Jura als Zweitstudium

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Gelöschter Nutzer

Jura als Zweitstudium

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo zusammen,

ich bin 22, studiere momentan Journalistik und denke schon länger über ein Jura-Zweitstudium nach. Das Interesse wurde bei mir eher zufällig während meines aktuellen Studiums durch eine Vorlesung in Medienrecht geweckt. Die Vorlesung hat mich von Anfang an gefesselt, obwohl mir vorher nicht bewusst war, dass Recht mich so fasziniert. Der Prof hat eben auch nicht nur stur seinen Stoff abgehandelt, sondern mit uns viel über aktuelle medienrelevante Fälle diskutiert (er hatte meist Zeitungsartikel über diese Fälle dabei, die er verteilt hat), und wollte, dass wir unser bisheriges Wissen darauf anwenden. Gerade diese Diskussionen haben mir gezeigt, wie sehr mich Recht eigentlich interessiert. In der Klausur war ich dann auch ganz gut (1,3) und der Prof hat mir nahegelegt, ich solle doch mal darüber nachdenken, ob ich mein Interesse an Recht nicht weiterverfolgen wolle. Lange Rede, kurzer Sinn: das muss alles nix bedeuten, war ja nur eine Vorlesung, aber jetzt wo ich kurz vor Abschluss meines Studiums stehe, denke ich immer mehr und öfter darüber nach, anstatt eines Masters ein Zweitstudium in Jura anzufangen.

Ich habe mich bereits (oberflächlich) informiert und es scheint nicht leicht zu sein, einen Zweitstudiumsplatz zu bekommen - was ich allerdings auch nicht erwartet hatte. Die meisten Unis wollen eine gute Note im Erststudium (werde wohl im Bereich um 2,0 abschließen, bestenfalls 1,9, schlimmstenfalls, 2,2-2,3), aber vor allem auch eine gute Begründung. Leider habe ich meine Zweifel, dass sich ordentlich begründen lässt, dass Journalistik und Rechtswissenschaften eine beruflich sinnvolle Kombination darstellen (klar, eine Spezialsierung auf Medienrecht wäre sinnvoll, aber dazu brauchts keinen Bachelor in Journalistik). Hat denn jemand Erfahrungen mit Begründungen fürs Zweitstudium?

Außerdem frage ich mich, ob ich denn mit dann 23 nicht etwas zu alt bin, nochmal ein neues Studium anzufangen. Vor allem eins, das solange dauert. So wie ich das verstehe, sind meist um die 9 Semester bis zum 1. Staatsexamen vorgesehen, danach Referendariat. Also wäre ich wohl mit 27-28 fertig mit dem 1. Examen. Ist das überhaupt realistisch? Vor allem wenn man nebenbei ja auch noch sein Studium finanzieren muss? Danach zwei Jahre Ref. und dann 2. Staatsexamen, also wäre ich frühestens mit 30 fertig. Gibt es hier vielleicht andere, die in einer ähnlichen Situation waren und mir dazu raten (oder abraten) würden? Wenn ja, was war denn bei euch ausschlaggebend?
Kasimir
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Re: Jura als Zweitstudium

Beitrag von Kasimir »

Die Kombination ist nicht ungewoehnlich. Es gibt ja einige prominente Beispiele aus der Journalistenszene (Biolek, Kleber, Prantl). Siehe auch hier: http://www.lto.de/recht/job-karriere/j/ ... en-medien/

Das Alter sollte egal sein. "Frueher" hatte man 13 Jahre bis zum Abitur plus Bundeswehr/Zivildienst. Vor 21 hat niemand sein Studium begonnen. Mit Dissertation und/oder LL.M. werden viele Juristen heute erst mit 30 fertig.

Die Frage ist eher, ob du glaubst, fuer Jura geeignet zu sein. Wie ist denn dein Abidurchschnitt und wie ist dein Notendurchschnitt im Studium einzusortieren (Top 5%, Top 10%, Top 50%, ...?).

