thh hat geschrieben:
Ein universitäres Studium ist aber nun einmal keine Ausbildung. (Und das ist m.E. auch ganz gut so.)
Was soll das genau bedeuten? Das ist eine bloße Behauptung, die auf gewachsenen Vorstellungen beruht, sich aber nicht rational begründen lässt.
Ob das zynisch ist, sei dahingestellt; nicht selten mangelt es tatsächlich an Talent, oder Fleiß, oder - zunehmend - überhaupt an der Studierfähigkeit, die das Abitur nun schon länger nicht mehr belegt.
Daran habe ich Zweifel. Niemand muss Vorlesungen besuchen, wenn sie ihm nichts bringen. Dann kann er eigenständig lernen - studieren eben.
Nur weil kein Zwang besteht, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu verhalten, heißt dies noch lange nicht, dass Kritik verboten ist. Der ÖPNV ist schlecht? Beschwer dich nicht, fahre eben mit dem Rad oder Auto!
Weil das Studium sowohl auf das Examen vorbereiten als auch eine wissenschaftliche Durchdringung des Stoffes vermitteln soll; immerhin sollen aus ihm nicht nur Praktiker, sondern auch Rechtswissenschaftler erwachsen.
Sagt wer? Und vor allem: weshalb? Mit welcher Begründung? Die Betonung der "Wissenschaftlichkeit" als Ziel ist eine bloße Leerformel. Wo ist der Nutzen?
Weil die weitaus meisten Professoren ihre Vorlesungen nicht danach ausrichten, wie sie besonders langweiligen Stoff vermitteln können, sondern danach, was ihnen wichtig erscheint (und es auch durchaus ist).
Was ist denn "wichtig", wenn nicht die Vorbereitung auf die Prüfung, die über die gesamte berufliche Zukunft entscheidet?
Vorlesungen sind keine Prüfungsvorbereitung; dafür gibt es Tutorien, Übungen und mittlerweile wohl auch (fast) überall ein Examensvorbereitungsprogramm.
Wiederum: sagt wer? Weshalb sollte dies so sein? Der Status quo ist kein Argument.
Wer sich nicht für Rechtswissenschaft interessiert, sondern ausschließlich für eine möglichst gute Examensnote mit möglichst geringem Aufwand, ist in Vorlesungen verkehrt. Das ist aber kein Fehler der Vorlesungen, denn das Jurastudium soll eben nicht nur Rechtspraktiker produzieren, die gute Klausuren schreiben.
Und erneut: das ist eine bloße Behauptung bzw. Wunschvorstellung. Weshalb "soll" das Jurastudium dies?
Behauptungen können eine Begründung nicht ersetzen. Es gibt gute Argumente dafür, die gegenwärtige Lage anzupassen:
- die meisten Studenten wollen jedenfalls in erster Linie ordentlich Examina schreiben
- dieses Ziel wird vielfach verfehlt
- die Universität ist die einzige "offizielle" Vorbereitung auf diese Examina (zumal gewisse Scheine für die Anmeldung vorgelegt werden)
- die Uni wird vom Staat finanziert
- Ziel ist es, die Befähigung zu praktischen Berufen zu erlangen
Weshalb also sollten tausende junge Leute Zeit und der Staat viel Geld investieren, um "wissenschaftliche" Vorlesungen zu finanzieren, die keinen Zweck erfüllen (Leerformeln und Behauptungen genügen nicht)?
Zielgruppe von Vorlesungen dürften tatsächlich nicht die Studenten sein, die im Examen ums Bestehen kämpfen.
Wer ist denn dann die Zielgruppe? Die 0,01 %, die es wollen und auch schaffen, Prof. zu werden?