Das Lernen im Studium

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Weltraumbaer
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Das Lernen im Studium

Beitrag von Weltraumbaer »

Guten Abend allerseits,

das hier ist mein erster Beitrag in diesem Forum. Es ist eine ziemlich allgemeine Fragestellung an all jene, die das Studium bereits hinter sich habe und an die, denen es noch das Leben schwer macht.

Es gibt Fälle, Lehrbücher, Skripte und Repetitoren. Das man in Falllösung geübt sein sollte, ist jedem von uns klar, doch muss man um den Fall zu lösen auch was wissen. Gleichfalls ist den meisten von uns auch die ungeheure Menge an Stoff bekannt, die man Semester für Semester aufgebrummt bekommt und nun meine Frage:

wie lernt Ihr/habt Ihr gelernt in solch einer Weise, dass man durch die Prüfung kommt? Ich rede dabei eher von Effizienz: wie schafft ihr es am Ball zu bleiben mit dem Professor?

Ich bin im 4. Semester an der HU Berlin und bis jetzt läuft es einfach zu langsam: ich habe Lehrbücher zu Hause, die ich durchgehe und anhand dieser ich mein eigenes Skript herstellen. Leider beträgt es - z.B. mein aktuelles für Gesellschaftsrecht - bereits 25 Seiten ... nur für die GbR! ](*,) Wann soll ich das alles nachlernen, vor allem wenn die Prüfungen in 2 Monaten sind? ::? Ich bin einfach langsam und hänge extremst hinterher, obwohl ich täglich von früh mittags bis spät abends lerne.

Die riesige Stoffmenge macht mich einfach verrückt und irgendwie kommt es mir vor, als würde ich permanent darum kämpfen, mit Kopf über Wasser zu bleiben. Es wird irgendwie nicht weniger. Ich habe auch diese dämliche Angewohnheit mich auf Lehrbücher zu stürzen und mir abstraktes Wissen anzueigenen, da ich irgendwie Probleme habe aus den Fällen dieses Wissen zu beziehen.

Habt ihr irgendwelche konstruktiven Ratschläge für mich? Wie sähe aus mit Skripten? Ich hatte welche gehabt, doch die kamen mir immer sehr oberflächlich vor und waren nicht so der hit.

Konkret habe ich vor allem Schwierigkeiten den Stoff von Verwaltungsrecht AT nachzulernen.

Jede Hilfe ist absolut Willkommen und würde mir sehr helfen

Grüße aus Berlin

Weltraumbaer.
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Trente Steele82
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Re: Das Lernen im Studium

Beitrag von Trente Steele82 »

Das Erstellen von eigenen Skripten ist so eine Geschmacksfrage. Einige schwören darauf, andere nicht. Sicherlich ist es hilfreich, mit den "eigenen Worten" das Gelernte zu wiederholen, aber wenn du zeitlich nicht mit dem Stoff zurecht kommst, würde ich vielleicht das Erstellen eigener Skripte noch einmal überdenken.

Kann man machen muss man aber nicht, aber alles vor dem Hintergrund, dass du offensichtlich ein Zeitproblem hast: Kombi aus Hemmer Basics Skripten und den dazugehörigen Fällen sollte für die ersten Semster reichen, um zumindest das Grundgerüst zu haben. Lehrbücher dann zum punktuellen Nachschlagen. Zudem: Schwerpunktsetzung bei den zu lernenden Gebieten.
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scndbesthand
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Re: AW: Das Lernen im Studium

Beitrag von scndbesthand »

Der Ansatz, den Stoff nicht nur zu konsumieren, sondern etwas damit zu machen (Karteikarten, eigene Zusammenfassungen), ist in der Regel schon richtig. Der Lernmodus sollte allerdings auf die Prüfungssituation zugeschnitten sein, auf die man sich vorbereitet. Es macht keinen Sinn, ganze Bücher im Ganzen zusammenzufassen, wenn vieles davon in der Klausur nicht gebraucht wird. Hierdurch entstehen nur Reibungsverluste, und nach den Examina wird man die Skripten ohnehin nie wieder anschauen.

