Wo Referendariat beginnen?

Alle Themen rund um das Referendariat (Organisation, Ablauf, Wahlstation im Ausland etc.)

Moderator: Verwaltung

McLarenz
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 6. August 2016, 17:42
Ausbildungslevel: (Dipl.-)Jurist

Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von McLarenz »

Hi Leute,

in diesem Thread suche ich Inspirationen, wo ich mein Referendariat beginnen könnte. Ich hab mein Examen mit 10,1 im Staatsteil (10.2 insgesamt) abgeschlossen, keinen Zivildienst/Wehrdienst gemacht oä was als begünstigender Faktor für eine Bewerbung hineinspielen könnte.

Meine Kriterien für eine Stadt: Ich würde gerne meine Wahlstation in einer Großkanzlei ableisten und ne coole Behörde in der Umgebung für die Verwaltungsstation (Bundesbehörden-/ministerien wären schnieke). Weiterhin hab ich kein Bock auf das bayrische 2. Staatsexamen.

Der ein oder andere wird sich denken: "Hey, du musst dich doch in der Stadt wohlfühlen, in der du Referendariat machst." Das stimmt erstmal. Allerdings hab ich mein gesamtes Leben und Studium in einer provinziellen Studentenstadt verbracht, demnach auch gar keine Ahnung, wo es mir gefallen könnte. Wobei mich natürlich trotzdem auch interessiert, welche Stadt ihr vom Wohlfühlfaktor besonders schätzt.

Ich dachte bisher an Düsseldorf und Berlin. Berlin wird aber eng ohne Landeskind zu sein und mit der Note, wenn man keine längere Wartezeiten abkann, oder?
Juratutorium
Power User
Power User
Beiträge: 413
Registriert: Dienstag 28. Januar 2014, 10:43
Ausbildungslevel: RA

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Juratutorium »

Grundsätzlich sollte man schauen, in welchem Rechtsgebiet die persönlichen Stärken liegen.

Wer seine Stärke im Strafrecht sieht, sollte in Berlin Examen machen. Dort schreibt man 6 Klausuren und eine im Wahlfach. Das heißt, man kann den Anteil strafrechtlicher Klausuren massiv nach oben schrauben. Niedersachsen ist demgegenüber ideal für Zivilrechtler. Dort kann man fünf Z-Klausuren schreiben, sofern man das möchte.

Den Baukasten gibt es hier: http://www.juristenkoffer.de/rechtsrefe ... klausuren/

Natürlich gilt: Kein Referendariat im Nahen Osten! Das 2. Staatsexamen in z.B. in Sachsen-Anhalt abzulegen, fällt unter diligentia quam in suis.
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Ara »

Die meisten werden ihr Referendariat ja nur in einem Bundesland gemacht haben, daher kann man es ja schwer vergleichen (maximal halt über Erfahrungsberichte von Freunden).

Ein Faktor den man meiner Meinung nach nicht unterschätzen sollte ist: In einem Land mit hohen Notenanforderungen ist man 1. meist von Leuten mit ebenfalls guten Noten umgeben und 2. die Ausbildung ist deswegen meist auch auf ein höheres Niveau ausgelegt. Dies kann natürlich auch noch einmal jemanden Pushen, wenn die Arbeitsgemeinschaft gerade keine Rücksicht auf die 4-Punkte-Examler nehmen müssen.

Ansonsten natürlich auch der Aufbau des Referendariats als solches, welches ja sehr verschieden sein kann. So ist Hamburg z.B. sehr flexible (mit 2 Wahlstationen, Zuweisung nur zur Straftstation sonst freie Wahl der Ausbildungsstelle und die meisten AGs im Block) andere Bundesländer schreiben dagegen sehr eng das Ausbildungsprogramm vor. Anschauen würde ich mir auch, was denn sonst so angeboten wird (Freiwillige AGs, umfangreicher Klausurenkurs, Examensvorbereitungskurse usw).
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von julée »

