Referendariat als bedürfnisgerechte Ausbildung?

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julée
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Re: Verbot des Stationsentgelts für Referendare

Beitrag von julée »

davwm hat geschrieben:
Du unterschlägst dann aber einen wesentlichen Unterschied: Der belgische Stagiaire verdient bei gewissen Kanzleien >50.000€ Jahresgehalt, was ein normales (bis hohes) Gehalt für normale Masterabsolventen auch in Deutschland wäre. Selbst wenn du das formal zur Ausbildungszeit rechnen willst, ist das eine völlig andere Lebenssituation, als wenn man für sein Referendargehalt alle paar Monate von einer Station zur nächsten tingelt, ein Tag pro Woche in AG rumhängt und zudem noch das Examen im Rücken hat.
Und wie viele Kanzleien und wie viele belgische Stagiaires betrifft das? Könnte es sein, dass Du unterschlägst, dass für die große Mehrheit etwas anderes gilt? Und wie angemessen ist dann der Vergleich mit "normalen Masterabsolventen in Deutschland"?
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davwm
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Re: Verbot des Stationsentgelts für Referendare

Beitrag von davwm »

julée hat geschrieben: Und wie viele Kanzleien und wie viele belgische Stagiaires betrifft das? Könnte es sein, dass Du unterschlägst, dass für die große Mehrheit etwas anderes gilt? Und wie angemessen ist dann der Vergleich mit "normalen Masterabsolventen in Deutschland"?
Puh da bin ich komplett überfragt, eben normaler Großkanzlei-Tarif und normale Großkanzlei-Quote pro Jahrgang, also beste 20% ? War UK-Kanzlei, in London ist wohl Trainee-Standard 40.000 Pfund/Jahr, das haben sie evtl. einfach in den Auslandsbüros umgerechnet.

Versteh grad nicht, warum ich sogar dafür Widerspruch ernte, die Werte sind doch für Referendare in Deutschland recht ähnlich, bei so 700-750€ pro Wochenarbeitstag = 3500 bis 3750€ / Monat = 42.000 bis 45.000 pro Jahr? Wenn Referendare 2-3 Jahre am Stück bleiben würden und das der hauptsächliche Weg für Nachwuchsgewinnung wäre, würde die Besoldung sicher auch in D noch ein bisschen höher liegen.
julée
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Re: Verbot des Stationsentgelts für Referendare

Beitrag von julée »

Mein "Widerspruch" betrifft nicht die Frage, ob es dort so viel Geld gibt (40.000 $ brutto dürften insbesondere in London quasi nichts sein), sondern es geht mir vielmehr darum, dass die Werte für die "GK-Elite" kaum verallgemeinerungsfähig sind, also der durchschnittliche Absolvent in Belgien vermutlich froh ist, wenn er in den 3 Jahren auf das deutsche Ref-Gehalt kommt.

Auf die Muster-Karriere in der GK allerdings bezogen: in den 1,5 Jahren, die der Kandidat früher "vollwertiger" Anwalt ist, kann er dann in einer GK immerhin schon 150k verdienen. ;)

Es zeigt m. E. aber, dass man, wenn man vom UK-Extrem absieht, allenfalls um einen relativ kurzen Zeitraum streitet, in dem man die Ausbildung anders organisieren könnte. Auch beim belgischen Absolventen würde ich annehmen, dass er mindestens 1 Jahr braucht, um wirklich halbwegs verwertbar arbeiten zu können.
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