweder ein mobiles Gerät mit Schiebeschalter (nur ohne Tonband) und Dockingstation und/oder einen Bedienteil mit Mikro, Lautsprecher und Schiebeschalter, das aber nicht an ein Tonbandgerät, sondern per USB an den Computer gekoppelt ist.
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Kasimir »

MP3 ist doch eher 90er. Verwendet das noch jemand?

Was spricht gegen eine Softwarelösung per Smartphone wie BigHand? Oder gleich in Dragon investieren und dafür die Zahl der AngestelltInnen reduzieren.
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Herr Anwalt »

Ich und ein weiterer Anwalt aus der Kanzlei planen auch auf Dragon umzusteigen um die Belastung für die Angestellten zu reduzieren.
Parabellum
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Parabellum »

thh hat geschrieben:Ganz ehrlich: ich würde da nicht mit irgendeiner Billiglösung anfangen, sondern einen der beiden großen Anbieter nehmen, d.h. Grundig (-> Digta) [...]
+1
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von [enigma] »

Danke für die Antworten. Es wird wohl ein Grundig System, werde meinem Chef mal eine Übersicht über Funktionen und Preise der verschiedenen Modelle vorschlagen und alternativ noch den Test einer Spracherkennungssoftware vorschlagen.
thh hat geschrieben:
Vor allem hält das die Umstellung klein: die Sekretärin oder Schreibkraft hat weiter ihre Ohrhörer und den Fußschalter, nur statt des Bandgeräte eben ihren Computer, und der Anwalt hat entweder ein mobiles Gerät mit Schiebeschalter (nur ohne Tonband) und Dockingstation und/oder einen Bedienteil mit Mikro, Lautsprecher und Schiebeschalter, das aber nicht an ein Tonbandgerät, sondern per USB an den Computer gekoppelt ist.
Ich nehme aber an, dass die digitalen Geräte nicht mit den bisher verwendeten Fußschaltern für die Kassetten kompatibel sind, also neu angeschafft werden müssen?
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thh
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von thh »

[enigma] hat geschrieben:Danke für die Antworten. Es wird wohl ein Grundig System, werde meinem Chef mal eine Übersicht über Funktionen und Preise der verschiedenen Modelle vorschlagen und alternativ noch den Test einer Spracherkennungssoftware vorschlagen.
Ich meine, man könnte das auch koppeln ...

Und es gibt natürlich auch eine Spracherkennung von Grundig zu den dort üblichen Apothekenpreisen: http://www.grundig-gbs.com/shop/produkt ... erkennung/ (Verwaister Link http://www.grundig-gbs.com/shop/produkte/digitale-diktiergeraete/spracherkennung/ automatisch entfernt)
[enigma] hat geschrieben:Ich nehme aber an, dass die digitalen Geräte nicht mit den bisher verwendeten Fußschaltern für die Kassetten kompatibel sind, also neu angeschafft werden müssen?
Klar. Die Fußschalter haben dann am anderen Ende auch einen USB-Stecker.
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von [enigma] »

@thh Danke
Kasimir hat geschrieben:MP3 ist doch eher 90er. Verwendet das noch jemand?

Was spricht gegen eine Softwarelösung per Smartphone wie BigHand? Oder gleich in Dragon investieren und dafür die Zahl der AngestelltInnen reduzieren.
Dragon wäre auch meine favorisierte Lösung. Vor allem weil wegen des gleichzeitigen Ausfalls (Urlaub, Krankheit, Elternzeit) der erfahrenen ReFas derzeit nur zwei Azubis hier sind, die völlig überfordert sind. Die transkribierten Diktate muss ich teilweise so oft nachkorrigieren, dass ich mit selbst schreiben - oder selbst per Software diktieren - deutlich schneller wäre. Eine Partnerin hat allerdings nen starken bayerischen Dialekt, bin mir nicht sicher, ob Dragon das hinbekommt :D

Werde am Wochenende mal recherchieren, wie hoch die Kosten für die verschiedenen Alternativen bei der Umsetzung bzw. für eine Testphase wären und dann nen Vorschlag machen.
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Solar
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Solar »