Wenn Du mit den Skripten bisher gute Ergebnisse erzielt hast, und jetzt nur die Zeit fehlt, muss der Stoff auf das Klausurwesentliche komprimiert werden. Ich würde entweder, wie Trente, zu einem guten Kurzskript raten mit gelegentlicher Vertiefung mit Lehrbüchern oder Kommentaren. Oder Du lässt die Skripterstellung erst mal sein, arbeitest ein Buch durch, bearbeitest dann Fälle und nimmst nur den wirklich fallrelevanten Stoff in Dein Skript auf.
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Brainiac
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Re: Das Lernen im Studium

Beitrag von Brainiac »

Manchmal sind es nicht die Stofffülle oder fehlende eigene intellektuelle Fähigkeiten, die dafür verantwortlich sind, dass man mit dem Lernen nicht hinterher kommt. Vielmehr kann das auch am "Wie" des Lernens liegen.

Du lernst zu Hause. Lässt du dich dort ablenken? (ggf. Mitbewohner, Computer, TV, Playsi, Putzen usw.)

Wie fasst du zusammen? Mehr oder weniger simultan zum Lesen oder am Ende eines gewissen (größeren) Abschnitts? Wenn du Probleme hast, Schwerpunkte zu setzen, solltest du vielleicht letzteres probieren. In der Retrospektive erkennt man meist besser, was wirklich relevant ist und was nicht. gerade auch für die konkrete Prüfung, auf die du dich vorbereitest.

Gehst du in Vorlesungen und zu AGs (sofern noch angeboten im 4. Semester)? Falls nein - warum nicht?

Ich habe (im Rep) gerne mit Fällen gearbeitet. Du schreibst, dass du Probleme hast, aus ihnen Wissen mitzunehmen. Woran liegt das deiner Meinung nach? Vielleicht solltest du dir klar machen, dass das lernen am Fall deutlich weniger systematisch ist als das Lernen mit einem Lehrbuch. Aber etwa Meinungsstreitigkeiten, Aufbauschemata und Zusammenhänge (etwa typisch verknüpfte AGLen) lassen sich doch ohne Weiteres aus ihnen holen. Ebenso Definitionen.
Regelungshintergründe finden sich in ihnen dafür regelmäßig nicht. Wenn du verstehen willst, warum es diese und jene Regelung gibt (ohne, dass du selbst darauf kommst), musst du dann eben wo anders nachlesen: entweder im Lehrbuch oder (idR zielführender) im Kommentar. Das vermitteln dir Fälle nur äußerst selten.

Womit lernst du VerwR AT?
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Weltraumbaer
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Re: Das Lernen im Studium

Beitrag von Weltraumbaer »

Hallo,

zunächst einmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich hätte nicht erwartet, dass mit so schnell geantwortet wird

@Trente Steel82

Dein Vorschlag wäre auch meine Reaktion, vor allem weil ich bereits "Die Fälle - Verwaltungsrecht" habe und es nur noch eines Skriptes bedarf. Reichen die blau-weißen, kleinen(?) Hemmerskripte den aus? Mir kam das alles immer sehr knapp, wohl auch, weil unsere Professorin zu Beginn des Semesters ein "Schauerlied" gegen Skripte sang :D Ich würde mich umsehen und mich einfach in diesem Thread noch einmal melden.

@scndbesthand

Ich fertige diese - zum Teil ausführlichen - eigenen Skripte auch für das Repetitorium an nach dem Motto, dass wenn ich es jetzt bereits haben, dann muss ich später mich nicht hetzen. Scheint derzeit leider nicht so zu laufen, da es mich eben hetzt und die Noten darunter leiden (sie könnten besser sein).

Das Durcharbeiten eines Buches passt wohl nicht in meine aktuelle Situation, weswegen ich mich deinem Vorredner anschließen werde. Immerhin sind es nur noch 2,5 Monate bis zu den Prüfungen für das Hauptstudium und dann zählt wirklich jede Stunde.


