Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben?

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Brainiac
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Brainiac »

julée hat geschrieben:@Brainiac: Hattest Du die vollständigen Zahlen zur Verfügung oder war es nur eine grobe Schätzung à la "5 haben im Staatsteil ein sehr gut, also werde die auch die besten im SPB sein"?
Ich habe mich an (fakultäts-)öffentlich zugänglichen Daten bedient. Daher konnte ich konkreten SPB-Teilnehmern keine Ergebnisse aus dem Staatsteil zuordnen. Das wäre mE aber auch nicht zwingend nötig: es geht um Durchschnitte bzw. die durchschnittliche Divergenz der Noten aus dem SPB und dem staatlichen Teil. Im Aggregat nivelliert sich zudem vieles.
julée hat geschrieben:Daraus, dass Du für Deine Fakultät nachgewiesen hast, dass es dort eher keine Mondnoten für alle gibt, sondern nur eine leicht bis krass verschobene Notenskala im SPB, bedeutet aber nicht, dass es nicht anderswo möglicherweise Mondnoten gibt. Und ich halte es schon für leicht erklärungsbedürftig, wenn man Kandidaten, die im Staatsteil um die 4 Punkte bangen müssen, im SPB auch 9-10 Punkte gibt und etwaige Defizite nicht bemerkt haben will - oder sie allenfalls darin zum Ausdruck kommen, dass es keine 12+ Punkte geworden sind.
Zustimmung (ohne, dass ich aber von "nachgewiesen" sprechen würde ;)). Eine solch krasse Verschiedenheit der Ergebnisse fällt dann aber spätestens beim Bewerbungsgepräch auf. Da nützt es dann auch nichts, wenn im Gesamtzeugnis ein solides Befriedigend steht.
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julée
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

Brainiac hat geschrieben:
julée hat geschrieben:@Brainiac: Hattest Du die vollständigen Zahlen zur Verfügung oder war es nur eine grobe Schätzung à la "5 haben im Staatsteil ein sehr gut, also werde die auch die besten im SPB sein"?
Ich habe mich an (fakultäts-)öffentlich zugänglichen Daten bedient. Daher konnte ich konkreten SPB-Teilnehmern keine Ergebnisse aus dem Staatsteil zuordnen. Das wäre mE aber auch nicht zwingend nötig: es geht um Durchschnitte bzw. die durchschnittliche Divergenz der Noten aus dem SPB und dem staatlichen Teil. Im Aggregat nivelliert sich zudem vieles.
Gewiss, damit kann man auch schon was anfangen. Aber vollständige Zahlen wären natürlich interessanter, weil man dann auch sehen könnte, wie groß die maximale Differenz zwischen SPB und Staatsteil ist - und inwieweit dies vielleicht auch dem einzelnen SPB (Thema / Prof) geschuldet ist.
Eine solch krasse Verschiedenheit der Ergebnisse fällt dann aber spätestens beim Bewerbungsgespräch auf. Da nützt es dann auch nichts, wenn im Gesamtzeugnis ein solides Befriedigend steht.
Der eigentliche Prüfstein dürfte wohl das Ergebnis des 2. Examens sein.
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Brainiac »

Amen.
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Anubis »

Das hier könnte noch interessant für all diejenigen werden, die ihren Schwerpunktbereich noch vor sich haben und gerade vor der Wahl stehen... :-k Vermutlich steht mal wieder eine Reform an ::roll:

http://www.lto.de/recht/studium-referen ... ign=buffer
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Ara
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Ara »

Ich finde die Idee des Schwerpunktes gut. Würde aber vereinheitliche Prüfungen begrüßen und vermutlich sogar die Absenkung auf 20%.

Es ärgert mich zum Teil schon, dass Leute aus meinem Schwerpunkt in der Klausur gerade so bestanden haben und dann die Hausarbeit bei nem Professor schreiben der 16 Punkte gibt, wo ich beim Durchlesen mir dachte, dass man beide Augen zudrücken müsste, damit das noch 4 Punkte sind. Die haben am Ende die gleiche Schwerpunktnote wie ich, obwohl sie bei der einzig vergleichbaren Prüfungsleistung, der Klausur, fürchterlich verkackt haben.

Da bin ich dann so ehrlich und sage, dass ich denen das schlicht nicht gönne. In der Regel fallen sie dann im staatlichen Teil natürlich zurück, aber trotzdem ist es weitentfernt von fair. Da würde die Senkung von 30% auf 20% natürlich zumindest ein wenig den Effekt mindern.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Kroate »

Ich würde den SPB ersatzlos streichen, die Ausbildung ist zu lang und der Mehrwert des SPB gering.