Was die Wartezeiten in Berlin angeht, solltest Du mal auf die Homepage schauen. Mit über 10 Punkten kommst Du auf die Leistungsliste, über die zumindest schneller eine Ladung erfolgt, als über die Auswärtigenliste. Allerdings werden / wurden wohl gerade einige Ref-Plätze abgebaut, so dass sich die Wartezeiten eher etwas verlängern dürften. November dürfte insofern - auch mit Blick auf die Bewerbungsfrist - etwas eng werden, aber Februar könnte vielleicht mit etwas Glück klappen. In der Zwischenzeit könntest Du ja als WiMi in einer Kanzlei arbeiten? Das machen ziemlich viele.

Fürs Referendariat ist Berlin sicherlich nicht die schlechteste Wahl: alles in einer Stadt, einigermaßen gut organisiert und die Unterhaltsbeihilfe ist ja jetzt auch noch mal deutlich angehoben worden. Und man muss ja auch nicht mitten in einem lauten Party-Szenekiez wohnen, sondern kann sich auch eine ruhige Ecke zum Wohnen suchen, in der man sich wohlfühlt.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Swann
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 6456
Registriert: Donnerstag 28. Dezember 2006, 09:04

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Swann »

McLarenz hat geschrieben: Ich dachte bisher an Düsseldorf und Berlin. Berlin wird aber eng ohne Landeskind zu sein und mit der Note, wenn man keine längere Wartezeiten abkann, oder?
Für Berlin ist 10 Punkte schon die beste Notenausgangslage, da hülfe es auch nicht, wenn du 18 Punkte hättest, du würdest trotzdem nicht schneller genommen. Ansonsten musst du dich trotzdem auf Wartezeiten gefasst machen, aber ob man Berlin oder Düsseldorf lieber mag, ist glaube ich eine sehr grundlegende Entscheidung. Fahr doch mal 'nen langes Wochenende nach Berlin. Sollte man sowieso machen.
Benutzeravatar
Tante Dagobert
Power User
Power User
Beiträge: 463
Registriert: Donnerstag 13. März 2008, 10:59

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Tante Dagobert »

Ich glaube, wenn man aus einer "provinziellen Studentenstadt" kommt, könnte einem Düsseldorf - was die Eingewöhnung angeht - leichter fallen als Berlin. Das dürfte aber für quasi jede deutsche "Großstadt" gelten. An schicken Behörden ist das BKartA pendelbar (haben drei aus meiner AG gemacht).

Leben lässt es sich hier gut, wenngleich die Mentalität "Kö" etc. gewöhnungsbedürftig ist. Es gibt aber auch einige nette - mehr geerdete - Stadtteile. Ansonsten ist das kulinarische Angebot erfreulich und "Alt" ist zwar was anderes, aber nicht unbedingt schlecht (str.). Schließlich ist es auch angenehm, in einer Stadt zu leben, die nicht chronisch pleite ist - hier funktioniert vieles.

Das Ref. selbst kann man auch problemlos etwa in Wuppertal absolvieren und trotzdem in Düsseldorf leben.

Zu Berlin kann ich nichts qualifiziertes sagen, wären meine persönlichen Umstände anders gewesen, wäre ich aber nach Berlin gegangen.

Letztlich läuft es aufs Swanns Ratschlag hinaus, ggf. mit der Ergänzung dann eben auch in Düsseldorf ein solches Wochenende zu verbringen.
Träumer
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 16
Registriert: Dienstag 9. August 2016, 12:17
Ausbildungslevel: RRef

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Träumer »

Hallöchen,

ich mache zwar mein Ref in Brandenburg, wohne aber in Berlin. Mir war wichtig, gleich nach dem 1. Examen ins Ref zu starten, damit mir nicht soviel materielles Recht verloren geht.

