Jurastudium von zu Hause aus

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

Gelöschter Nutzer

Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hi Leute!

Ich hab das Forum hier gefunden und interessiere mich für das im Betreff genannte Thema. Wie in jedem Lebenssachverhalt, liegen in meinem Fall bestimmte Voraussetzungen für diesen doch recht gewagten Plan vor:

Mein Jurastudium ist ein Zweitstudium. Ich habe bereits ein Fachhochschulstudium abgeschlossen, bin Rechtspfleger und werde demnächst auf Lebenszeit verbeamtet. Ich bin gezwungen (!!) während des Studiums arbeiten gehen. Allerdings möchte ich auch arbeiten gehen, da ich einen guten Job und sehr gute Arbeitsbedingungen habe, sowie natürlich meine laufenden Unkosten irgendwie zahlen muss. Mein Dienstherr weiß von meinen Plänen, von meiner Behörde bekomme ich Rückendeckung.

Ich habe bis dato 42 Klausuren aus allen möglichen Rechtsgebieten geschrieben, davon war eine Klausur am Anfang zur Übung, 8 waren Examensklausuren. Zusätzlich habe ich noch eine Seminararbeit geschrieben und 3 mündliche Prüfungen abgelegt, davon eine im Examen. Ich wurde in jeder Abteilung an einem Amtsgericht und einer Staatsanwaltschaft praktisch ausgebildet, hatte diverse Hospitationen (Anwalt, Bewährungshelfer, Gerichtsvollzieher) und bin derzeit in einer Abteilung im Amtsgericht eingesetzt, in der ich fast täglich mit allen Rechtsgebieten zu tun habe die es geben kann (grob: Ö-Recht, Strafrecht, Zivilrecht). Ich war bislang regelmäßig auf Fortbildungen und möchte dies auch - soweit es möglich ist - beibehalten. Aktuelle Bücher und Kommentare bekomme ich aus unserer Landgerichtsbibliothek, sogar mit Ausleihmöglichkeit. Unsere Richter und Staatsanwälte haben schon (teilweise hocherfreut) Hilfe zugesichert.

Jedoch habe ich auch noch nie eine Hausarbeit geschrieben und bin schon wieder etwas aus der Theorie draußen, auch wenn ich viel Rechtsprechung lesen und anwenden muss. Die letzte Klausur bzw. (mündliche) Prüfung ist etwas her.

Ich bräuchte täglich ca. 2 bis 2,5 Stunden mit den öffentlichen an die Uni und zurück. Ich muss zunächst Vollzeit arbeiten gehen, bin aber bei der Einteilung meiner wöchentlichen Arbeitszeit (40h) recht flexibel. Ich möchte aber auch meinen Kollegen nicht zu viel zumuten, zumal ich auch praktischer Ausbilder bin und die Ausbildung unseres Nachwuchses nicht unter meinem Studium leiden soll.

Für Klausuren und dergleichen wollte ich meine Gleittage einsetzen, richtigen Urlaub nehme ich während der Semesterferien. Ich brauche kein typisches Studentenleben, dass hatte ich bereits.

Wie schätzt ihr unter diesen Voraussetzungen die Erfolgschancen für ein Jurastudium ein? Ich sage gleich voraus: Ich rechne nicht damit das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen.
VVehnert
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von VVehnert »

Vorweg: Ich war ebenfalls Rechtspfleger, habe von Semester 1 bis 7 halbtags (60%) als Rechtspfleger gearbeitet und mich dann vor der Schwerpunktbereichsprüfung und Examensvorbereitung aus dem Dienst entlassen lassen. Anfang nächster Jahres soll es ins Examen gehen (Freischuss).