@Brainiac


Ja, ich lerne zu Hause, werde aber generell nicht von Mitbewohnern gestört. Internet und Smartphone ist auch weniger das Problem, als ich das weiß, dass ich sie wahrlich weit weglege und mit Hilfe von Software meinen Zugang ins Internet blockiere bzw. auf jene Seiten, die Ablenkung bieten. Ich habe es auch probiert in Bibliotheken zu lernen, doch fühle ich mich dort immer unwohl bzw. bedrückend, wenngleich das Gegenteil erhofft wird.

Meine Art der Zusammenfassung erkläre ich mal am Beispiel dessen, wie ich z.B. das Wissen um die GbR zusammengefasst habe: ich schaue mir zunächst die Folien unserer Vorlesungen an und sehe, über was er referiert hat - z.B. über welche genauen Rechte und Pflichten im Innenverhältnis geredet hat. Ich klappe dann man Buch auf, markiere die wichtigen Stellen im Buch und fasse es in Kurzform in meinem eigenen Skript zusammen. Es variiert: manchmal fasse ich direkt beim lesen in meinem Skript zusammen, manchmal markiere ich aber das m.M.n. wichtige eines Kapitels aus und fasse dann zusammen.

Ich besuche jene Vorlesungen, in denen ich nicht das Gefühl habe, dem Professor an die Gurgel zu wollen aufgrund seiner Art seines Vortragens. Ich meine, weswegen sollte man Vorlesungen besuchen, in denen man sich binnen kürzester Zeit bedrückend langweilt und sowieso nichts mitbekommt? Arbeitsgemeinschaft besuche ich. Da habe ich meine Gruppen und gehe da auch hin. Leider oft unvorbereitet, weil mich die Nacharbeitung der Vorlesungen zeitlich vollspannt.

Für Verwaltungsrecht AT habe ich ein Fallbuch und das Lehrbuch von Detterbeck - Allgemeines Verwaltungsrecht.

Richtig, das Lernen am Fall ist weniger systematisch, doch habe ich dann oftmals das Problem, dass ich es nicht auf andere Fälle - ins allgemeine - übertragen kann. Ein weiteres Problem - so denke ich - ist bei mir, dass ich zwar hinkriege, dass wichtige vom unwichtigen gerade noch so zu trennen, doch selbst beim wichtiges es immer zu übertreiben und zu überladen. Trotz der Vorlesungsfolien, packe ich Dinge rein, die der Prof. gar nicht angesprochen hat, weil es sonst keinen Sinn ergibt. So redete der Professor über das die Schulden und die Haftung der GbR, aber nicht über das Vermögen, weswegen ich letzteres hineinpackte um eben eine "Sinnverbindung" aufzubauen.
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Trente Steele82
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Re: Das Lernen im Studium

Beitrag von Trente Steele82 »

Weltraumbaer hat geschrieben:Hallo,

zunächst einmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Ich hätte nicht erwartet, dass mit so schnell geantwortet wird

@Trente Steel82

Dein Vorschlag wäre auch meine Reaktion, vor allem weil ich bereits "Die Fälle - Verwaltungsrecht" habe und es nur noch eines Skriptes bedarf. Reichen die blau-weißen, kleinen(?) Hemmerskripte den aus? Mir kam das alles immer sehr knapp, wohl auch, weil unsere Professorin zu Beginn des Semesters ein "Schauerlied" gegen Skripte sang :D Ich würde mich umsehen und mich einfach in diesem Thread noch einmal melden.

@scndbesthand

Ich fertige diese - zum Teil ausführlichen - eigenen Skripte auch für das Repetitorium an nach dem Motto, dass wenn ich es jetzt bereits haben, dann muss ich später mich nicht hetzen. Scheint derzeit leider nicht so zu laufen, da es mich eben hetzt und die Noten darunter leiden (sie könnten besser sein).

Das Durcharbeiten eines Buches passt wohl nicht in meine aktuelle Situation, weswegen ich mich deinem Vorredner anschließen werde. Immerhin sind es nur noch 2,5 Monate bis zu den Prüfungen für das Hauptstudium und dann zählt wirklich jede Stunde.