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mea parvitas
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von mea parvitas »

Kann dem Artikel nur zustimmen. Ich bin froh, dass Jura eine Wissenschaft ist und kein Ausbildungsfach. Die Tendenz geht jedoch - leider - dahin, dass das Wissenschaftliche der Jurisprudenz in den Hintergrund gedrängt wird. Grund dafür ist - wie in dem Artikel angesprochen - unter anderem das Monopol der kommerziellen Repitorien und die Herangehensweise der Stundeten. Die Stundeten fragen sich nicht, warum etwas umstritten ist. Sie nehmen die Auffassungen hin und lernen sie im zweifelsfall auswendig. Die ganzen Repititorien bestärken die Studenten nur in ihrer Herangehensweise.

Doch gerade in der Diskrepanz zwischen Dogmatik und Praxis sehe ich den großen Vorteil des Rechts als Wissenschaft. Ich behaupt einfach mal, dass in kaum einem anderen "Fach" die Diskrepanz zwischen Dogmatik und Praxis so groß ist wie bei Jura. Durch ständige Fortbildung der Rechtsprechung wird diese Diskrepanz auch nie gegen Null gehen. Und genau diese Aufarbeitung macht für mich die Wissenschaft des Rechts aus. Wen das alles nicht interessiert, sollte m.E. nicht studieren. Deshalb gab es ja auch schon Stimmen, die gefordert haben, Jura in ein Ausbildungsfach umzumodellieren.

Aus diesen Gründen halte ich die Abschwächung des Schwerpunktbereichs für falsch. Selten hat man die Möglichkeit während des Studiums sich mit einem Teilbereich intensiver (wissenschaftlich) auseinanderzusetzen. Richtig ist aber, dass eine Vereinheitlichung innerhalb einzelner Schwerpunktbereiche und auch universitätsübergreifend stattfinden muss/sollte.
Denn dass die Notenvergabe einzelner Universitäten teils stark von dem Durchschnitt abweicht (s. BLS), ist wohl nicht darauf zurückzuführen, dass sich Studenten intensiver mit einem Rechtsgebiet auseinander setzen können, ohne das große Ganze fokussieren zu müssen. Dann wären so deutliche Abweichungen vom Durchschnitt nicht möglich. Und dass an der BLS nur besonders begabte Personen studieren, wage ich zu bezweifeln.

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julée
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

Ich finde die Idee des SPB grundsätzlich gut. Bietet er doch die Chance, ein nicht unmittelbar examensrelevantes Rechtsgebiet zu vertiefen und ein wenig über den Tellerrand zu schauen (ich persönlich wäre sogar eher für noch mehr juraferne "Allgemeinbildung" im Studium). Und der Aufwand hält sich auch in Grenzen, wenn man bedenkt, dass man sich damit bereits 30 % der Examensnote "sichern" kann - und möglicherweise schon eine erste Spezialisierung vornehmen kann.

Die Arbeitslast an den Universitäten dürfte ein Stück weit hausgemacht sein, da es tlw zu viele zu kleinteilige Prüfungsleistungen gibt bzw. zu viele Unterschwerpunkte zur Auswahl stehen. Angehen müsste man m. E. aber vor allem das Thema der fehlenden Vergleichbarkeit des Anforderungsprofils im SPB. Einiges ließe sich ja bereits durch einheitliche Rahmenvorgaben (wie viele Seiten in der Seminararbeit?; wie enge Themenvorgaben?; wieviel Hilfestellung durch den Lehrstuhl?) sowie einen jedenfalls fakultätsinternen Konsens, welche Note für eine bei Lichte betrachtet durchschnittliche Leistung vergeben werden, beheben. Zusätzlich möglichst einheitliche Klausuren (ggf SPB-übergreifend = Synergieeffekt) mit anonymer Korrektur und entsprechendem Gewicht.
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

