Ref startet bald für mich und ich wollte nach Ende des Einführungslehrgangs ZR die 25h Stunden pro Monat bei einer GK als WisMit arbeiten. Diese würde auch meine Anwaltsstation werden. Themenschwerpunkt, Unternehmensrecht. Soweit der Plan...
Leider hab ich 0 Plan, welche Aufgaben da so auf mich zukommen könnten. Hab zwar ein Praktikum bei einer gemacht, aber vor der Examensvorbereitung konnte ich ohnehin kein Jura und meine Leistung bestand eher in einem "ich schildere meine Gedanken ohne juristisches Wissen".
Von daher schüchtert mich die ganze Sache etwas ein. Ich weiß nicht, was auf mich zukommmen würde und ich weiß nicht, ob ich den Anforderungen gewachsen wäre. Will da auch nicht als totaler Depp auflaufen. Hat also jemand Erfahrungen mit Nebentätigkeiten in Großkanzleien und könnte die Sache für mich vielleicht etwas "entzaubern"? Welche Art von Aufgaben zB anfallen. Recherchearbeit? Kaffeekochen? Oder was die Arbeit in einer GK so besonders auszeichnet. Einfach nur viel spezialisierter?
Es wird schwierig werden, einen Nebenjob von 25 Stunden pro Monat zu finden. Diejenigen, die neben dem Ref arbeiten, sind meist diejenigen, die sich bereits waehren der Diss oder in der Uebergangszeit als wiss Mit bewaehrt haben.
Zur Ausgangsfrage: Es wird erwartet, dass du das juristische Handwerkszeug solide beherrscht, d.h. mit unbekannten Gesetzen umgehen und dir den Zugang zu unbekannten Rechtsgebieten schnell erarbeiten kannst. Als wiss Mit wirst du allerdings auch viele nichtjuristische Taetigkeiten ausfuerhen.
Kann sich vielleicht einer aktuell in einer GK arbeitender WisMit / Referendar zu seinem Aufgabenspektrum äußern? Ein Kollege sagte mir heute "Rechercheaufgaben". Doch was darf ich mir darunter vorstellen? Hätte vielleicht jemand eine Fragestellung zur Hand, die er bearbeitet hat und die dann vom Betreuer "gewürdigt" wurde?
Klar, kein Problem. Ich bin derzeit WissMit in einer GK, aber noch nicht lange da.
Unter Rechercheaufgaben kannst du dir zum Beispiel sowas wie "Der BGH sagt, grundsätzlich gelte A. In welchen Fällen gilt denn B?" vorstellen. Oder einfach generelle Fragen, die dein Anwalt gerade nicht innerhalb von 2 Minuten selbst beantworten kann.
Außerdem unterscheidet sich der Aufgabenbereich auch nach Rechtsgebiet. Ein Kollege in derselben Kanzlei stellt gerade Quellen für eine Publikation zusammen; ich schreibe Entwürfe für Klageschriften/-erwiderungen, bereite die mündlichen Verhandlungen vor etc. pp.
The way I see it, every life is a pile of good things and bad things. The good things don’t always soften the bad things, but vice versa, the bad things don’t always spoil the good things and make them unimportant.
Um es mal von der anderen Seite (d.h. als Berufsträger) zu beleuchten: Bei uns - englische Großkanzlei - kommt die Arbeitsart vollkommen auf den einzelnen Berufsträger an, der Dich beauftragt. Das reicht von simplen Rechercheaufgaben über Präsentationen bis hin zu Klageschriften.
Ich persönlich versuche immer, eine gewisse Arbeitslernkurve reinzukriegen: Je neuer ein Wiss.Mit ist, desto einfachere Aufgaben gebe ich ihm zunächst. Bewährt er sich, kann er dann langsam schwierige Dinge angehen. Das passt natürlich nicht immer, weil die Aufgaben ja auch durch die Arbeitt diktiert werden.
