Einstiegsalter

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Schnitte
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Schnitte »

Vergesst auch nicht die Ausbildungen vor Studienbeginn. Abi, dann Bankkaufmann o.ä. und erst danach an die Uni ist alles andere als selten.
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OJ1988
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von OJ1988 »

Niemand bestreitet, dass es ausnahmsweise vorkommt, dass Menschen schon über 30 sind, wenn sie mit dem Ref beginnen. Im Regelfall wird es aber nicht so sein, auch mit abgeschlossener Promotion nicht. Das Durchschnittsalter in meiner Ref-AG lag mit Sicherheit nicht bei 29.
Gelöschter Nutzer

Re: Einstiegsalter

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Zu dem Thema bringe ich gerne auch noch einen anderen Gesichtspunkt ein, für den ich mich vielleicht auch nicht sehr beliebt mache: Je älter der Referendar/Assessor, desto höher sollten auch die Notenerwartungen sein (gut, irgendwann fällt diese Kurve natürlich auch wieder ab :D ). Wer mit 22 das 1. Examen macht, und da nur ein bescheidendes Ergebnis hinlegt, der kann vielleicht auch einfach nur noch nicht richtig seine Kapazitäten einsetzen. Ein Examen, welches jemand mit 29 abgelegt hat, hat hingegen viel mehr Aussagekraft.
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Kroate
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Kroate »

Quantensprung hat geschrieben:Zu dem Thema bringe ich gerne auch noch einen anderen Gesichtspunkt ein, für den ich mich vielleicht auch nicht sehr beliebt mache: Je älter der Referendar/Assessor, desto höher sollten auch die Notenerwartungen sein (gut, irgendwann fällt diese Kurve natürlich auch wieder ab :D ). Wer mit 22 das 1. Examen macht, und da nur ein bescheidendes Ergebnis hinlegt, der kann vielleicht auch einfach nur noch nicht richtig seine Kapazitäten einsetzen. Ein Examen, welches jemand mit 29 abgelegt hat, hat hingegen viel mehr Aussagekraft.
Diese Auffassung dürftest Du ziemlich exklusiv haben. Zumindest mir ist sie noch nicht untergekommen.

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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Kroate hat geschrieben:
Quantensprung hat geschrieben:Zu dem Thema bringe ich gerne auch noch einen anderen Gesichtspunkt ein, für den ich mich vielleicht auch nicht sehr beliebt mache: Je älter der Referendar/Assessor, desto höher sollten auch die Notenerwartungen sein (gut, irgendwann fällt diese Kurve natürlich auch wieder ab :D ). Wer mit 22 das 1. Examen macht, und da nur ein bescheidendes Ergebnis hinlegt, der kann vielleicht auch einfach nur noch nicht richtig seine Kapazitäten einsetzen. Ein Examen, welches jemand mit 29 abgelegt hat, hat hingegen viel mehr Aussagekraft.
Diese Auffassung dürftest Du ziemlich exklusiv haben. Zumindest mir ist sie noch nicht untergekommen.

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Sie wird in Deutschland sicherlich auch nicht wirklich verbreitet sein (jedenfalls nicht in formalisierter Weise als Bestandteil von Personalauswahlprozessen...), weil das Diskriminierungsrecht in Europa hierin eine Altersdiskriminierung sehen würde. Im außereuropäischen Kontext kann man dieser Haltung durchaus mal begegnen, nicht nur auf Juristen bezogen. Unabhängig davon, wie verbreitet diese Haltung ist, ist doch vor allem interessant: Wie viel Zustimmung findet die Haltung?
Tobias__21
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Tobias__21 »

Bei mir stößt sie nicht auf Zustimmung. Warum sollte man von einem 29 jährigen mehr erwarten als von einem 21 jährigen? Die Prüfung bleibt ja dieselbe. Was ist das Kriterium, warum der 29jährige ein Mehr an Leistung bringen muss, als der 21 jährige? Weil er lebenserfahrener ist? Was hat die Lebenserfahrung damit zu tun, wie man eine Prüfung (nicht auf Jura beschränkt) meistert? Unterstellt man dem 21jährigen dann, er wäre vielleicht sogar noch etwas faul, weswegen ein schlechteres Ergebnis bei ihm eher nachgesehen werden muss, da er ja in ein paar Jahren seine jugendlichen Flausen abgelegt hat und erst dann sein wahres Potential abrufen kann? Umgekehrt: Wenn der 29jährige ein schlechtes Ergebnis abgelegt hat, heisst das dann dass er sich in seinem Leben nicht mehr weiterentwickeln kann? So nach dem Motto Hans und Hänschen?

