Vom Lehramt zu Jura?!

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Gelöschter Nutzer

Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Zunächst einmal ein Hallo in die Runde.

Habe hier bereits zahlreiche Beiträge gelesen und mich nun dazu entschlossen, selbst aktiv zu posten.

Es mag sicherlich einige Leute geben, die ein Jurastudium beginnen und dann merken, dass sie damit nicht wirklich zurecht kommen. Manch einer wechselt dann zu einem Lehramtsstudium. Der umgekehrte Weg wird vermutlich nicht so häufig begangen. Doch genau diesen beabsichtige ich zu gehen.

Ich bin 22 Jahre alt und habe gut zwei Jahre auf Lehramt studiert (Sozialwissenschaften, Germanistik, pädagogische Anteile). Im Studium gehörte ich, ohne mich selbst loben zu wollen, mit zu den besten Studierenden.
Nun besteht zwischen Studium und Berufsrealität jedoch, natürlich nicht nur, aber auch gerade beim Lehramt ein eklatanter Unterschied. Und gerade diese Berufspraxis, so wurde mir durch mehrere Praktika im Laufe der Zeit deutlich, erfüllt mich nicht gerade mit Begeisterung. Bevor ich nun weiter in mein Unglück renne, zog ich die Bremse und beendete das Lehramtsstudium.

Die Überlegung, Jura zu studieren, schüttel ich jetzt nicht mal eben unüberlegt aus dem Ärmel. Bereits nach meinem Abitur stand das Studium der Rechtswissenschaft weit oben in meiner Liste der favorisierten Studienfächer. Ich habe mir bereits Gerichtsverhandlungen angeschaut, mit Anwälten gesprochen und ins BGB AT geschaut. Außerdem nahm ich mir beispielhaft ein paar Falllösungen zur Hand. Natürlich leuchtete mir nicht alles auf Anhieb ein, jedoch ist ein großes Interesse dar, sich intensiv mit dem Gesetz auseinanderzusetzen.

Ich bin vermutlich nicht der einzige, der sich im Vorfeld Gedanken darüber macht, ob die Aufnahme des Jurastudiums die richtige Entscheidung ist. Vielleicht könnt ihr mir ein bisschen dahingehend weiterhelfen, ob Jura zumindest eine lohnende Entscheidung für mich sein KÖNNTE. Mir ist bewusst, dass niemand eine - auch nicht annähernd - definitve Prognose abgeben kann.

Damit ihr euch ein besseres Bild von mir machen könnt, hier stichwortartig ein paar Infos.

- Ich beschäftige mich gerne ausdauernd mit Theorien, auch wenn es Stunden dauern mag, bis ich einen vollständigen Durchblick erarbeitet habe.
- Ich lege Wert auf eine exakte, stilistisch wertvoll formulierte Sprache.
- In Mathematik war ich in der Schule keine wirkliche Leuchte.
- Ich lerne gerne von morgens bis abends. Ferien mag ich nicht, da sie mich lediglich aus der Lernroutine bringen. In meinem alten Studiengang waren 8-10 Stunden "Netto-Lernzeit" an der Tagesordnung. Die Bibliothek ist mein Zuhause.

Lohnte es sich, ein Jurastudium zu beginnen? Oder sollte ich gar nicht weiter mit dem Gedanken spielen, da es zu frustrierend ist und jegliche Lernbegeisterung im Keim erstickt wird?

Gruß,
Dede ;)
Cardican
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Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von Cardican »

Die einzige wichtige Information ist m.E. das du 22 Jahre alt bist und lernen magst. MIt 22 ist es noch gut möglich mit Jura anzufangen. Du solltest Dir aber sicher sein, dass es das richtige für Dich ist, denn der Weg ist extrem lang und der Arbeitsmarkt eher schlechter momentan als im Bereich Lehramt.

Für Jura musst Du pauken können und es darf Dir nichts ausmachen Dich z.B. 1 - 1,5 Jahre kontinuierlich (fast jeden Tag) auf eine Prüfung vorzubreiten. Wenn Du mit Lernen & Fleiß vorher keine Probleme hättest und gerne theorhetisch arbeitest, sollte es passen. Ich gebe Dir auch insofern recht, dass Du mit Lehramt nicht glücklich werden wirst, wenn Du am "Unterrichten" in der Praxis keinen Spass hast.
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Muirne
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Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von Muirne »

Lohnend - inwiefern?
Berufsaussichten? Es gibt eindeutig zu viele Juristen.
Gehaltstechnisch? Der Durchschnittsverdienst ist sehr viel trauriger als alle denken.
Erfüllend? Könnte schon dein Ding sein. Ich bin ja ganz neidisch auf Menschen, die problemlos so viel lernen.

In welcher Hinsicht sich das für dich lohnen soll, das musst du definieren.

Aus meiner persönlichen Erfahrung nehme ich mit, dass Jura etwas für Allrounder ist. Das Fach für Allrounder.
»Natürlich ist das herablassend. Torquemada ist mir gegenüber herablassend, ich bin esprit gegenüber herablassend. So ist die Nahrungskette in diesem Forum nunmal.« - Swann
Kasimir
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Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von Kasimir »

jb hat wohl Langeweile
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
EinHeinz
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Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von EinHeinz »

Jura als zweites Studium würde ich niemand empfehlen, der sich nicht zu wenigstens 98% sicher ist.

Es gibt bei uns so viele Streber, so viele die meinen ein Interesse am Recht wäre essentiel, die letztendlich resignieren. Es ist irgendwie mehr oder auch weniger was nötig ist um Spaß und Erfolg am Studium zu finden.

