Jurastudium von zu Hause aus

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Einwendungsduschgriff
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Einwendungsduschgriff »

Auch wenn ich diesen Thread erst jetzt entdeckt habe und damit mit meiner Antwort vielleicht etwas verspätet bin: Meinereiner war während des Studiums mit zwei "Späteinsteigerinnen" recht gut befreundet, beide Damen haben bereits vorher als Rechtspflegerinnen gearbeitet und beide waren mit weit überdurchschnittlichen Abitursnoten (1,1 und 1,2) gesegnet wie mit sehr guten Abschlüssen ihrer Rechtspflegerausildung. Beide haben das Studium der Rechtswissenschaften wieder abgebrochen - eine nach dem vierten, die andere nach dem sechsten Semester. Gefragt nach den Gründen (übereinstimmend): falsche Vorstellungen des Hochschulstudiums, maßgeblich gepaart mit Erwartungshaltungen ("Ich kann doch schon vieles, muss das nur noch wissenschaftlicher machen.") und einer extremen Frustration ob der (vermeintlichen) Praxisferne. Beide haben bedauert, sich nicht bereits zu Beginn stärker in die studentischen Rhythmen eingefügt zu haben und sich etwas weniger "berufsmäßig-stringent" auf das Studium eingelassen zu haben (zudem: immer das Bedürfnis der praktischen Hinterfragung der Studieninhalte). Beide begriffen es als "wissenschaftliche Ausbildungsverlägerung" - wurden enttäuscht und wollte irgendwann einfach nur zurück in ihren angestammten Beruf. Hätten beide von Beginn an studiert, wären daraus hervorragende Juristinnen geworden. Schade darum.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.
Gelöschter Nutzer

Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo nochmal,

das erste Semester neigt sich dem Ende zu und ich wollte mal einen kleinen Zwischenstand posten. Nochmals ein Danke an alle, die hier geantwortet haben.

Es ist echt wahnsinnig hart! Ich habe meine Ansprüche in diesem Semester wenigstens 2 zwischenprüfungsrelevante Klausuren und die zwischenprüfungsrelevante Hausarbeit zu schreiben deutlich runtergeschraubt auf eine zwischenprüfungsrelevante Klausur. Es ist Stress pur Fulltime zu arbeiten und Fulltime zu studieren. Mit viel Disziplin geht es aber! Man sollte es halt nicht schleifen lassen.. Zum Tagesablauf:

1. Aufstehen um 5:45 Uhr
2. Arbeiten von 6:30 Uhr bis ca. 16 Uhr oder 17 Uhr
3. Zugfahrt zur Uni (ca. 40 Minuten hin)
4. Tutorium von 18 Uhr bis 20 Uhr
5. Zugfahrt nach Hause (ca. 1,5h)
6. Duschen, essen, schlafen
7. and so on...

Das ganze an 3 Abenden die Woche. Freizeit ist am Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend, nacharbeiten samstagvormittags und sonntags (ca. 4h bzw. 6h). Freitags bin ich von 6:30 bis ca. 10:45 Uhr arbeiten, um mir nachmittags von 12 Uhr bis 16 Uhr noch Tutorien geben zu können. Ich habe es nun ein Semester lang durchgezogen und es wird im nächsten nicht besser werden. Der Stoff ist sehr umfangreich und man muss einfach am Ball bleiben. Es war hart und man braucht Disziplin, ohne geht es einfach nicht. Man merkt abends und am nächsten Morgen echt wie kaputt man eigentlich ist. Es war wie ein schleichendes ausbrennen....

Ich wollte ja eigentlich im Urlaub auch mal in den Vorlesungen vorbeischauen, aber genau wegen diesem Gefühl ausgebrannt zu sein habe ich meinen Urlaub auch wirklich als Urlaub angesehen und mich nur mal, wenn ich Lust hatte, 2 bis 3 Stunden hingesetzt und was gelernt. In die Tutorien bin ich abends dann auch nicht, ich wollte den Bogen nicht überspannen. Dazu ist jetzt noch gekommen, dass ich in eine größere Wohnung umziehen muss (wir sind bald zu dritt..) und das jetzt auch noch parallel läuft, also Umzug, Studium, Wohnung renovieren, arbeiten, ...

Ich habe aber eine Probeklausur mitgeschrieben und bin mit 9 Punkten rausgegangen. Nicht ganz mein Anspruch (zweistellig möchte ich schaffen), aber damit kann ich vorerst gut leben. Nächste Woche schreibe ich dann eine scharfe Klausur.

Der zukünftige Plan sieht nun wie folgt aus:

1. Jedes Semester eine zwischenprüfungsrelevante Klausur bzw. die zwischenprüfungsrelevante Hausarbeit
2. Im vierten Semester möchte (und muss..) ich wenigstens die Zwischenprüfung fertig haben.
3. Nach der Zwischenprüfung Reduzierung des Studiums auf Teilzeit.