Allgemein erwarte ich aber schon, dass jemand, der das 1. Examen derart hinter sich hat, dass er in einer GK genommen wird, auch ein fundiertes Jura-Grundgerüst mit sich bringt und nicht ahnungslos ist, soweit es sich um Pflichtfachstoff handelt (im "Unternehmensrecht" also z.B. Grundkenntnisse im Handels- und Gesellschaftrecht). Du wirst ja auch nicht ohne Grund dahinwollen?
Die Unkenntnis der Steuergesetze befreit nicht von der Pflicht zum Steuerzahlen.
Die Kenntnis aber häufig.
Arbeitsaufgaben werden in der Tat typischerweise Rechercheaufgaben zu einem konkreten Rechtsproblem, ggf. kleinere Übersetzungen, Mitarbeit an Veröffentlichungen/Präsentationen sein.
Hast Du aktuell denn schon eine Zusage für einen so zeitlich begrenzten Nebenjob? Bislang hörte ich auch eher, dass mind. zwei Tage pro Woche zwingend sind? Hat jemand hier mal für nur einen Tag/Woche eine Wiss-Mit. Stelle bekommen?
Ja, aber hierbei handelte es sich meist eher um die Fortführung der vorherigen wissenschaftlichen Mitarbeit vor dem Referendariat. In Berlin werden nur 10 Stunden pro Woche genehmigt.
Eigene Erfahrung mit Aufgaben ist sehr vielfältig. Unter anderem
1) Anfertigung von Gesellschafterbeschlüssen und HR Anmeldungen. Hierfür gab es immer Vorlagen (Austausch der Geschäftsführung, Änderung des Sitzes), die man dann mit den nötigen Informationen aus einem Wust aus E-Mails angepasst hat.
2) Übersetzungen deutscher Schreiben ins Englische. Meistens eine "so nah am Wortlaut wie möglich, aber nur soweit nötig".
3) Recherchen bzw Gutachten zu konkreten Rechtsfragen. Zum Beispiel: "Umfassen die Pflichten des Geschäftsführers auch ..."
4) Zusammenstellung von Informationen zu Unternehmen. Also nicht rechtlicher Natur. Anzahl der Mitarbeiter ... Profile der wichtigsten Personen
5) Entwurf von (meist Teilen von) Schriftsätzen oder Gutachten. Insbesondere bei ausländischen Mandanten muss oft auch das Verfahren beschrieben werden. Das kriegt man also sowieso hin.
Langweilig wird es jedenfalls nicht.
Und niemand ist böse, wenn man nachfragt. Gerade die jüngeren Anwälte sind oft selbst nicht ganz sicher wie man Aufgaben stellt und was sich überhaupt eignet, übertragen zu werden.
Ich hätte noch eine Anschlussfrage an die Leute aus dem Bereich Corporate oder Finance. Man startet ja als Wismit / Ref / Asso immer irgendwo auf 0 in fachlicher Hinsicht. Die einen haben vielleicht einen studientechnischen Schwerpunkt gewählt, aber das liegt wohl auch mehr oder weniger mehrere Jahre zurück.
Kommt man also neu in so eine GK, wie gleicht man den Wissensgap an? Ganz standardmäßig mit Lehrbuch und Skript? Und dann eher im groben systematischen Überblick oder schon mit vertieften Selbststudium?
Oder funktioniert das eher on-the-job. Beim Antreffen besonderer Arbeitsaufträge (Gesellschafterbeschluss erstellen) schaut man sich die betreffenden Normen und den Titel / Abschnitt im Gesetz an?
Ich frage aus dem Grund, dass mein Ref mir viel Zeit zum Selbststudium bietet und ich mich in irgendeiner Hinsicht weiterbilden möchte bzw. in manchen Rechtsgebieten ein kleines Fundament schaffen möchte.
Einfach on the job. Die Grundlagen hast du aus dem Studium (im Finance bspw Sachenrecht). Der große Vorteil an Großkanzleien ist, dass vor dir schon tausend andere da waren. Daher weiß man, welche Aufgaben sich am Anfang eignen und wie ein Wissenszuwachs erzeugt wird. Hilfreich ist auch, einfach zu fragen wenn man Dinge, Systematiken, Klauseln oder Ähnliches nicht versteht.