Über die Leistungsliste kommst Du auch als Externer nach Berlin. Dabei muss man allerdings wissen, dass man inzwischen auch auf der Leistungsliste mindestens 8 Monate Wartezeit einplanen muss. Teilweise länger. Die Situation wird sich eher verschlechtern, da Berlin in Zukunft weniger Referendare einstellt (dafür aber die Vergütung erhöht). Ansonsten soll die Ausbildung in den AGs ganz ok sein. Ein Vorteil ist auf jeden Fall der Klausurenkurs des Kammergerichts, wo Du gegen 10 Euro/Klausur alte Examensklausuren schreiben und korrigieren lassen kannst. Ansonsten beck und juris-Zugang während des Refs. Auch nicht ganz unwichtig :-)

Wenn Du nicht vollkommen in eine Großstadt wie Berlin abtauchen und auch keine lange Wartezeit haben willst, bewirb Dich einfach in einem umliegenden Flächenland, z. B. Brandenburg. Wenn man sich dort bspw. für Potsdam bewirbt, kann man - wenn man in Berlin wohnt - super pendeln. Man kann auch in Potsdam wohnen, die Vorteile einer kleineren Stadt genießen und trotzdem das vielfältige Angebot Berlins in der Nähe zu haben. In Brandenburg bestehen regelmäßig allenfalls für Potsdam Wartezeiten und selbst die sind mit bis zu 3 Monaten moderat.

Entscheidend solltest Du es aber tatsächlich von Deinen Stärken abhängig machen und gucken, wieviele und welche Klausuren im jeweilien Bundesland im 2. Examen geschrieben werden. Neben der Anzahl sollte man im öffentlichen Recht auch nicht das Landesrecht vergessen, in das man sich ggf. neu einarbeiten muss. Wenn man aus einem Flächenstaat kommt, dürfte einem der Umschwung ins Landesrecht eines anderen Flächenstaates nicht so schwer fallen. Berlin hat natürlich den Vorteil, kein Kommunalnacht im eigentlichen Sinne zu haben. Da aber Berlin und Brandenburg zusammen Examen schreiben, sollte man auch in Berlin das Kommunalrecht nicht völlig ausblenden.

Wenn Du Deine Verwaltungsstation bei ner bestimmten Behörde und Deine Anwaltsstation in einer GK machen willst, muss es ja auch nicht unbedingt eine Großstadt fürs Ref sein. Sowohl die Verwaltungs- als auch die Anwaltsstation kannst Du ja auch Bundesland übergreifend machen. Je nachdem wie die Qualität der AGs ist, ist das nicht das Schlechteste, da Du bei einer Station außerhalb des Bundeslandes (in Brandenburg zusätzlich außerhalb Berlins) von den AGs befreit bist.

LG
McLarenz
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 6. August 2016, 17:42
Ausbildungslevel: (Dipl.-)Jurist

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von McLarenz »

Danke schonmal für die netten Rückmeldungen!

Welche Städte bieten sich eurer Meinung nach noch an? Denke was Großkanzleien angeht geben Frankfurt und Hamrburg auch etwas her. Hat man in Hamrburg eine Anwaltsstation in einer Großkanzlei quasi "safe" mit 10 Punkten oder haben die Kanzleien ein derart großes Angebot an fähigen Bewerbern, dass man da zittern muss? Erfahrungen würden mich interessieren.
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Ara »

McLarenz hat geschrieben: Hat man in Hamrburg eine Anwaltsstation in einer Großkanzlei quasi "safe" mit 10 Punkten oder haben die Kanzleien ein derart großes Angebot an fähigen Bewerbern, dass man da zittern muss? Erfahrungen würden mich interessieren.
Nen Platz in ner Großkanzlei zu kriegen ist hier eher unproblematisch.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
OJ1988
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4492
Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von OJ1988 »

Die Verwaltungsstation kann man nicht unproblematisch in einem anderen Bundesland machen. BW zB verlangt (mit einigen Ausnahmen), dass die Verwaltungsstation im "Inland" gemacht wird.
McLarenz
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 11
Registriert: Samstag 6. August 2016, 17:42
Ausbildungslevel: (Dipl.-)Jurist

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von McLarenz »

