Enscheidungsfindung, Krise

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

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Tibor
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von Tibor »

p.s. zum Alter: Ich habe auch kurz vor meinem 24. Geburtstag mit dem Studium begonnen; hat nicht geschadet, eher genutzt. Man ist eben reifer, zielorientierter und gewillter als das Gros der anderen Studenten.
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dlutsche
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von dlutsche »

Wie alt warst du dann letztlich, als du alles hinter dir hattest? Oder bist du noch dabei?

Was war bei dir Ursache für den leicht verzögerten Beginn?
Nietnagel
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von Nietnagel »

Kannst Du nicht ein Sabbat-Jahr machen und in diesem Dein Examen schreiben? Oder, verbinde Familie und Beruf - bei einem Kind, wäre evt. ein Jahr Elternzeit möglich.

Reden wir hier eigentlich nur über das 1. Examen? Das 2. Examen müßtest Du auch noch machen, da der Einstieg in den HD nur mit 2. Examen möglich ist. Nur das Studium bringt Dir nichts.
dlutsche hat geschrieben:@ OJ1988
Meint ihr, dass mein bisheriger Werdegang in einem späteren Lebenslauf von Vorteil sein kann?
Bei der Inneren Verwaltung, Polizei oder evt. Zoll auf jeden Fall (aber nur als Volljurist). In anderen Bereichen eher weniger.
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Solar
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von Solar »

Tibor hat geschrieben:p.s. zum Alter: Ich habe auch kurz vor meinem 24. Geburtstag mit dem Studium begonnen; hat nicht geschadet, eher genutzt. Man ist eben reifer, zielorientierter und gewillter als das Gros der anderen Studenten.
Ich auch (vorher Zivi, anderes Studium, längerer Auslandsaufenthalt, Berufstätigkeit...)

Das verhältnismäßig "hohe" Alter war überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Man ist mit größerer Reife sehr viel effizienter, ich habe das nie bereut. Du hast zudem die komfortable Situation, dass du finanziell durch deine Berufstätigkeit besser da stehen dürftest als die meisten deiner Kommilitonen. Du hast offenbar Freude an Jura und bist nicht ganz unbegabt. Damit hast du den meisten "normalen" Jura-Studenten schon einiges voraus, daher kannst du den Sprung ohne Weiteres wagen.

Polizei-Berufserfahrung ist übrigens sicherlich auch in der Justiz ein Vorteil (vor allem StA) allerdings wird es da natürlich nicht über ein deutliches Nichterreichen der Notenanforderungen hinweg helfen.

Was ich nicht ganz verstehe: Du schreibst, das Studium kennest du nur vom Hörensagen, hast aber das Grundstudium durchaus respektabel hinter dich gebracht. Wie ist das zu verstehen? So oder so solltest du das Studium nicht nur als Mittel zum Zweck sehen, sondern auch als Erfahrung, es ist eine tolle Zeit. Sehr wichtig für den juristischen Erfolg (sowohl im Studium als ach später) ist dabei m.E. der Kontakt zu den Kommilitonen. Ich rate dir daher, nun voll mit beiden Beinen einzusteigen und dich von der Polizei zu verabschieden.
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von dlutsche »

Solar hat geschrieben:
Was ich nicht ganz verstehe: Du schreibst, das Studium kennest du nur vom Hörensagen, hast aber das Grundstudium durchaus respektabel hinter dich gebracht. Wie ist das zu verstehen? So oder so solltest du das Studium nicht nur als Mittel zum Zweck sehen, sondern auch als Erfahrung, es ist eine tolle Zeit. Sehr wichtig für den juristischen Erfolg (sowohl im Studium als ach später) ist dabei m.E. der Kontakt zu den Kommilitonen. Ich rate dir daher, nun voll mit beiden Beinen einzusteigen und dich von der Polizei zu verabschieden.

Damit meinte ich, dass ich ja kein richtiger Student war. Ich habe tatsächlich weder eine Vorlesung noch eine AG besucht. Dieses Semester habe ich meine erste Vorlesung an der Universität besucht, da der Fremdsprachenschein mit einer Anwesenheitspflicht verbunden war. Ich habe die Uni aber nicht aus aus Groll oder Lustlosigkeit gemieden. Zeitlich war es einfach nicht drin. Selbst Hausarbeiten habe ich unter Missbrauch der Verbraucherschutzrechte mit umfassender Literatur zuhause geschrieben, ohne ein Mal das Seminar besucht zu haben. Hätte ich nur die Berufstätigkeit gehabt, hätte ich bestimmt die ein oder andere Vorlesung besuchen können, allein des sozialen Kontakts mit Kommilitonen wegen. Doch daneben gab es noch recht ambitionierten Sport sowie partner-/freundschaftliche und familiäre Kontakte, die ich pflegen wollte...

