Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Gelöschter Nutzer

Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo liebe Forumsmitglieder,
Eure Meinung in Bezug auf die Wichtigkeit/Aussagekraft der Noten im ersten oder in den ersten paar Semestern würde mich interessieren und welche Erfahrungen ihr da so gemacht habt.
Ich bin jetzt gerade im 2. Semester und meine Noten sind leider echt schlecht, in BGB AT bin ich mit 2 Punkten durchgefallen und im rechtsgeschichtlichen Grundlagenfach hab ich leider auch nur 4 Punkte (die weiteren Ergebnisse kenne ich noch nicht). Außerdem habe ich zumindest für BGB sehr viel gelernt, weshalb das umso frustrierender ist. Das Studium macht mir Spaß und ich will es nicht aufgeben, aber diese Ergebnisse machen mir irgendwie Angst, dass ich nie so gut werde wie meine Kommilitonen die teilweise 10 Punkte mehr hatten, egal wie viel ich lerne etc. (das werdet ihr mir hier auch nicht sagen können, ich weiß). Aber vielleicht ist sowas auch als anfängliche Schwierigkeit zu verbuchen, die der Tatsache geschuldet ist, dass man sich schlichtweg noch nicht ganz an gutachtenstil und ähnliches gewöhnt hat? ](*,)
Danke :)
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Ara
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Re: Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Beitrag von Ara »

Ist ganz einfach:

Haste das ganze Semester mit Alkohol und Frauen verbracht und deswegen 2 Punkte = Kein Problem

Haste das ganze Semester gelernt wie ein Tier und trotzdem 2 Punkte = Problem

Dann musste halt gucken an was es lag (Gutachtenstil? Kann man beheben. Zeit? Kann man auch dran arbeiten usw.). Im Endeffekt kommste in Jura sehr weit durch puren Fleiß. Für die höheren Notenregionen ist natürlich immer etwas Talent und Glück notwendig, aber zumindest in den Bereich des sicheren Bestehens kommt man meines Erachtens auch talentbefreit.

Man muss aber halt auch sehen: Je schwerer man sich schon im Grund-/Hauptstudium tut, desto härter wird die Examensvorbereitung. Das Examen ist wirklich für jeden eine Qual und jemand der gerade so durch das Studium gekommen ist, hat nicht nur deutlich mehr zu lernen sondern auch noch deutlich mehr Druck weil es ums bestehen geht. Da muss man sich ehrlich fragen: Will man sich das antun?

Vor allem sprechen wir Klartext: Der Arbeitsmarkt sieht für Ausreichend-Juristen nicht gut aus. Nur wenn man sagt, dass der selbstständige Feld, Wald und Wiesenanwalt der absolute Lebenstraum ist, würde ich mich mit schwachen Noten durchs Studium "durchquälen". Sonst würde ich tatsächlich lieber schauen, ob mir nicht ein anderer Studiengang (vielleicht ja sogar mit Bezug zu Jura?) einfach mehr liegt und vor allem eine bessere Position auf dem Arbeitsmarkt eröffnet.

Ich persönlich hab mir zum Beginn gesagt "wenn du mit viel lernen in den ersten beiden Semestern nicht nen Schnitt von X Punkte hast, lässte das Studium sein". Was natürlich der Wert "X" ist, muss dann jeder für sich selbst definieren.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Trente Steele82
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Re: Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Beitrag von Trente Steele82 »

Bestenfalls macht es irgendwann "Klick" und es läuft rund. Gibt halt spätzünder. Tipp: scheiss auf die Ergebnisse der anderen. es gab so viele, die taugliche Noten im Studium geschrieben haben und letztlich am Examen gescheitert sind und umgekehrt. Aber dauerhaft 2 Punkte schreiben trotz hohem Aufwand ist dann schon ein Zeichen ;)
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
Brainiac
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Re: Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Beitrag von Brainiac »

Zur Wichtigkeit der Noten: das, was letztlich zählt, ist das Examen. Rückblickend hätte ich in den Anfangssemestern weniger rumpimmeln sollen. Rep wäre dann leichter gewesen. Mit den Noten als solchen hat das aber nicht zwingend etwas zu tun.

Zur Aussagekraft: ich bin im ersten Semester auch durch eine Klausur gefallen und hatte im Grundstudium eher mäßige Noten (zugegeben: ohne wirklich zu lernen), das Examen lief aber trotzdem gut.

Wichtig ist, dass du Spaß am Studium und am juristischen Arbeiten hast! Das ist oberste Voraussetzung auch für den Klausurerfolg. Ohne Spaß an dem, was du tust, tust du es mit weniger Leidenschaft und letztlich eventuell gar nicht mehr (richtig).
Im Übrigen stimme ich Ara zu: erforsche - nachdem du die anderen Ergebnisse abgewartet hast -, woran deine dürftigen Noten lagen. War es wirklich fehlendes Wissen? Lag es am mangelnden Gutachtenstil? Hast du noch kein Gespür für die Sachverhaltsauswertung, dessen Probleme und eine sinnvolle Schwerpunktsetzung? Letztlich ist es so, dass man zu einem solch frühen Stadium noch eigentlich all diese typischen Fehler recht einfach beheben kann - so man denn möchte.
Falls du kein juristisches Talent mitbringen solltest (sofern man das in deinem Stadium überhaupt sinnvoll feststellen kann), musst du dich eben fragen, ob du bereit bist, mehr zu tun als andere um an dein Ziel zu kommen. Damit sind wir wieder bei der Frage der Motivation angelangt.

