Tauchen in Verwaltungsstation

Alle Themen rund um das Referendariat (Organisation, Ablauf, Wahlstation im Ausland etc.)

Moderator: Verwaltung

Kasimir
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Kasimir »

Tibor hat geschrieben:In meiner Ref-AG gab es - die finale Note ist mir natürlich unbekannt - einen Kandidaten, der aus purer Notenoptimierung nur Tauchstationen gefahren ist und auch beim AG und bei der StA nur Minimalprogramm (hat keine Ahnung, macht nur Arbeit, lass ich in Ruhe) gefahren ist. Hat ab dem 1. Monat für das Examen gelernt (wohlgemerkt ist dieses im 20. Monat) und am Ende ging ihm die Luft aus. Schriftliches war wohl eher mau. Am Ende stand er mit mieserablen Stationszeugnissen, langweiligen Stationen und einer durchschnittlichen Note da. Folge: Längere Arbeitssuche.
Dito: Der Denkfehler liegt darin, dass Tauchstationen nicht zu einer besseren Note führen. In meiner AG haben seinerzeit auch eher die engagierten Kandidaten am Ende gute Noten eingefahren und diejenigen, die optimiert haben, sind in Faulheit oder Selbstoptimierung irgendwo im Mittelfeld gelandet.
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OJ1988
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von OJ1988 »

Nahbereichsempirie überzeugt mich nicht. Vom Grundsatz her dürfte die Rechnung "je mehr Lernzeit/geschriebene Probeklausuren, desto besser das Ergebnis" aufgehen.
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Tibor
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Tibor »

Ja, aber nur, wenn die in der Station eingesparte Arbeitszeit tatsächlich in Lernzeit umgesetzt wird. Oftmals erzielen die engagierten Referendare aber eine äquivalente Lernzeit, weil sie eben fokussierter sind und nicht trödeln.
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von OJ1988 »

Tibor hat geschrieben:Ja, aber nur, wenn die in der Station eingesparte Arbeitszeit tatsächlich in Lernzeit umgesetzt wird. Oftmals erzielen die engagierten Referendare aber eine äquivalente Lernzeit, weil sie eben fokussierter sind und nicht trödeln.
Nun ja, das ist ein anderes Thema. Wer die tatsächlich vorhandene Zeit weder zum Networken noch zum Lernen nutzt, wird mit keiner Taktik Erfolg haben.
TobiasG
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von TobiasG »

Ich sehe das ambivalent. Einerseits habe ich in der "klassischen" Tauchstation "Anwalt" überhaupt nicht getaucht, sondern nur im letzten Monat vor dem Examen reduziert und zudem während des gesamten Refs nebenher gearbeitet. Sicherlich also mehr als die meisten getan haben und bin trotzdem besser als (wie in Tibors Beispiel) einer der Kandidaten gefahren, der ab Tag 1 bis abends in der Bib saß und die Stationen auf Minimum reduziert hatte. Es gibt ja nicht umsonst das Parkinsonsche Gesetz, wonach sich die Zeit für eine Aufgabe in gleichem Maße ausdehnt, wie man der Aufgabe Zeit einräumt, was auch erklärt, wieso z.B. Referendare mit Kind scheinbar Unmögliches leisten, weil sie die wenige Zeit einfach effizienter nutzen. Demzufolge bin ich auch kein Verfechter des Minimalprinzips.

Andererseits erschließen sich mir die Networking/sonstigen Vorteile gerade in der Verwaltungsstation nicht wirklich. Ich habe die Verwaltungsstation teilweise im Landratsamt und teilweise am Verwaltungsgericht verbracht. Beim Landratsamt gab es insgesamt zwei schriftliche "Hausaufgaben", die benotet wurden, daneben Vorträge, wobei das die einzige Station war, bei der ich wirklich (tief) eingeschlafen bin, weil das so langweilig war. Im Verwaltungsgericht war die Begrüßung der Richterin, dass sie mit Anwälten auf dem Kriegsfuß stehe, weil die eh nichts könnten, und dann gab es ebenfalls zwei Urteils-Hausaufgaben und man konnte mal bei der Verhandlung zuschauen. In beiden Stationen wäre man hinterher, unabhängig von einer Begeisterung für den Fachbereich o.ä., ausschließlich nach der Note eingestellt worden. Insofern war - wie bei Tibor - der einzige Erkenntnisgewinn die Bestätigung der Vorurteile und des Entschlusses, dort niemals anzufangen. Letzteres wusste ich aber auch schon zuvor.

Demzufolge ist die allgemeine Warnung vor zu viel Tauchen sicher nicht verkehrt, weil ansonsten gibt es am Ende tatsächlich häufig das böse Erwachen, wenn die Note für den Staatsdienst oder die GK nicht reicht, der örtliche Anwaltsmarkt aber v.a. über Mundpropaganda läuft und man weder etwas Praktisches kann noch eine Anlaufstelle aus dem Ref hat. In der Verwaltungsstation würde ich dagegen das Tauchen nicht verteufeln, zumal wenn man nicht etwa ins Ausland möchte und auch schon sicher weiß, dass man nicht in die Verwaltung will.
"Wer Du bist? Sicher nicht der Rap-Messias. Für mich bist auch Du nur irgendein Tobias."

~ Harry Quintana
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Trente Steele82 »

Kann man alles machen (persönlich halte ich es wie Kasimir), man darf sich aber auch nicht wundern, wenn einem das aufs Brot geschmiert wird, bspw. im Bewerbungsverfahren.