Weiter habe ich noch nicht gedacht und weiter zu denken macht auch bis jetzt keinen Sinn.

Es ist zu empfehlen es sich gut zu überlegen, ob man neben einem Jurastudium Vollzeit arbeiten geht, oder nicht lieber doch die Arbeitszeit reduziert. Es gibt wenig Freizeit, ich musste oft Freunden oder Familie absagen oder konnte erst gar nicht zusagen, habe Geburtstage, andere Feiern und Silvester (!!) verpasst, ein Privatleben hatte ich kaum noch.

Ich werde spätestens nach Rückgabe der Klausuren berichten wie sie ausgefallen sind und wie das zweite Semester gestartet ist.

LG
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JulezLaw
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von JulezLaw »

Hi,

von mir hier mal: Respekt, dass du das so durchziehst!
Ich habe parallel zum Studium 50-70% gearbeitet, weil ich es mir auch finanzieren musste. Das Ganze auch während der Examensvorbereitung - und es war knallhart. Wenn du es wirklich schaffst, das durchzuhalten, ist das beeindruckend!

Ich weiß, dass ich nicht mehr viel länger gekonnt hätte. Insbesondere in der Examensvorbereitung dann ist man nervlich ohnehin schon an den Grenzen, nebenbei viel zu arbeiten und allem gerecht zu werden... Anders als "hart", auch noch im Vergleich zu den Kommilitonen, die schon unter dem Examensdruck massiv leiden, kann man das nicht bezeichnen. Ich weiß also grob, was das für eine Leistung ist - und ich habe nicht mal Vollzeit gearbeitet. Dazu braucht man echt eiserne Disziplin und Willen, und vermutlich einen gewissen Hang zum Masochismus.

Ich wünsche dir alles alles Gute! Auf dass du es schaffst und notfalls die Reißleine ziehst, bevor es wirklich zu viel wird. Burnout und Depressionen sind gar nicht mal so schön, kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

Alles Gute!
The way I see it, every life is a pile of good things and bad things. The good things don’t always soften the bad things, but vice versa, the bad things don’t always spoil the good things and make them unimportant.
z0rr0
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von z0rr0 »

Hallo,

mich würde es interessieren, wie es mittlerweile läuft :)

flyingflea hat geschrieben:Hallo nochmal,

das erste Semester neigt sich dem Ende zu und ich wollte mal einen kleinen Zwischenstand posten. Nochmals ein Danke an alle, die hier geantwortet haben.

Es ist echt wahnsinnig hart! Ich habe meine Ansprüche in diesem Semester wenigstens 2 zwischenprüfungsrelevante Klausuren und die zwischenprüfungsrelevante Hausarbeit zu schreiben deutlich runtergeschraubt auf eine zwischenprüfungsrelevante Klausur. Es ist Stress pur Fulltime zu arbeiten und Fulltime zu studieren. Mit viel Disziplin geht es aber! Man sollte es halt nicht schleifen lassen.. Zum Tagesablauf:

1. Aufstehen um 5:45 Uhr
2. Arbeiten von 6:30 Uhr bis ca. 16 Uhr oder 17 Uhr
3. Zugfahrt zur Uni (ca. 40 Minuten hin)
4. Tutorium von 18 Uhr bis 20 Uhr
5. Zugfahrt nach Hause (ca. 1,5h)
6. Duschen, essen, schlafen
7. and so on...

Das ganze an 3 Abenden die Woche. Freizeit ist am Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend, nacharbeiten samstagvormittags und sonntags (ca. 4h bzw. 6h). Freitags bin ich von 6:30 bis ca. 10:45 Uhr arbeiten, um mir nachmittags von 12 Uhr bis 16 Uhr noch Tutorien geben zu können. Ich habe es nun ein Semester lang durchgezogen und es wird im nächsten nicht besser werden. Der Stoff ist sehr umfangreich und man muss einfach am Ball bleiben. Es war hart und man braucht Disziplin, ohne geht es einfach nicht. Man merkt abends und am nächsten Morgen echt wie kaputt man eigentlich ist. Es war wie ein schleichendes ausbrennen....

Ich wollte ja eigentlich im Urlaub auch mal in den Vorlesungen vorbeischauen, aber genau wegen diesem Gefühl ausgebrannt zu sein habe ich meinen Urlaub auch wirklich als Urlaub angesehen und mich nur mal, wenn ich Lust hatte, 2 bis 3 Stunden hingesetzt und was gelernt. In die Tutorien bin ich abends dann auch nicht, ich wollte den Bogen nicht überspannen. Dazu ist jetzt noch gekommen, dass ich in eine größere Wohnung umziehen muss (wir sind bald zu dritt..) und das jetzt auch noch parallel läuft, also Umzug, Studium, Wohnung renovieren, arbeiten, ...