Ein Jurastudium neben einem Fulltimejob ist m.E. nicht zu unterschätzen, auch wenn man die Vorkenntnisse berücksichtigt. Rechne durchschnittlich 20 Stunden Zeit fürs Studium (ich habe auch immer wieder Vorlesungen besucht, deshalb waren es bei mir wohl eher 25 Stunden) ein, in der direkten Examensvorbereitung dann eher 40 Stunden plus. In gewissen Bereichen (Immobiliarsachenrecht, Gesellschaftsrecht, teilweise auch ZPO) hat man natürlich Vorteile, in genauso vielen Fächern fängt man aber fast bei Null an (gerade im gesamten Öffentlichen Recht). Die Examensvorbereitung ist neben einem Fulltime Job m.E. fast nicht zu machen, wenn man ein vernünftiges Ergebnis haben will. Hatte ich hinsichtlich der Arbeitsintensität auch ziemlich unterschätzt. ;)

Studium zu Hause: Ist gut möglich, wenn man sowieso nicht so der auditive Typ ist. AGs müssen natürlich trotzdem besucht werden, ebenso schadet ein wenig Anschluss und spätestens in der Examensvorbereitung auch Erfahrungsaustauch (Lerngruppe) nicht. Man muss schauen, dass man sich bei der Zeiteinschränkung durch den Job nicht zu viel mit Unwesentlichem (Grundlagenscheine etc.) aufhält und effektiv arbeitet.

Achso: Die Herangehensweise im Jurastudium ist oft ganz anders als in der Fachhochschule: Es geht viel eher um die Lösung unbekannter Probleme und Transferleistungen als auf der FH. Und die durchschnittliche Klausur auf Examensniveau (meine Einschätzung beruht auf dem Uni und hemmer Klausurenkurs) würde ich schon als erheblich schwieriger einstufen als so alle Rechtspfleger-Examensklausuren, die doch eher auf Reproduktion von Bekanntem angelegt waren.

Zur Erfolgsaussicht: Neben mir kenne ich noch vier andere Rechtspfleger, die in letzter Zeit neben der Arbeit (teils Vollzeit/teils auch Halbzeit) Jura studiert haben: Einer hat nach dem vierten Semester abgebrochen, zwei das erste Staatsexamen gemacht, dann aber nicht weiter gemacht und nur eine dann auch das Zweite gemacht. Sie ist jetzt Richterin am AG.

Achso: Ich bereue den Schritt (bisher) nicht, nochmal Jura studiert zu haben. Allerdings ist es doch ein zeitlich ziemlich umfangreiches Projekt und gerade die Examensvorbereitung sorgt auch öfter mal für Frustration. ;)

Achso: Gibt es in deinem Land eigentlich Vertrauensarbeitszeit? Das erleichtert die Sache m.E. wesentlich.

Gruß
VVehnert
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Tibor
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Tibor »

Man kann die Lebenszeiternennungsurkunde einfach nicht annehmen und dann hat man Zeit.
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Gelöschter Nutzer

Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Danke für die ausführliche Antwort! Ist schonmal viel wert.. Gleich vorweg: Die Lebenszeit nehme ich an. Das bietet sich an.. bis zum ersten Staatsexamen habe ich meine Pflichtzeit von 5 Jahren durch und kann folgenlos um Entlassung bitten. Ansonsten geht das Land in Regress..

Das große Lücken gerade im Ö-Recht zu schließen sind weiß ich. Ich habe mir diesen Schritt lange überlegt vor meiner Bewerbung und mir viele Infos geholt, aber keiner konnte mir zu einem eher autark geführtem Studium was sagen. Ich habe mir viel Material im Vorfeld besorgt (z. B. Hausarbeiten) um eine erste Einschätzung zu bekommen. Über das erste Staatsexamen denke ich bislang noch nicht weiter.. Ich reduziere auch noch Arbeitszeit im Laufe der Zeit..

Leider gibt es keine Vertrauensarbeitszeit bei uns.. :( Wird auch nicht kommen, macht auch nichts. Dafür sehr viel Flexibilität, Gleittage, Gleitzeit, ...

