Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Gelöschter Nutzer

Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Hallo ihr Lieben,

vorausgreifend muss ich erst einmal festhalten, dass meine Frage vielleicht etwas viel verlangt und eine Antwort darauf auch sehr subjektiv ist, aber ich wollte dennoch einmal den Versuch wagen euch diesbezüglich zu fragen, da ihr wahrscheinlich mehr Ahnung von der Materie habt als viele andere - beziehungsweise eine relativ reflektierte Sicht der Lage.
Ich habe letztes Jahr mein Abi in NRW abgelegt und nach einem (im 21ten Jahrhundert obligatorischen) Auslandsjahr, plane ich mich entweder in BaWü oder Bayern für Jura zu bewerben.
Nun ergeben sich mir aber ein paar Fragen bezüglich der Angaben auf eurer Website:

Wie kann es sein, dass der Großteil der bayrischen Universitäten (insb. Passau - 2014: 11,15 Pkt. bzw. 47,59% Prädikatsexamina laut Justizprüfungsamt) trotz extrem guter Examensnoten dennoch zulassungsfrei ist und zusätzlich ein hoch anspruchsvolles / angesehenes Staatsexamen anbieten? Liegt dies eher daran, dass an den bayrischen Unis sehr früh "ausgesiebt" wird oder ist die Vorbereitung tatsächlich einfach nur gut? Ich habe die Daten der Landesjustizprüfungsämter verglichen, die durch die Daten eurer Website unterstützt werden und es kommen mir zahlreiche Daten einfach nur "Spanisch vor". Habt ihr dahingehend zufällig irgendwelche Erfahrungen gemacht? Klar ist es unmöglich zu sagen: " In diesem Bundesland ist das Examen leichter/die Ausbildung deutlich schlechter", aber irgendwie ergibt es in meinen Augen absolut keinen Sinn, dass ein Freiburg (mit den besten Examensnoten in BaWü) nur 27,27% Prädikatsexamina und Passau, im gleichen Jahr 2014, ganze 47% hatte. Da dies anscheinend keine Ausnahmeerscheinung ist, da der Durchschnitt in ganz Bayern bei circa 40% liegt frage ich mich worauf diese Quote zurückzuführen ist.

Das Ganze macht mich sehr sehr stutzig. Solltet ihr eine Theorie haben, woran das liegen könnte, oder gar einen Uni-Tipp, den ihr mir mitteilen könntet wäre ich euch unfassbar dankbar.
Natürlich werde ich auch eine Email an die jeweiligen Fakultäten senden, aber erwarte nicht, dass diese ehrlich und offen antworten.

Alles Liebe und Danke im Voraus,

PS: Ich hänge euch hier nochmal per Link die Berichte der beiden Landesjustizprüfungsämter an:
BaWü: http://www.jum.baden-wuerttemberg.de/pb/site/jum2/get/documents/jum1/JuM/JuM/Pr%C3%BCfungsamt/Jahresbericht%202014.pdf (Verwaister Link automatisch entfernt)

Bayern: https://www.justiz.bayern.de/media/pdf/ ... t_2014.pdf
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Kroate
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Re: Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Beitrag von Kroate »

Weil die Bayern bereits ab 6,5 Punkten (befriedigend) von einem Prädikatsexamen sprechen, der Rest der Republik jedoch erst ab 9 Punkten (vollbefriedigend). Die Noten in Bayern sind also nicht tatsächlich besser, die Begrifflichkeiten variieren lediglich.

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Tikka
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Re: Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Beitrag von Tikka »

Bezogen auf Passau bitte auch folgendes Bedenken:

Passau liegt am Arsch der Welt. Wirklich. Und nebenbei ist da auch wirklich nicht die Hölle los. Und so schön es auch sein mag, mindert das die Zahl der Studienwilligen (und damit etwaiger NC's) schon deshalb. Ähnliche Phänomene sind auch an anderen Universitäten an der Peripherie mit übersichtlicher Stadtgröße und gewisser Entfernung zu größeren Ballungsgebieten zu beobachten.
Umgekehrt führt meist die fehlende Ablenkung dieser etwas verschlafenen Städte und die zahlenmäßige Minimierung eines gewissen Typs an Studenten dazu, dass die Examensergebnisse zumindest durchschnittlich etwas höher liegen als im Vergleich.
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Seb
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Re: Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Beitrag von Seb »

