Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Alle Themen rund um das Referendariat (Organisation, Ablauf, Wahlstation im Ausland etc.)

Moderator: Verwaltung

Antworten
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Ara »

julée hat geschrieben:Und warum sollte es kein finanzieller Schaden sein, wenn Kapazitäten für zig Scheinstudenten vorrätig gehalten werden müssen, die ja irgendwann doch auftauchen könnte?
Die Kapazitätsberechnung einer Universität erfolgt nicht nach der Nachfrage, sondern wird im Vorfeld afgrund des Curricularnormwertes festgelegt. Das heißt bei einem zulassungsfreiem Studiengang ist für die Uni eine leere Kapazität teurer als eine besetzte Kapazität. Wäre es übrigens anders, würden alle Orchideenfächer aussterben und wir würden nur noch Psychologen, Mediziner und "irgendwas mit Medien" ausbilden.

Es ist genauso viel Sozialschmarotzer, wie bei Aldi das Hack für den halben Preis kurz vor dem Ablaufdatum zu kaufen. Die Kapazität ist da und wenn sie gekauft wird, kriegt man vielleicht nicht seinen Wunschpreis, aber wenn sie nicht genutzt werden würde, dann würde man gar nichts bekommen.

Die Universität sind sicher die letzten die sich über Langzeitstudenten und Scheinstudenten in zulassungsfreien Studiengänge beschweren. Nicht ohne Grund gehen Universitäten dagegen nicht vor, sondern ergreifen Gegenmaßnahmen (z.B. Zwangsprüfungsanmeldungen) nur in zulassungsbeschränkte Studiengänge.

Hier die Sicht der Universität: https://magazin.jobmensa.de/scheinstude ... eileichen/

Zusätzlich hier auch noch weitere Meinungen von Universitäten und von Verkehrsbetrieben: http://www.zeit.de/studium/uni-leben/20 ... iversitaet

Die einzige Kritik ist tatsächlich die Subvention, die trifft in diesem Fall aber gar nicht zu. Im Ref hat man eh Krankenversicherungspflicht, die meisten Studentenvergünstigngen sind auch ans Lebensalter gebunden (und geltem meist für Auszubildende/Refs auch) und die Kosten für ein Semesterticket entsprechen üblicherweise dem normalen Preis von Großkontigenten von Unternehmen.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von julée »

Dass die Kapazitäten in der Zahl aufrechterhalten werden, hat aber auch was mit den Scheinstudenten zu tun. Natürlich heulen die Unis nicht rum, wenn sie von 50 Plätzen immerhin 30 Plätze als besetzt angeben können, obwohl sich regelmäßig nur 10 Studenten in die Veranstaltungen verirren. Aber man sollte Scheinstudenten nicht als heldenhafte Retter der Orchideenfächer feiern, denn dafür fehlen dann auf Dauer die Mittel an anderer Stelle für "echte" Studenten. (und nein, ich habe nichts gegen Orchideenfächer, aber man muss sie vielleicht auch nicht überall studieren können, wenn es dauerhaft keine Nachfrage gibt)
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Ara »

julée hat geschrieben:Dass die Kapazitäten in der Zahl aufrechterhalten werden, hat aber auch was mit den Scheinstudenten zu tun. Natürlich heulen die Unis nicht rum, wenn sie von 50 Plätzen immerhin 30 Plätze als besetzt angeben können, obwohl sich regelmäßig nur 10 Studenten in die Veranstaltungen verirren. Aber man sollte Scheinstudenten nicht als heldenhafte Retter der Orchideenfächer feiern, denn dafür fehlen dann auf Dauer die Mittel an anderer Stelle für "echte" Studenten.
Aber so läuft es doch gerade nicht ab.

Es ist doch nicht so, dass gesagt wird "in den letzten 10 Semestern wurden von den 50 Plätzen in Japanologie immer nur 30 belegt, darum senken wir die Plätze nun auf 30". Sondern es wird in der Verordnung abstrakt der Curricularnormwert (unabhängig von Bedarf und Nachfrage) für die jeweiligen Landesuniversitäten festgelegt. Erst aufgrund dieses Wertes wird doch dann die Platzanzahl bestimmt.

