Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

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Honigkuchenpferd
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Eagnai hat geschrieben:Erstmal hat der AG-Leiter den Leuten, die es betraf, eine Ansprache gehalten (wobei ich finde, dass er selbst da der Hauptverantwortliche war und sich lieber an die eigene Nase hätte fassen sollen), dann wollte er den Betreffenden in das Zeugnis schreiben, dass bei den Klausurnoten zu berücksichtigen wäre, dass die Lösungen vorher bekannt waren, dagegen haben sich die Betreffenden dann aber beschwert... wie genau das ausging, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr (ich gehörte selbst nicht zu den Betroffenen), aber ich glaube, es stand nachher nichts davon im Zeugnis.

War jedenfalls ein echt selbstgemachtes Problem. ::roll:
Ich stelle es mir auch rechtlich sehr schwierig vor, so etwas hinzuschreiben. Selbst wenn man davon ausgeht, dass sich in zufriedenstellender Weise belegen lässt, wem die Lösungen im Vorfeld bekannt waren: Die Betroffenen haben ja eigentlich nichts Verbotenes getan. Es ist die Schuld des AG-Leiters, wenn er Klausuren und Vorträge in unmittelbarem zeitlichen Anschluss an die letzte AG "recycelt".

Auch im Übrigen erscheint es mir aus Sicht des betroffenen AG-Leiters unklug, so etwas in die Zeugnisse zu schreiben. Denn es wirft wiederum vor allem die Frage auf, warum denn die Lösungen vorher bekannt waren. Und da landen wir wieder beim AG-Leiter.

Vermutlich ist ihm irgendwann auch selbst aufgegangen, dass er Gefahr läuft, sich durch einen solchen Vermerk Scherereien einzuhandeln, so dass er dann lieber Gras über die Sache wachsen ließ. :-w
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Johnny5 »

Muirne hat geschrieben:Ich denke nicht, dass was wegen ein so einer Note passiert. Wir hatten auch strenge Benotungen.

Allerdings glaube ich dennoch nicht, dass du deswegen ein mangelhaft kriegst. Da dürfte die Hemmschwelle schon relativ hoch liegen und da bist du im Durchschnitt ja auch nicht. Vorsichtshalber solltest du dich mündlich etwas beteiligen.
Danke für die Antwort :-) Das macht mir Mut :-) Ja, die Beteiligung ist jede Stunde da. Aber da weiß man noch nicht wie er da bewertet. Er sagte ja bereits bei Rückgabe der zweiten Klausur, dass sich niemand Sorgen machen müsse wg einem mangelhaft da sehe er zur Zeit niemanden aufgrund der mündl. Beteiligung. Werde jetzt besonders viel mitmachen und auch mal unsere "Hausaufgaben" vorlesen. Ist halt echt wie in der Schule bei ihm.
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Johnny5 »

Hm, also wenn ich euch alle so höre.... also mir haben ein paar Leute die auch an dem LG schon als Referendar länger tätig sein gesagt, dass man das AG Zeugnis später im Bad zum tapezieren nehmen könnte. Zumindest in NRW scheint es ja auch so zu sein, dass gem. §38 JAG NRW keine Verlängerung des Dienstes oder gar eine Entlassung aufgrund unzureichender Leistung erfolgt. Mich regt das ganze einfach so auf, da man sich dadurch echt demotivieren lässt. Aber nun gut, also wir sind auch alle eigentlich der Ansicht das er keinem ( hat er ja auch so angedeutet) kein mangelhaft bei der mündlichen Beteiligung sieht, und der einem nicht ein mangelhaft reindrückt. In seiner "langen" AG Leiter Zeit hatte er vor einigen Monaten wohl bisher nur 1x n mangelhaft gegeben. Er lästert gerne "anonym" über ehemalige Referendare. Er maßt sich auch immer an die Examensergebnisse von Referendaren zu beurteilen, weil er die ja in der Anfänger ZR Ag hatte. Er selber macht keine F AG und meint dann immer ja die und die hätte dann so 11-12 Pkt bei Ihnen bekommen und wäre dann ganz schlecht im Examen. Oder eben auch bei ihm ganz schlecht und auf einmal ein VB im Examen.
Wobei ich mir nur denke: Hallo? Du hast die vllt 25 Mal in den ersten 5 Monaten in einer Gruppe gesehen. Du hast doch keinen Schimmer wie der/die sich in der anschließenden Zeit gemacht hat etc.