Hatte meine Wahlstation beim Landgericht gemacht (hatte mir dabei was gedacht). Beim ersten Bewerbungsgespräch in einer deutschen GK hat mich der Partner regelrecht zusammengefaltet, weil ich ja überhaupt keinen Ehrgeiz dokumentieren würde bei der Stationswahl. Fand ich doof, an so jemanden kann man aber geraten.
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
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Ara
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Ara »

Trente Steele82 hat geschrieben:Kann man alles machen (persönlich halte ich es wie Kasimir), man darf sich aber auch nicht wundern, wenn einem das aufs Brot geschmiert wird, bspw. im Bewerbungsverfahren.

Hatte meine Wahlstation beim Landgericht gemacht (hatte mir dabei was gedacht). Beim ersten Bewerbungsgespräch in einer deutschen GK hat mich der Partner regelrecht zusammengefaltet, weil ich ja überhaupt keinen Ehrgeiz dokumentieren würde bei der Stationswahl. Fand ich doof, an so jemanden kann man aber geraten.
"Also mein Lebenslauf sah damals aber anders aus"... Ist immer noch mein Lieblingsspruch aus einem Bewerbungsgespräch... Es rangiert tatsächlich glaub ich ganz oben auf meine "dümmste Sprüche im Bewerbungsgespräch".
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Samson
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Samson »

Ara hat geschrieben:
Trente Steele82 hat geschrieben:Kann man alles machen (persönlich halte ich es wie Kasimir), man darf sich aber auch nicht wundern, wenn einem das aufs Brot geschmiert wird, bspw. im Bewerbungsverfahren.

Hatte meine Wahlstation beim Landgericht gemacht (hatte mir dabei was gedacht). Beim ersten Bewerbungsgespräch in einer deutschen GK hat mich der Partner regelrecht zusammengefaltet, weil ich ja überhaupt keinen Ehrgeiz dokumentieren würde bei der Stationswahl. Fand ich doof, an so jemanden kann man aber geraten.
"Also mein Lebenslauf sah damals aber anders aus"... Ist immer noch mein Lieblingsspruch aus einem Bewerbungsgespräch... Es rangiert tatsächlich glaub ich ganz oben auf meine "dümmste Sprüche im Bewerbungsgespräch".
"Ihre Generation is ja vom Stamme Nimm. Daher vorab: Ihre Fahrtkosten ersetzen wir nicht."

"In ihrem Lebenslauf steht bei Interessen: Geschichte und Philosoph. Welcher Philosoph oder Historiker hat sie am besten auf ihre Anwaltstätigkeit vorbereitet?"
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Ara »

Samson hat geschrieben:
"In ihrem Lebenslauf steht bei Interessen: Geschichte und Philosoph. Welcher Philosoph oder Historiker hat sie am besten auf ihre Anwaltstätigkeit vorbereitet?"
Matlock!
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Samson »

Ara hat geschrieben:
Samson hat geschrieben:
"In ihrem Lebenslauf steht bei Interessen: Geschichte und Philosoph. Welcher Philosoph oder Historiker hat sie am besten auf ihre Anwaltstätigkeit vorbereitet?"
Matlock!
Nö, Robert Liebling!
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Samson hat geschrieben:"In ihrem Lebenslauf steht bei Interessen: Geschichte und Philosoph. Welcher Philosoph oder Historiker hat sie am besten auf ihre Anwaltstätigkeit vorbereitet?"
"Ich glaube nicht, dass Sie ihn kennen, wenn ich mir Ihren Lebenslauf so anschaue."

Eigenes Gespräch:

Partner: "Was machen Sie denn in Ihrer Freizeit? Irgendwie bedauerlich, dass das die meisten nicht mehr in ihren Lebenslauf aufnehmen."
Duschgriff: "[...], außerdem interessiere ich mich für Kunst, insbesondere Malerei, und schwinge auch mal öfters selbst den Pinsel."
Partner: "Welche Kunstrichtung denn?"
Duschgriff: "Ich mag viele Werke aus dem Symbolismus gerne."
Partner: "Ach, dieser neumodische Kram, wo alles nur aus Punkten, Flächen und Kreisen besteht. Das kann meine Tochter auch im Kindergarten."
[Anderer Partner verzieht das Gesicht.]
Duschgriff: "Wollen wir noch über andere Kunstrichtungen sprechen?"
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
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Muirne
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Muirne »

Mit dem Partner hätte ich mich bestimmt verstanden und über kampfsport und Eishockey geredet. :D
Nein Spaß beiseite ich mag Kunst auch. Allerdings war meine Begleitung pikiert darüber dass ich mich nicht vor jedes Werk im moma 10 Minuten hin gesetzt habe um es zu betrachten. Kunstmuseum steht deshalb gerade nicht auf meiner Liste.

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»Natürlich ist das herablassend. Torquemada ist mir gegenüber herablassend, ich bin esprit gegenüber herablassend. So ist die Nahrungskette in diesem Forum nunmal.« - Swann
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Eishockey geht bei mir auch. Er wollte über Fußball reden. Ich fande es eher seltsam, dass er das Thema anscheinend, aber selbst keine Ahnung hat.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
sai
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von sai »

Ara hat geschrieben:
Samson hat geschrieben:
"In ihrem Lebenslauf steht bei Interessen: Geschichte und Philosoph. Welcher Philosoph oder Historiker hat sie am besten auf ihre Anwaltstätigkeit vorbereitet?"
Matlock!
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Mr_Black
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Re: Tauchen in Verwaltungsstation

Beitrag von Mr_Black »

Samson hat geschrieben:
"In ihrem Lebenslauf steht bei Interessen: Geschichte und Philosoph. Welcher Philosoph oder Historiker hat sie am besten auf ihre Anwaltstätigkeit vorbereitet?"
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