Falls du im Bereich Journalismus bleiben moechtest, ist vielleicht ein LL.M. im Medienrecht (soweit du dazu Zugang erhaeltst) sinnvoller.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Theopa
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Re: Jura als Zweitstudium

Beitrag von Theopa »

Vohx hat geschrieben:Außerdem frage ich mich, ob ich denn mit dann 23 nicht etwas zu alt bin, nochmal ein neues Studium anzufangen. Vor allem eins, das solange dauert. So wie ich das verstehe, sind meist um die 9 Semester bis zum 1. Staatsexamen vorgesehen, danach Referendariat. Also wäre ich wohl mit 27-28 fertig mit dem 1. Examen. Ist das überhaupt realistisch? Vor allem wenn man nebenbei ja auch noch sein Studium finanzieren muss? Danach zwei Jahre Ref. und dann 2. Staatsexamen, also wäre ich frühestens mit 30 fertig. Gibt es hier vielleicht andere, die in einer ähnlichen Situation waren und mir dazu raten (oder abraten) würden? Wenn ja, was war denn bei euch ausschlaggebend?
Die Einschätzung bzgl des Alters kommt gut hin. Das ist für einen Juristen kein echtes Problem und auch wirklich nicht unüblich.
Manche promovieren nach dem Ersten und nehmen sich dafür auch gerne mal 1-2 Jahre mehr Zeit als ursprünglich geplant, einige kommen wie du aus anderen Bereichen oder haben eine Ausbildung (Banker o.Ä.) absolviert.

Mit guten Noten wirst du als Berufsanfänger auch mit 35 problemlos eingestellt, mit miesen Noten bringt es dir auch nichts bereits mit 26 fertig zu sein.
Gelöschter Nutzer

Re: Jura als Zweitstudium

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Erstmal danke für die schnellen Antworten und sorry für meine verspätete Rückmeldung!
Kasimir hat geschrieben:Die Frage ist eher, ob du glaubst, fuer Jura geeignet zu sein. Wie ist denn dein Abidurchschnitt und wie ist dein Notendurchschnitt im Studium einzusortieren (Top 5%, Top 10%, Top 50%, ...?).
Was den Notenschnitt angeht, kann ich nur von meinem Freundeskreis ausgehen, denn nur da kenne ich den. Klar kriegt man auch bei anderen mal die eine oder andere Note mit, den Gesamtschnitt kann ich da aber schlecht einschätzen. Momentan stehe ich bei 2,1, wenn ich es durch die BA noch auf 1,9 schaffe wäre ich schätzungsweise in den Top 20-25%. Man sollte hierbei aber auch anmerken, dass viele (mich eingeschlossen) starken Fokus auf Projektarbeiten anstatt Klausuren gelegt haben, weswegen die Note bei einigen vielleicht schlechter ausfällt als nötig. Zwar ist natürlich auch im Journalismus die Note relevant, aber wichtiger sind oft Arbeitsproben. Mein Abischnitt war 2,3. Leider war ich im ersten bayerischen G8-Jahrgang und mein schwächstes Fach Mathe war Pflichtprüfung.

Ob ich glaube für Jura geeignet zu sein... tja, wenn ich mir sicher wäre, hätte ich hier, glaube ich, nicht gepostet. Ich weiß, dass ich einen unglaublichen Spaß an Medienrecht hatte und das mein Prof mich ermutigt hat, mal über ein Jura-Studium nachzudenken. Ich denke, ich habe (an meiner begrenzten Erfahrung gemessen) einen guten Sinn für Recht. Mir fiel es vergleichsweise leicht, auch die komplexeren Fälle in ihre Bestandteile zu zerlegen, das Gelernte anzuwenden und Unklarheiten zu identifizieren, über die dann in der Vorlesung diskutiert werden konnte. Ich kann nur sagen, dass mich das Thema Rechtswissenschaften fasziniert und ich mir ein Jura-Studium durchaus vorstellen könnte, aber sicher bin ich mir eben nicht.
OJ1988
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Re: Jura als Zweitstudium

Beitrag von OJ1988 »

Gibt es an deiner Uni eine Jura-Fakultät? Falls ja, würde ich mich zur Probe einfach mal in eine Erstsemestervorlesug reinsetzen.
Gelöschter Nutzer

Re: Jura als Zweitstudium

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

OJ1988 hat geschrieben:Gibt es an deiner Uni eine Jura-Fakultät? Falls ja, würde ich mich zur Probe einfach mal in eine Erstsemestervorlesug reinsetzen.
An meiner Uni nicht, aber an einer Uni in der Nähe. Werde ich machen.
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