Verwaltungsstation beim bamf

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Moderator: Verwaltung

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Anjaaa
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Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von Anjaaa »

Hi,

hat jemand die Verwaltungsstation beim bamf gemacht? Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Empfehlenswert oder nicht? Würde mich freuen, wenn jemand seine Erfahrungen teilen könnte. Danke!

LG
sai
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von sai »

Lass bloß die Finger vom Bamf.

Hab keine unmittelbaren persönlichen Eindrücke. Was wir hier bei Gericht mitbekommen, geht es da aber immer noch drunter und drüber, die Leute sind teilweise nicht mal ansatzweise qualifiziert und Zeit wird ohnehin niemand für dich haben.
Eagnai
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von Eagnai »

Ich habe auch keinerlei unmittelbare persönliche Eindrücke, aber ich kann nicht leugnen, dass es mir ähnlich geht wie sai.

Ich habe hier bei der StA häufiger Protokolle von Anhörungen der Flüchtlinge auf dem Tisch (in Fällen, wo das BAMF diese weiterleitet, weil der Verdacht von Straftaten besteht), und die kommen mir oft sehr, sehr oberflächlich vor... es wird nur ein bißchen mitgeschrieben von dem, was der Flüchtling so sagt, kaum etwas näher hinterfragt oder eingehender erörtert, und es hat mitunter auch den Eindruck, als ob der Anhörende wenig bis gar keine näheren Kenntnisse von der Lage in dem jeweiligen Heimatland oder den dort agierenden Organisationen hätte.

Da fragt man sich ernsthaft, wie auf der Basis solcher Anhörungen sachgerecht über die Asylanträge entschieden werden soll...
sai
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von sai »

Eagnai hat geschrieben:Ich habe auch keinerlei unmittelbare persönliche Eindrücke, aber ich kann nicht leugnen, dass es mir ähnlich geht wie sai.

Ich habe hier bei der StA häufiger Protokolle von Anhörungen der Flüchtlinge auf dem Tisch (in Fällen, wo das BAMF diese weiterleitet, weil der Verdacht von Straftaten besteht), und die kommen mir oft sehr, sehr oberflächlich vor... es wird nur ein bißchen mitgeschrieben von dem, was der Flüchtling so sagt, kaum etwas näher hinterfragt oder eingehender erörtert, und es hat mitunter auch den Eindruck, als ob der Anhörende wenig bis gar keine näheren Kenntnisse von der Lage in dem jeweiligen Heimatland oder den dort agierenden Organisationen hätte.

Da fragt man sich ernsthaft, wie auf der Basis solcher Anhörungen sachgerecht über die Asylanträge entschieden werden soll...
Das liegt daran, dass beim Bamf Anhörer und Entscheider tätig werden, die personenverschieden sind.
Der Anhörer nimmt im Prinzip nur das Vorbringen auf und der Entscheider erlässt hinterher den Bescheid.
Das führt natürlich dazu, dass der Entscheider, der eigentlich nachfragen könnte und müsste, überhaupt keine Möglichkeit hat.
Eagnai
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von Eagnai »

Ja, ich weiß. Ich wollte auch nur anmerken, dass viele der Anhörer unzureichend qualifiziert wirken, offenbar kaum wissen, wie man eine solche Anhörung durchführen müsste, und auf der Basis ihrer Niederschriften das ganze weitere Verfahren oft eigentlich schon kaum noch sachgerecht durchzuführen sein dürfte.

Ganz abgesehen davon, dass es nach Asylantragstellung oft anderthalb Jahre oder länger dauert, bis überhaupt mal die Anhörung erfolgt.
sai
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von sai »

Eagnai hat geschrieben:Ja, ich weiß. Ich wollte auch nur anmerken, dass viele der Anhörer unzureichend qualifiziert wirken, offenbar kaum wissen, wie man eine solche Anhörung durchführen müsste, und auf der Basis ihrer Niederschriften das ganze weitere Verfahren oft eigentlich schon kaum noch sachgerecht durchzuführen sein dürfte.