Wenn du dir nix anderes als Studium vorstellen kannst, probier es ruhig, es spricht ja grundsätzlich nichts dagegen dass es dir liegen könnte.
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lawlita
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Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von lawlita »

Oh, kommt schon, Leute. Geht's noch deutlicher?
Dede hat geschrieben:- Ich lerne gerne von morgens bis abends. Ferien mag ich nicht, da sie mich lediglich aus der Lernroutine bringen. In meinem alten Studiengang waren 8-10 Stunden "Netto-Lernzeit" an der Tagesordnung. Die Bibliothek ist mein Zuhause.
Kasimir hat geschrieben:jb hat wohl Langeweile
Wenigstens einer...
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Muirne
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Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von Muirne »

Offenbar erkennt man die merkwürdigen Hobbies anderer Foristen erst ab 1000-3000 Postings. Nichts für ungut.
»Natürlich ist das herablassend. Torquemada ist mir gegenüber herablassend, ich bin esprit gegenüber herablassend. So ist die Nahrungskette in diesem Forum nunmal.« - Swann
Gelöschter Nutzer

Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Lohnend - inwiefern?
Berufsaussichten? Es gibt eindeutig zu viele Juristen.
Gehaltstechnisch? Der Durchschnittsverdienst ist sehr viel trauriger als alle denken.
Erfüllend? Könnte schon dein Ding sein. Ich bin ja ganz neidisch auf Menschen, die problemlos so viel lernen.
Es ist nicht mein verbissenes Ziel, unbedingt ein Prädikatsexamen hinzulegen, um dann deutlich bessere Berufsaussichten zu haben. Klar, es würde mich freuen, aber das ist ja noch ein sehr weiter Weg bis dahin. Ich wäre schon sehr zufrieden, als Anwalt arbeiten zu können, auch wenn eine Selbstständigkeit anfangs nicht viel abwirft. Aber wenn ich mich dann mit täglich 14 Stunden Arbeitsaufwand mit einer eigenen Kanzlei etwas aufbauen könnte, wäre das auch etwas, was mich erfüllen würde.
Es gibt bei uns so viele Streber, so viele die meinen ein Interesse am Recht wäre essentiel, die letztendlich resignieren.
Streber sein ist ja zunächst mal nichts Schlechtes. Es macht mir aber immer wieder Angst, wenn ich höre, dass auch sehr fleißige Studierende im Jurastudium scheitern.

Nun sind es ja noch vier Monate hin bis das Wintersemester beginnt. Wochen, in denen ich viel Zeit habe, die ich gerne intensiv dafür nutzen würde, um herauszufinden, ob mir das Jurastudium wirklich liegen könnte. Ich würde mir unheimlich gerne schonmal zumindest einen Teil des Stoffs des ersten Semesters anschauen und lernen.

Gruß,
Dede ;)
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Stobbart
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Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von Stobbart »

Du wirst hier Für und Wider hören, vgl. der unzähligen anderen Threads in diesem Forum. Von daher: Einfach in die Erstsemester-VL hocken und eventl. zum WS einschreiben und weitergucken. Das bleibt Dir leider nicht erspart.
ToSaPhi
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Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von ToSaPhi »

Hi Dede,

also ich habe mir mal für Bayern (LA Gymnasium) die Einstellungszahlen vom Februar 2011 angesehen und kann dir garantieren, dass mit Jura deine Berufsaussichten zumindest nicht viel schlechter aussehen ;-)
Mag sein, dass die Gehälter nicht immer ein absoluter Traum sind, aber ich kenne viele, die trotz schlechter Noten doch noch irgendwo untergekommen sind.
Für Februar 2011 wurden dagegen nur 35% aller LA-Referendare eingestellt (263 von 765). Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich deprimierend. Man hat halt als LA-Student fast nur den Staat als potentiellen Arbeitgeber... bei Jura ist man schon flexibler. Sicher darf das niemals zur Hauptmotivation werden, ein Jurastudium zu beginnen, aber wenn du auf LA studiert hast, dürften dich schlechte Berufsaussichten zumindest nicht abschrecken.

Viel Erfolg!
Gelöschter Nutzer

Re: Vom Lehramt zu Jura?!

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Als "Wechsler" fühle ich mich auch zu einer Antwort berufen. Ich habe zwar nur 2 Semester Lehramt (Englisch/Kath. Reli) studiert, bin dann aber zu Jura gewechselt. Bereut habe ich das (bislang) nicht. Das Studium ist völlig anders organisiert, als Lehramt (Lehramt war eher chaotisch, man hatte aber evtl. auch mehr das "Unigefühl", also Freiheit etc), Jura dagegen ist fast schon schulisch. Die meisten Kommilitonen waren gut verträglich. Was Du aber wissen solltest: der (empfundene) Notendruck ist enorm. Ich kann das jetzt mit 3,5 Jahren Abstand zum zweiten Examen nur noch einmal betonen. Weiterer Nachteil ist die schon erwähnte "Verschulung" des Studiums. Wenn Du "was Eigenes" machen willst, dann bleibt letztlich nur die Promotion. Und bzgl. dieser sollte sich keiner zu romantische Vorstellungen machen (so wie ich in meiner damaligen jugendlichen Naivität *g*).

Ansonsten kann ich nur sagen: wenn Du gute Nerven hast und extrem lernwillig bist: ran! Ist ein schönes Fach und es gibt nachher eine Menge interessanter Jobs, allerdings ist auch die Bandbreite der möglichen Gehälter groß....
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