Tauchen in Verwaltungsstation

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Moderator: Verwaltung

Kasimir
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Kasimir »

UltimaSpes hat geschrieben:Hallo zusammen,

vor kurzem habe ich mein Referendariat angefangen und wollte mich jetzt langsam für die Verwaltungsstation bewerben.

Kennt jemand von euch Stellen, bei denen der Arbeitsaufwand überschaubar ist? (vielleicht 1 pro Woche erscheinen und 1 Akte bearbeiten) Mich interessiert Verwaltungsrecht nämlich nicht sehr stark und ich hätte auch gerne mal wieder Zeit für ein paar Hobbys. :-)

Daher wäre ich euch sehr dankbar, falls ihr einen "Tauch-Tipp" in Bezug auf die Verwaltungsstation habt.
Gibt es vielleicht allgemein Behörden, wo der Arbeitsaufwand für Referendare eher gering ist?

Oder hat jemand einen Insider-Tipp? Mache mein Ref in Potsdam, könnte also dort, im Umland oder in Berlin mich bei einer Stelle bewerben.
Alter Schwede. Du bist im Referendariat und nicht im Kindergarten. Wenn du keine Bock darauf hast, dich auf dein Leben als Volljurist vorzubereiten, dann lass das mit dem Referendariat. Mir haben alle Referendarsstationen Freude bereitet und ich hab ein jeder Station etwas gelernt.

Mit deiner Einstellung stehen Leute dann als Volljurist da und fragen sich, was sie eigentlich beruflich machen wollen bzw. ihnen fällt ein, dass sie im Referendariat besser Kontakte geknüpft hätten.
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Tibor
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Tibor »

=D>

Grundsätzlich bin ich auch ein Befürworter des Prinzips: Das beabsichtigte Arbeitsrechtsgebiet sollte nach dem Studium klar sein, dann kann man im Referendariat auch dieses eine Rechtsgebiet aus allen Perspektiven betrachten.
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Kroate »

Kasimir hat geschrieben:
UltimaSpes hat geschrieben:Hallo zusammen,

vor kurzem habe ich mein Referendariat angefangen und wollte mich jetzt langsam für die Verwaltungsstation bewerben.

Kennt jemand von euch Stellen, bei denen der Arbeitsaufwand überschaubar ist? (vielleicht 1 pro Woche erscheinen und 1 Akte bearbeiten) Mich interessiert Verwaltungsrecht nämlich nicht sehr stark und ich hätte auch gerne mal wieder Zeit für ein paar Hobbys. :-)

Daher wäre ich euch sehr dankbar, falls ihr einen "Tauch-Tipp" in Bezug auf die Verwaltungsstation habt.
Gibt es vielleicht allgemein Behörden, wo der Arbeitsaufwand für Referendare eher gering ist?

Oder hat jemand einen Insider-Tipp? Mache mein Ref in Potsdam, könnte also dort, im Umland oder in Berlin mich bei einer Stelle bewerben.
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Mit deiner Einstellung stehen Leute dann als Volljurist da und fragen sich, was sie eigentlich beruflich machen wollen bzw. ihnen fällt ein, dass sie im Referendariat besser Kontakte geknüpft hätten.
Kein Kindergarten, genau. Und als Erwachsener Mensch kann man durchaus für sich entscheiden, dass man während der einen oder anderen Station andere Prioritäten setzt und es im Ref etwas ruhiger angehen lässt. Ich selbst habe das zwar auch anders gehandhabt, finde das Ansinnen aber alles andere als illegitim.

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Survivor
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Survivor »

Kann man so machen und natürlich ist das auch legitim, empfehlenswert ist es m.E. aber dennoch nicht. Ich bin da völlig bei Kasimir und Tibor. Man bekommt nie wieder so einfach wie im Ref. die Chance, sich potenziellen Arbeitgebern persönlich vorzustellen und von der eigenen Arbeit zu überzeugen. Von Dingen wie Networking etc. gar nicht zu sprechen. Da man die Ergebnisse im 2. Examen zumeist schlecht abschätzen kann, spricht m.E. viel dafür, insoweit nicht alles auf diese Karte zu setzen, sondern Risikominimierung zu betreiben. Dabei kann sich ja dann auch herausstellen, dass die Arbeit einem unerwartet doch Spaß bringt und wenn es passt ist das solide oder gar gute 2. Examen dann nicht mehr als die Kirsche auf der Torte. Und selbst ein schwächeres dann hoffentlich kein K.O.-Kriterium mehr.
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Kroate »

Gut, aber gerade die Verwaltungsstation scheint mir eher ungeeignet um Kontakte zu knüpfen, die einem den Berufseinstieg bei schwächeren Noten erleichtern. Kenne mich mit der Einstellungspraxis in der Verwaltung nicht aus, lasse mich da also gerne eines Besseren belehren.