mea parvitas hat geschrieben:
Doch gerade in der Diskrepanz zwischen Dogmatik und Praxis sehe ich den großen Vorteil des Rechts als Wissenschaft. Ich behaupt einfach mal, dass in kaum einem anderen "Fach" die Diskrepanz zwischen Dogmatik und Praxis so groß ist wie bei Jura. Durch ständige Fortbildung der Rechtsprechung wird diese Diskrepanz auch nie gegen Null gehen. Und genau diese Aufarbeitung macht für mich die Wissenschaft des Rechts aus. Wen das alles nicht interessiert, sollte m.E. nicht studieren. Deshalb gab es ja auch schon Stimmen, die gefordert haben, Jura in ein Ausbildungsfach umzumodellieren.
Die Praxis muss die Probleme in angemessener Zeit einer halbwegs vernünftigen Lösung zuführen. Da bleiben hochdogmatische Erwägungen schon einmal außen vor - sei es, weil die Zeit fehlt; sei es, weil das dogmatisch konsistente Ergebnis praktisch nicht vermittelbar ist. Die Rolle der Wissenschaft es aus dem Elfenbeinturm "besser" zu wissen, ist insofern deutlich einfacher. Daraus würde ich aber nicht folgern, dass in der Praxis dogmatische Erwägungen keine Rolle spielen. Ich wage sogar zu behaupten: ohne dogmatische Kenntnisse kommt man in der Praxis auch nicht besonders weit, wenn man neue Probleme lösen muss.
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in dubio
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von in dubio »

Nachdem es ein paar mal angeklungen ist, dass im Strafrecht ein entsprechender Schwerpunkt von Vorteil ist: Ich wüsste nicht, wieso. M.E. gilt da dasselbe, wie bei allen anderen Schwerpunkten auch: man legt sich mit der Wahl des SPB auf rein gar nix fest.

Eine Ausnahme gibt es evtl. für schwächere Absolventen. Wer mit nicht so dollen Noten in das Berfusleben startet, kann damit zumindest ein langfristiges Interesse an einem bestimmten Rechtsgebiet nachweisen. Wenn die Noten passen, schadet aber auch kein Examen in Rechtsgeschichte.

Ein wenig wundert mich aber das Lob auf die Wissenschaftlichkeit des SPB. Die liegt ja auch nur darin, dass die Gruppe kleiner ist, die Lehrveranstakltungen damit persönlicher und direkter sind und man (so weit ich weiß, ist das an den meisten Fakultäten der Fall) eine ernsthafte (geistes-)wissenschaftliche (Seminar-)Arbeit fabriziert. Gerade Seminare kann man aber auch problemlos vom SPB entkoppeln. Dann macht man eben einen (oder mehrere) Seminarschein(e) zur Examens-Zulassungsvoraussetzung - wie es auch vor Einführung der Schwerpunkte der Fall war. Dass das Studium wissenschaftlicher wird, nur weil die "wissenschaftliche" Studienleistung in die Examensnote einfließt, glaubt kein Mensch.

Wollte man wirklich die Wissenschaftlichkeit erhöhen, müsste man die Grundlagenfächer stärken. Die gehen über Rechtsgeschichte nämlich weit hinaus. Neben Rechtsphilsophie/-theorie gehört da Methodenlehre genauso dazu wie Rechtssoziologie. Die SPB-Wahl der Studenten lässt da nicht unbedingt den Schluss zu, dass mehr Wissenschaftlichkeit im Studium gewünscht ist. Und dabei darf sich die Professorenschaft auch gar beschweren. Obwohl immer wieder die Stärkung von Grundlagenfächern beschworen wird, findet ein steter Abbau statt. Rechtssoziologie etwa fristet an den meisten Unis ein absolutes Schattendasein.

Zurück zur Ausgangsfrage. Ich würde die SPB-Wahl nach folgenden Kriterien abhängig machen (Gewichtung in absteigender Reihenfolge):
1. Persönliches Interesse/Neigung
2. Qualität der Lehrenden (Profs, Mittelbau, aber auch Gastdozenten)
3. Qualität der angebotenen Lehrveranstaltungen (Anzahl, Regelmäßigkeit, Schwerpunktsetzung innerhalb des Bereichs)
4. Erwartetes Notenniveau (erst an dieser Position, weil das zu leicht Schwankungen unterworfen sein kann und sich zwischen SPB-Wahl und Examen auch ändern kann)
5. Karriere-Überlegungen
Jora
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Jora »

