1. Staatsexamen ohne Rep

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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happyme9
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1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von happyme9 »

Hallo,

wäre wahrscheinlich relevant, ein gutes Rep zu besuchen, doch habe ich mich noch nicht endgültig entschlossen. Eine Möglichkeit wäre auch zu versuchen, alleine zu lernen (die Risiken sind mir schon bekannt). Hat sich schon jemand bis jetzt alleine für die Prüfung vorbereitet und auch bestanden oder lernt jemand zurzeit alleine (in Bayern)?

Ich überlege mir so:
- zuerst eine Liste mit allen Skripten/ Lehrbüchern und Fallbüchern zu machen und diese zu beschaffen
- dann einen Plan auf Wochen für ein (halbes) Jahr (wöchentlich ein anderes Rechtsgebiet, so dass ich mich nicht langweile und Fälle dazu löse) anzufertigen und
- 2-3 Male alles zu wiederholen und selbstverständlich auch selber Schemata machen und zu versuchen, es anderen zu erklären

Auch Podcasts/ Audiobooks/ Vlogs mit den Fächern anhören, wenn ich müde bin und nur ein Rep an der Uni besuchen.

Nachher 2-3 Wochen nur Klausuren aus allen Gebieten lösen und im (vor)letzten Monat ein Intensivrep besuchen. Vielleicht auch eine Arbeitsgruppe finden.

Was denkt ihr?

Herzlichen Dank und viel Erfolg!

LG
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Tibor
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Tibor »

Hast du mal die Forensuche genutzt und nach "ohne Rep" gesucht?
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Ara
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Ara »

Kommt maßgeblich darauf an, wie gut du bisher alleine gelernt hast? Haste im Studium auch ohne Vorlesungen brauchbare Ergebnisse erzielt?

Ich hatte es überlegt, mich am Ende aber zumindest dann für ein OnlineRep entschieden. Wobei das ja mehr oder weniger so ein "Zwischending" zwischen Rep und "Ohne Rep" ist (vielleicht wäre das ja auch noch ne Alternative für dich?).

Ich würde sagen der größte Teil der Leute im Rep verschwenden da ihre Zeit. Außerdem kann mans ja auch 1-2 Monate versuchen und dann immer noch ins Rep gehen. Ist ja nicht so, als sei die Tür dann für immer verschlossen.

Was ich empfehlen würde (egal ob Rep oder nicht): Ne regelmäßige Lerngruppe (Wir waren tatsächlich nur zu 2. und haben uns 1 mal die Woche für 4-5 Stunden getroffen, bzw. am Ende sogar nur per Skype die Gruppe abgehalten). Sorgt nicht nur ein bisschen als Kontrolle für einen selbst, sondern sorgt auch für sozialen Kontakt.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
Riven
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Riven »

Ich wollte nie ins Rep, hab mich dann von Leuten bequatschen lassen, bin ins Rep und habs bereut. Wobei ich jetzt nur von Hemmer reden kann, evtl ist Alpmann besser, keine Ahnung.
boogienat0r
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von boogienat0r »

Ich hab es ohne Rep versucht, und bin wegen dem fehlenden sozialen Input von außen gescheitert, d.h. habe nach einigen Wochen abgebrochen und Alpmann besucht. Ohne irgendeinen sozialen JURA-Input von außen ist es schon arg schwer, sich motiviert zu fühlen.

Man sollte nicht unterschätzen, dass man auch sehr von den Fragen anderer profitieren kann und dass man durch die Regelmäßigkeit eines Reps Woche für Woche bei der Stange gehalten wird, allein schon durch die Bestätigung, dass man auf einem guten Weg ist.

Ferner wird man im Rep auf aktuelle Entwicklungen in Rspr. und Gesetzgebung hingewiesen, die man ggf. beim autodidaktischen Lernen übersehen wird.

Auch die Unterlagen (ich kann nur für die von Alpmann sprechen) sind hervorragend und ergänzen Lehrbücher super. Immer wieder ist mir anhand der konkreten Falllösungen in den Unterlage aufgefallen, dass das was ich eigentlich zu können glaubte, was ich also zuvor im Lehrbuch abstrakt gelernt habe, entweder nicht umsetzen konnte oder es falsch verstanden hatte.
"Ob dagegen aus einer Kreuzung von Mensch und Tier gezeugte Wesen (Chimären) Träger der Menschenwürde sein können , wird man mit Erleichterung als derzeit inaktuell bezeichnen können"
Riven
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Riven »

Vielleicht noch ein Wort zu den "Unterlagen", die wir bei Hemmer erhalten haben. Ok, wir haben Fälle mit Lösungen bekommen. Das Problem war nur, dass der Zivilrechtler an jeder Lösungsskizze etwas auszusetzen hatte. Teilweise konnten wir die halbe Lösung schwärzen. Und die systematischen Unterlagen... tja, ein Witz. Im Öffentlichen Recht pro Rechtsgebiet 40 Seiten, davon 20 Seiten zusammenkopierte Urteile, im Strafrecht rund 200 Seiten in Schriftgröße 16 oder so mit abstrusen Absätzen zwischen den Sätzen, aber völlig unsystematisch. Mal hier was zu dem Problem, dann hier was zu jenem Problem. Im Zivilrecht fast dasselbe. In der Masse zwar mehr als im Strafrecht, aber völlig zusammenhangslos. In der einen Woche ein paar Sätze zu §§ 119 ff., in der Woche drauf 10 Seiten (lol) Familienrecht, anschließend ne Übersicht zum Gesellschaftsrecht, danach EBV und Bereicherungsrecht. WTF?!