UPDATE: Eine Einstellung im OLG-Bezirk Düsseldorf wurde mir für November in Aussicht gestellt - hieße also ich komme nach Mönchengladbach oder Wuppertal. Dennoch würde ich vor dem Hintergrund, dass ich wohl min. 2 Stationen in Düsseldorf mache, eher direkt dort hin ziehen wollen. Kann mir wer sagen, wie viele Refs von düsseldorf in diese Standorte circa pendeln? Wäre mir vor allen Dingen wichtig um zu schauen, dass ich auch sozialen Anschluss nach DÜ finde.
Benutzeravatar
Trente Steele82
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 6079
Registriert: Mittwoch 27. Januar 2010, 19:19
Ausbildungslevel: RRef

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Trente Steele82 »

Tante Dagobert hat es schon gesagt: man kann auch in Wuppertal oder Mönchengladbach seine Stammdienststelle haben und in Düsseldorf leben. Gerade nach Gladbach ziehen die wenigsten (so meine Beobachtung / und das, obwohl man recht günstig wohnt und gut nach Düsseldorf angebunden ist). Zudem trifft man sich, sofern man nicht zuhause lernt, oft in der Bib der Uni Düsseldorf. Das ist zum Teil so überschaubar, dass man mit Refs aus verschiedensten Gruppen ins Gespräch kommen kann, wenn man der Typ dafür ist.

Sowohl bei Wuppertal als auch bei Mönchengladbach wird auch die Verwaltungs-AG glaube ich in der Bezirksregierung in Düsseldorf stattfinden (bitte korrigieren, wenn ich hier falsch liege).

Und wenn du dann in der Anwaltsstation eh zu Freshfields gehst (bspw.), dann hast du wahrscheinlich mehr Ref-Kollegen und Wiss-Mit-Kollegen, als dir lieb ist. Gefühlt jeder zweite Düsseldorfer Ref/WissMit in der Bib arbeitet dort 8-[
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
Brainiac
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1559
Registriert: Montag 10. März 2014, 08:03

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Brainiac »

McLarenz hat geschrieben:Kann mir wer sagen, wie viele Refs von düsseldorf in diese Standorte circa pendeln? Wäre mir vor allen Dingen wichtig um zu schauen, dass ich auch sozialen Anschluss nach DÜ finde.
Ehemaliger Lehrstuhlkollege ist dem LG Wuppertal zugewiesen und meinte, dass fast alle seine Ref-Kollegen aus Düsseldorf einpendeln
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
Benutzeravatar
Tante Dagobert
Power User
Power User
Beiträge: 463
Registriert: Donnerstag 13. März 2008, 10:59

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von Tante Dagobert »

Brainiac hat geschrieben:
McLarenz hat geschrieben:Kann mir wer sagen, wie viele Refs von düsseldorf in diese Standorte circa pendeln? Wäre mir vor allen Dingen wichtig um zu schauen, dass ich auch sozialen Anschluss nach DÜ finde.
Ehemaliger Lehrstuhlkollege ist dem LG Wuppertal zugewiesen und meinte, dass fast alle seine Ref-Kollegen aus Düsseldorf einpendeln
War bei mir genauso. Ist dort m.W.n. auch immer so.

Das LG Wuppertal ist für die Ausbildung im Übrigen ein nettes Gericht / netter Bezirk. Die Damen von der Geschäftsstelle, die für die Referendare zuständig sind, sind sehr nett und engagiert. Von den Ausbildern her waren bei uns überwiegend wirklich bemühte und fähige Leute am Werke – das galt selbst für die meisten Anwälte. Zudem ist ein kleineres Gericht auch gar nicht so schlecht am Anfang.

Über die Ausbildung in DDorf habe ich hingegen auch schon öfter schlechtes gehört. Das kann ich aber naturgemäß nicht validieren.
OJ1988
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4492
Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Wo Referendariat beginnen?

Beitrag von OJ1988 »

Tante Dagobert hat geschrieben:Über die Ausbildung in DDorf habe ich hingegen auch schon öfter schlechtes gehört.
Geht mir auch so.
Antworten