Anmaßend find ich sowas.
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Muirne »

Wie ist denn der Anfangsbuchstabe des AG Leiters? :D

@Eagnai
Dass jemand nach 6 Monaten erst ein Zeugnis schreibt ist ja schon für sich genommen ein Unding. Wenn wir ein Seminar haben, was ich benoten muss, setze ich mich am Liebsten noch direkt danach hin und wir machen die Noten. Schon eine Woche später hat man vieles vergessen.
Und letztlich ist es schon nervig, dass ich mich mit einem zusammengecopyandpasteden Zeugnis bewerben muss. Das war nicht in jeder Station so, aber in dieser. Mag man besser vertragen, wenn die Note halbwegs stimmt, aber mir wurden freundlich ausreichende Kenntnisse bescheinigt. Nur wenige Monate vorher hatte ich ein gut, aber gut. Leistungsabfall mag's ja geben, aber sicher nicht so.
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Ara »

Muirne hat geschrieben: @Eagnai
Dass jemand nach 6 Monaten erst ein Zeugnis schreibt ist ja schon für sich genommen ein Unding. Wenn wir ein Seminar haben, was ich benoten muss, setze ich mich am Liebsten noch direkt danach hin und wir machen die Noten. Schon eine Woche später hat man vieles vergessen.
Ähm ich warte noch immer auf mein Zeugnis aus der Zivilstation von vor nem Jahr...

Ansonsten hab ich allen meinen Ausbildern gesagt es ist mir total Latte was sie da rein schreiben, solange sie da nicht mit ner einstelligen Note ankommen. Manche waren der Meinung, dass ich ihnen das Zeugnis irgendwie "absegnen müsste" und fragten mich, ob ich inhaltlich etwas geändert haben möchte. Hab ich auch immer gesagt, dass sie doch mich bewerten sollen und nicht ich mich selbst.

Ich glaube das ist auch die gesündeste Einstellung zu diesen ganzen Stationszeugnissen. Letztendlich hängt es doch eh nur vom Ausbilder ab. Mein "schlechtestes Zeugnis" hab ich bei der Staatsanwaltschaft bekommen, obwohl ich mich immer zurücknehmen musste meiner Ausbilderin zu erklären, wie das materiell-rechtlich eigentlich richtig wäre was sie da macht. Dagegen hab ich mein bestes Zeugnis in der Verwaltungsstation abgeholt, obwohl ich da 1. gar nichts gemacht habe 2. meine Arbeiten mE eher durchschnittlich waren und 3. ich kaum anwesend war.

Wie schwachsinnig das ganze Zeugnissystem ist, zeigt sich schon dadurch, dass ich doch den 1. Monat in der Station einfach damit verbringe zu lernen wie die das machen. Da steht dann zB in meinem StA-Zeugnis "Er hatte zum Beginn der Station Schwierigkeiten mit den Konkurrenzen". Was einerseits inhaltlich eigentlich lauten musste "Mein Referendar hat bei den Konkurrenzen nicht die gleichen Fehler gemacht wie ich" und andererseits schon grundsätzlich total schwachsinnig ist, weil ich doch gerade in der Ausbildung dort bin um etwas zu lernen. Das Zeugnis sollte doch eigentlich meinen Stand am ENDE der Station aufzeigen und nicht "Am 1. Tag seines Referendariats hatte der Referendar keine Ahnung".

Diese "Stationsnotengeilheit" ist aber glaub ich auch Bundesland abhängig. Die ganzen aus Niedersachsen die ich kenne, feiern sich derbe für ihre Stationsnoten. Die kriegen auch wie hier im Thread irgendwelche AG-Noten. In Hamburg interessiert das kein Schwein. Wenn man seine Arbeit anständig macht, gibt es hier eh zweistellig. Ein einstelliges Stationszeugnis zeugt hier schon von ner offenen Antipathie des Ausbilders.

