Ab in die USA

Internationale Praxis: Von ausländischer Firmengründung von Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen, über internat. Steuerrecht, Doppelbesteuerungsabkommen bis zum internat. Vollstreckungen & Zustellungen

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Gelöschter Nutzer

Ab in die USA

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Moinsen...ich wollte mal gern folgendes wissen:

Ich studiere Jura, warum sollte ich auch sonst hier etwas reinschreiben..., und möchte nach dem 2ten Examen in die USA, um dort als Anwalt o.ä. zu arbeiten...


geht das so einfach?
Braucht man dazu den Master of Law?
oder sonstige Lizenzen?
Sollte ich noch 1 oder 2 Semester hier in D-Land ranhängen, um english law mir ansehen zu können?


ihr wisst schon, was ich meine...

Danke für jede Antwort...
Pippen
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Beitrag von Pippen »

Selbstverständlich geht das nicht! Um als Anwalt in den USA, d.h. in einem state, zu arbeiten, braucht man idR dessen bar exam (LLM ist lediglich ein kleines Schmalspurstudium dagegen).

Wenn überhaupt kann man als intern o. sonstiger Mitarbeiter beschäftigt werden.
Gelöschter Nutzer

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

wenn du mandanten im US amerikanischen recht beraten willst benötigst du die anwaltzulassung in dem staat wo du arbeiten willst.

du kannst nach dem 1 oder 2 examen in die usa.
machst dort deinen llm.ausländische juristen mit llm werden zu einigen bar exams zugelassen.weiss nur von New York und Kalifornien und ich glaube North Carolina.nach einem llm studium bekommt man i.d.R.auch ein OPT visa für ein 10 monatigen bezahlten aufenthalt.während des LLM darf man offiziell nur auf dem campus arbeiten.jeder bundesstaat erfordert seine eigene zulassung,wenn nicht die gegenseitigkeit verbürgt ist.d.h. als NY anwalt darfst du z.B. in Florida nur mandanten in NY und Bundesrecht beraten.

selbst wenn du diese voraussetzungen erfüllst ist die konkurrenz hart.daher tun sich immer mehr llm´s schon das gesamte us jura studium an (like myself) man ist dann jd.hoffe das hilft.

viel glück! O:)
Pippen
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Beitrag von Pippen »

Ja, durch den jd hat man auch immer Probleme zu erklären, was der deutsche Dr. so bedeutet - ich erklärs immer mit sjd....

Das ist übrigens auch mein (einziges) Problem mit dem LLM: Es klingt zwar schick, aber letztlich ist der Titel mE way out of bounds: Master of Law? eher Schnupperstudium of Law :), d.h. damit kann man praktisch kaum etwas anfangen, so ähnlich wie bei uns mit einer 2-4 sem. Jurastudium. Genau deshalb gilt dieser Titel (bei dt. Kanzleien) ja auch eher als TOEFL-Ersatz, denn als know-how of US-law. Und genau deshalb erschrecke ich immer vor den Kosten...aber das nur am Rande....

Daher kann ich meinem Vorredner nur zustimmen: Wer richtig einsteigen will, sollte gleich voll auf bar exam studieren. Aber da sollte man schon viel Vitamin B oder Topjurist sein oder ein reiches Elternhaus oder mal bei "Wer wird Millionär" erfolgreich gewesen sein. Ein mehrsemestr. Studium kostet allein an den Gebühren mehr als 100.000$. Und der Arbeitsmarkt für Anwälte sieht in den USA keinen Deut besser aus als bei uns. Bei den Anwälten, die ich kenne, studieren die Kinder an der law school, weil sie wissen, dass sie später in Vaters Kanzlei einsteigen können. Ich kenne kaum welche, die (zB wie ich) ohne jeden background einfach sowas studieren (ohne Stipendien o. sonstige Vergünstigungen etc.).
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Jussi Cogens
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Beitrag von Jussi Cogens »

1. Ein LL.M.-Studium ist nur "Schmalspur", wenn man es denn partout so will. Wenn man dagegen praktisch relevantes Wissen mitnehmen will, geht das natürlich auch. Von praktisch meinetwegen irrelevanten, aber intellektuell hoch spannenden Dingen ganz abgesehen.

2. Wichtiger ist aber ohnehin die Methodik -- und die kann man während des Jahres sehr wohl erlernen, so dass dann alle Rechtsfragen, die bei der Arbeit auftauchen, mit der entsprechenden und selbstverständlich auch für JDs vorgesehenen Recherchezeit vernünftig beantworten kann. Denn man muss nicht Sec Regulation gehört haben, um nachher vernünftig eine 20F-Anmeldung zu machen. Etc.

3. Das bar exam ist mit den jeweiligen Vorbereitungskursen zu schaffen.

4. Ich kenne niemanden, der im Anschluss an seinen LL.M. nicht auch einen guten Job gefunden hat, sei es mit bar exam und auf permanenter Basis, sei es für ein Jahr als Visiting Associate o.ä.