Immer, wenn ich ans Rep denke, rege ich mich nur noch auf...
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Tibor
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Tibor »

Ich bleib bei meiner Auffassung: Examen ohne Rep; zunächst Wissenswiederholung dessen, was man bis zu den großen Scheinen schon kannte, dann erlesen des neuen Stoffes und am Ende fallbasierte Wiederholung bis zum Erbrechen, wobei Fälle lösen nicht Klausuren 5h ausschreiben bedeutet. Ich habe dazu fast ausnahmslos auf die zu kaufenden AS Skripten gesetzt (damals waren die nur im allg SchuldR mies) gesetzt und nur phasenweise mit echtem Lehrbuch/Kommentar vertieft. In den letzten Monaten kam dann die AS Rü etc dazu. Klausuren gab es in Fallbüchern oder gebrauchte bei Ebay. Und nein, wenn man einen klaren Lehrplan hat (schriftlich!), dann braucht man auch keine AG und andere Studenten, die einen ablenken oder - schlimmer noch - irre machen.
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Brainiac »

Respekt, dass es bei dir geklappt hat, Tibor. Ich hätte mir das mangels Selbstdisziplin, Überblick über die Examensrelevanz verschiedener Themen und aus Zeitgründen nicht zugetraut.
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Tibor
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Tibor »

Ich stand - da Bafög auslief - vor der Wahl: Examen ohne Rep und es klappt in weniger als 12 Monaten oder mit Rep, dann aber auch Nebenjob und es dauert dann mindestens 6 Monate länger.
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Trente Steele82 »

Bis auf die Selbstdisziplin gibt es doch alles was man braucht (Prüfungsordnung, Musterlehrpläne, soziale Kontakte :D etc) im Internet.
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Seb
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Seb »

Da ich auch bald vor der Examensvorbereitung stehe kann ich dir mal mein Plan grob schildern:

Grundlegend habe ich vor ein Mittelding von Allem zu machen.
Unter der Woche ins Uni Rep, welches zumindest an unserer Uni gut brauchbar ist. Vor allem didaktisch haben die Profs echt etwas aufm Kasten und können einem die Sachen wirklich einprügeln.
(war mal für paar Einheiten zum testen da-du studierst ja in Bayern, falls in Passau, dann schau dir das Uni Rep mal an :) )
Zudem habe ich mir Jura-Online besorgt. Das ist ein Online-Rep, ganz cool gemacht, mit Fällen und Fragen zum selbstständigen beantworten.
ABER: Es reicht natürlich niemals für ein Prädikat. Hier kann man sich ein Grundstock anlernen und immer wieder zwischen durch schnell zügig wiederholen. Trotzdem: Die Basics sind die Grundlage für alles weitere, von daher würde ich es auch empfehlen.

Am Wochenende wollte ich mich dann mit einer Lerngruppe treffen, evtl aber auch nur via Skpye. (Je nach Zeit etc. pp.)

Ich denke ein Mix aus allem könnte am Besten sein, umso mehr Lernkanäle man anspricht desto eher sollte etwas hängen bleiben. Hoff ich :D


Wünsch Dir viel Erfolg.
julée
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von julée »

Einem "Mittelding von allem" wohnt aber die Gefahr der ultimativen Verzettelung inne.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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Seb
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Seb »

julée hat geschrieben:Einem "Mittelding von allem" wohnt aber die Gefahr der ultimativen Verzettelung inne.

Das stimmt allerdings. Kenne ich nur zu gut aus dem Hauptstudium (letztes Sommersemester.)
Zuviel aufeinmal machen wollen und am Ende ist überhaupt nix bei rum gekommen :twevil
Ne .. Schwerpunkt wird dann schon Uni Rep, regelmäßiges wiederholen und verfestigen der Basics mit Jura-Online und Samstags Lerngruppe.
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Tibor
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von Tibor »

julée hat geschrieben:Einem "Mittelding von allem" wohnt aber die Gefahr der ultimativen Verzettelung inne.
Weniger ist Mehr! Und gerade am Anfang sollte das Wochenende Wochenende sein. Ich habe nur ein halbes Jahr auch den Samstag und ggf 6-8 Wochen in der heißen Phase alle 7 Tage genutzt.
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Re: 1. Staatsexamen ohne Rep

Beitrag von markus87 »

Um auch mal eine Gegenmeinung einzustreuen: ohne Rep wäre mein Examen wohl deutlich schlechter ausgefallen. Vor allem im Zivilrecht hätte ich mir die ganzen Strukturen und Zusammenhänge kaum selbst beibringen können. Meiner Meinung nach funktioniert das auch nur anhand komplexer Fälle; die meisten Uni-Reps sind hier extrem schlecht aufgestellt. Gleichzeitig hatte ich durch die Wiederholungs- und Vertiefungsfragen aus den Repunterlagen das komplette Examenswissen auf elektronische Karteikarten übertragen. Die Karteikarten, die dasselbe Rep verkauft, kann man dagegen in die Tonne treten. Karteikarten müssen kurz und prägnant sein.
Zusammengefasst war für mich entscheidend:
- strukturiertes Lernen anhand komplexer Fälle, die den kompletten Stoff abdecken
- ständige Wiederholung durch ein intelligentes, elektronisches Karteikartensystem
- eine Vielzahl von Übungsklausuren

Randbemerkung: Für viele bringt ein Rep tatsächlich nichts. Das liegt dann aber meist an der Fehlvorstellung, es gehe um passives Lernen durch Zuhören. In Einzelfällen liegt es natürlich auch an schlechten Dozenten, aber da kann man sich recht schnell ein Bild davon machen.
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