Und seien wir doch mal ehrlich, die meisten Referendare sind ihren Ausbildern in vielen Punkten überlegen. Sie kommen frisch von der Uni mit materiellem Wissen und lernen gerade aktiv das Prozessrecht. Der Durchschnittsrichter kann doch außerhalb seines Fachgebietes weder materiellrechtlich noch prozessrechtlich mit den meisten Referendaren mithalten. Daher ist die gesamte "Bewertung" noch schwachsinniger. Was soll der Ausbilder bewerten? Meine fachliche Fähigkeit im Allgemeinen, von denen er selbst nur noch sehr beschränkt Ahnung hat? Oder meine praktischen Fähigkeiten, die ich doch erst von ihm lernen soll?

Von daher mochte ich immer Ausbilder die klargestellt haben: Für die Klausur kann ich ihnen nicht viel beibringen und das Recht müssen sie sich auch selbst beibringen, aber ich kann ihnen die Praxis zeigen und viele Zusammenhänge und Abläufe zeigen, die so in keinem Buch stehen.

Im besten Fall hat man so noch einen Einblick in den Job bekommen (wobei ich mir kaum anmaßen möchte, dass ich die Tätigkeit eines Richters oder Staatsanwalts tatsächlich in der kurzen Zeit durchschaut habe). Im Großen und Ganzen sind die ganzen Stationen aber doch nur eine gute Möglichkeit in einem geschützten Raum unter Anleitung sich auszuprobieren, ohne dass man einen Schaden anrichten konnte. Da gibt es doch eigentlich gar nichts zu bewerten... Es ist doch gerade Sinn und Zweck dieser Umgebung, dass man Fehler macht.

Von daher bin ich auch fest überzeugt: Ich hab meine guten Stationsnoten nicht durch fachliche Fähigkeiten bekommen, sondern durch meine bezaubernde sympathische und liebenswürdige Art und Weise! :P
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Infinit-E
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Infinit-E »

Da ich (NRW ;)) seit neuestem auch Referendare ausbilde und dazu eigens "geschult" worden bin, kann ich dir sagen (habe den Dozenten extra gefragt), dass ein "Sitzenbleiben" (oder gar Schlimmeres) von Referendaren in NRW nicht vorgesehen ist. Begründet wurde mir dies damit, dass auch diese Referendare Gelegenheit hatten, für die Praxis zu lernen. Also keine Sorge! :)
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Tibor »

Ihr werdet dafür geschult? #krass
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Tobias__21 »

Das A und O ist es dem Ausbilder nicht auf den Sack zu gehen, dann klappts auch mit der Note. Ach ja, Sonne im Herzen und ein Lächeln auf dem Gesicht schaden auch nie :D
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Muirne
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Muirne »

Ara hat geschrieben: Ansonsten hab ich allen meinen Ausbildern gesagt es ist mir total Latte was sie da rein schreiben, solange sie da nicht mit ner einstelligen Note ankommen. Manche waren der Meinung, dass ich ihnen das Zeugnis irgendwie "absegnen müsste" und fragten mich, ob ich inhaltlich etwas geändert haben möchte. Hab ich auch immer gesagt, dass sie doch mich bewerten sollen und nicht ich mich selbst.
:lmao: Meine Ausbilderinnen hätten mich auf dem Scheiterhaufen brennen lassen. Schon Nachfragen (dazu neige ich, weil ich aus kritischen Überlegungen gut lerne) wurden als Majestätsbeleidigung empfunden und dies durch mehr oder weniger unterschwellige Gemeinheiten auch ins Zeugnis eingebaut.
Und das schlimme ist, dass ich nicht mal arrogant war (nicht mal heimlich), sondern wirklich fachlich viel von denen gehalten hab.