Dass ich das Studium nicht wirklich kenne, meine ich also dahingehend, dass alles, was ich mit dem Jurastudium verbinde, gar nicht meine Empire ist. Wenn hier im Forum über Noten, Berufsaussichten etc. geschrieben wird, so lasse ich mich dadurch wahrscheinlich viel stärker beeinflussen als andere, da ich einfach kein eigenes juristisches Umfeld habe.
Meine studentischen Eindrücke sind nicht meine und stammen größtenteils von hier. Das klingt zwar ein bisschen traurig, aber den Weg bisher so zu bestreiten, war lernökonomisch einfach am sinnvollsten.

Tatsächlich werde ich zum Ende des Monats aus dem Polizeidienst ausscheiden. Nach dem Sommersemester im nächsten Jahr möchte ich den Freischuss schreiben..
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Solar
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von Solar »

Verstehe, wenngleich sich mir die Logik noch nicht ganz erschließt - dass man Freundschaften, Sport und Familie ausgerechnet während des Studiums (!) nicht pflegen kann, ist mir z.B. neu... ;)

Ich war auch kein fleißiger Vorlesungsgänger und habe das meiste im Selbststudium gelernt aber die sozialen Kontakte und "das Studentenleben" sind doch etwas Besonderes, das man m.E. nicht verpassen sollte.

Vielleicht kannst du ja das Rep dazu nutzen hier ein wenig nachzuholen und auch ein paar WuV- sowie Klausuren-Kurse an der Uni besuchen.

Bei uns hat übrigens niemand erfolgreich ausschließlich aufs Rep gesetzt (das halte ich für ausgesprochen riskant). Es gibt an den allermeisten Unis für Examenskandidaten spezielle Kurse/Vorlesungen, die sich weitaus mehr lohnen, als die meisten Vorlesungen während des "Grund"-Studiums.

Wo studierst du denn?
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von dlutsche »

Solar hat geschrieben:Verstehe, wenngleich sich mir die Logik noch nicht ganz erschließt - dass man Freundschaften, Sport und Familie ausgerechnet während des Studiums (!) nicht pflegen kann, ist mir z.B. neu... ;)
Damit ist gemeint, dass neben einer regulären 41-Stunden-Arbeitswoche und den oben genannten Verpflichtungen keine Zeit mehr blieb, zur Uni des sozialen Kontaktes wegen zu fahren. Ich habe dann meine Freizeit direkt mit klausurorientiertem Lernen verbracht, indem ich einfach zu den jeweiligen Rechtsgebieten, in denen ich beabsichtigte, eine Klausur zu schreiben, ein Lehrbuch durcharbeitete...

Ich studiere in Bochum und werde dann ab Oktober dort auch ins Rep gehen!
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Solar
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von Solar »

Klar, das war mir bewusst: Neben einer 41h Woche plus Jura-Studium bleibt in der Tat keine Zeit mehr für viel Soziales. Aber darum ging es mir ja gerade: Ich hätte dir empfohlen nicht weiter zu arbeiten, sondern dich voll auf das Studium einzulassen. Wie gesagt, hättest du finanziell sicherlich eher besser gestanden, als die meisten Studis (ergo keinen 41h-Job benötigt) und dafür am sehr lebenswerten Studentenleben teilgenommen. Aber: Nun ist der angenehme Part ja ohnedies vorüber und jedem das Seine! :)

Über die Uni Bochum weiß ich leider nicht das Geringste aber erkundige dich mal, ob es dort nicht einige gute WuV- und Klausurenkurse gibt. Zumindest Uni-Klausuren als Ergänzung zum Ref halte ich für unabdingbar. Vielleicht findest du ja doch auch noch eine Lerngruppe, das hat mir damals sehr gefallen.

Drücke dir jedenfalls die Daumen!
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von i live in tokyo »