mea parvitas hat geschrieben:Kann dem Artikel nur zustimmen. Ich bin froh, dass Jura eine Wissenschaft ist und kein Ausbildungsfach. Die Tendenz geht jedoch - leider - dahin, dass das Wissenschaftliche der Jurisprudenz in den Hintergrund gedrängt wird. Grund dafür ist - wie in dem Artikel angesprochen - unter anderem das Monopol der kommerziellen Repitorien und die Herangehensweise der Stundeten. Die Stundeten fragen sich nicht, warum etwas umstritten ist. Sie nehmen die Auffassungen hin und lernen sie im zweifelsfall auswendig. Die ganzen Repititorien bestärken die Studenten nur in ihrer Herangehensweise.
Nun ja, daran sind doch die rechtswissenschaftlichen Fakultäten selbst Schuld. Früher war ein Jura Studium viel wissenschaftlicher. Dies lag schlichtweg daran, dass man nicht soviele Klausuren schreiben musste (Wird zumindest behauptet). Heutzutage ist nach jedem Semester Payday und man wird erstmal richtig "durchgenommen" mit "Semesterabschlussklausuren." Selbstverständlich soll man dann noch nebenbei ein paar Praktika machen und nochmal eben nen paar Hausarbeiten abliefern. Natürlich wird dann die Durchfallqoute konstant auf 60 % + gesetzt.(Selbst bei Wegfall der Nachschreibklausuren). Ansonsten ist der Name Klausur ja nichts mehr wert. Wenn ein Studiengang derart gestraft und überdehnt wird, brauch man sich auch nicht wundern, wenn es keinen wissenschaftlichen Moment mehr gibt. Das ist halt der Preis. Wie soll das denn auch gehen? Meine Freunde und ich haben wirklich großes Interesse an Jura und lernen schon jetzt in der Zwischenprüfungsphase durchschnittlich viel (+4 Stunden am Tag inklusive Ags). Nebenbei muss man dann ja auch noch "wirtschaftliche Zusatzgeschichten" machen, um die "Berufschancen" zu erhöhen. Und wenn man das dann auch engagiert durchzieht, bleibt einfach keine Zeit, um mal wissenschaftlich abzutauchen. Ich hab sehr oft Lust, mal so richtig in die Materie reinzugehen, BGH Urteile zu recherchieren oder zu einem Thema ausführlicher in der BIB in mehreren Lehrbüchern zu recherchieren. Aber Fehlanzeige! Schließlich stehen jedes Semester die Abschlussklausuren an und dafür muss man nunmal in schneller Zeit, möglichst effektiv ein Rechtsgebiet auf die Kette bekommen. Und das geht nun mal nur durch "reinballern", bei der Stoffmenge.

Insoweit finde ich es nachvollziehbar, wie es zur Zeit abläuft. Das Handeln der Studenten ist in diesem Punkt eben nur die Reaktion auf den Ist-Zustand. Wenn man viele wissenschaftliche Momente hatte, dafür aber keinen Schein auf die Reihe bekommt, ist man bekanntlich schnell draußen. Wo soll man also seinen persönlichen Schwerpunkt setzen? Hohe Durchfallqouten im Examen rechtfertigen meiner Meinung auch nicht diese extremen Auswüchse. Schließlich leiden unter diesen Studienbedingungen nicht nur diejenigen, die sowieso ungeeignet sind, sondern auch die, die geeignet sind. Hemmer bietet zum Beispiel schon für Zwischenprüfungen kostenlose Kurse an. Wir sehen das als gute Ergänzung zur Uni an, weil es uns hilft. Die Ursache, dass Hemmer diese Kurse anbietet und sie so gefüllt sind, schon im zweiten Semester wohlgemerkt, wird ja wohl bei der Universität liegen.

Trotz des intensiven Studiums bin ich aber sehr zufrieden mit meiner Studienwahl ;) Aber es gibt meiner Meinung nach halt viele Baustellen, die ich auch nicht so wirklich verstehe. Wissenschaftlicher Moment bedeutet eben auch Freiheit und die sehe ich überhaupt nicht. Mein Studium kommt mir eher wie eine berufliche Tätigkeit vor.
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Kasimir »