Okay, außer von der einen AG Leiterin am Schluss, die war wirklich Banane. Dabei war ich die einzige, die sich nicht über ihre Outfits ausgelassen hat. Man muss mich ja nicht super finden und ich komm auch mit Rückschlägen klar, aber ein ausreichend ist schon irgendwie eine Frechheit. Zum Glück gibt's noch die F-AG, die das hoffentlich wieder etwas relativiert.

Aber es gab auch welche, die nett und normal waren. ^^
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Tobias__21 »

Muirne hat geschrieben:
Ara hat geschrieben: Ansonsten hab ich allen meinen Ausbildern gesagt es ist mir total Latte was sie da rein schreiben, solange sie da nicht mit ner einstelligen Note ankommen. Manche waren der Meinung, dass ich ihnen das Zeugnis irgendwie "absegnen müsste" und fragten mich, ob ich inhaltlich etwas geändert haben möchte. Hab ich auch immer gesagt, dass sie doch mich bewerten sollen und nicht ich mich selbst.
:lmao: Meine Ausbilderinnen hätten mich auf dem Scheiterhaufen brennen lassen. Schon Nachfragen (dazu neige ich, weil ich aus kritischen Überlegungen gut lerne) wurden als Majestätsbeleidigung empfunden und dies durch mehr oder weniger unterschwellige Gemeinheiten auch ins Zeugnis eingebaut.
Und das schlimme ist, dass ich nicht mal arrogant war (nicht mal heimlich), sondern wirklich fachlich viel von denen gehalten hab.

Okay, außer von der einen AG Leiterin am Schluss, die war wirklich Banane. Dabei war ich die einzige, die sich nicht über ihre Outfits ausgelassen hat. Man muss mich ja nicht super finden und ich komm auch mit Rückschlägen klar, aber ein ausreichend ist schon irgendwie eine Frechheit. Zum Glück gibt's noch die F-AG, die das hoffentlich wieder etwas relativiert.

Aber es gab auch welche, die nett und normal waren. ^^
Genau deswegen sind die Noten auch völliger Blödsinn. Man sollte einfach drauf verzichten. Meine Ausbilder haben sich immer gefreut, wenn ich nachgefragt habe und das auch lobend erwähnt "Bringt Interesse mit" usw. Andere nervt das eben. Ich hatte ja auch mal an einem Sitzungstag einen Studenten dabei. Der hat mich auch mit Fragen gelöchert. Jede Woche bräuchte ich das auch nicht :) Ich würde es aber auch niemandem negativ ankreiden, nur weil ich dadurch genervt bin, im Gegenteil: Wenn jemand nachfragt denkt er nach und ist interessiert.
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Muirne »

Ich bin ja auch nicht völlig sozial inkompetent und frage dauernd irgendwelchen Blödsinn. Ich hatte halt an ein, zwei Sitzungstagen mal Sachen gefragt und einmal was zur AG. Da stellte sich dann auch raus, dass der AG Leiter die neue Gesetzeslage nicht kannte. Ich hatte da ewig rumgerätselt und mich dann halt gefreut, dass ich endlich die Lösung hatte (hat er dann auch in der AG für alle geändert und sich bedankt) und sie hat mir das dann negativ ausgelegt. Hat sie wohl so aufgefasst, dass ich mich über den Fehler gefreut hab, was weiß denn ich. Ich hab mich echt immer respektvoll verhalten, aber halt auch mal zwischendurch gelächelt oder gelacht. Das war wohl zu kumpelhaft für sie. Ich hätte wohl noch mehr still sein und nicken müssen, k.A. Ansonsten war's super!
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von Ara »

Ich hatte Gott sei Dank mit allen meinen primären Ausbildern (und AG-Leitern) Glück. Sie hatten sich alle sehr bemüht mir etwas beizubringen und ich hatte immer das Gefühl, dass sie tatsächlich auch etwas Spaß daran hatten ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzutragen.

Schlimm fand ich dagegen manche Kollegen meiner Ausbilder, die jegliche Mehrarbeit durch Ausbildung gescheut haben. Für die dummen Akten war der Referendar des Kollegens immer gut genug, aber wenn es dann darum ging auch mal für Fragen oder so zur Verfügung zu stehen oder die Arbeiten zu besprechen, dann hatte keiner Zeit.