Ich habe aber eine Probeklausur mitgeschrieben und bin mit 9 Punkten rausgegangen. Nicht ganz mein Anspruch (zweistellig möchte ich schaffen), aber damit kann ich vorerst gut leben. Nächste Woche schreibe ich dann eine scharfe Klausur.

Der zukünftige Plan sieht nun wie folgt aus:

1. Jedes Semester eine zwischenprüfungsrelevante Klausur bzw. die zwischenprüfungsrelevante Hausarbeit
2. Im vierten Semester möchte (und muss..) ich wenigstens die Zwischenprüfung fertig haben.
3. Nach der Zwischenprüfung Reduzierung des Studiums auf Teilzeit.

Weiter habe ich noch nicht gedacht und weiter zu denken macht auch bis jetzt keinen Sinn.

Es ist zu empfehlen es sich gut zu überlegen, ob man neben einem Jurastudium Vollzeit arbeiten geht, oder nicht lieber doch die Arbeitszeit reduziert. Es gibt wenig Freizeit, ich musste oft Freunden oder Familie absagen oder konnte erst gar nicht zusagen, habe Geburtstage, andere Feiern und Silvester (!!) verpasst, ein Privatleben hatte ich kaum noch.

Ich werde spätestens nach Rückgabe der Klausuren berichten wie sie ausgefallen sind und wie das zweite Semester gestartet ist.

LG
Gelöschter Nutzer

Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Einwendungsduschgriff hat geschrieben: Donnerstag 22. Oktober 2015, 12:35 Auch wenn ich diesen Thread erst jetzt entdeckt habe und damit mit meiner Antwort vielleicht etwas verspätet bin: Meinereiner war während des Studiums mit zwei "Späteinsteigerinnen" recht gut befreundet, beide Damen haben bereits vorher als Rechtspflegerinnen gearbeitet und beide waren mit weit überdurchschnittlichen Abitursnoten (1,1 und 1,2) gesegnet wie mit sehr guten Abschlüssen ihrer Rechtspflegerausildung. Beide haben das Studium der Rechtswissenschaften wieder abgebrochen - eine nach dem vierten, die andere nach dem sechsten Semester.
Hi,

ich habe den Thread durch Zufall entdeckt und wollte mal nach einem Update fragen und wie es euch seitdem ergangen ist?

Ich bin in einer ähnlichen Situation wie o.g. Freundinnnen, habe jetzt aber den Abbruch vom Abbruch gewagt und beschlossen, dass ich dem Jurastudium bzw. dem Examen nochmals eine Chance geben werde. Ich steige jetzt nach zwei Jahren "Pause" wieder ins Studium ein bzw. direkt in die Examensvorbereitung, wobei ich da natürlich etwas länger als das übliche Jahr im Rep veranschlagen werde.

Mich würde mal interessieren, wie ihr die Examensvorbereitung von Zuhause aus gemeistert habt - und vielleicht auch, wie es den Rechtspflegerinnen nach ihrem Abbruch ergangen ist :)

lg
Nougat66
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Nougat66 »

Und wie ist es verlaufen?
Catania
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Catania »

Ich gehe davon aus das der TE nicht mehr antworten wird, aber vielleicht lässt sich dieser Fred ja auch als Austauschmöglichkeit nehmen für all diejenigen welche ( aus welchen Gründen auch immer) die meiste Zeit nicht an der Uni lernen....


Meine Wenigkeit ist schon seit dem 2. Semester nicht mehr täglich und regelmäßig an der Uni. Nicht nur wegen div. Verpflichtungen neben dem Studium, sondern auch weil ich gemerkt habe, dass es viele Vorlesungen gibt die mir persönlich nichts bringen. Auch wenn ich die Studien kenne, die sagen, dass ein Student der nur in der Vorlesung sitzt und nicht aktiv zuhört trotzdem im Schnitt bessere Klausuren schreibt als jemand der gar nicht anwesend ist.....


Für mich war das eine reine Zeit/Nutzen Rechnung. Wielange brauche ich zur Uni und zurück + wielange sitze ich in der Vorlesung = was habe ich in dieser Zeit aktiv behalten und gelernt? Und was behalte und lerne ich wenn ich die gleiche Zeit mich mit dem Thema zu Hause beschäftige?

So hat sich für mich schnell ergeben, dass ich nur noch Vorlesungen ( und AGs) besuche die mir tatsächlich einen Mehrwert bringen. Alle anderen Sachen mache ich von zu Hause aus( wahlweise natürlich auch in der BIB oder sonstwo.)
Der Größte Luxus ist eine eigene Meinung. Nur wenige leisten sich ihn.
( Peter Bamm 1897-1975)
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