Ich bin eigentlich eher der auditive Typ, ich lerne besser durch hören, mitdenken und nachfragen. Ich kann jedoch auch gut durch lesen aufnehmen und lese gerne und viel.

@VVehnert: Wie lange warst du in der Praxis und wie gut bist du wieder in die Theorie reingekommen? Hast du direkt reduziert oder erstmal geschaut? Aufgrund von Personalmangel und vieler angehender Verrentungen kann mir die Arbeitszeit höchstens auf 70% reduziert werden. Alles darunter würde aufgrund dienstlicher Interessen zunächst abgelehnt.
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Levi
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Re: AW: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Levi »

Die Kombination "Jura- oder WiWi-Studium neben Tätigkeit im gehobenen Dienst" ist gar nicht so selten. Insbesondere in der Steuerverwaltung würde ich schätzen, dass mindestens ein Drittel der Inspektoren mit einem solchen Modell (Ziel: StB/WP oder FA StR) beginnen. Allerdings ziehen nur die wenigsten dieses Projekt bis zum Ende durch. Insbesondere die notwendige Entlassung aus dem Beamtenverhältnis zur Absolvierung des Referendariats (mit nachfolgender ungewisser beruflicher Zukunft) bildet eine massive psychologische Barriere.

Unabhängig davon kenne ich niemanden, der das Studium an einer Präsenz-Universität neben einer Vollzeit-Tätigkeit geschafft hätte. Das dürfte in der Regel schon an organisatorischen Zwängen scheitern. So ganz ohne Präsenz geht es halt nicht. - Daher ja auch der Name "Präsenz-Universität".

Wovor ich im Übrigen dringend warnen möchte, ist die Versuchung, Zeiten des dienstlichen "Leerlauf" für das Studium zu nutzen. Da verstehen die Vorgesetzten in der Regel keinen Spaß. Ich selbst hatte schon zwei Fälle, bei denen Probezeit-Beamte aus dem Dienst entfernt wurden, weil sie während der Dienstzeit Arbeiten für das Studium erledigt haben. Und mit einem solchen Malus in der Personalakte kann man eine spätere Tätigkeit im öffentlichen Dienst vergessen.

Man sollte daher von Anfang an das Studium zusätzlich zur Arbeitszeit kalkulieren. Und dann ist man im Falle einer Vollzeit-Tätigkeit schnell bei einer 60-Stunden-Woche. Und das über Jahre hinweg. Urlaub gibt es in dieser Zeit auch nicht, weil der für Haus-und Seminar-Arbeiten benötigt wird.
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Tibor
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Re: AW: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Tibor »

Levi hat geschrieben:... Insbesondere die notwendige Entlassung aus dem Beamtenverhältnis zur Absolvierung des Referendariats (mit nachfolgender ungewisser beruflicher Zukunft) bildet eine massive psychologische Barriere. ...
Ich persönlich kenne einen Fall, in dem es ohne Entlassung ging. Beurlaubung aus dem mittleren Dienst heraus für 4 Jahre, in der Zeit Studium beendet. Dann wieder zurück auf A6 für zwei Jahre. Dann nicht Entlassung, sondern Abordnung in anderes Bundesland für Ref. Nach dem Ref dann zurück auf A6 und Teilnahme am allgemeinen Bewerbungsverfahren A13. Natürlich kann man eventuell Pech haben, wenn man in den Staatsexamina keine brauchbaren Ergebnisse einfährt, dann kann man den Direktsprung vergessen, dann müsste man entweder als Volljurist im bisherigen Amt versauern oder doch außerhalb des Dienstes sein Glück versuchen.
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Levi
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Re: AW: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Levi »

