Problematisches Mandat - was tun?

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Gelöschter Nutzer

Problematisches Mandat - was tun?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ein interessanter Mandant (Dauermandat) ist auf mich zugekommen und möchte mich gerne für eine dauerhafte Zusammenarbeit gewinnen. Gerne würde ich zusagen, da die Honoraraussichten gut sind, gäbe es da nicht einige Probleme. Im einzelnen:

Es handelt sich um einen Verein für Schuldnerberatung/Entschuldung. Bislang wurde von diesem für seine Klientel eine Aufstellung von Soll und Haben gemacht, Tilgungsmöglichkeiten errechnet und mit Gläubigern Kontakt aufgenommen und über Stundungen und Tigungspläne verhandelt.

Nun ragt diese Tätigkeit an den Rechtsberatenden/ -vertretenden Bereich heran, wenngleich der Schwerpunkt der Tätigkeiten, die der Verein durchführen will, auf dem finanziellen Sektor liegt. Für einzelne Fälle wird ein RA wohl auf jeden Fall benötigt. Die zuständige Kammer hat auf die Problematik bereits ein Auge geworfen.

Die Vorstellungen des Vereins für eine Zusammenarbeit sind daher folgende: Klienten beauftragen den Verein mit der Schuldenregulierung gegen pauschales Honorar des Vereins. Das Dauergeschäft (Rechenarbeit, Kontakt zu Gläubigern, Verhandlungen über Tigungspläne etc.) soll von den Mitarbeitern desselben wahrgenommen werden. In komplizierten/schwierigen Fällen soll ich als RA hinzugezogen werden. Der Klient bezahlt mein Honorar für Beratung an den Verein (pauschal, orientiert am Abwicklungswert), der dieses ohne Abzüge an mich weiterleitet. 1x in der Woche soll ich im Hause sein, u.A. für Tätigkeiten für den Verein, soll aber auch als Berater für einzelne Klienten auftreten. Tätigkeiten sollen extra abgegolten werden, aber nach Stundensatz.

Ich habe Bedenken bezüglich dieser Ausgestaltung. Zum einen habe ich darauf hingewiesen, daß es mir als RA nicht erlaubt ist, Sprechtage außerhalb der Kanzlei abzuhalten. Zwar darf ich zum Mandanten kommen und diesen bei sich im hause beraten. Dies gilt aber nur für den Verein. Dessen Klienten darf ich, so meine ich, dort im Hause aber nicht beraten. Zum anderen halte ich die "übers-Eck-Konstruktion" (Klient beauftragt Verein, Verein beauftragt mich) für unzulässig; immerhin muß die konkrete Rechtsberatung zwingend innerhalb eines Mandatsverhältnisses zw. RA und Mdt. stattfinden.

Ich möchte dieses Dauermadat eigentlich auf jeden Fall gerne an mich ziehen, jedoch nur, wenn es berufsrechtlich 100%ig in Ordnung ist.

Als Berufsanfänger bin ich aber leider nicht ganz so fit was das Berufsrecht angeht, da dieses ja leider nicht gelehrt wird...
Letztlich muß eine Zusammenarbeit ja möglich sein, auch der Mieterbund hat seinen Vertragsanwalt für seine Mitglieder und macht das Tagesgeschäft selbst.

Ich bin mir aber absolut unschlüssig, wie und ob eine solche oder so ähnliche Konstellation realisierbar ist und bin ziemlich ratlos.

Was meint Ihr dazu?

Grüße,

Chris
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j_laurentius
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Beitrag von j_laurentius »

Hallo Chris,

an Deiner Stelle würde ich einfach mal bei Deiner Kammer nachfragen, die können Dir am besten Auskunft geben.

Eine Kollegin von mir ist in einer Kanzlei, die irgendeinen sportlichen Bundesverband berät. Unmittelbare vertragliche Beziehungen bestehen wohl auch nur zwischen dem Bundesverband und der Kanzlei, nicht aber zu den Mitgliedern des Bundesverbands. Trotzdem berät die Kanzlei auch die Mitglieder, allerdings nur telefonisch. Es scheint also so zu sein, daß es durchaus möglich ist, lediglich mit einem Verein einen Vertrag abzuschließen und dann trotzdem auch dessen Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ob man aber Beratungen in den Räumlichkeiten des Vereins durchführen darf, weiß ich nicht.

Viele Grüße und viel Erfolg, Jana
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo Jana,

die Kammer werde ich sicher noch um Auskunft bitten, wollte jedoch jetzt noch nicht die Pferde scheu machen und mich daher erst einmal im Kollegenkreis umhören. Und ein paar Statements einsammeln. 4 (6, 8, 10 ... ) Augen sehen mehr als zwei.

Grüße
Chris
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hm, nicht viel los hier im Forum wie mir scheint.
Ist aber das einzige Jur. Forum, das ich kenne.
Könnt Ihr mir ein Diskussionsforum empfehlen wo evtl. etwas mehr los ist?

Grüße
Chris
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j_laurentius
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Beitrag von j_laurentius »

Ein anderes Forum kann ich nicht empfehlen, aber es gibt eine "Anwaltsmailingliste", die supergenial ist - finde ich jedenfalls. Es ist zwar superviel los auf dieser Liste - man sollte sich unbedingt eine Extra-eMail-Adresse oder wenigstens ein Extrakonto dafür einrichten, aber man kann dort alle Fragen stellen, die sich einem so im Anwaltsleben stellen und bekommt eigentlich immer von irgendwem eine brauchbare Antwort. Eine öffentlich zugängliche Homepage dieser Mailingliste gibt es nicht, soviel ich weiß, aber man kann auf einer Seite von Beck etwas dazu lesen:

http://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?docid=11627

Etwas runterscrollen, unter "Anwaltsmailingliste" stehen Informationen und die e-Mail-Adresse, unter der man sich anmelden kann :)

Viele Grüße, Jana
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j_laurentius
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Beitrag von j_laurentius »

Doch, es gibt eine Homepage: http://www.anwalt-liste.de/

Total nützlich, das Ding!
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Tolle Sache, Danke Jana!
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo,

das o.g. Forum der HH-Anwaltsliste ist zu empfehlen, es gibt aber auch das Forum junger Anwälte. Letzteres ist weniger steif und man siezt sich nicht :)

LG
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