Auf wirklich objektiven Kriterien fußt diese Auffassung m.E. nicht
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Tibor
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Tibor »

Naja, es ist eben die fehlerhafte Verwechslung von „Lebenserfahrung“ und Fachwissen. Beides wirkt natürlich aufeinander und deshalb ist auch höheres Lebensalter bei gleichem Fachwissen für die Praxis eben von Bedeutung. Und deshalb ist es mE auch nachvollziehbar, wenn man eben bei einem Ref mit 30 Jahren eben von „mehr“ ausgeht, als bei einem mit 26 Jahren. Es schwingt eben immer die Unterstellung von Lebens- = Praxiserfahrung mit, solange man eben nicht weiß, was die Person nun wirklich solange gemacht hat. Und wenn es dann da nix gibt außer Work&Travel Australien, Langzeitstudium ohne fancy Auslandsaufenthalte und lange Wartezeit vor dem Ref, dann ist man subjektiv enttäuscht, denn eigentlich wächst mit der Lebenserfahrung auch die Praxiserfahrung an.
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Tobias__21 »

Dass man von einem älteren Referendaren vielleicht erwartet, dass er in der Praxis etwas anders agiert, als ein jüngerer, ist klar. Ich meine damit aber eher die soziale Kompetenz und den Umgang mit anderen Menschen. Nehmen wir einen 30 jährigen Mathematikstudenten, der zuvor auf dem Bau gearbeitet hat. Daneben einen 21 jährigen, der direkt von der Schule kommt. Warum erwartet man jetzt von dem 30jährigen in seiner Abschlussprüfung besser abzuschneiden, als der 21 jährige? So habe ich das nämlich verstanden. Dass man von dem älteren generell ein besseres Ergebnis erwartet, als vom jüngeren, unabhängig vom Studienfach. Bzw. man dem älteren ein schlechteres Ergebnis übler nimmt, als beim jüngeren. Und da fehlt mir der Anknüpfungspunkt.

Wenn der 30jährige Ref natürlich permanent mit Jura zu tun gehabt hat, issses ja klar, dass man da mehr erwarten kann als von einem der geradlinig in Regelstudienzeit durchgezogen hat. Aber die Aussage war ja eher pauschal.
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Praxiskommentar
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Praxiskommentar »

OJ1988 hat geschrieben:Niemand bestreitet, dass es ausnahmsweise vorkommt, dass Menschen schon über 30 sind, wenn sie mit dem Ref beginnen. Im Regelfall wird es aber nicht so sein, auch mit abgeschlossener Promotion nicht. Das Durchschnittsalter in meiner Ref-AG lag mit Sicherheit nicht bei 29.
TE ist offensichtlich verunsichert, ob sein Alter eine signifikante Rolle im Ref spielen wird und die Wahrscheinlichkeit, dass er Kollegen haben wird, zu denen der Altersabstand gar nicht so immens ist, ist doch recht hoch. In jedem Fall sehen AG-Leiter mit ziemlicher Regelmäßigkeit Referendare, die Ende 20 oder Anfang 30 sind.

In meinem Umfeld ist überhaupt niemand, in dessen AG nicht ein paar Leute Ende 20, Anfang 30 saßen. Wenn man sich die Bewerberlisten am KG ansieht, sticht einem auch ins Auge, dass dort einige Bewerber mit Geburtsjahr aus den 1980ern sind. Natürlich sind Referendare Ü30 nicht die Mehrheit in AGs, aber wirklich kein Ausnahmephänomen. Deswegen sollte sich auch niemand Sorgen machen, wenn er mit Mitte 30 ins Ref geht (va wenn die Alternative wäre, nicht ins Ref zu gehen).
Gelöschter Nutzer

Re: Einstiegsalter

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Und da fehlt mir der Anknüpfungspunkt.
Der Anknüpfungspunkt sind Erkenntnisse aus der Hirnforschung, nach denen manche Gehirnareale erst mit Mitte bis Ende 20 vollständig entwickelt sind.
Brainiac
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Brainiac »

Quantensprung hat geschrieben:Zu dem Thema bringe ich gerne auch noch einen anderen Gesichtspunkt ein, für den ich mich vielleicht auch nicht sehr beliebt mache: Je älter der Referendar/Assessor, desto höher sollten auch die Notenerwartungen sein (gut, irgendwann fällt diese Kurve natürlich auch wieder ab :D ). Wer mit 22 das 1. Examen macht, und da nur ein bescheidendes Ergebnis hinlegt, der kann vielleicht auch einfach nur noch nicht richtig seine Kapazitäten einsetzen. Ein Examen, welches jemand mit 29 abgelegt hat, hat hingegen viel mehr Aussagekraft.
Das kann man doch ins Gegenteil verkehren: Je älter man ist, desto schwerer fällt einem das Lernen. Daher Examen von älteren Studenten höher einzuschätzen?!