Tibor hat geschrieben:
Levi hat geschrieben:... Insbesondere die notwendige Entlassung aus dem Beamtenverhältnis zur Absolvierung des Referendariats (mit nachfolgender ungewisser beruflicher Zukunft) bildet eine massive psychologische Barriere. ...
Ich persönlich kenne einen Fall, in dem es ohne Entlassung ging.
Wenn die Verwaltung will (d. h. bei Vorliegen eines dienstlichen Interesses) geht natürlich alles, - auch eine Beurlaubung für das Referendariat.
Darauf sollte man aber regelmäßig nicht hoffen. Im Normalfall hat der Dienstherr eher kein Interesse an einer solchen "Personalentwicklung" und stuft Studium / Referendariat als Privatvergnügen ein. Einen Rechtsanspruch auf Beurlaubung für die Absolvierung des Referendariats gibt es jedenfalls nicht. Der Regelfall ist vielmehr der Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis.
Gelöschter Nutzer

Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Also ich kann mir nicht vorstellen das mein OLG Interesse daran hat mich als Rechtspfleger auszubilden um mich dann später wieder als Richter zu "verlieren". Ich scheue den Schritt vor Entlassung für das Referendariat aber auch nicht um ehrlich zu sein. Auf die Füße fällt man immer, man muss sich nur zu drehen wissen. :)

Ich habe nicht das vorwiegende Interesse Richter zu werden, schon gar nicht möchte ich RA oder Notar werden. Das Staatsexamen hilft m. E. auch in der Rechtspflegerlaufbahn weiter. Bei Schwerpunktstudium "Verwaltung" denke ich sogar, dass ein Aufstieg in den höheren Rechtspflegerdienst schneller vorangeht, als über die normale Laufbahn. Selbst wenn ich nach dem Studium wieder als Rechtspfleger arbeiten gehe, fände ich das nicht schlimm. Wie gesagt, mir gefällt mein Job. Ich bin halt wieder heiß darauf was neues zu lernen. \:D/ Alles darüber hinaus ist wie ein Bonus.

Seien wir mal ehrlich: Man wird nichts mehr, wenn man als Rechtspfleger lediglich Rechtspflegeraufgaben wahrnimmt. Der Trend der letzten Jahre war, dass Rechtspfleger mit Verwaltungsaufgaben einen "Wahnsinnssprung" gemacht haben, während diejenigen mit Rechtspflegertätigkeiten auf der Strecke geblieben sind.

Was lernen während der Arbeitszeit angeht habe ich sogar offen unseren Direktor gefragt. Er sieht das so, dass dieses Studium für die tägliche Arbeit förderlich ist. Würde ich Biologie studieren, wäre das was anderes. Gegen lernen im Dienst hat er nichts, solange die Arbeit vom Tisch ist. Außerdem heißt es in der ein oder anderen Dienstvereinbarung nicht "Arbeitszeit", sondern "Präsenszeit". :P

Das ich nicht vollständig der Uni fern bleiben kann ist klar. Anfangs muss ich jedoch, da ich erst in ein paar Monaten finanziell so weit bin um sagen zu können: "Ich gehe mit der Arbeitszeit nach unten und kann trotzdem meine Rechnungen bezahlen.".. Zumal ich eine Tochter habe die auch essen, trinken und neue Klamotten möchte. Zum Glück ist sie schon so alt das sie kein Kindermädchen mehr braucht. :D
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Ara
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Ara »

Wenn es dir nicht um die Befähigung zum Richteramt geht... Warum dann überhaupt Referendariat? Und warum überhaupt 1. Staatsexamen?

Schnapp dir doch einfach so Lehrbücher und Material zum Studium und lerne ganz ohne Uni vor dich hin... Haste keinen Zeitdruck und kannst lernen was dir Spaß bringt.