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Tibor
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Tibor »

Ich habe in der Verwaltungsstation nach wenigen Wochen bemerkt, dass diese Arbeitsweise mir nicht liegt. Das war ein erheblicher Erkenntnisgewinn. Zudem habe ich dort viele Kontakte geknüpft, die tlw. noch heute halten und beruflichen Bezug haben, zumindest dahingehend, dass man einen Gesprächseinstieg hat ("Ach Sie haben bei ... Ihre Verwaltungsstation gemacht ...") oder dass relevantere Kontakte vermittelt werden ("... hat mir gesagt, dass Sie bei ... Ihre Verwaltungsstation gemacht haben und hat Sie mir empfohlen. ...").
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UltimaSpes
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von UltimaSpes »

Danke für eure Antworten. Ich werde es jetzt mal mit dem Rathaus probieren.
Kasimir hat geschrieben:Alter Schwede. Du bist im Referendariat und nicht im Kindergarten. Wenn du keine Bock darauf hast, dich auf dein Leben als Volljurist vorzubereiten, dann lass das mit dem Referendariat. Mir haben alle Referendarsstationen Freude bereitet und ich hab ein jeder Station etwas gelernt.

Mit deiner Einstellung stehen Leute dann als Volljurist da und fragen sich, was sie eigentlich beruflich machen wollen bzw. ihnen fällt ein, dass sie im Referendariat besser Kontakte geknüpft hätten.
Mein Berufswunsch steht schon fest und ich bin nicht so der "Networker".
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von OJ1988 »

Das mit diesem Networken habe ich nie verstanden: Klar kann das klappen und man schafft sich eine gute Ausgangsbasis für die Zeit nach dem 2., grade wenn die Note nicht so gut ist. Andererseits riskiert man mit überbordendem Stationsaufwand doch grade diese gute Note, mit der einem dann sowieso alle Türen offen stehen. Ich bin mit meiner Lösung - Stationsaufwand gering halten, auf das 2. Examen vorbereiten - gut gefahren. Über meinen späteren Berufsweg habe ich dann in meiner Promotionszeit gegrübelt.
Gelöschter Nutzer

Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Andererseits riskiert man mit überbordendem Stationsaufwand doch grade diese gute Note, mit der einem dann sowieso alle Türen offen stehen.
Das gilt aber nur für die konventionellen Juristen-Jobs (und auch da nicht einmal für alle).
OJ1988
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von OJ1988 »

Quantensprung hat geschrieben:
Andererseits riskiert man mit überbordendem Stationsaufwand doch grade diese gute Note, mit der einem dann sowieso alle Türen offen stehen.
Das gilt aber nur für die konventionellen Juristen-Jobs (und auch da nicht einmal für alle).
Ja gut - dass es hier um die "konventionellen Juristen-Jobs" geht, war meine Prämisse. Bloß: Bei welchen Jobs dieser Gattung kommt es deiner Meinung vorwiegend auf einen guten persönlichen Eindruck an statt auf die Note im 2.? :-k
Gelöschter Nutzer

Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Bei welchen Jobs dieser Gattung kommt es deiner Meinung vorwiegend auf einen guten persönlichen Eindruck an statt auf die Note im 2.? :-k
Auf einen guten persönlichen Eindruck würde ich nicht abstellen, vielmehr auf eine erkennbare fachliche Profilierung. Dazu stelle ich mal die These auf: Je stärker die internationale Ausrichtung eines Jobs, desto wichtiger ist die fachliche Profilierung - zumindest außerhalb der Anwaltschaft. Abseits der Internationalität: Für steuerrechtlich ausgerichtete Stellen sind Vorkenntnisse doch fast schon notwendige Bedingung. Ähnliche Tendenzen nehme ich auch bei Boutiquen in sehr speziellen Feldern wie Medienrecht, Kunstrecht, etc. wahr. Arbeits- und Finanzgerichtsbarkeit sind auch Bereiche, wo man ohne fachliche Profilierung auch mit Spitzennoten im Regelfall nicht unterkommen dürfte. Die Liste könnte man beliebig ergänzen.
Liz
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Liz »

