Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

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JuristaD
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Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von JuristaD »

Vermutlich gibt es schon hunderte solcher Posts hier, aber geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid.
Ich habe den schriftlichen Teil des zweiten Examens in Hessen im vergangenen Juli geschrieben, nun monatelang gewartet. Und jetzt stehe ich mit rund 5 Punkten schriftlich da. Nach über 9 Punkten im Staatsteil des ersten Examens ist das ein echter Absturz. Fast alle Klausuren sind gleich schlecht ausgefallen und liegen im Schnitt, egal ob Zivil-, Straf- oder öffentliches Recht (was ich wirklich nicht verstehe). Die schlechteste aller Klausuren (wenn auch nur leicht unterm Schnitt) habe ich in meinem Wahlfach geschrieben - ein Träumchen.
Es waren mit zwei Ausnahmen ausschließlich Urteilsklausuren mit m.M. teils nicht einfachen prozessualen Problemen. Trotzdem dachte ich, das wäre zumindest mit einem "befriedigend" schaffen.
Ich habe mich monatelang vorbereitet, den relevanten prozessualen Stoff vor- und rückwärts gelernt, dutzende(!) Klausuren (überwiegend Kaiser) gelöst. Und im Ergebnis stehe ich nun mit einer Note da, die ich mit Glück in der mündlichen Prüfung vielleicht noch auf ein ganz schlechtes "befriedigend" ziehen kann. Ich glaubte ernsthaft daran, Chancen im öffentlichen Dienst zu haben (auch nachdem, wie die AGs und Stationen so gelaufen sind). Ich bin vom Stuhl gefallen, als ich die Ergebnisse erfahren habe.

Unser Durchgang hatte außergewöhnlich viele Teilnehmer und es gibt Gerüchte, wonach es wohl noch einigen anderen so wie mir geht (wobei viele auch noch keine Noten haben). Die Durchfallquote soll hoch sein (aber wer kann das schon verifizieren bzw. ich war noch nie ein Freund von Gerüchten).

Glückwünsche zum Bestehen rufen bei mir nur ein müdes Lächeln hervor. Und klar: Ich kann freiwillig wiederholen (wenn ich bspw. im März nochmal schreibe, weiß ich dann im Juli 2017 - also ein Jahr nach dem ersten Versuch - ob es die Mühe Wert war). Nur der Jahresbericht des JPAs aus 2015 macht ziemlich deutlich, dass sich dabei die allermeisten um höchstens 1-2 Punkte oder eine Notenstufe verbessern. Und finanziell muss man sich solange ja auch erst mal über Wasser halten.

Was also tun? Ich bin ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht und mache mir erhebliche Sorgen um meine berufliche Zukunft. Ich wollte zumindest mal Optionen haben. Die sehe ich gerade nicht mehr. Jeder weiß, wie sehr sich die Chancen bei einem ausreichendem Examen reduzieren.

Wer hat ähnliches erlebt? Wer hat sich vielleicht wirklich erheblich verbessern können bei der Wiederholung? Hat jemand ne Ahnung, was man noch machen kann, um sich zu verbessern? Einsicht in die Korrekturen kann ich ja leider erst nach der mündlichen Prüfung nehmen, also Ende November.
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famulus
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von famulus »

JuristaD hat geschrieben:Was also tun?
Natürlich wiederholen.

Und bis dahin Fehleranalyse (Einsichtnahme!), Klausurenschrubben (massenweise stichpunktartig durchlösen) und materielles Recht (insb. die erfahrungsgemäß problematischen Bereiche/Lücken, Schemata) pauken.
»Ich kenne den Schmerz, den ich hatte, weil ich zweimal die Vorhaut mit dem Reißverschluss mitgenommen habe, so dass dieser - also Reißverschluss - einmal in einer Klinik entfernt werden musste.« - Chefreferendar
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Promotology
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von Promotology »

JuristaD hat geschrieben: Unser Durchgang hatte außergewöhnlich viele Teilnehmer und es gibt Gerüchte, wonach es wohl noch einigen anderen so wie mir geht (wobei viele auch noch keine Noten haben). Die Durchfallquote soll hoch sein (aber wer kann das schon verifizieren bzw. ich war noch nie ein Freund von Gerüchten).