@Brainiac


Ja, ich lerne zu Hause, werde aber generell nicht von Mitbewohnern gestört. Internet und Smartphone ist auch weniger das Problem, als ich das weiß, dass ich sie wahrlich weit weglege und mit Hilfe von Software meinen Zugang ins Internet blockiere bzw. auf jene Seiten, die Ablenkung bieten. Ich habe es auch probiert in Bibliotheken zu lernen, doch fühle ich mich dort immer unwohl bzw. bedrückend, wenngleich das Gegenteil erhofft wird.

Meine Art der Zusammenfassung erkläre ich mal am Beispiel dessen, wie ich z.B. das Wissen um die GbR zusammengefasst habe: ich schaue mir zunächst die Folien unserer Vorlesungen an und sehe, über was er referiert hat - z.B. über welche genauen Rechte und Pflichten im Innenverhältnis geredet hat. Ich klappe dann man Buch auf, markiere die wichtigen Stellen im Buch und fasse es in Kurzform in meinem eigenen Skript zusammen. Es variiert: manchmal fasse ich direkt beim lesen in meinem Skript zusammen, manchmal markiere ich aber das m.M.n. wichtige eines Kapitels aus und fasse dann zusammen.

Ich besuche jene Vorlesungen, in denen ich nicht das Gefühl habe, dem Professor an die Gurgel zu wollen aufgrund seiner Art seines Vortragens. Ich meine, weswegen sollte man Vorlesungen besuchen, in denen man sich binnen kürzester Zeit bedrückend langweilt und sowieso nichts mitbekommt? Arbeitsgemeinschaft besuche ich. Da habe ich meine Gruppen und gehe da auch hin. Leider oft unvorbereitet, weil mich die Nacharbeitung der Vorlesungen zeitlich vollspannt.

Für Verwaltungsrecht AT habe ich ein Fallbuch und das Lehrbuch von Detterbeck - Allgemeines Verwaltungsrecht.

Richtig, das Lernen am Fall ist weniger systematisch, doch habe ich dann oftmals das Problem, dass ich es nicht auf andere Fälle - ins allgemeine - übertragen kann. Ein weiteres Problem - so denke ich - ist bei mir, dass ich zwar hinkriege, dass wichtige vom unwichtigen gerade noch so zu trennen, doch selbst beim wichtiges es immer zu übertreiben und zu überladen. Trotz der Vorlesungsfolien, packe ich Dinge rein, die der Prof. gar nicht angesprochen hat, weil es sonst keinen Sinn ergibt. So redete der Professor über das die Schulden und die Haftung der GbR, aber nicht über das Vermögen, weswegen ich letzteres hineinpackte um eben eine "Sinnverbindung" aufzubauen.
Ich sag mal so: für die Semesterabschlussklausur sollten die in der Regel reichen in Kombi mit den Fällen. Bei Verwaltungsrecht wäre ich hier aber vorsichtig. Mit den Basic Skripten wird man allerdings den Stoff nicht in der Tiefe erlernen, wie er dann hinten heraus erforderlich ist. Mein Tipp kam vor allem mit Blick auf die Zeitknappheit und den bevorstehenden Abschlussklausuren.
"Ich bin ein Freund der privaten Passivitäten, bin also ein fauler Mensch, der versucht seine Intelligenz einzusetzen, um weiterhin faul zu bleiben zu können." (Benno Heussen)
Weltraumbaer
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Re: Das Lernen im Studium

Beitrag von Weltraumbaer »

@ Trente Steele82

Ich denke ich gehe mit euren Ansichten ins Rennen: Oberflächlich eher arbeiten und dann mit Fällen untermauern. Verwaltungsrecht AT hast du Recht, konnte ich das Relevante des Allgemeinen Teils auf den Verwaltungsakt, Verwaltungsprozessformen und Staatshaftung als wichtigstes eingrenzen und von Freunden im Repetitorium ihre Abschriften bekommen.

Ich denke, dass wir helfen. Sollte ich noch fragen haben, würde ich mich melden :D

Vielen Dank
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