Ganz abgesehen davon, dass es nach Asylantragstellung oft anderthalb Jahre oder länger dauert, bis überhaupt mal die Anhörung erfolgt.
Stimme Dir da zu. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.
Wobei man dem Bamf lassen muss, dass die Verfahren in letzter Zeit zumindest etwas schneller bearbeitet werden. Qualitativ hat sich allerdings nicht viel getan.
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Einwendungsduschgriff
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Eagnai hat geschrieben:Ja, ich weiß. Ich wollte auch nur anmerken, dass viele der Anhörer unzureichend qualifiziert wirken, offenbar kaum wissen, wie man eine solche Anhörung durchführen müsste, und auf der Basis ihrer Niederschriften das ganze weitere Verfahren oft eigentlich schon kaum noch sachgerecht durchzuführen sein dürfte.
Schön, dass Du das ohne sachliche Befassung mit dem Asylrecht erkennen kannst - Du darfst das natürlich nicht mit einer staatsanwaltschaftlichen Vernehmung vergleichen. Mein Eindruck aus Sicht der ersten Instanz ist, dass da die Qualität der Akten - Aktenführung, Anhörung wie Bescheid - sehr schwankt. Ich habe hier auf meinem Schreibtisch alles zwischen "Ohje" und "Hey, könnte ich nicht besser machen." Wahrscheinlich ist auch hier wieder vernünftig, den Einzelfall in den Blick zu nehmen und nicht pauschal zu argumentieren.

Die Verwaltungsstation würde ich aber auch woanders machen - nicht aber wegen der hier gerne kolportierten Unfähigkeit der BAMF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - NB: sie entscheiden im Regelfall schnell und unter Berücksichtigung der Mittel gar nicht so schlecht (auch: abhängig vom Herkunftsland) -, sondern man muss sehen, dass da einfach kaum Zeit für die Betreuung von Referendarinnen und Referendaren bleiben wird. Wenn Du Interesse am Asyl- und/oder Ausländerrecht haben solltest: gehe entweder zum Verwaltungsgericht (und sprich das dort klar in der Kammer an) oder zu einem Ministerium Land/Bund.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Tibor
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von Tibor »

Es dürfte auch zu beachten sein, dass die Entscheider idR aus dem gehobenen Dienst (bzw Äquivalent) sind und ein Referendar wohl eher einem Volljuristen zur Ausbildung zugewiesen wird und er somit auch nur am Rande mit Entscheidern etc. in Berührung kommt.
"Just blame it on the guy who doesn't speak English. Ahh, Tibor, how many times you've saved my butt."
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von julée »

Es war letztens in der Zeit ein recht interessanter Artikel über die Maßnahmen beim Bamf zur Bewältigung der ganzen Anträge; das klang schon eher nach "Augen zu und durch; soll sich das VG drum kümmern".
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von j_laurentius »

Was ich aus der Praxis voll und ganz bestätigen kann. Beim BAMF scheinen im Moment nur die Erledigungszahlen zu interessieren, nicht die Qualität der Bearbeitung. Ein Kollege sagte letztes Jahr in einer Fortbildung, das käme halt davon, wenn man Betriebswirten die Leitung so einer Behörde überlässt...

Wenigstens sind sich die Verwaltungsgerichte dieser Problematik auch bewusst, jedenfalls nach meinem Eindruck.
sai
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von sai »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:
Eagnai hat geschrieben:Ja, ich weiß. Ich wollte auch nur anmerken, dass viele der Anhörer unzureichend qualifiziert wirken, offenbar kaum wissen, wie man eine solche Anhörung durchführen müsste, und auf der Basis ihrer Niederschriften das ganze weitere Verfahren oft eigentlich schon kaum noch sachgerecht durchzuführen sein dürfte.
Schön, dass Du das ohne sachliche Befassung mit dem Asylrecht erkennen kannst - Du darfst das natürlich nicht mit einer staatsanwaltschaftlichen Vernehmung vergleichen. Mein Eindruck aus Sicht der ersten Instanz ist, dass da die Qualität der Akten - Aktenführung, Anhörung wie Bescheid - sehr schwankt. Ich habe hier auf meinem Schreibtisch alles zwischen "Ohje" und "Hey, könnte ich nicht besser machen." Wahrscheinlich ist auch hier wieder vernünftig, den Einzelfall in den Blick zu nehmen und nicht pauschal zu argumentieren.