Gleiss Lutz stellt übrigens gerade auch auf Spracherkennungssoftware um. und das kommt bei den Anwälten extrem gut an. Ist nicht unzuverlässiger als viele Sekretärinnen und viel viel viel viiiiiieeeel schneller. Klar: Insbesondere ältere Partner fassen "das Teufelszeug" nicht an aber in ein paar Jahren wird das nur noch so laufen, da bin ich sicher. (Auch wenn ich selbst ohne kein Freund des Diktats bin und ich generell meine, dass das zukünftig weiter abnehmen wird.)
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Herr Schraeg »

Hier: Diktiergeräte von Philips mit den klassischen Bedienfunktionen und als Software BigHand. Letztere hat den Vorteil, dass ich zwischen den Varianten übliches Phonodiktat und automatische Spracherkennung wählen kann.

Im Regelfall wähle ich das klassische Phondiktat. Die Spracherkennungssoftware ist zwar mit einiger Übung und Diktierdisziplin überraschend leistungsfähig. Dennoch ist meine Sekretärin noch schneller und besser. Vor allem kann die Spracherkennung "nur" den Textkörper schreiben, während ich meiner Sekretärin diktieren kann: "Antworten wir auf die letzte email von XY mit "...". Und dann fügen Sie als Anlagen bitte die letzte Fassung des Schriftsatzentwurfs und die Anlage aus dem Schreiben an Z bei".
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Solar hat geschrieben:Gleiss Lutz stellt übrigens gerade auch auf Spracherkennungssoftware um. und das kommt bei den Anwälten extrem gut an. Ist nicht unzuverlässiger als viele Sekretärinnen und viel viel viel viiiiiieeeel schneller.
Der eigentliche Vorteil des Diktats bleibt aber weg: sich mal von der Akte entfernen zu können. Wenn ich Sachen dikitiere, so empfinde ich es durchweg als Vorteil, das Diktierte erst einen Tag später nochmals vorgelegt zu bekommen mit einem gewissen Abstand. Die Durchsicht fällt mir dann regelmäßig einfacher. Ich werde auch weiterhin diktieren, hier erhält das jedenfalls zwei bis drei Arbeitsplätze. Dragon ist eine Lösung, macht aber deutlich mehr Aufwand im Diktat. Hinzukommt, dass ich der Schreibkraft auch einfach sagen kann: "Hier bitte den Text xyz einfügen" ohne das diktieren zu müssen. Beachten sollte man auch, dass die Philips-Geräte als schlichte Mikrofone für Dragon nicht funktionieren. Ich halte überhaupt nichts von diesen Headsets, so dass ich aus Altbeständen noch ein Digta420 (Grundig) abgestaubt habe, wenn ich im Ausnahmefall einmal direkt in Word diktieren möchte.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Tikka
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von Tikka »

Der wirkliche, ultimative und endgültige Vorteil des Diktierens ist aber immer noch nicht genannt:

Das jemand anderes (der idealerweise so etwas schon seit Jahren macht) das was man diktiert nicht nur formattechnisch korrekt und schön aufbereitet, sondern auch all die Kleinigkeiten, Fehler und Stilbrüche etc. die man aus der eigenen Betriebsblindheit gar nicht sieht gleich mit korrigiert.
Insbesondere bei Leuten mit sehr ausgeprägter Rechtsschreibschwäche (wie mir) unbezahlbar. Oder um es mit dem Satz die mir eine ehemalige Schreibzimmerdame (ja so etwas hatten wir in meiner ersten Kanzlei) um die Ohren gehauen hat zu sagen:

[Rheinländischer Einschlag und durch 2 Schachteln HB am Tag gebeizte Stimme]
"Hörma Jung, du glaubst doch wohl hoffentlich nicht im ernst, dass ich datt jeschrieben hat wat Du da ins Gerät jesacht hast. War ja jrauslich. Aber wenigstens nuschelst nich so wie der andere neue Kolleech. Aber das mit den Schriftsätzen, das übst Du besser nochmal. Machet joot."

/edit:

Ach ja hier Phillips DPM 8200, als ich noch Anwalt war das Vorgängermodell. Fand ich beide sehr gut. Die Konkurrenz habe ich allerdings noch nie ausprobiert.
Keine Experimente! Wählt Adenauer.
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famulus
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Re: Kanzleitaugliche Diktiergeräte

Beitrag von famulus »

Tikka hat geschrieben:Rechtsschreibschwäche
:D
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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