Beachte auch: Letztlich geht es im Jurastudium auch um das Ausbilden von Frutrationstoleranz. Man sollte zwar einerseits nie die Fähigkeit zur Selbstkritik verlieren, sich andererseits aber auch nicht von den eigenen Noten, erst recht nicht von denen anderer verrückt machen lassen. Das gilt zumindest nach zwei zurückerhaltenen Klausuren. Warte zunächst die anderen Ergebnisse und die Voten der Korrektoren ab. Dann stelle dir die o.g. Fragen.
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
Eagnai
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Re: Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Beitrag von Eagnai »

Also, wenn du - Rechtsgeschichte jetzt mal außen vor lassend, das ist ja nicht Jura im engeren Sinne - bisher überhaupt nur ein einziges Klausurergebnis hast, dann ist es sicherlich noch zu früh, um daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen.

Eine einzelne Klausur kann man immer mal in den Sand setzen, ohne dass das groß was heißen muss - es gibt zig Gründe, die dazu führen können, dass eine Klausur bei 2 Punkten landet, ohne dass das etwas Grundsätzliches über die Fähigkeiten des Bearbeiters aussagen muss.

Problematisch wird es, wenn das häufiger passiert.
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Seb
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Re: Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Beitrag von Seb »

Keine Panik!
Ich habe eigentlich so ziemlich alles "falsch" gemacht, was man am Anfang auch nur falsch machen kann. Ging zu keiner AG/Übung, nie in die Vorlesungen, letzlich war ich öfters auf Partys und Clubs anzutreffen als an der Uni.
Nicht desto trotz versuchte ich mir viel selbst anzueignen auf unterschiedliche Wege.
Bedeutet lernen=gute Noten ? Niemals, zumindest in Jura nicht. Auch bei dem Thema lernen kann man sehr viel falsch machen und auch hier habe ich nicht gerade viel richtig gemacht.
Nun ... Es hagelte viele schlechte Noten. ( 2 Punkte, 1,5 Punkte)
Viele Profs haben uns dann auch zum Abbruch geraten aber ich habe weiter gemacht und ich denke ich bin langsam auf dem richtigen Weg. Es sind auch brauchbare Noten dabei, auch mal was zweistelliges.
Wie gesagt, hinterfrage dich selbst, bist du auf Optimum gelaufen ? Aber auch hier ist wieder die Frage, was wäre denn zB Optimum ? Da wie bereits erwähnt, lernen niemals gleich Erfolg oder gute Noten bedeutet.

Finde deine Schwachstelle(n) und merze sie aus und um Olli Kahn zu zitieren "immer weiter machen"!
Jura ist kein Sprint sondern ein Marathon/Prozess. Die Noten sind grundsätzlich nur ein Feedback darüber, ob es so wie du es angestellt hast, passt oder eben nicht. Falls dem nicht so ist, musst du gewisse Dinge ändern. ( Skripte anstelle Lehrbücher, mehr Fälle machen, AG´s besuchen, Vorlesungen besuchen, evtl AG gründen oder oder oder) Du musst herausfinden, was für dich funktioniert und dann läuft auch Jura :)


Viel Erfolg und vor allem Spaß .. Ohne Spaß funktioniert gar nichts! ;)
Herr Schraeg
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Re: Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Beitrag von Herr Schraeg »

Seb hat geschrieben:Keine Panik!
....aber ich habe weiter gemacht und ich denke ich bin langsam auf dem richtigen Weg. Es sind auch brauchbare Noten dabei, auch mal was zweistelliges.
....
Jura ist kein Sprint sondern ein Marathon/Prozess. ... Ohne Spaß funktioniert gar nichts! ;)
Ich schwanke, ob ich Deinen Beitrag, Seb, mit "+1" oder mit "gefährlicher Unsinn" kommentieren soll. :)

"+1", weil der Hinweis auf die Freude an Jura als conditio sine qua non völlig richtig ist und ich jeden bewundere, der nicht aufgibt, sondern kämpft und sich - quasi mit dem Entermesser zwischen den Zähnen die Takelage hinaufkletternd - Schritt für Schritt verbessert.

"Gefährlicher Unsinn", weil das häufig genug mit zwei Fehlversuchen im Examen schief geht und zu Recht dann über fünf, sechs Jahre vergeudete Lebenszeit gejammert wird, oder - um im Bild zu bleiben - man endgültig abstürzt und sich dabei mit dem Entermesser die Kehle durchschneidet.

@ TE: Zusammenfassend: im zweiten Semester ist es sicher zu früh, um aus den ersten schlechten Klausuren Schlussfolgerungen über die Eignung zum Juristen zu ziehen. Wenn aber nach vier Semestern jede Klausur erst im zweiten oder dritten Anlauf, und dann auch nur knapp, bestanden wurde und kein Aufwärtstrend erkennbar ist, müssen schon ganz aussergewöhliche Umstände vorliegen, um das Studium weiterzuführen.
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Re: Wie wichtig/aussagekräftig sind die Noten zu Beginn?

Beitrag von OJ1988 »

Herr Schraeg hat geschrieben: @ TE: Zusammenfassend: im zweiten Semester ist es sicher zu früh, um aus den ersten schlechten Klausuren Schlussfolgerungen über die Eignung zum Juristen zu ziehen. Wenn aber nach vier Semestern jede Klausur erst im zweiten oder dritten Anlauf, und dann auch nur knapp, bestanden wurde und kein Aufwärtstrend erkennbar ist, müssen schon ganz aussergewöhliche Umstände vorliegen, um das Studium weiterzuführen.
+1 ;)
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