dlutsche hat geschrieben:Tatsächlich werde ich zum Ende des Monats aus dem Polizeidienst ausscheiden. Nach dem Sommersemester im nächsten Jahr möchte ich den Freischuss schreiben..
Das ist eine krasse Entscheidung. Ich ziehe den Hut vor dir, denn ich hätte das definitiv nicht gemacht. Die Examensphasen waren jeweils so anstrengend, dass bereits der Gedanke daran mich kotzen lässt. Das heißt, dir wird es bald an Herausforderungen sicher nicht mangeln.
Aber eins soll - nochmal - gesagt werden. Nach den Examina ist man natürlich immer schlauer, hätte ich noch mal eine Chance, dann konzentrierte ich mich nur noch auf Klausuren. Keine Lehrbücher, keine Skripten, keine Karteikarten. Klausuren, Klausuren, Klausuren. Daher empfehle ich dir auch, jede Klausur auf dem weg und im besten Fall früh mitzunehmen. Durch deinen bisherigen Werdegang wirst du auch mE zielstrebiger und zeiteffektivere an das Klausurentraining rangehen können, als der Durchschnittsstudent. Klausuren sind der einzig wahre Schlüssel. Vergiss diesen ganzen Quatsch mit "Systematik lernen" und "basics" und blablabla. Das erzählen dir meist die Leute, die selbst (heimlich) wie ein Freak auf Drogen gelernt haben, nur, um nach Außen predigen zu können, wie sehr sie doch alles verstanden haben. Egal, ob Richter, Kommilitonen, Anwälte und was auch immer dir das aufquatschen - die haben alle wie Besessene gelernt (sofern gute Note).

D.h. schreib Klausuren, bis dir deine Zähne ausfallen und dann sind deine Chancen auf gute Noten auch (diese ganze Basics-Geschichte lernst du natürlich mit Klausuren sowieso am besten).

Viel Erfolg.
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von Herr Schraeg »

@ TE wegen der Selbstzweifel:

Ich bin schon davon beeindruckt, ein Grundstudium alleine durch Eigenstudium ohne die - für mich unentbehrlichen - Abkürzungen durch ein Gespräch mit Kollegen oder eine Frage in einer AG durchzuziehen. Aber das auch noch mit ziemlich anständigen Noten neben einem fulltime job und Familie zu leisten, nötigt mir tiefen Respekt ab. Das belegt so viel Disziplin, Interesse am Gebiet und Motivation, dass ich mir ganz sicher bin, dass Du die richtige Entscheidung getroffen hast.
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von joee78 »

i live in tokyo hat geschrieben:Klausuren, Klausuren, Klausuren.
https://www.youtube.com/watch?v=0yjgIWOockY
Sind Sie ein Mensch? Sowas Ähnliches, ich bin Anwalt.

Blade II
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von Blaumann »

Tibor hat geschrieben:p.s. zum Alter: Ich habe auch kurz vor meinem 24. Geburtstag mit dem Studium begonnen; hat nicht geschadet, eher genutzt. Man ist eben reifer, zielorientierter und gewillter als das Gros der anderen Studenten.
+1
i live in tokyo hat geschrieben:Nach den Examina ist man natürlich immer schlauer, hätte ich noch mal eine Chance, dann konzentrierte ich mich nur noch auf Klausuren. Keine Lehrbücher, keine Skripten, keine Karteikarten. Klausuren, Klausuren, Klausuren.
Und wie genau erschließt man sich da den Stoff? :-k

Klausurenschreiben ist in erster Linie handwerkliches Training. Was soll das bringen, wenn das Basiswissen fehlt?
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von i live in tokyo »

War abzusehen, das sowas kommt.
Was für ein Basiswissen? Kriegt man alles mit Klausuren. Mit 3 Klausuren habe ich damals mehr gelernt als in 7 Semestern Jura...und im 8. hab ich dann auch meinen Freischuss geschrieben, bestanden und auch keinen Verbesserungsversuch gemacht.
Die Leute reden eben immer von Basics usw. Keiner versteht, dass Basics und alles weitere ebenso in der Klausur kommt. Es interessiert einfach niemanden, wieso eine Norm so ist wie sie ist. Das bringt dir in der Klausur ein Schmunzeln beim Korrektor + Minuspunkte.
Aber genau so ein unnützes Zeug steht in jedem - Ja, jedem - Lehrbuch. Daher sollte man Lehrbücher verbannen und die Studenten von dem Mist fernhalten. Dafür lieber nur Klausuren und das Examen ist drin.

Ach, ihr wollt Leute, die nicht nur roboterstyle eine Klausur ohne Hintergedanken lösen? Dann macht auch ein verdammtee Examen, das vernünftig gestellt und benotet wird und kein Roulette. Easy like that. (@alle Institutionen, die mit der Juristensusbildung zutun haben)

Also Klausuren Klausuren Klausuren. Mehr Wissen, als Klausuren vermitteln, braucht man für die schriftlichen Prüfungen nicht.
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thh
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von thh »

i live in tokyo hat geschrieben: Also Klausuren Klausuren Klausuren. Mehr Wissen, als Klausuren vermitteln, braucht man für die schriftlichen Prüfungen nicht.
Andererseits soll es ja auch Leute geben, die nach dem Examen juristisch arbeiten wollen, und das umfasst in der Regel nicht das Schreiben von Klausuren ...
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Tibor
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Re: Enscheidungsfindung, Krise

Beitrag von Tibor »

Du wieder mit deinen praktischen Erwägungen ...
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