5. Ich kenne dafür einen Haufen Amerikaner, die den JD in Angriff genommen haben, ohne einen der oben skizzierten Familienhintergründe zu haben. Das Studium an der law school ist dann eben eine Investition, die mit Blick auf das gesteigerte Lebenseinkommenspotential bewusst getätigt wird.
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Pippen
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Beitrag von Pippen »

Das LLM eigentlich nur 1. ein besserer TOEFL ist und 2. zeigt, dass man sich auf ausserhalb von Mama's Wohnung zurecht findet, geben ja selbst die Grossbuden (sogar recht deutlich) zu. Und natuerlich kann man nicht einfach nur die Methode lernen und dann damit Faelle loesen. Ich hasse diese Augenwischerei :)...oder konntet ihr/du das 1. Examen nur mit jur. Methodenlehre und einigem Basiswissen loesen? Nope, nicht wirklich befriedigend oder besser, schon weil die Zeit (zu) knapp war. Man braucht auch schon viel Einzel- und Strukturwissen, dass ueber Jahre zusammengetragen wurde, um halbwegs "gut" und effektiv!! zu sein.

Daher ist der LLM praktisch gesehen auch wenig wert (zB im Vgl. mit einem FA-Titel o. einem 3 Jahres all-you-can-eat-Praktikum in einer am. Kanzlei), selbst wenn man dann hauptsaechlich Mandate aus dem jew. Land bearbeiten sollte. In einem Jahr lernt man nicht, wofuer andere Jahre!! studieren. Man muss sich nur mal ueberlegen, wie lange ein Volljurist ausgebildet wird und was dort ein oder zwei Jahre ausmachen. Da muss man schon reckless, topcaliber oder reich sein, um tuition und Lebenshaltungskosten im 6-stelligen Bereich zu zahlen und dafuer einen Titel zu bekommen, mit dem man nicht mal vor Gericht auftreten oder ernsthaft (ohne weitere Vorarbeit) arbeiten koennte. Einzig die Sprache bleibt ein Vorteil, aber die kann man auch per TOFEL o. Praktika erlernen. Als Rest bleibt Imagehascherei ala meine Villa, mein beck-online, mein Dienstschlachtschiff etc. (ist beim Dr. mE ganz aehnlich).

Ich kenne keinen halbwegs einkommensschwachen Juristen, der das riskiert hat (oder sollte). Bei den meisten hat man beim weiteren Nachfragen, Sonderkonditionen/umstaende feststellen koennen und wenn es nur der Onkel war, der in der gleichen Stadt wohnt und damit einige Kosten uebernehmen konnte.
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Jussi Cogens
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Beitrag von Jussi Cogens »

Ich habe gerade nochmal kontrolliert, wie es zur Zeit gerade bei der Kanzlei, bei der ich damals im Anschluss an den LL.M. gearbeitet habe, aussieht, und dort hat die Anzahl der regulär als associate beschäftigten LL.M.s mit bar admission aber ohne JD-Abschluss mittlerweile sogar noch zugenommen. Einige haben in D sogar "nur" das erste Staatsexamen gemacht und dann nach dem LL.M. offensichtlich erfolgreich alles auf die Karte Wall St. Kanzlei in New York gesetzt.

Du magst es für Augenwischerei halten, aber ich bleibe nicht zuletzt mit Blick auf meine eigenen Erfahrungen dabei, dass die Methodik in einem Jahr an einer ordentlichen law school gut zu lernen und für den Job in einer wirtschaftsberatenden Kanzlei vollkommen ausreichend ist (die materiellen Details lernt man eh erst bei der Arbeit). Die JDs haben drei Jahre, um die Grundlagen des Rechts, con law, torts, contracts, crim law, civil und criminal procedure usw. zu lernen, das sind alles Dinge, auf die es in der hier interessierenden Praxis -- wenn man also das bar exam hinter sich hat und nicht gerade litigator werden möchte -- nicht ankommt. Was man wissen muss, ist dagegen, wie das common law funktioniert, wo und wie man die relevanten Fälle und black letter law bekommt und auslegt. Materiell haben die JDs, die zB als 3L electives antitrust, m&a und sec reg nehmen, dagegen auch nicht mehr Ahnung, als die LL.M.s, die in den gleichen Kursen sitzen.

Über den Familienhintergrund des typischen law school-Besuchers möchte ich mich nicht streiten. Die Anzahl der JDs, die mit mehr als $100.000 Schulden ins Berufsleben starten, ist objektiv (und nicht nur in meinem Freundeskreis...) groß. Deswegen gibt es ja auch die diversen loan and progressive debt management Programme usw.
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Exocomp
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Beitrag von Exocomp »

Hier wird ein wichtiger Aspekt vergessen:
Für manche ist die Lebenserfahrung sehr viel Wert, die man sammelt. Und dabei ist mir z.B. herzlich Wurscht, was Klein- und Grpßkanzleien davon halten. Der Dr. bedeutet idR primär einen längeren Aufenthalt in der heimischen Bib., umgeben von den gleichen Leuten, wie jene, mit denen man schon Studiert hate. Da bin ich schon lieber in Südafrika, Florida oder Kalifornien, mache mich mit einer neuen Umgebung gut vertraut, lerne viele interessante Menschen aus der ganzen Welt kennen, perfektioniere nebenbei die Sprache, die auch außerhalb des Juristenlebens nützlich ist. Und komme braun gebrannt zurück. Viele, die schon mal mehr als nur ein Paar Monate in Vollzeit in Kanzleien gearbeitet haben, werden mir beipflichten. Ich brenne jedenfalls nicht darauf, so schnell wie möglich in die 40-Jahres-Phase der 60-Stundenwochen zu kommen.
Pippen
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Beitrag von Pippen »

@exocomp: Dieser Aspekt ist idR nicht so relevant, weil nicht juraspezifisch. Da kannst du auch 3 Monate ala Borat visafrei durch die USA reisen - deine "Lebenserfahrung" bekommst du da auch. Da brauchst du weder LLM noch sonst ein Auslandspraktikum.
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