Überraschenderweise nur bei der Staatsanwaltschaft (wo sie wirklich viel zu tun hatten), waren eigentlich ausnahmslos alle Staatsanwälte engagiert. Da hatte ich sogar eine richtige Urlaubsvertreterin als meine Ausbilderin im Urlaub war, die mit mir dann auch Akten besprochen hat. Auch war es kein Problem am Anfang mit anderen Staatsanwälte beim Sitzungsdienst zu begleiten.

Von daher klopf ich drei mal auf Holz, dass ich alle Stationen im Staatsdienst heil überstanden hab :P
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von joee78 »

Muirne hat geschrieben:Meine Ausbilderinnen hätten mich auf dem Scheiterhaufen brennen lassen. Schon Nachfragen (dazu neige ich, weil ich aus kritischen Überlegungen gut lerne) wurden als Majestätsbeleidigung empfunden und dies durch mehr oder weniger unterschwellige Gemeinheiten auch ins Zeugnis eingebaut.
Und das schlimme ist, dass ich nicht mal arrogant war (nicht mal heimlich)
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von thh »

Ara hat geschrieben:Manche waren der Meinung, dass ich ihnen das Zeugnis irgendwie "absegnen müsste" und fragten mich, ob ich inhaltlich etwas geändert haben möchte. Hab ich auch immer gesagt, dass sie doch mich bewerten sollen und nicht ich mich selbst.
Das ist natürlich richtig; trotzdem soll das Zeugnis eröffnet - und auch besprochen - werden. Ich frage daher auch immer, ob man mit dem Zeugnis einverstanden ist; was nicht heißt, dass fehlendes Einverständnis dann zwingend zu einer Änderung führt.
Ara hat geschrieben:Und seien wir doch mal ehrlich, die meisten Referendare sind ihren Ausbildern in vielen Punkten überlegen.
Schön wäre es. Völlig ausreichend wäre es oft schon, wenn die Fähigkeit und Bereitschaft da wäre, sich die notwendigen Kenntnisse zu erarbeiten ...
Ara hat geschrieben:Sie kommen frisch von der Uni mit materiellem Wissen und lernen gerade aktiv das Prozessrecht. Der Durchschnittsrichter kann doch außerhalb seines Fachgebietes weder materiellrechtlich noch prozessrechtlich mit den meisten Referendaren mithalten.
Auch da wäre ich mir nicht so sicher - andererseits bildet er den Referendar ja nun in seinem Fachgebiet aus. Wenn der Referendar da gleich gut oder gar besser ist: hervorragend und beeindruckend. (Aber seltenst.)
Ara hat geschrieben:Was soll der Ausbilder bewerten? Meine fachliche Fähigkeit im Allgemeinen, von denen er selbst nur noch sehr beschränkt Ahnung hat? Oder meine praktischen Fähigkeiten, die ich doch erst von ihm lernen soll?
Die Kenntnisse im materiellen Recht - die gefestigt sein sollten - und Prozessrecht, insbesondere deren Entwicklung im Verlauf der Station und die Fähigkeit, sich solche Kenntnisse fallbezogen zu erarbeiten, wenn sie noch nicht vorhanden sind, und die Willigkeit und Geschwindigkeit bei und das Ergebnis der Einarbeitung in die Praxis.
Ara hat geschrieben:Von daher mochte ich immer Ausbilder die klargestellt haben: Für die Klausur kann ich ihnen nicht viel beibringen und das Recht müssen sie sich auch selbst beibringen, aber ich kann ihnen die Praxis zeigen und viele Zusammenhänge und Abläufe zeigen, die so in keinem Buch stehen.
Freilich. Dass man sich das Recht selbst beibringen kann und können muss, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Dazu dient ja das Studium.

