Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

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juraklasse
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Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von juraklasse »

Hallo zusammen,

ich habe einige Fragen zum Themenkomplex "Tauchphase in einer Großkanzlei". Hierzu gibt es zum Teil schon ältere Threads, allerdings nicht zu sämtlichen meiner konkreten Fragen.

- zum einen würde ich gerne wissen, was aktuell/übliche Angebote von Großkanzleien bei der Ausgestaltung der Anwaltsstation bzgl. einer Tauchphase sind (Monate/Tagewoche; gerne natürlich mit Kanzleinamen). Es ist ja häufig so, dass auch die Großkanzleien offen damit werben bzw. einem zusagen, genügend Freiraum für die Examensvorbereitung einzuräumen (wie sieht die Realität aus?).

- da es wohl laut der älteren Threads nicht selten auf eine Wahl zwischen wenigen Arbeitstagen, dafür aber mehr Arbeitsmonaten oder vielen Wochentagen und wenigen effektiven Arbeitsmonaten hinauslaufen wird, würde ich gerne wissen, ob aus eurer Erfahrung im Hinblick auf die Effektivität der Examensvorbereitung eher ein langer Lernblock vorteilhaft ist, oder ein wenig mehr Freiraum auch innerhalb der Station.

- Problematisch erscheint mir zudem, dass man das konkrete Tauchangebot der Kanzlei erst im Berwerbungsgespräch erfährt und sich daher zunächst bei mehreren grds. in Frage kommenden Kanzleien bewerben und entsprechen häufig absagen müsste. Wie seid ihr vorgegangen? Eine allg. Vorabanfrage bei der HR-Abteilung ist vermutlich nicht üblich bzw. anzuraten oder?
Theopa
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von Theopa »

Die üblichen Pläne die ich zur Zeit (kurz vor der Station, München) mitbekomme zeigen, dass die GK-Leute grob 3-4 Monate dort arbeiten, meist dann 5 Tage minus AG, im Schnitt also wohl so 3-3,5 Wochenarbeitstage. Danach (fast )nichts mehr.
Weniger Arbeitszeit wurde maximal denjenigen angeboten, die bereits durch Nebentätigkeiten "vorarbeiten" konnten bzw. eben bereits gute Kontakte hatten.

Ansprechen konnte man das Thema oft wirklich erst im Vorstellungsgepräch.
Louis Litt
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von Louis Litt »

Während meiner Anwaltsstation galt in der deutschen Kanzlei das folgende Modell: Für 4 Monate jeweils 4 Tage arbeiten und dafür 4 Monate tauchen. Während der 4 Arbeitsmonate durfte man auch keinen Urlaub nehmen (4er Modell). Dieses Modell war für die Kanzlei einheitlich und kein Referendar konnte Abweichungen hiervon aushandeln. Dagegen gab es in meiner Wahlstation in einer britischen Kanzlei die Möglichkeit, dass man nur 3 Tage die Woche in der Kanzlei ist, allerdings dafür insgesamt 5 Monate arbeitet und nur 3 Monate taucht (5er Modell).

Ich persönlich fand es gut, dass man einen großen Lernblock von vier Monaten zur Vorbereitung hatte, obwohl ich mir mehr Zeit gewünscht hätte, da ich eine zwischen dem 1. Examen und dem Referendariat eine längere Pause hatte und bei mir viel Wissen verloren ging. Wenn man direkt nach dem 1. Examen ins Ref geht, dürften drei Monate m.E. völlig ausreichen. Ich denke aber, dass das bei jeder Person anders zu entscheiden ist.

Die Tauchfrage würde ich nicht gegenüber der HR-Abteilung ansprechen, sondern erst im Gespräch gegenüber dem Partner. Ich habe mich für die Anwaltsstation parallel bei fünf Kanzleien beworben und nach den Gesprächen das Angebot angenommen, welches mir von dem Gesprächseindruck und der Vergütung am meisten zugesagt hat. Das Tauchen spielte dabei übrigens keine Rolle, da sich alle von den Optionen her nicht unterschieden haben. Natürlich muss man dann ein paar Kanzleien absagen. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass das sehr unüblich ist. Einer meiner Freunde sagte beispielsweise einer Kanzlei für die Wahlstation ab, erhielt von dieser dann aber einen Monat nach der mündlichen Prüfung einen Anruf mit der Frage, ob er sich nicht als Associate bewerben möchte.
Gelöschter Nutzer

Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Also ich habe 5 Monate gearbeitet und bin 4 Monate am tauchen momentan. Bei uns in der Kanzlei war das auch so üblich. Wenige haben 5 Monate getaucht, die meisten 3-4 Monate. Habe dann 4 Tage die Woche gearbeitet weil ein Tag Klausurenkurs war. Die AG hatten wir geblockt. Wenn ich nochmal die Wahl hätte würde ich nur drei Tage arbeiten gehen weil doch wenig Zeit zum lernen bleibt. Ich habe mich wegen dem Geld für 4 Tage entschieden. Bei mir wurde nichts fest vorgegeben sondern ich wurde gefragt wie ich mir das vorstelle mit tauchen und wieviele Tage. Aber denke Mal ganz dreiste Vorschläge wären sicherlich abgelehnt worden :lmao:
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OJ1988
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von OJ1988 »

Kenne mehrere Beispiele aus meinem Umfeld mit nur 2 Wochenarbeitstagen und 4 Monate Tauchen, allerdings nur bei entsprechender Vorarbeit oder sehr guten Noten im 1. Examen. Das ist also in Grenzen auch verhandelbar.
EinHeinz
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von EinHeinz »

OJ1988 hat geschrieben:Kenne mehrere Beispiele aus meinem Umfeld mit nur 2 Wochenarbeitstagen und 4 Monate Tauchen, allerdings nur bei entsprechender Vorarbeit oder sehr guten Noten im 1. Examen. Das ist also in Grenzen auch verhandelbar.
Dachte bisher, das ist vollkommen normal 2-3 Tage zu arbeiten. Unabhängig von den Noten etc.
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von Trente Steele82 »

Unter drei Tagen ist hier ein Ausschlussgrund (es sei denn, man will sich den konkreten Kandidaten ernsthaft Warmhalten).
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
Gelöschter Nutzer

Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Trente Steele82 hat geschrieben:Unter drei Tagen ist hier ein Ausschlussgrund (es sei denn, man will sich den konkreten Kandidaten ernsthaft Warmhalten).
Ja ist bei uns auch so!
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von OJ1988 »

EinHeinz hat geschrieben:
OJ1988 hat geschrieben:Kenne mehrere Beispiele aus meinem Umfeld mit nur 2 Wochenarbeitstagen und 4 Monate Tauchen, allerdings nur bei entsprechender Vorarbeit oder sehr guten Noten im 1. Examen. Das ist also in Grenzen auch verhandelbar.
Dachte bisher, das ist vollkommen normal 2-3 Tage zu arbeiten. Unabhängig von den Noten etc.
Jein. Zwischen 2 und 3 Tagen scheint es eine relativ gut eingezogene Brandmauer zu geben, siehe die beiden vorherigen Beiträge.
Kasimir
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von Kasimir »

Es ist ja im eigenen Interesse des Referendars, aus der Station etwas mitzunehmen und die Arbeit eines Rechtsanwalts kennenzulernen.

Aus eigener Erfahrung kann ich auch berichten, dass man die Referendare, die "Vollzeit", also 5 Tage (minus AG-Tag) deutlich besser einbinden kann, als diejenigen, die nur an einzelnen Tagen nicht da sind. Die wenigsten Aufgaben lassen sich in zwei Tagen bearbeiten bzw. koennen fuer einige Tage liegen bleiben. Es mag Nahbereisempirie sein, aber die Referendare, die nur 3 Tage pro Woche da sind, bleiben mir kaum im Gedaechtnis und erhalten dementsprechend auch weniger eine Einstellungsempfehlung.

Mit drei bis vier vollen Lernmonaten ist man doch sehr gut bedient und die reichen auch aus, um sich gut auf das Examen vorzubereiten.
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von OJ1988 »

Was im Interesse des Referendars ist, weiß v.a. der Referendar.
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Tibor
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von Tibor »

OJ1988 hat geschrieben:Was im Interesse des Referendars ist, weiß v.a. der Referendar.
glaubt der Referendar zu wissen.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von OJ1988 »

Ja. Weil es "den Referendar" natürlich so gar nicht gibt und sich deswegen solch pauschale Aussagen verbieten. Für denjenigen, der seit dem 1. Semester stringent auf eine GK-Karriere zustrebt, mögen 5 (warum nicht: 6?) Tage die Woche zwecks Jobchancenoptimierung "besser" sein, für denjenigen, der in der Anwaltstation einfach ein bisschen Kohle sehen will, sich aber sonst nicht viel aus GKen macht, eher 3 oder sogar 2. Und was für ein Typ man ist, weiß man selbst eben besser als der Herr aus der HR-Abteilung.
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Trente Steele82
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von Trente Steele82 »

Die Frage, ob man besser taucht oder arbeitet und das anwaltliche Handwerkzeug sich grob aneignet ist GK unabhängig. Aber bei dieser Frage kam man doch schon in einem anderen Thread nicht auf einen Nenner ;)
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Re: Anwaltsstation Großkanzlei - Tauchen

Beitrag von OJ1988 »

Da hast du Recht ;)
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