Jora hat geschrieben:
mea parvitas hat geschrieben:Kann dem Artikel nur zustimmen. Ich bin froh, dass Jura eine Wissenschaft ist und kein Ausbildungsfach. Die Tendenz geht jedoch - leider - dahin, dass das Wissenschaftliche der Jurisprudenz in den Hintergrund gedrängt wird. Grund dafür ist - wie in dem Artikel angesprochen - unter anderem das Monopol der kommerziellen Repitorien und die Herangehensweise der Stundeten. Die Stundeten fragen sich nicht, warum etwas umstritten ist. Sie nehmen die Auffassungen hin und lernen sie im zweifelsfall auswendig. Die ganzen Repititorien bestärken die Studenten nur in ihrer Herangehensweise.
Nun ja, daran sind doch die rechtswissenschaftlichen Fakultäten selbst Schuld. Früher war ein Jura Studium viel wissenschaftlicher. Dies lag schlichtweg daran, dass man nicht soviele Klausuren schreiben musste (Wird zumindest behauptet). Heutzutage ist nach jedem Semester Payday und man wird erstmal richtig "durchgenommen" mit "Semesterabschlussklausuren." Selbstverständlich soll man dann noch nebenbei ein paar Praktika machen und nochmal eben nen paar Hausarbeiten abliefern. Natürlich wird dann die Durchfallqoute konstant auf 60 % + gesetzt.(Selbst bei Wegfall der Nachschreibklausuren). Ansonsten ist der Name Klausur ja nichts mehr wert. Wenn ein Studiengang derart gestraft und überdehnt wird, brauch man sich auch nicht wundern, wenn es keinen wissenschaftlichen Moment mehr gibt. Das ist halt der Preis. Wie soll das denn auch gehen? Meine Freunde und ich haben wirklich großes Interesse an Jura und lernen schon jetzt in der Zwischenprüfungsphase durchschnittlich viel (+4 Stunden am Tag inklusive Ags). Nebenbei muss man dann ja auch noch "wirtschaftliche Zusatzgeschichten" machen, um die "Berufschancen" zu erhöhen. Und wenn man das dann auch engagiert durchzieht, bleibt einfach keine Zeit, um mal wissenschaftlich abzutauchen. Ich hab sehr oft Lust, mal so richtig in die Materie reinzugehen, BGH Urteile zu recherchieren oder zu einem Thema ausführlicher in der BIB in mehreren Lehrbüchern zu recherchieren. Aber Fehlanzeige! Schließlich stehen jedes Semester die Abschlussklausuren an und dafür muss man nunmal in schneller Zeit, möglichst effektiv ein Rechtsgebiet auf die Kette bekommen. Und das geht nun mal nur durch "reinballern", bei der Stoffmenge.

Insoweit finde ich es nachvollziehbar, wie es zur Zeit abläuft. Das Handeln der Studenten ist in diesem Punkt eben nur die Reaktion auf den Ist-Zustand. Wenn man viele wissenschaftliche Momente hatte, dafür aber keinen Schein auf die Reihe bekommt, ist man bekanntlich schnell draußen. Wo soll man also seinen persönlichen Schwerpunkt setzen? Hohe Durchfallqouten im Examen rechtfertigen meiner Meinung auch nicht diese extremen Auswüchse. Schließlich leiden unter diesen Studienbedingungen nicht nur diejenigen, die sowieso ungeeignet sind, sondern auch die, die geeignet sind. Hemmer bietet zum Beispiel schon für Zwischenprüfungen kostenlose Kurse an. Wir sehen das als gute Ergänzung zur Uni an, weil es uns hilft. Die Ursache, dass Hemmer diese Kurse anbietet und sie so gefüllt sind, schon im zweiten Semester wohlgemerkt, wird ja wohl bei der Universität liegen.

Trotz des intensiven Studiums bin ich aber sehr zufrieden mit meiner Studienwahl ;) Aber es gibt meiner Meinung nach halt viele Baustellen, die ich auch nicht so wirklich verstehe. Wissenschaftlicher Moment bedeutet eben auch Freiheit und die sehe ich überhaupt nicht. Mein Studium kommt mir eher wie eine berufliche Tätigkeit vor.
Ich habe vor etwa 10 Jahren studiert und auch damals haben wir (noch ohne Schwerpunktbereich) in jedem Semester Abschlussklausuren geschrieben. Und letztlich sind solche Lernkontrollen doch gut. Viele Studenten wuerden ohne Klausuren doch gar nicht lernen. Damals gab es lediglich keine Zwischenpruefung, d.h. man musste die Klausuren nur bestehen, um letztlich zu den grossen Uebungen zugelassen zu werden. Und die Reform des Studiums (Einfuerhung der Zwischenpruefung und des Schwerpunkts) wurzelte ja auch gerade darin, dass sich seinerzeit viele Jurastudenten bis zum Examen irgendwie durchgewurschtelt haben und dann das grosse Erwachen in Form des "ausreichend" kam. Von daher ist es doch gut, wenn durch Lernstandskontrollen der Leistungsstand aufgezeigt wird. Ich fand seinerzeit die Balance zwischen Klausuren und Freiheit gut. Gerade bei Hausarbeiten (wir mussten im Studium insgesamt 6 schreiben), konnte man doch gut wissenschaftlich arbeiten. Und zeitlich war es - bis auf die Examensvorbereitung - gut machbar, Seminare zu besuchen oder sonst ueber den Tellerrand hinauszuschauen.
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von OJ1988 »