Und solltest du am Ende doch noch was in den Händen halten wollen, kannste ja immer noch das Studium offiziell beginnen.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
VVehnert
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von VVehnert »

@VVehnert: Wie lange warst du in der Praxis und wie gut bist du wieder in die Theorie reingekommen? Hast du direkt reduziert oder erstmal geschaut? Aufgrund von Personalmangel und vieler angehender Verrentungen kann mir die Arbeitszeit höchstens auf 70% reduziert werden. Alles darunter würde aufgrund dienstlicher Interessen zunächst abgelehnt.
Ich war davor drei Jahre in der Praxis und habe dezernatsmäßig das meiste mal gemacht, da ich auf einem kleinen Gericht war. Habe dann direkt mit Anfang des Studiums auf Halbtags reduziert, da ich mich von Anfang an auf das Studium konzentrieren wollte. Wieder in die Theorie rein zu kommen war gar kein Problem, auch nicht der Gutachtensstil uns so ;)

Die Bitte um Entlassung (war auch schon auf Lebzeit verbeamtet) war dann natürlich schon ein Schritt; fiel mir aufgrund der bis dahin ordentlichen Ergebnisse und da ich es von Anfang an eingeplant hatte nicht so schwer.
Wovor ich im Übrigen dringend warnen möchte, ist die Versuchung, Zeiten des dienstlichen "Leerlauf" für das Studium zu nutzen. Da verstehen die Vorgesetzten in der Regel keinen Spaß. Ich selbst hatte schon zwei Fälle, bei denen Probezeit-Beamte aus dem Dienst entfernt wurden, weil sie während der Dienstzeit Arbeiten für das Studium erledigt haben. Und mit einem solchen Malus in der Personalakte kann man eine spätere Tätigkeit im öffentlichen Dienst vergessen.
Bei mir gab es da zum Glück keine Probleme. Voraussetzung natürlich: Man muss sein Pensum schaffen, ohne dass die Qualität leidet. Und man sollte es vielleicht auch nicht ZU auffällig machen (Gerede im Gericht und so). ;)
Ich habe nicht das vorwiegende Interesse Richter zu werden, schon gar nicht möchte ich RA oder Notar werden. Das Staatsexamen hilft m. E. auch in der Rechtspflegerlaufbahn weiter. Bei Schwerpunktstudium "Verwaltung" denke ich sogar, dass ein Aufstieg in den höheren Rechtspflegerdienst schneller vorangeht, als über die normale Laufbahn. Selbst wenn ich nach dem Studium wieder als Rechtspfleger arbeiten gehe, fände ich das nicht schlimm. Wie gesagt, mir gefällt mein Job. Ich bin halt wieder heiß darauf was neues zu lernen. \:D/ Alles darüber hinaus ist wie ein Bonus.
Ich finde, gerade in der Examensvorbereitung braucht man schon einen Anreiz, durchzuhalten. Das ist - wohl bei den meisten - dann nicht mehr rein das Interesse an der Materie. Man steckt halt schon ziemlich viel Zeit und Erergie rein und hofft dann, später auch Ergebnisse zu sehen, die sich karrieremäßig auszahlen.

Studiert man Jura, nur um auf der Karriereleiter im Rechtspflegerdienst aufzusteigen, stimmt die Kosten/Nutzen Rechnung m.E. nicht ganz. Eine Horizonterweiterung ist es natürlich allemal und in vielen Bereichen hat sich meine Perspektive durch das Studium auch ziemlich verändert (Beratungshilfe etc.).

Gruß
Vvehnert
Gelöschter Nutzer

Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Ich bin bei einem mittelgroßen Gericht, hier sind jedoch viele Mischreferate. Meine decken auch alles ab (RASt, Betreuung, Straf, Vollstreckung, Zivil). Ich kann erst ab dem zweiten oder dritten Semester richtig einsteigen. Bis dahin ist Heimstudium angesagt bzw. von bereits gelerntem zehren. Auch wenn das im Ö-Recht nicht so ganz klappen wird.

