Ja und in dem Fall hier finde ich es ziemlich offensichtlich, dass als erstes Jura ausprobiert werden sollte. Die Vorlieben "schöngeistige Fächer?" (+), Maschinenbau (-) passt doch von den Neigungen deutlich besser zu Jura als zu Medizin. Aus Zivi-Zeiten kenne ich das eigentlich auch eher, dass alle die auf Medizin schielen ins Krankenhaus gegangen sind, auch um sich das Pflegepraktikum anrechnen lassen zu können.julée hat geschrieben: Und wozu ich immer raten würde: Mut, ein Studium einfach auszuprobieren und es ggf auch nach 2 Semestern wieder abzubrechen, wenn es nicht so läuft, wie es soll oder es doch nicht so viel Spaß macht.
Klar kann es auch begabten und fleißigen Leuten bei Jura passieren, dass sie mit zwei gehobenen Befriedigend aus der Sache herausgehen und dann womöglich am Anfang für 50-60.000€ im Jahr 60 Stunden pro Woche arbeiten müssen. Da hat man es mit Medizin vermutlich schon besser, andererseits finde ich persönlich das Jammern auf sehr hohem Niveau, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Zur Auslandssache: Also wenn es um ein einziges Land geht, sehe ich das nicht so schwarz. Bezüglich Frankreich kann man als deutscher Jurist definitiv in Paris landen, oder in Luxemburg und aus der französischen Grenzregion pendeln. Tendenziell ist man natürlich schon an große Städte gebunden und muss die Sprache vorher sehr gut beherrschen, diese "3 Monate Norwegisch lernen und dann im idyllisches Krankenhaus am Fjord anfangen" Modelle gibt es mit Jura tatsächlich nicht. Aber wer ein konkretes (und bestenfalls großes) Land anstrebt und sich im Studium schon daraufhin orientiert, hat mit Jura schon ganz gute Chancen.
Was dazu aber auch mal gesagt werden muss: Wenn man mit Jura oder Medizin fertig ist, hat man meistens eine andere Lebenssituation als nach dem Abi. Man ist ein bisschen älter und regelmäßig auch örtlich weniger flexibel, sei es aufgrund eigener Verwurzelung, sei es weil der feste Beziehungspartner örtlich nicht so flexibel ist. Keine knallharte Empirie, aber selbst wenn man z.B. bei Großkanzlei-Seiten die Lebensläufe durchsurft, findet man schon relativ viele Lebensläufe, in denen "Studienort -> Ort des Referendariates -> späterer Arbeitsplatz" relativ nah beieinander liegen.
Daher würde ich den Faktor "Wie leicht kann ich in 8-10 Jahren mit der Ausbildung im Ausland arbeiten?" bei der Studienwahl aus Perspektive eines Abiturienten eher nicht zu hoch bewerten, weil es doch immer alles anders kommt, als man denkt