Glückwünsche zum Bestehen rufen bei mir nur ein müdes Lächeln hervor. Und klar: Ich kann freiwillig wiederholen (wenn ich bspw. im März nochmal schreibe, weiß ich dann im Juli 2017 - also ein Jahr nach dem ersten Versuch - ob es die Mühe Wert war). Nur der Jahresbericht des JPAs aus 2015 macht ziemlich deutlich, dass sich dabei die allermeisten um höchstens 1-2 Punkte oder eine Notenstufe verbessern. Und finanziell muss man sich solange ja auch erst mal über Wasser halten.
Was Du tun kannst: Den weisen Rat des Vorschreibers beherzigen, nichts auf Gerüchte geben (ob aus Deinem Durchgang besonders viele durchgefallen sind, ist wumpe - es kommt allein auf Dein Ergebnis an), und vor allem nichts darauf geben, um wie viele Punkte sich "die allermeisten" verbessern. Es gibt durchaus Leute, die sich um mehrere Notenstufen verbessern (mein eigener Verbesserungsversuch zB: um zwei, beinahe drei Stufen). Von den Kernelementen eines guten Examens - Glück, Fleiß, halbwegs akzeptabler Schreibstil/Gedankengang, angemessen schlechte Schrift, damit der Korrektor auch mal was nur überfliegt - kannste ja zumindest mit dem zweiten (hart) arbeiten und auf das erste hoffen.
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Samson
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von Samson »

Promotology hat geschrieben:
JuristaD hat geschrieben: Unser Durchgang hatte außergewöhnlich viele Teilnehmer und es gibt Gerüchte, wonach es wohl noch einigen anderen so wie mir geht (wobei viele auch noch keine Noten haben). Die Durchfallquote soll hoch sein (aber wer kann das schon verifizieren bzw. ich war noch nie ein Freund von Gerüchten).

Glückwünsche zum Bestehen rufen bei mir nur ein müdes Lächeln hervor. Und klar: Ich kann freiwillig wiederholen (wenn ich bspw. im März nochmal schreibe, weiß ich dann im Juli 2017 - also ein Jahr nach dem ersten Versuch - ob es die Mühe Wert war). Nur der Jahresbericht des JPAs aus 2015 macht ziemlich deutlich, dass sich dabei die allermeisten um höchstens 1-2 Punkte oder eine Notenstufe verbessern. Und finanziell muss man sich solange ja auch erst mal über Wasser halten.
Was Du tun kannst: Den weisen Rat des Vorschreibers beherzigen, nichts auf Gerüchte geben (ob aus Deinem Durchgang besonders viele durchgefallen sind, ist wumpe - es kommt allein auf Dein Ergebnis an), und vor allem nichts darauf geben, um wie viele Punkte sich "die allermeisten" verbessern. Es gibt durchaus Leute, die sich um mehrere Notenstufen verbessern (mein eigener Verbesserungsversuch zB: um zwei, beinahe drei Stufen). Von den Kernelementen eines guten Examens - Glück, Fleiß, halbwegs akzeptabler Schreibstil/Gedankengang, angemessen schlechte Schrift, damit der Korrektor auch mal was nur überfliegt - kannste ja zumindest mit dem zweiten (hart) arbeiten und auf das erste hoffen.
Ich habe mich auch um 2 Punkte verbessert; und meine Klausurergebnisse im ersten Versuch waren ähnlich deinen. Ich habe es in der mündlichen allerdings auf ein m.E. dafür ziemlich solides Befriedigend geschafft daher zunächst die Empfehlung: Gib diesen Versuch noch nicht völlig verloren. Übe genügend Aktenvorträge, informiere dich, was aktuell juristisch abgeht und kämpfe in der mündlichen.

Und dann überlege woran es lag. Bei mir war es m.E. weniger mangelndes Wissen und mangelndes Klausurentraining als schlicht Prüfungsangst, die mich gedanklich fast gelähmt hatte. Das lässt sich auch nicht sinnig trainieren oder planen, ich hatte so etwas vorher noch nie erlebt. Im zweiten Versuch wusste ich aber, dass mir im Grunde nicht mehr viel passieren kann; ich war gefühlt absolut ruhig und konzentriert. Wenn dein Ergebnis ähnliche Gründe haben könnte, würde ich empfählen, so früh es geht wieder zu schreiben; nicht mehrere Monate zu warten. Ansonsten hat Famulus alles mögliche gesagt.

