mea parvitas hat geschrieben:Kann dem Artikel nur zustimmen. Ich bin froh, dass Jura eine Wissenschaft ist und kein Ausbildungsfach. Die Tendenz geht jedoch - leider - dahin, dass das Wissenschaftliche der Jurisprudenz in den Hintergrund gedrängt wird. Grund dafür ist - wie in dem Artikel angesprochen - unter anderem das Monopol der kommerziellen Repitorien und die Herangehensweise der Stundeten. Die Stundeten fragen sich nicht, warum etwas umstritten ist. Sie nehmen die Auffassungen hin und lernen sie im zweifelsfall auswendig. Die ganzen Repititorien bestärken die Studenten nur in ihrer Herangehensweise.
Nun ja, daran sind doch die rechtswissenschaftlichen Fakultäten selbst Schuld. Früher war ein Jura Studium viel wissenschaftlicher. Dies lag schlichtweg daran, dass man nicht soviele Klausuren schreiben musste (Wird zumindest behauptet). Heutzutage ist nach jedem Semester Payday und man wird erstmal richtig "durchgenommen" mit "Semesterabschlussklausuren." Selbstverständlich soll man dann noch nebenbei ein paar Praktika machen und nochmal eben nen paar Hausarbeiten abliefern. Natürlich wird dann die Durchfallqoute konstant auf 60 % + gesetzt.(Selbst bei Wegfall der Nachschreibklausuren). Ansonsten ist der Name Klausur ja nichts mehr wert. Wenn ein Studiengang derart gestraft und überdehnt wird, brauch man sich auch nicht wundern, wenn es keinen wissenschaftlichen Moment mehr gibt. Das ist halt der Preis. Wie soll das denn auch gehen? Meine Freunde und ich haben wirklich großes Interesse an Jura und lernen schon jetzt in der Zwischenprüfungsphase durchschnittlich viel (+4 Stunden am Tag inklusive Ags). Nebenbei muss man dann ja auch noch "wirtschaftliche Zusatzgeschichten" machen, um die "Berufschancen" zu erhöhen. Und wenn man das dann auch engagiert durchzieht, bleibt einfach keine Zeit, um mal wissenschaftlich abzutauchen. Ich hab sehr oft Lust, mal so richtig in die Materie reinzugehen, BGH Urteile zu recherchieren oder zu einem Thema ausführlicher in der BIB in mehreren Lehrbüchern zu recherchieren. Aber Fehlanzeige! Schließlich stehen jedes Semester die Abschlussklausuren an und dafür muss man nunmal in schneller Zeit, möglichst effektiv ein Rechtsgebiet auf die Kette bekommen. Und das geht nun mal nur durch "reinballern", bei der Stoffmenge.
Insoweit finde ich es nachvollziehbar, wie es zur Zeit abläuft. Das Handeln der Studenten ist in diesem Punkt eben nur die Reaktion auf den Ist-Zustand. Wenn man viele wissenschaftliche Momente hatte, dafür aber keinen Schein auf die Reihe bekommt, ist man bekanntlich schnell draußen. Wo soll man also seinen persönlichen Schwerpunkt setzen? Hohe Durchfallqouten im Examen rechtfertigen meiner Meinung auch nicht diese extremen Auswüchse. Schließlich leiden unter diesen Studienbedingungen nicht nur diejenigen, die sowieso ungeeignet sind, sondern auch die, die geeignet sind. Hemmer bietet zum Beispiel schon für Zwischenprüfungen kostenlose Kurse an. Wir sehen das als gute Ergänzung zur Uni an, weil es uns hilft. Die Ursache, dass Hemmer diese Kurse anbietet und sie so gefüllt sind, schon im zweiten Semester wohlgemerkt, wird ja wohl bei der Universität liegen.
Trotz des intensiven Studiums bin ich aber sehr zufrieden mit meiner Studienwahl
Aber es gibt meiner Meinung nach halt viele Baustellen, die ich auch nicht so wirklich verstehe. Wissenschaftlicher Moment bedeutet eben auch Freiheit und die sehe ich überhaupt nicht. Mein Studium kommt mir eher wie eine berufliche Tätigkeit vor.