Im Gericht weiß es sowieso schon jeder. Sobald die Verwaltung es weiß, dann der Rest auch. Das spricht sich in Dienstbesprechungen einfach so schnell rum. Daher mache ich daraus keinen Hehl. Ich füge halt immer an wenn mich jemand fragt, dass es ein Versuch ist und ich weich falle, wenn ich es nicht schaffe. Hauptsache in 20 Jahren kann ich sagen "Versucht hab ich's!". Besser als dann zu sagen "Möglichkeit gehabt, aber nicht versucht also schon vorher gescheitert". Da trauere ich weniger. Aber ich gehe ja da rein um es zu schaffen. ;)

Jetzt nur Lehrbücher schnappen und für mich lernen ist mir zu wenig. Ich brauche schon einen Anreiz. Ich brauche jemanden der mich beurteilt. Ansonsten verliere ich schnell die Motivation. Vor allem möchte ich im Anschluss etwas zählbares in der Hand haben. Und ich werde auch nicht jünger.. Je später ich anfange, desto schwieriger wird's wieder reinzukommen. Im Moment ist alles noch recht präsent. Das möchte ich ausnutzen. Mir geht's auch nicht um Kosten/Nutzen. Mir geht's um persönliche Weiterbildung. Alles was darüber rauskommt ist ein reiner Bonus, den ich natürlich gerne mitnehme. :) Ich mache mir von Anfang an keinen Druck.
z0rr0
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von z0rr0 »

Hast du mit dem Studium schon begonnen?
Ich interessiere mich auch dafür, ein Jurastudium neben dem Beruf anzuschließen, wenn ich das Rechtspflegerexamen habe.
Gelöschter Nutzer

Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Nein, habe noch nicht angefangen. Das Semester beginnt ja auch erst noch. :)

Ich würde an deiner Stelle erstmal in der Praxis bleiben und nicht sofort wieder studieren gehen. Wenigstens bis zur Lebzeitverbeamtung würde ich warten. Wenn's schief geht, fällst du weicher. Außerdem bekommt man in der Praxis eine ganz andere Sicht und die ist sicherlich hilfreich beim Lösen von Problemen.

Und gleich am ersten Tag mit Teilzeit kommen (das wirst du machen müssen) kommt beim Behördenleiter, deinen Kollegen oder beim OLG, nicht so gut an.
z0rr0
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Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von z0rr0 »

Im Beruf bleiben will/muss ich sowieso. Ich dachte, dass man das zumindest am Anfang vielleicht neben dem Vollzeitjob hinbekommt. Aber eins nach dem anderen, erst mal diese Ausbildung zu Ende bringen.
Gelöschter Nutzer

Re: Jurastudium von zu Hause aus

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Also vorab, ich bin erst im dritten Semester, dementsprechend meine folgende Aussage mit Vorbehalt nehmen:


Meiner Meinung nach sollte das kein großes Problem sein.

Die meisten Schwierigkeiten im Studium sehe ich bei Leuten die zu wenig Disziplin haben (meine Wenigkeit etwa) oder erhebliche intellektuelle Mängel aufweisen.

Beides scheinst du nicht zu haben.

Dann ist das Studium ein Leichtes. Jeden Tag konzentriert das Thema der Vorlesung nacharbeiten (Materialien kriegt man im Internet) und am Wochenende vertiefen und Fallbearbeitung.

Hausarbeiten in ein paar Tagen während des Urlaubs runterschreiben.

Dann macht man in der Realität schon deutlich mehr als 80-90% der anderen Studenten, verbunden mit erheblichen allgemeinen Vorkenntnissen reicht das zum Glänzen aus.

Du hast die ganzen Reibungsverluste der normalen Studenten nicht, und die Uni ist von ihrem Gang so ausgerichtet, dass diese normalen Reibungsverluste miteinkalkuliert werden, entsprechend gemächlich plätschert das Studium dahin.

Man verzeihe mir, dass ich in diese deutlich besser qualifizierte Runde meinen Senf dazugegeben habe, aber vielleicht hilft dir ja auch die Perspektive eines quasi Studienanfängers weiter. :)
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