Im Übrigen stimmt es nicht, dass "alles verloren" ist, selbst ohne Verbesserungsversuch. Wenn du nach der mündlichen über Sieben Punkte kommst, stehst du meines Eindrucks nach zumindest auf dem Anwaltsmarkt nicht schlecht da.
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thh
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von thh »

JuristaD hat geschrieben:Und jetzt stehe ich mit rund 5 Punkten schriftlich da. Nach über 9 Punkten im Staatsteil des ersten Examens ist das ein echter Absturz.
Daher spricht vieles dafür, dass eine der Noten Deinen tatsächlichen Möglichkeiten nicht entspricht.
JuristaD hat geschrieben:Und klar: Ich kann freiwillig wiederholen (wenn ich bspw. im März nochmal schreibe, weiß ich dann im Juli 2017 - also ein Jahr nach dem ersten Versuch - ob es die Mühe Wert war). Nur der Jahresbericht des JPAs aus 2015 macht ziemlich deutlich, dass sich dabei die allermeisten um höchstens 1-2 Punkte oder eine Notenstufe verbessern.
Das ist im Schnitt ja auch ein naheliegendes Ergebnis. Etwas anderes darf eigentlich auch nur passieren, wenn die Ergebnisse des ersten Versuchs den tatsächlichen Möglichkeiten in keiner Weise entsprechen. Davon ausgehend, dass das bei Dir der Fall ist - was angesichts der Divergenz zum Ergebnis im ersten Examen naheliegt -, kann sich bei Dir natürlich auch deutlich mehr ändern.

Insofern erscheint es mir eine naheliegende Lösung, das Optimum der Verbesserungsmöglichkeiten in der mündlichen anzustreben, gleichwohl aber auch einen Verbesserungsversuch zu machen und Ursachenforschung zu betreiben, woran das schlechte Abschneiden denn nun liegt.
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Samson
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von Samson »

Wie gesagt: Die Optionen
- Aufregung
- Glück
sollten nicht unterschätzt werden.
thryller
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von thryller »

Abhaken und erneut versuchen! Alles Wesentliche wurde schon genannt.

Bei mir war es genau umgekehrt. Erstes Examen im Staatsteil gerade so über 4, das zweite Examen knapp unter 9. Habe mittlerweile von haufenweise Einzelfällen in alle Richtungen gehört, die die Statistiken absurd erscheinen lassen. Drücke Dir alle Daumen!
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Infinit-E
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von Infinit-E »

Mein Tipp: Jetzt erstmal voll auf die Mündliche konzentrieren. Da können deine Noten nochmal rasant nach oben gehen. Ich hatte nach der Bekanntgabe meiner Klausurnoten einen ähnlichen Schockmoment wie du und bin nach der Mündlichen am Ende knapp unter vb rausgekommen. Impossible is nothing. Mund abwischen und weiter kämpfen!
Der Tritt ins Gesäß der unterstellten Mitarbeiterin gehört auch dann nicht zur "betrieblichen Tätigkeit" einer Vorgesetzten, wenn er mit der Absicht der Leistungsförderung oder Disziplinierung geschieht.
LAG Düsseldorf, Az: 12 (18) Sa 196/98
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von Theopa »

Ich kenne mich mit dem Ref in Hessen wenig aus, daher frage ich einmal direkt: Schreibt ihr in den AGs alte Originalklausuren, welche dann von den AG-Leitern auch einigermaßen realistisch benotet werden? Damit hättest du ja einen Orientierungswert, jedenfalls soweit du diese Klausuren unter möglichst "echten" Bedingungen geschrieben hast.
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Re: Deutliche Notenverschlechterung im 2.Examen Hessen

Beitrag von Porsche007 »

Habe mich im Vergleich zum Staatsteil des 1. um 3 Punkte verschlechtert und war ähnlich geschockt wie du nach den Klausuren. Schreibe nochmal, aber lasse mir Zeit, weil ich weiß, dass es an mangelndem Wissen lag, weil ich zuviel nebenbei gearbeitet habe. Bloß nicht hängenlassen! Es ist noch nichts verloren. Ich habe mich selbst im 1. um 5,5 Punkte verbessert, also mit Lernen ist noch eine Menge drin. Ich würde dir raten (entgegen einer anderen Meinung), dir soviel Zeit wie möglich zu nehmen, um nochmal alles zu wiederholen und v.a. Klausuren schreiben. Kenne einige, die in den 2. Versuch gehen, ohne nochmal Klausuren zu schreiben. Man vergisst m.E. einiges. Bin auch nicht zufrieden angesichts der Verschlechterung, aber wenn du nochmal reinklotzt, wird es garantiert besser!
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