Selbst wenn sich immer nur 10 Studenten in Japanologie einschreiben, wird die Kapazität bei 50 Plätzen bei der Universität bleiben. Und das heißt ja nicht, dass der Unterricht dann auch immer in nem Hörsaal mit 50 Plätzen betrieben werden muss. Auch bei der Raumplanung hat die Universität natürlich Erfahrungen. Unser Hörsaal für Jura fasst nur 150 Studenten. Trotzdem nimmt die Uni über 300 auf. Keiner kam jemals auf die Idee, man müsste die Plätze auf 150 senken, weil wenn theoretisch alle kommen, der Raum nicht ausreicht.

Von daher ist die Kritik in dieser Richtung tatsächlich schlicht falsch.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von julée »

Auch die Räume und Raumzeiten sind begrenzt und könnten besser genutzt werden, als wenn da ein Professor mit 5 Studenten in einem Raum sitzt (auch in Jura schon in ziemlich großen Räumen erlebt), während es in anderen Studiengängen keine passenden Räume für AGs oder Tutorien zu halbwegs vernünftigen Zeiten gibt.

Und für 30 reale Studenten im gesamten Bundesland kann man möglicherweise eher über einen Studiengang an einem Studienort nachdenken als über 3 Studiengänge an 3 Standorten, selbst wenn offiziell 100 Studenten eingeschrieben sind.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Ara »

Wie gesagt: Die Raumplanung erfolgt aber doch an dem realen Bedarf und nicht an den eingeschriebenen Studenten (die sich für die Vorlesungen ja eh nicht einschreiben). Bei uns sind nahezu alle Räume überbucht. Bei 150 Anmeldungen wird ein Hörsaal für 100 Studenten genutzt und keiner für 150.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von julée »

Ja, aber auch für einen nicht ausgelasteten Studiengang brauchst Du x Räume pro Semester, egal wie groß oder klein.

Und dann hat man ggf am Ende keine Räume mehr für AGs oder Seminare in anderen nachgefragten Studiengänge, dh man kann dort die Lehrqualität ggf nicht erhöhen. Ich hatte für AGs schon ziemlich unmögliche Räume (viel zu groß oder viel zu klein) oder hatte nur eine sehr eingeschränkte zeitliche Auswahl, weil schlichtweg keine anderen Räume da waren. Dh Leidtragende sind dann ggf die Studenten in anderen Studiengängen, die in überfüllten Seminaren sitzen, die mangels verfügbarer Räume nicht getrennt werden können u. ä.

Wenn die Einschreibungszahlen dauerhaft zu niedrig sind, dürfte sich die Frage nach der Zukunft einzelner Studiengänge und nach einer Neuverteilung der Ressourcen anders stellen, als wenn es auf dem Papier ganz schick aussieht. Wenn nur die Abbrecherquote nach 16 Semestern nur nicht immer so hoch wäre...
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Ara »

julée hat geschrieben:Ja, aber auch für einen nicht ausgelasteten Studiengang brauchst Du x Räume pro Semester, egal wie groß oder klein.
Aber du verkennst doch weiterhin Berechnungsgrundlage und Berechnungsergebnis.

Der Raum ist Berechnungsgrundlage und nicht Berechnungsergebnis.

Die Uni sagt doch nicht "Ich habe X Studienplätze und brauch nun Raum mit Y Plätzen" sondern es läuft genau andersherum. Die Uni sagt "Ich habe Raum mit Y Plätze. Nun guck ich mir den Curricularnormwert an und sehe, dass wenn ich einen Raum mit Y Plätze habe, muss ich X Studienplätze anbieten".

Der Scheinstudent hat darauf keine Auswirkung, da er ja in den Curricularnormwert langfristg einfließt. Wenn ein Studiengang 1/3 Scheinstudenten hat, dann sinkt der Curricularnormwert dementsprechend. Das bedeutet, dass jeder Raum um 1/3 überbucht werden kann.

