Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

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elch1
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Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

Beitrag von elch1 »

Hallo,

in voraussichtlich guten 3 Monaten wird mein Ref beginnen und ich hab derzeit noch ein wenig freie Spitzen. Ich würde daher ganz gern ein wenig fachspezifische Literatur lesen, insbesondere eben vorbereitende Literatur für das, was im Ref dann wesentlich wird. Dazu zähl ich vor allem das Prozessrecht. Gern aber auch ein allgemein gehaltenes Buch zum Ref, ich bin da für sowas immer ganz empfänglich.

Gibts hier Konsens bezüglich guter, auf das Ref vorbereitende Bücher?
Theopa
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Re: Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

Beitrag von Theopa »

Aus persönlicher Erfahrung würde ich von normalen Assessor-Lehrbüchern erst einmal abraten.
Zum einen gibt es regionale Unterschiede, welche selbst objektiv gute Lehrbücher für manche Länder eher unbrauchbar machen können. Zum anderen geht aus diesen Werken der durchaus große Unterschied zwischen Klausur und Praxis zum Teil nur unzureichend hervor.
Mein Rat wäre, die jeweilige Prüfungsordnung und -praxis (Examensberichte etc.) nach den Gebieten des materiellen Rechts zu durchsuchen, welche vertiefte Kenntnissse erfordern und diese durchzuarbeiten. Gerade hierfür findet man im Ref am wenigsten Zeit, das formelle Recht muss man sowieso durchkauen.
julée
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Re: Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

Beitrag von julée »

Zum Prozessrecht kann man aber vor dem Ref sehr gut ein ausführliches Lehrbuch lesen, es muss nicht unbedingt Ref-Literatur sein.

Ich zumindest war in der Zivilstation ganz froh, das Werk von Pohlmann (nochmal) gelesen zu haben und nicht wie andere nur mit dem verschwommenen Wissen aus 10 Rep-Fällen gestartet zu sein. Denn in der Zivilstation, die meist die erste Station ist, muss man ja nicht nur lernen, wie man praktisch arbeitet, ein Urteil schreibt usw., sondern auch das Prozessrecht ist verhältnismäßig umfangreich.

Und auch im Strafrecht ist es m. E. sinnvoll, sich bereits vor Beginn des Refs vertieft mit dem Prozessrecht auseinandergesetzt zu haben und dort nicht mehr oder weniger bei null anzufangen.

Ansonsten kann man natürlich versuchen, Lücken im materiellen Recht zu schließen.
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Theopa
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Re: Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

Beitrag von Theopa »

Beim Thema Prozessrecht kommt es, wie du ja schreibst, natürlich stark darauf an, wo man anfängt.
Im Zivilprozess ist der Wissensstand viel zu niedrig, dort könnte ein reine Theorielehrbuch wirklich nützlich sein. Im Strafrecht muss ich aber sagen, dass man bei einer umfassenden Vorbereitung auf das erste Examen beinahe alles wenigstens einmal gehört hat. Natürlich ohne die Formalia der Urteile oder des Revisionsbegründungsschriftsatzes. Dennoch würde ich behaupten, dass dort zumindest in der Theorie ein großer Teil der AGs nur Wiederholung sein kann.
julée
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Re: Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

Beitrag von julée »

Wenn man sich in der Examensvorbereitung mit der StPO auseinandergesetzt hat, dann kommt sicherlich wenig Neues im Ref dazu. Aber ich würde das nicht für den Regelfall halten. Das, was im Rahmen der Zusatzfrage im 1. Examen drankommen kann, ist ja doch sehr überschaubar.
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Tante Dagobert
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Re: Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

Beitrag von Tante Dagobert »

Also etwas für das Prozessrecht zu tun ist natürlich keine schlechte Idee. Für die StPO fand ich damals ein kleines Büchlein von Putzke/Scheinfeld aus der Reihe JuraKompakt bei beck sehr schön. Zwar wird dort auch teilw. die Rspr. kritisch hinterfragt, aber man bekommt dies schon mitgeteilt. Hinten finden sich dann noch zahlreiche Wiederholungsfragen, das hat mir für die mündliche geholfen.

Für die ZPO finde ich persönlich das Werk von Rosenberg/Schwab/Gottwald sehr gelungen. Das ist mittlerweile aber etwas ältlich. In der Bib kann man trotzdem mal einen Blick reinwerfen - ich fand es immer recht aufschlussreich.
Ggf. lohnt sich auch die Anschaffung des Anders/Gehle. Ich konnte mit dem Buch gut arbeiten - anders als die Kaiserskripten vermittelt es einem auch das nötige theoretische Verständnis, um unbekannte Fälle lösen zu können. Die anfängliche sehr breite Darstellung der Relation ist aber etwas misslich.

Abschließend bleibt anzumerken, dass man bei ausreichender Fokussierung aber auch ohne jegliche spezifische Vorbereitung das Ref gut überstehen kann.
julée
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Re: Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

Beitrag von julée »

Tante Dagobert hat geschrieben: Ggf. lohnt sich auch die Anschaffung des Anders/Gehle. Ich konnte mit dem Buch gut arbeiten - anders als die Kaiserskripten vermittelt es einem auch das nötige theoretische Verständnis, um unbekannte Fälle lösen zu können. Die anfängliche sehr breite Darstellung der Relation ist aber etwas misslich.
Ich habe den Anders/Gehle auch mit Gewinn in der Zivilstation gelesen (und darüber, dass er inhaltlich / systematisch den Kaiserskripten haushoch überlegen ist, müssen wir m. E. nicht reden), allerdings kommen beim Anders/Gehle doch einige Themen zu kurz (Zuständigkeit wird m. W. n. allenfalls angerissen; abstrakte Ausführungen zu den Prozessmaximen u. ä. fehlen), so dass ich vorm Ref - mit unterstellt geringen ZPO-Vorkenntnissen - vielleicht doch eher zum Oberheim greifen würde, wenn es bereits Ref-Literatur sein soll.
Abschließend bleibt anzumerken, dass man bei ausreichender Fokussierung aber auch ohne jegliche spezifische Vorbereitung das Ref gut überstehen kann.
Natürlich. Aber ich denke es schadet auch nichts, das ein oder andere noch aufzuarbeiten, wenn man etwas Zeit vorher hat. Macht das Ref vielleicht doch etwas entspannter.
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sai
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Re: Interessante Literatur vor dem Ref-Beginn?

Beitrag von sai »

Ich würde mich an deiner Stelle auch mal ein paar Tagen hinsetzen und mich erstmal ein bißchen mit den "neuen" Gesetzen vertraut machen. Es ist doch imemr wieder erstaunlich, wie vergleichsweise wenig man doch eigentlich von dem ganzen Examensstoff auswendig lernen muss, wenn man sich nur ein bißchen in den Gesetzen auskennt.
Gerade am Anfang hilft es dir viel mehr, mal 30 Minuten in der ZPO zu lesen, als einen Tag vor dem Kaiserskript zu hocken.
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