Was ich durchaus als in gewisser Weise beachtlich finde, ist daher nicht das Alter bei Examinierung, sondern die Zeit der Vorbereitung. Die Leistung desjenigen, der nach einem Jahr ins Examen geht und zB 9 Punkte holt würde ich persönlich mehr honorieren als die 9 Punkte eines Mitprüflings, der abgeschichtet hat (in NRW möglich) und ingesamt 2,5 Jahre Examensvorbereitung hatte.*

* Zumindest annähernd gleiche Lernintensität/Zeit vorausgesetzt, daher mag sich das ändern, wenn Kandidat 2 während des Reps zB noch drei Nebenjobs und ehrenamtliche Tätigkeiten innehatte.
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Gelöschter Nutzer

Re: Einstiegsalter

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Was ich durchaus als in gewisser Weise beachtlich finde, ist daher nicht das Alter bei Examinierung, sondern die Zeit der Vorbereitung.
Es gibt unzählige Faktoren, die ein Examensergebnis erklären (in beide Richtungen), da stimme ich dir sowohl bzgl. der Dauer der Vorbereitung, der Intensität der Vorbereitung und der sonstigen Nebenbelastungen zu. Das Jura-Studium ist ein derart "freies" Studium, dass die Absolventen mitunter völlig unterschiedliche Lebensmodelle haben.
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Ara
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Ara »

Quantensprung hat geschrieben:
Und da fehlt mir der Anknüpfungspunkt.
Der Anknüpfungspunkt sind Erkenntnisse aus der Hirnforschung, nach denen manche Gehirnareale erst mit Mitte bis Ende 20 vollständig entwickelt sind.
Das betrifft aber den präfrontalen Cortex. Dieser ist vor allem für die Verknüpfung von Wissen und Emotionen verantwortlich. Das heißt primär für die Handlungssteuerung und Regulierung von Emotionen. Das ist ja immer das Thema bei der Frage, ob das Jugendstrafrecht auf 25 Jahre ausgeweitet werden soll.

Es erschließt sich zumindest nicht automatisch, warum genau dieses Hirnareal nun für ein gutes Examen notwendig sein soll. Insbesondere entwickelt sich das Gehirn nicht bei allen Person noch bis Ende 20. Zahlen sind mir nicht bekannt (ich weiß gar nicht ob es solche gibt), aber es ist zumindest nicht so, dass es immer so ist. Man könnte sogar die Vermutung aufstellen, dass gerade die Anmeldung zum Examen ein Zeichen dafür ist, dass bei den Personen das präfrontale Cortex ausentwickelt ist.

Was aber viel wichtiger ist: Es ist für einen Arbeitgeber doch völlig irrelevant, warum das Examen schlecht ist. Die bewerben sich ja meist unmittelbar nach dem Examen und dann krieg ich ja als Arbeitgeber entweder nen 30 Jährigen mit nem ausgewachsenen Gehirn oder nen 26 Jährigen mit nem Gehirn das still under construction ist. Mir bringt es doch als Arbeitgeber nichts, wenn ich jemanden da habe, der in 4 Jahren möglicherweise sein Examen besser gemacht hätte... Mit wachsenden Abstand zum Examen, verliert das Examen ja eh etwas an Bedeutung. Wenn sich jemand 10 Jahre nach seinem Examen irgendwo bewirbt, sagt das Examen vermutlich wenig über seinen aktuellen Wissensstand aus.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Gelöschter Nutzer

Re: Einstiegsalter

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Das betrifft aber den präfrontalen Cortex. Dieser ist vor allem für die Verknüpfung von Wissen und Emotionen verantwortlich. Das heißt primär für die Handlungssteuerung und Regulierung von Emotionen. Das ist ja immer das Thema bei der Frage, ob das Jugendstrafrecht auf 25 Jahre ausgeweitet werden soll.
Der präfrontale Cortex gliedert sich ja auch noch in einige Teile, und die Aufgaben eines Teils klingen doch gar nicht mal so irrelevant für das Examen:
Der frontopolare präfrontale Cortex (Abk. FPPC) ist aktiv, wenn Menschen etwas planen oder komplexe Probleme lösen. Man kann ihn als Organisator für Zeit und Ressourcen des Gehirns ansehen, da er eine Liste der zu erledigenden Aufgaben führt und Prioritäten setzt. Dies ist für jede Art der gleichzeitigen Erledigung von Aufgaben (z.B. gleichzeitig Auto fahren und sprechen) wichtig. Diese Fähigkeit wird auch als "Verzweigen" bezeichnet.
Quelle
Ich habe in diesem Bereich aber auch keine belastbaren Kompetenzen, habe nur schon öfters mitbekommen, dass das Alter der vollen Leistungsfähigkeit oft in Journals etc. diskutiert wird.
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Schnitte
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Re: Einstiegsalter

Beitrag von Schnitte »

Quantensprung hat geschrieben:Zu dem Thema bringe ich gerne auch noch einen anderen Gesichtspunkt ein, für den ich mich vielleicht auch nicht sehr beliebt mache: Je älter der Referendar/Assessor, desto höher sollten auch die Notenerwartungen sein (gut, irgendwann fällt diese Kurve natürlich auch wieder ab :D ). Wer mit 22 das 1. Examen macht, und da nur ein bescheidendes Ergebnis hinlegt, der kann vielleicht auch einfach nur noch nicht richtig seine Kapazitäten einsetzen. Ein Examen, welches jemand mit 29 abgelegt hat, hat hingegen viel mehr Aussagekraft.
Die psychologische Forschung geht davon aus, dass die intellektuellen Fähigkeiten des Menschen Anfang bis Mitte zwanzig ihren Höhepunkt erreichen und danach langsam, aber kontinuierlich abbauen (wie das ja auch bei den physischen Fähigkeiten der Fall ist).
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