Aus diesem Grund trifft auch dieser Effekt nicht ein:
julée hat geschrieben:
Wenn die Einschreibungszahlen dauerhaft zu niedrig sind, dürfte sich die Frage nach der Zukunft einzelner Studiengänge und nach einer Neuverteilung der Ressourcen anders stellen, als wenn es auf dem Papier ganz schick aussieht. Wenn nur die Abbrecherquote nach 16 Semestern nur nicht immer so hoch wäre...
Die Einschreibezahl einer Universität hat nämlich gerade keinen großen Einfluss auf die Studiengänge. Sonst würden ja, wie oben schon geschrieben, die Orchideenfächer automatisch aussterben. Es gibt an der Uni Studiengänge die seit Jahrzehnten nur zu 10-20% ausgelastet sind, ohne dass die Plätze gekappt werden. Die bereitzustellende Plätze werden nämlich durch die Verordnung und dem Curricularnormwert vorgegeben. Darum ist der Scheinstudent auch nicht "Retter der Orchideenfächer", da es der Uni völlig egal ist, ob in Studienfach X nun 100 oder 150 Studenten studieren. Relevant für die Uni ist nur, dass insgesamt 50 Studenten mehr an der Uni sind, weil sie dafür Geld bekommen.

Wenn überhaupt sorgt der Scheinstudent also dafür, dass der Staat den Universitäten mehr Geld gibt, als ihnen zusteht. Da aber auch die Scheinstudenten in diesem Geld berücksichtigt werden, ist auch diese Kritik verfehlt. Die Uni kriegt nämlich nicht für jeden Studenten der eingeschrieben ist genau die Summe, die ein Student kostet, sondern sie kriegen lediglich die Mischkalkulation aus teuren Studenten und günstige Studenten.

Auswirkung hat das Ganze aber, wenn die Gelder an Studienabbrecher und Erfolgsquoten gebunden sind. Dies sorgt aber nicht für eine absolute Veränderung der Zahlung, sondern beeinflusst nur die relative Verteilung. Wenn die Scheinstudenten auf alle Universitäten gleichermaßen verteilt sind in einem Bundesland, hebt sich der Effekt gegenseitig auf.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von julée »

Ara hat geschrieben:
julée hat geschrieben:Ja, aber auch für einen nicht ausgelasteten Studiengang brauchst Du x Räume pro Semester, egal wie groß oder klein.
Aber du verkennst doch weiterhin Berechnungsgrundlage und Berechnungsergebnis.

Der Raum ist Berechnungsgrundlage und nicht Berechnungsergebnis.

Die Uni sagt doch nicht "Ich habe X Studienplätze und brauch nun Raum mit Y Plätzen" sondern es läuft genau andersherum. Die Uni sagt "Ich habe Raum mit Y Plätze. Nun guck ich mir den Curricularnormwert an und sehe, dass wenn ich einen Raum mit Y Plätze habe, muss ich X Studienplätze anbieten".

Der Scheinstudent hat darauf keine Auswirkung, da er ja in den Curricularnormwert langfristg einfließt. Wenn ein Studiengang 1/3 Scheinstudenten hat, dann sinkt der Curricularnormwert dementsprechend. Das bedeutet, dass jeder Raum um 1/3 überbucht werden kann.
Ganz banal: Nehmen wir vereinfacht an, man braucht pro Studiengang einen Raum in Vollzeit, um alle Veranstaltungen abhalten zu können. Wenn es nun 2 Räume mit jeweils 100 Plätzen gibt, können zwei Studiengänge eingerichtet werden à max. 100 reale Studenten, inkl. Scheinstudenten à 150 Studenten. Wenn im Studiengang A aber tatsächlich mehr als 100 Studenten da sind (Anwesenheitspflicht!), dann ist der Raum zu klein, während der andere Raum zu groß ist, wenn dort im Studiengang B nur 10 reale Studenten drinsitzen. Die Studienbedingungen im Studiengang A sind also einigermaßen katastrophal und die Zulassungszahlen müssen an die verfügbare Raumgröße angepasst werden.

Jetzt kann man natürlich einwenden, einen Studiengang mit real 10 Studenten bucht man nicht auf einen so großen Raum, sondern es wird sich schon ein Kämmerchen mit genau 10 Sitzplätzen finden (auf den man dann auch 150 Studenten buchen kann). Also alles prima? Jein, weil man im Studiengang A die Studienbedingungen verbessern könnte, wenn man mehr Seminare / Spezialisierungen anbieten kann - für die man mehrere kleine Räume braucht, mehr Dozenten, für die man wiederum mehr Büroräume braucht usw. D. h. die Orchideenfächer sind überproportional ressourcenintensiv und da die Ressourcen nicht unendlich sind, geht das, wenn nicht zusätzliches Geld zur Verfügung gestellt wird, um sich diesen "Luxus" leisten zu können, zulasten der anderen Studiengänge.
Und der Verordnungsinhalt ist nicht gottgegeben, sondern das Ergebnis entsprechender politischer Entscheidungen. Und die Diskussion, ob man Studiengang B trotz der geringen Auslastung fortführt oder vielleicht das Curriculum anpasst (mehr gemeinsame Veranstaltungen mit anderen Fächern) oder ihn möglicherweise mit dem Studiengang an einer anderen Uni zusammenlegt, dürfte auch davon abhängen, wie gut die Uni den "Schwund" bei den Studenten zwischen Studienanfang und Studienabschluss erklären kann.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Kasimir
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 3751
Registriert: Sonntag 10. Dezember 2006, 11:18
Ausbildungslevel: RA