UltimaSpes hat geschrieben:Mein Berufswunsch steht schon fest und ich bin nicht so der "Networker".
Aber dann wird es doch die Möglichkeit geben, eine fachlich / thematisch halbwegs passende Stelle in der Verwaltung zu finden, mit der Du mal eine andere Perspektive auf Dein Wunschrechtsgebiet / -tätigkeit bekommst.
OJ1988 hat geschrieben:Das mit diesem Networken habe ich nie verstanden: Klar kann das klappen und man schafft sich eine gute Ausgangsbasis für die Zeit nach dem 2., grade wenn die Note nicht so gut ist. Andererseits riskiert man mit überbordendem Stationsaufwand doch grade diese gute Note, mit der einem dann sowieso alle Türen offen stehen. Ich bin mit meiner Lösung - Stationsaufwand gering halten, auf das 2. Examen vorbereiten - gut gefahren. Über meinen späteren Berufsweg habe ich dann in meiner Promotionszeit gegrübelt.
Es ist allerdings dumm, wenn der Nulleinsatz in den Stationen nicht zu dem gewünschten Notenerfolg führt und man am Ende mit einem mäßigen bis schlechten 2. Examen und ohne eine erkennbare fachliche Spezialisierung dasteht. Zumal es sich ja nicht ausschließt, sich in den Stationen angemessen zu engagieren und Interesse zu zeigen und sich vernünftig aufs Examen vorzubereiten.
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von OJ1988 »

Liz hat geschrieben:
UltimaSpes hat geschrieben:Mein Berufswunsch steht schon fest und ich bin nicht so der "Networker".
Aber dann wird es doch die Möglichkeit geben, eine fachlich / thematisch halbwegs passende Stelle in der Verwaltung zu finden, mit der Du mal eine andere Perspektive auf Dein Wunschrechtsgebiet / -tätigkeit bekommst.
OJ1988 hat geschrieben:Das mit diesem Networken habe ich nie verstanden: Klar kann das klappen und man schafft sich eine gute Ausgangsbasis für die Zeit nach dem 2., grade wenn die Note nicht so gut ist. Andererseits riskiert man mit überbordendem Stationsaufwand doch grade diese gute Note, mit der einem dann sowieso alle Türen offen stehen. Ich bin mit meiner Lösung - Stationsaufwand gering halten, auf das 2. Examen vorbereiten - gut gefahren. Über meinen späteren Berufsweg habe ich dann in meiner Promotionszeit gegrübelt.
Es ist allerdings dumm, wenn der Nulleinsatz in den Stationen nicht zu dem gewünschten Notenerfolg führt und man am Ende mit einem mäßigen bis schlechten 2. Examen und ohne eine erkennbare fachliche Spezialisierung dasteht. Zumal es sich ja nicht ausschließt, sich in den Stationen angemessen zu engagieren und Interesse zu zeigen und sich vernünftig aufs Examen vorzubereiten.
Beide Taktiken wählt man ja ex ante, beide können also schief gehen (man kann auch einen schlechten persönlichen Eindruck hinterlassen). Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Methode, bei der ich mich ggf. bei Arbeitgeber A beliebt mache und einer, bei der ich mich ggf. nicht nur bei Arbeitgeber A, sondern auch bei B, C, D und E beliebt mache, nehme ich doch die letzte von beiden?
Liz
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Liz »

Aber mit einer fachlichen Spezialisierung und guten Stationszeugnissen habe ich doch am Ende auch bei B, C, D und E bessere Chancen, selbst wenn die Note nicht ganz so super ist (wobei es ja notfalls immer noch den Verbesserungsversuch gibt). Man fällt also weicher, wenn das Primärziel (gute Note) nicht erreicht wird.
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Tibor
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Tibor »

In meiner Ref-AG gab es - die finale Note ist mir natürlich unbekannt - einen Kandidaten, der aus purer Notenoptimierung nur Tauchstationen gefahren ist und auch beim AG und bei der StA nur Minimalprogramm (hat keine Ahnung, macht nur Arbeit, lass ich in Ruhe) gefahren ist. Hat ab dem 1. Monat für das Examen gelernt (wohlgemerkt ist dieses im 20. Monat) und am Ende ging ihm die Luft aus. Schriftliches war wohl eher mau. Am Ende stand er mit mieserablen Stationszeugnissen, langweiligen Stationen und einer durchschnittlichen Note da. Folge: Längere Arbeitssuche.
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