Ich hab mir auch mal die ganzen Stats der letzten Jahre angeschaut und da schneidet Passau in Bayern tatsächlich durch die Bank weg am besten ab.
Ich selbst studiere mittlerweile seit 8 Semester hier an der Uni Passau und da gibt es auch schon gewisse Gründe weshalb hier bessere Noten rausspringen als an anderen unis.
Zum einen ist es tatsächlich so dass massiv ausgesiebt wird in der zwischenprüfung.
Die Prüfungen(Schwierigkeitsgrad und Umfang/Anzahl) sind im Vergleich zu anderen Universitäten teils einfach krasser. Das führt sich in der Regel auch mit den großen scheinen und vorallem dem Schwerpunkt fort.
Kenne Leute aus Heidelberg, dort schreibt man eine Klausur+eine Anfängerhausarbeit pro rechtsgebiet und man hat schon die zwischenprüfung in der Tasche. Gleiches Spiel mit dem Schwerpunkt, hier in Passau studiert man faktisch zwei Schwerpunkte mit Klausur, Seminararbeit und mündliche Prüfungen.
Als Gegenbeispiel gibt's in hd gerade mal eine Seminararbeit.

All das könnten schlicht Indikatoren sein, dass man hier einfach "mehr" machen muss, um dran zu bleiben. Somit ist der Schock am Ende evtl. nicht ganz sooo rießig wenn man vor der Examensvorbereitung steht. Unser Prof im Rep meinte zudem:" wir sind keine Reparaturstelle, eigentlich können Sie schon alles wenn sie hier sitzen :D [-X "
(zudem ist das Uni Rep auch nicht schlecht und vorallem kostenlos)

Dennoch würde ich nicht direkt hier anfangen. Das Grundstudium würde ich in München absolvieren und erstmal das Studentenleben genießen. Zum Hauptstudium mit Schwrpunkt und Examen wäre dann Passau wohl ideal.
8+ x Semester Passau können mit der Zeit wirklich sehr nervenaufreibend sein. Die Stadt ist sehr klein, viele coole Leute verliert man weil sie ausgesiebt werden :D und dann bleibt am Ende meist bzw. ein großer Stamm der absoluten Workaholics über.
Wie gesagt, Passau ist für Jura ne tolle Uni, gute Profs, schöne Stadt aber auf Dauer nicht mehr ertragbar weil einfach viel zu klein (zumindest geht es mir so nach bald 4 Jahren)
Gelöschter Nutzer

Re: Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Erstmal ein riesiges Dankeschoen fuer eure Antworten. Dass in Bayern ein Praedikatsexamen was anderes als in BaWu waere wahrscheinlich das Letzte gewesen, das ich in Erwaegung gezogen haette.

Fuer mich war Passau auch aus dem Grund in die innere Wahl gefallen, weil die Mieten verhaeltnismaessig gering sind, aber ich werde mich dann in den ersten Semestern wohl um einen Studienplatz in Freiburg bemuehen und dann ggf. nach dem Grundstudium nach Passau wechseln.

Ich hoffe nur, dass die beiden Unis von den Anforderungen vergleichbar sind und man nicht nach dem Wechsel nach Passau ploetzlich einen Schock kriegt, weil man das "Laschiprogramm" aus BaWu gewohnt ist - aber das glaube ich selbst nicht so Recht.

Wie gesagt ich kann mich nur noch mal bei euch bedanken, ihr habt mir echt die Wahl deutlich erleichtert.
Liebe Gruesse
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Baron
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Re: Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Beitrag von Baron »

Bitte daran denken, dass die Hauptseite www.jurawelt.com nicht mehr aktualisiert wird. Daher bitte etwas vorsichtiger mit den Infos, die dort stehen ;)
Brainiac
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Re: Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Beitrag von Brainiac »

11,15 im Schnitt halte ich für ziemlich unrealistisch. Oder hast du eine belastbare Quelle?

Edit: Falls du dies hier meinst - http://www.lto.de/jura/studium/uni/passau/: Das ist nicht das Examen, das ist der Schwerpunkt. Und da ist man in Bayern schon gerne mal ziemlich großzügig (andernorts aber oft auch).
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Re: Unibewerbungsverwirrung BaWü vs. Bayern

Beitrag von Nietnagel »

Bedenke auch, dass das Studium Lebenszeit ist. Dort findest Du viele Freunde fürs Leben und machst Erfahrungen, die Dich weiterbringen. Welche Note Du letztendlich erzielst, hängt von sovielen Unbekannten ab, dass ich die Studienortwahl nicht von irgendwelchen mehr oder minder manipulierten Statistiken abhängig machen würde.

Generell würde ich kleinere Städte, wie eben Passau, Freiburg, Heidelberg, Würzburg, Bayreuth (leider a.d.W.), evt. Marburg gegenüber Großstädten (z.B. Hamburg, München, Frankfurt, Berlin) bevorzugen, da die studentische Community dort einfach besser ist, aber auch der persönliche Kontakt zu den Professoren/Dozenten.
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