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Kasimir »

Aus dem von Ara verlinkten Artikel:
Zahlen andere drauf, wenn jemand zu Unrecht ein Semesterticket nutzt? "Nein", sagt Petra Reetz von den Berliner Verkehrsbetrieben, die in Deutschland mit Abstand die meisten Studenten befördern. "Das ist ein separat kalkuliertes Ticket, das von der Masse der Studenten getragen wird."
Mit "andere" meint die Sprecherin der Verkehrsbetriebe lediglich die Kunden, die nicht Studenten sind. Fuer Studenten selbst, wird das ticket natuerlich teurer. Ich war zu Studienzeiten fuer die Studierendenschaft unter anderem fuer die Verhandlung des Semestertickets mit den Verkehrsbetrieben zustaendiges. Die Anzahl von Scheinstudenten hat stets den Preis in die Hoehe getrieben und war ein Argument der Verkehrsbetriebe. Ohne Scheinstudenten waere das Semesterticket fuer die restlichen Studenten guenstiger. Dazu kommt noch das subventionierte Mensaessen und die Nutzung sonstiger subventionierter Massnahmen. Daher ist Scheinstudententum natuerlich Sozialschmarotzertum.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Ara »

Aber deine Argumentation ignoriert doch, dass jeder Studiengang einen eigenen Curricularnormwert hat.

Je mehr Scheinstudenten (oder abwesende Studenten) ein Studiengang hat, desto geringer ist der Curricularnormwert. In Medizin brauchst du zum Beispiel für jeden Studenten tatsächlich einen Platz. Bei Jura brauchste für jeden Studenten aber nur 1/3 der Plätze.

Auch sind die Ressourcen Fakultätsgebunden. Das zeigt sich ja regelmäßig dahingehend, dass die juristische Fakultäten in Geld schwimmen (aufgrund der vielen Studenten die eingeschrieben sind, aber nicht zu den Vorlesungen kommen) und die naturwissenschaftlichen Fakultäten kein Geld haben. Gegenseitig konkurrieren um Ressourcen tun daher nur Studiengänge die der gleichen Fakultät angehören.

Und auch den Einfluss von Scheinstudenten auf politische Entscheidungen halte ich für quasi nicht gegeben. Würde sich die Politik danach richten, hätten wir schon mindestens die doppelte Anzahl an Medizinerplätze. Die politische Entscheidung geht ja meist dahin, dass man die Studiengänge mit geringen Curricularnormwerten ausbaut (Jura, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften) und die anderen eher restriktiv hält (Medizin, Biologie, Psychologie usw). Die schlichte Anzahl der offiziell immatrikulierten Studenten spielt da eine ganz untergeordnete Rolle (auch weil die Politik ja weiß, dass es Scheinstudenten gibt)

Also ich sehe weiterhin für die Universität keinen negativen Einfluss durch Scheinstudenten und so sehen es ja ganz offensichtlich auch die Universitäten.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Ara »

Kasimir hat geschrieben: Mit "andere" meint die Sprecherin der Verkehrsbetriebe lediglich die Kunden, die nicht Studenten sind. Fuer Studenten selbst, wird das ticket natuerlich teurer. Ich war zu Studienzeiten fuer die Studierendenschaft unter anderem fuer die Verhandlung des Semestertickets mit den Verkehrsbetrieben zustaendiges. Die Anzahl von Scheinstudenten hat stets den Preis in die Hoehe getrieben und war ein Argument der Verkehrsbetriebe. Ohne Scheinstudenten waere das Semesterticket fuer die restlichen Studenten guenstiger. Dazu kommt noch das subventionierte Mensaessen und die Nutzung sonstiger subventionierter Massnahmen. Daher ist Scheinstudententum natuerlich Sozialschmarotzertum.
Was soll dafür bitte die Begründung gewesen sein?