Wenn ich als Richter oder Staatsanwalt mit einer Materie konfrontiert werde, die mir völlig neu ist, dann muss ich mich da (neben der enormen allgemeinen Arbeitsbelastung) einarbeiten. Dass darf man daher von einem Referendar auch erwarten, zumal er in der Regel eine Akte pro Woche zu bearbeiten hat und nicht 15 (Zivilrichterreferat am AG) oder 30-40 und mehr (Allgemeindezernat bei der StA).
Ara hat geschrieben:Im Großen und Ganzen sind die ganzen Stationen aber doch nur eine gute Möglichkeit in einem geschützten Raum unter Anleitung sich auszuprobieren, ohne dass man einen Schaden anrichten konnte. Da gibt es doch eigentlich gar nichts zu bewerten... Es ist doch gerade Sinn und Zweck dieser Umgebung, dass man Fehler macht.
Natürlich macht man Fehler. Aber verschieden viele, verschieden gravierende und nicht zwingend immer wieder denselben.

Es gibt - manchmal - Referendare, die schon in den ersten Wochen der Station vergleichsweise umfangreiche strafprozessuale Kenntnisse haben, und denen oft (anhand der vorhandenen Muster) bereits der erste Anklageentwurf recht gut gelingt. Andere schaffen es, beim Verfassen des abstrakten Anklagesatzes den Gesetzestext zu variieren, statt ihn wörtlich zu übernehmen, und das (nach Hinweis darauf) noch mehrfach wieder. Und wieder andere liefern nach mehr als drei Monaten den Entwurf eines Strafbefehlsantrags ab, in dem für zwei tatmehrheitliche Taten eine "Freiheitsstrafe von 36 Monaten" verhängt wird, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wird. (Das sind 4 (!) meist gravierende Fehler in einem Satz.)

Es gibt Referendare, deren Entwürfe decken (ggf. nach Nachfrage) alle relevanten Punkte ab; andere beschränken sich (wenn es gut läuft) auf das Nötigste, und wieder andere sehen Punkte, die der Ausbilder selbst nicht gesehen hat. Die meisten Referendare können ihre Entwürfe auf Nachfrage erklären oder man kann mit ihnen Rechtsfragen (mit Gewinn) diskutieren; manche aber können selbst nicht erklären, warum sie nun das geschrieben haben, was sie geschrieben haben. Manche kennen die (jüngere) Rechtsentwicklung und verfolgen bevorstehende und diskutierte Änderungen, haben vielleicht gar eine rechtspolitische Meinung; andere kennen nicht einmal das Gesetz. Manche verfassen ihre Entwürfe in geschliffener und prägnanter Sprache, bei anderen fehlt immer das eine oder das andere, und der unbeholfene Stil kann manchmal geradezu schmerzhaft sein.

Kurz und gut: es gibt Referendare, die sind am Ende der Station auch nicht schlechter als der typische Berufsanfänger und könnten im Prinzip morgen anfangen, und es gibt Referendare, die trotz aller Mühe am Ende immer noch nur unbrauchbaren Ausschuss produzieren: materiellrechtlich, prozessrechtlich, in der praktisch-organisatiorischen Handhabung und sprachlich. Da gibt es ein ganz breites Feld (wobei die meisten recht gut, aber nicht überragend sind - gutes, oft oberes Mittelfeld, aber es gibt Abweichungen nach unten und nach oben) und dementsprechend eine ganze Menge zu bewerten.
Ara hat geschrieben:Von daher bin ich auch fest überzeugt: Ich hab meine guten Stationsnoten nicht durch fachliche Fähigkeiten bekommen, sondern durch meine bezaubernde sympathische und liebenswürdige Art und Weise! :P
Gibt es bei euch keine Zeugnisse, die im verbalen Teil getrennt auf die verschiedenen Bereiche eingehen?

Und dessen ungeachtet: die Wichtigkeit von "soft skills" sollte man nicht unterschätzen.
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Re: Folgen eines "mangelhaft" Zeugnisses in der AG - REF NRW

Beitrag von thh »

Muirne hat geschrieben:Ich hab mich echt immer respektvoll verhalten, aber halt auch mal zwischendurch gelächelt oder gelacht. Das war wohl zu kumpelhaft für sie.
Demnach seid ihr mit euren Ausbildern nicht mal'n Bier trinken gegangen? ;)
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