Ich kann für unser Gericht und Syrien nur sagen, dass die Lichtblicke ausgesprochen rar gesät sind.
Das liegt meiner Meinung nach - wie gesagt - insbesondere an der Aufteilung Anhörer/Entscheider.
Meine Entscheidungen als Richter wären im Zweifelsfall auch für die Tonne, wenn ein Kollege ohne Sackkenntnis die mündliche Verhandlung für mich leiten würde.

Politisch ist eben die Entscheidung getroffen worden, dass die Verwaltungsverfahren lieber schnell als richtig abgeschlossen werden sollen. Damit muss man nun leben.
Eagnai
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von Eagnai »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben:
Eagnai hat geschrieben:Ich wollte auch nur anmerken, dass viele der Anhörer unzureichend qualifiziert wirken, offenbar kaum wissen, wie man eine solche Anhörung durchführen müsste, und auf der Basis ihrer Niederschriften das ganze weitere Verfahren oft eigentlich schon kaum noch sachgerecht durchzuführen sein dürfte.
Schön, dass Du das ohne sachliche Befassung mit dem Asylrecht erkennen kannst - Du darfst das natürlich nicht mit einer staatsanwaltschaftlichen Vernehmung vergleichen.
Und schön, dass du so genau weißt, mit welchen Rechtsgebieten ich mich je sachlich befasst habe.

Ganz unabhängig davon ist mir selbstverständlich klar, dass eine Anhörung nicht mit einer staatsanwaltschaftlichen Vernehmung zu vergleichen ist - aber soll das nun heißen, dass man (im Gegensatz zum Strafrecht) im Asylrecht ruhig auf gänzlich unzureichender Tatsachengrundlage entscheiden darf?

Du wirst mir wahrscheinlich zustimmen, dass jeder Jurist auch ohne vertiefte Befassung mit dem Asylrecht erkennen kann, dass man eine Aussage eines Flüchtlings wie "Und dann kamen die Taliban in unser Dorf und haben mich gezwungen mitzumachen" in irgendeiner Form weiter hinterfragen und näher aufdröseln müsste, damit jemand annähernd sachgerecht über den zugehörigen Asylantrag entscheiden kann. Allein schon grundlegendste Fragen wie "Wann war das denn?", "Wieso Dorf, im letzten Satz haben Sie doch gesagt, dass Sie in der Hauptstadt gelebt haben?" oder "Wie genau haben die Sie denn gezwungen?" wurden überhaupt nicht gestellt oder jedenfalls nicht in die Niederschrift aufgenommen.

Natürlich kann/will ich das nicht verallgemeinern, es gibt auch gute, sorgfältige Anhörungen - aber die doch recht zahlreichen Negativbeispiele fallen eben auf.
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thh
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von thh »

julée hat geschrieben:Es war letztens in der Zeit ein recht interessanter Artikel über die Maßnahmen beim Bamf zur Bewältigung der ganzen Anträge; das klang schon eher nach "Augen zu und durch; soll sich das VG drum kümmern".
Wie sonst soll's auch bei diesen Antragsmassen und der - logischerweise - nicht annähernd ausreichenden Personalsituation gehen?

Bearbeitungszeiten von mehreren Jahren - mit ggf. nachfolgender Ablehnung und Abschiebung - erscheinen als die denkbare Alternative wenig tunlich.
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julée
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von julée »

Und wo ist die Verbesserung, wenn die Akten anschließend beim VG liegen und nachlaufend der Sachverhalt nochmal ermittelt werden muss? Dass man ein logistisches Problem hat, ändert ja nichts daran, dass die Entscheidungen eine bestimmte Mindestqualität erreichen sollten, damit sie auf Seiten der Verwaltungsgerichte ebenfalls in vertretbarer Zeit bearbeitet werden können.
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Anjaaa
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Re: Verwaltungsstation beim bamf

Beitrag von Anjaaa »

Vielen Dank für eure Rückmeldungen!
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