Hier in Hamburg SINKT der Preis mit der Anzahl der abgenommen Semestertickets. Aus diesem Grund ist jeder Student gezwungen das Semesterticket abzunehmen, damit man auf die hohe Anzahl an Ticketabnahme kommt. Es wurde eine "Härtefond" eingerichtet. Wenn jemand nachweisen kann, dass er das Ticket auf keinen Fall nutzen kann, dann kriegt er aus dem Härtefallfond sein Ticket erstattet (Dem Verkehrsverbund wird das Ticket aber abgekauft).

Das heißt hier ist der günstige Ticketpreis schlicht und einfach eine Mischkalkulation. Die Verkehrsbetriebe sagen: Statt 80% Studenten die eine Monatskarte kaufen und 20% die keine Kaufen und wir insgesamt Summe X einnehmen, zwingt ihr einfach 100% zur Abnahme der Tickets und ihr zahlt uns Summe X. Das ist eine Win:Win Situation. Die Verkehrsbetriebe kriegen die gleiche Summe, die Stadt erhöht die Anzahl an ÖPNV-Nutzer und für 80% der Studenten wird es günstiger.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Kasimir
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 3751
Registriert: Sonntag 10. Dezember 2006, 11:18
Ausbildungslevel: RA

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Kasimir »

Ara hat geschrieben:
Kasimir hat geschrieben: Mit "andere" meint die Sprecherin der Verkehrsbetriebe lediglich die Kunden, die nicht Studenten sind. Fuer Studenten selbst, wird das ticket natuerlich teurer. Ich war zu Studienzeiten fuer die Studierendenschaft unter anderem fuer die Verhandlung des Semestertickets mit den Verkehrsbetrieben zustaendiges. Die Anzahl von Scheinstudenten hat stets den Preis in die Hoehe getrieben und war ein Argument der Verkehrsbetriebe. Ohne Scheinstudenten waere das Semesterticket fuer die restlichen Studenten guenstiger. Dazu kommt noch das subventionierte Mensaessen und die Nutzung sonstiger subventionierter Massnahmen. Daher ist Scheinstudententum natuerlich Sozialschmarotzertum.
Was soll dafür bitte die Begründung gewesen sein?

Hier in Hamburg SINKT der Preis mit der Anzahl der abgenommen Semestertickets. Aus diesem Grund ist jeder Student gezwungen das Semesterticket abzunehmen, damit man auf die hohe Anzahl an Ticketabnahme kommt. Es wurde eine "Härtefond" eingerichtet. Wenn jemand nachweisen kann, dass er das Ticket auf keinen Fall nutzen kann, dann kriegt er aus dem Härtefallfond sein Ticket erstattet (Dem Verkehrsverbund wird das Ticket aber abgekauft).

Das heißt hier ist der günstige Ticketpreis schlicht und einfach eine Mischkalkulation. Die Verkehrsbetriebe sagen: Statt 80% Studenten die eine Monatskarte kaufen und 20% die keine Kaufen und wir insgesamt Summe X einnehmen, zwingt ihr einfach 100% zur Abnahme der Tickets und ihr zahlt uns Summe X. Das ist eine Win:Win Situation. Die Verkehrsbetriebe kriegen die gleiche Summe, die Stadt erhöht die Anzahl an ÖPNV-Nutzer und für 80% der Studenten wird es günstiger.
Die nachvollziehbare Argumentation von Verkehrsbetriebens ist, dass in die Mischkalkulation eben auch Scheinstudenten einbezogen werden muessen und die Verkehrsbetriebe davon ausgehen, dass diese ansonsten Monatskarten zu einem wesentlich hoeheren Preis kaufen wuerden. Dieser "Verlust" wird eingepreist und auf alle Studenten umgelegt. Deshalb wird das Semsterticket fuer die normalen Studenten durch Scheinstudenten teurer.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von julée »

