davwm hat geschrieben:Die angesprochenen Spielereien mit ,,Format/Software'' etc. sehe ich gerade als großen Vorteil davon, ständig am PC zu arbeiten - man wird automatisch IT-affiner, probiert mehr aus und spielt rum, hat dadurch eine gewisse Lernkurve, was einem fürs langfristige Berufsleben viel mehr bringt, als das Jurawissen an sich. Natürlich ist das kein Zwang, aber ich sehe schon eine gewisse Korrelation in meinem Bekanntenkreis: Die PC-Skripter und LateX-Ausprobierer aus dem Studium gehören später eher zu den ,,Excel mit VBA'' Optimiereren, während andere zwecks Übersichtlichkeit ihre wichtigsten Emails ausdrucken ^^
Für welche juristische Tätigkeit benötigt man Excel?
davwm hat geschrieben:Naja, aber im späteren Berufsleben arbeitet man doch auch fast ausschließlich am PC, warum vertrödelt man da nicht auch seinen ganzen Tag mit sowas?
Kann ich für meinen Teil in Kanzlei, Wissenschaft und Justiz nicht unterschreiben. Ich arbeite den wesentlichen Teil meines Tages mit Texten - egal welche Position betroffen war oder ist. Zu 80 v. H. habe ich damit nicht am Bildschirm gearbeitet.
OJ1988 hat geschrieben:...zumal es auch diszipliniert, wenn man mit dem Bewusstsein schreibt, dass mangels Ergänzungsmöglichkeit alles "stehen" muss.
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Tante Dagobert hat geschrieben:Seit wann müssen Juristen tippen können *Fragezeichen* *Absatz* Vielmehr ist es doch so *Komma* dass die Vorteile des *fett* Diktats *fett Ende* überwiegen *Punkt* *Absatz* Ich persönlich diktiere sehr gerne und viel *Punkt*
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davwm hat geschrieben:Allerdings glaube ich trotzdem, dass jeder zeitgemäße Jurist zumindest die Tastatur blind und halbwegs zügig bedienen können muss, sei es:
a) Um bei Recherchen schneller zu sein
b) Wenn man in Rechtsgebieten arbeitet, bei denen man vertieft Daten in Excel analysieren muss. Wer hier ewig mit der Maus rumklickt oder auf der Tastatur nach dem Buchstaben für Spalte F-I suchen muss, wird schnell verloren sein oder massiv länger brauchen...
Zu a): verstehe ich nicht. Zu b): dafür braucht es dressierte Affen, aber keine Juristen. SNOI.
Kasimir hat geschrieben:Wobei man auch sagen muss, dass man bei manchen Texten durchaus herauslesen kann, dass sie diktiert worden sind.
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Kasimir hat geschrieben:Manche Anwaltsschriftsaetze sind grausam zu lesen (unstrukturiert, ungegliedert, Bandwurmsaetze, sprachlich unueberlegt etc.).
+1; sowohl diktierte wie undiktierte Schriftsätze erfüllen bisweilen diese Vorgaben.
Kasimir hat geschrieben:Die Sprache ist immer noch eines der wichtigsten Werkzeuge der Juristen. Per Diktat wuerde es mir z.B. nie gelingen, in einem Schriftsatz einen Spannungsbogen aufzubauen. Wobei es natuerlich auch darauf ankommt, ob der Schriftsatz lang ist oder nur 10 Seiten umfasst.
Ah, das erstaunt mich jetzt. Das hätte ich Dir ohne Weiteres zugetraut. Ich habe da zugegebenermaßen eine harte Schule durchlaufen, sowohl im Referendariat wie in der Berufspraxis. Meinereiner hatte viele "Ausbilder" - jünger wie älter - die ausschließlich mit dem Diktat gearbeitet haben und das prägt nach anfänglicher Schmerzhaftigkeit. Ich tippe heute faktisch nichts mehr. Aktuell habe ich nur bedingten Zugriff auf eine Schreibkraft, aber ich habe Dragon so perfektioniert, dass ich das überbrücken kann. Der Zwang zur klaren Strukturierung und zur systematischen Abarbeitung von Textideen resultiert daraus. Dazu kommt, dass ich die Zeit vor dem Bildschirm drastisch reduziert habe. In aller Regel verbringe ich an Arbeitstagen lediglich 20 v. H. meiner Zeit vor dem Bildschirm. Die Texte entstehen durch Diktat und anschließendes Übersetzen durch Dragon.
NB: Dieses gesamte Posting entstand ausschließlich mündlich.
Hier gibt's nichts zu lachen, erst recht nichts zu feiern.