Jein, die Ressourcen sind nur bedingt fakultätsgebunden, denn zahlreiche Ressourcen könnte man entsprechend umverteilen: Aus dem Japanologie-Professor machst Du keinen Medizin-Professor, aber den Raum X in Gebäude Y könnte nahezu jede Fakultät nutzen, sofern es nicht ausnahmsweise ein Fachraum ist. Und ich kenne etwa eine Zuweisung von Raumkontingenten auf der Uni-Ebene, d. h. wenn die juristische Fakultät Räume für x SWS hat, dann hat sie Pech gehabt, wenn sie Lehrpersonal für x +20 SWS hätte und entsprechend viele Veranstaltungen anbieten könnte. Und dass es nicht mehr Medizinstudienplätze gibt, hat doch schlichtweg damit was zu tun, dass man regelmäßig entdeckt, dass so ein Medizinstudienplatz wahnsinnig teuer ist, man eine hohe Betreuungsrelation hat, neue Gebäude bauen muss usw.

Was die Ticketpreise angeht: da könnte ich mir vorstellen, dass das Argument ist, dass die Scheinstudenten ja andernfalls ein reguläres Ticket kaufen würde - und auch subventionierte Firmentickets sind ja meist deutlich teurer als das Studententicket (andernfalls würden es ja nicht so viele Leute machen). Die Verkehrsbetriebe bekommen bei einer nennenswerten Anzahl an Scheinstudenten (bei denen man annehmen kann, dass sie zu nahezu 100 % das Studententicket nutzen) weniger Geld als sie bekämen, wenn es keine Scheinstudenten gäbe.

Beispiel: 100 Studenten (80 [hiervon 20 Scheinstudenten] kaufen das Semesterticket, 20 kaufen es nicht): Ticketpreis normal 100 €; Studenten 50 €:
Szenario 1: Scheinstudenten kaufen das Semesterticket: 80 * 50 € + 20 * 0 € = 4.000 €
Szenario 2: Scheinstudenten kaufen das normale Ticket: 60 * 50 € + 20 * 100 € + 20 * 0 € = 5.000 €

Jetzt kann man natürlich alle Studenten dazu zwingen, dass Semesterticket für 45 € zu kaufen, damit die Verkehrsbetriebe wenigstens mehr als in Szenario 1 bekommen (für die regulären Studenten wird es günstiger). Wenn man Szenario 2 erreichen will, kann man auch alle zwingen, das Ticket für 50 € zu kaufen - dann zahlen letztlich die Studenten, die das Ticket nicht bräuchten, für die Scheinstudenten mit (und in Hamburg bekommt es ja offensichtlich nicht jeder erstattet).

Wenn man keinen Abnahmezwang installieren möchte, dürften die Verkehrsbetriebe bestrebt sein, den Preis für das Semesterticket gegenüber dem Szenario 1 zu erhöhen und etwa den Preis mit 60 € anzusetzen, um zumindest 4.800 € einzunehmen. Dann wird es aber für die regulären Studenten teurer.

edit: Kasimir war eine Idee schneller
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Benutzeravatar
Einwendungsduschgriff
Fossil
Fossil
Beiträge: 14744
Registriert: Mittwoch 28. Juni 2006, 19:16
Ausbildungslevel: Doktorand

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Ara hat geschrieben:Oder ist das nur mal wieder dein übliches Gepöbel aus der zweiten Reihe weil du nen schlechten Tag hattest? Dann nehme ich im Voraus natürlich gerne deine Entschuldigung an! Man kennt ja seine Pappenheimer.
Hi, ich mag es einfach, dummen Menschen ihre Grenzen aufzuzeigen. Zumal wenn diese so unentspannt reagieren. Mein "Gepöbel" trifft Dich - dazu herzlichen Glückwunsch. Du musst nicht auf eine Entschuldigung warten. Vielleicht solltest Du Dich andersweitig umsehen. Wahrscheinlich solltest Du OJ1988 eine Nachricht schreiben. Er kennt sich bestens mit Mimimi-Postings aus.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Exmatrikulation vor Ref und andere Fragen

Beitrag von Ara »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:
Ara hat geschrieben:Oder ist das nur mal wieder dein übliches Gepöbel aus der zweiten Reihe weil du nen schlechten Tag hattest? Dann nehme ich im Voraus natürlich gerne deine Entschuldigung an! Man kennt ja seine Pappenheimer.
Hi, ich mag es einfach, dummen Menschen ihre Grenzen aufzuzeigen.
Damit zeigste tatsächlich deine intellektuelle Überlegenheit! Herzlichen Glückwunsch!
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Antworten