Jora hat geschrieben:
mea parvitas hat geschrieben:Kann dem Artikel nur zustimmen. Ich bin froh, dass Jura eine Wissenschaft ist und kein Ausbildungsfach. Die Tendenz geht jedoch - leider - dahin, dass das Wissenschaftliche der Jurisprudenz in den Hintergrund gedrängt wird. Grund dafür ist - wie in dem Artikel angesprochen - unter anderem das Monopol der kommerziellen Repitorien und die Herangehensweise der Stundeten. Die Stundeten fragen sich nicht, warum etwas umstritten ist. Sie nehmen die Auffassungen hin und lernen sie im zweifelsfall auswendig. Die ganzen Repititorien bestärken die Studenten nur in ihrer Herangehensweise.
Nun ja, daran sind doch die rechtswissenschaftlichen Fakultäten selbst Schuld. Früher war ein Jura Studium viel wissenschaftlicher. Dies lag schlichtweg daran, dass man nicht soviele Klausuren schreiben musste (Wird zumindest behauptet). Heutzutage ist nach jedem Semester Payday und man wird erstmal richtig "durchgenommen" mit "Semesterabschlussklausuren." Selbstverständlich soll man dann noch nebenbei ein paar Praktika machen und nochmal eben nen paar Hausarbeiten abliefern. Natürlich wird dann die Durchfallqoute konstant auf 60 % + gesetzt.(Selbst bei Wegfall der Nachschreibklausuren). Ansonsten ist der Name Klausur ja nichts mehr wert. Wenn ein Studiengang derart gestraft und überdehnt wird, brauch man sich auch nicht wundern, wenn es keinen wissenschaftlichen Moment mehr gibt. Das ist halt der Preis. Wie soll das denn auch gehen? Meine Freunde und ich haben wirklich großes Interesse an Jura und lernen schon jetzt in der Zwischenprüfungsphase durchschnittlich viel (+4 Stunden am Tag inklusive Ags). Nebenbei muss man dann ja auch noch "wirtschaftliche Zusatzgeschichten" machen, um die "Berufschancen" zu erhöhen. Und wenn man das dann auch engagiert durchzieht, bleibt einfach keine Zeit, um mal wissenschaftlich abzutauchen. Ich hab sehr oft Lust, mal so richtig in die Materie reinzugehen, BGH Urteile zu recherchieren oder zu einem Thema ausführlicher in der BIB in mehreren Lehrbüchern zu recherchieren. Aber Fehlanzeige! Schließlich stehen jedes Semester die Abschlussklausuren an und dafür muss man nunmal in schneller Zeit, möglichst effektiv ein Rechtsgebiet auf die Kette bekommen. Und das geht nun mal nur durch "reinballern", bei der Stoffmenge.

Insoweit finde ich es nachvollziehbar, wie es zur Zeit abläuft. Das Handeln der Studenten ist in diesem Punkt eben nur die Reaktion auf den Ist-Zustand. Wenn man viele wissenschaftliche Momente hatte, dafür aber keinen Schein auf die Reihe bekommt, ist man bekanntlich schnell draußen. Wo soll man also seinen persönlichen Schwerpunkt setzen? Hohe Durchfallqouten im Examen rechtfertigen meiner Meinung auch nicht diese extremen Auswüchse. Schließlich leiden unter diesen Studienbedingungen nicht nur diejenigen, die sowieso ungeeignet sind, sondern auch die, die geeignet sind. Hemmer bietet zum Beispiel schon für Zwischenprüfungen kostenlose Kurse an. Wir sehen das als gute Ergänzung zur Uni an, weil es uns hilft. Die Ursache, dass Hemmer diese Kurse anbietet und sie so gefüllt sind, schon im zweiten Semester wohlgemerkt, wird ja wohl bei der Universität liegen.

Trotz des intensiven Studiums bin ich aber sehr zufrieden mit meiner Studienwahl ;) Aber es gibt meiner Meinung nach halt viele Baustellen, die ich auch nicht so wirklich verstehe. Wissenschaftlicher Moment bedeutet eben auch Freiheit und die sehe ich überhaupt nicht. Mein Studium kommt mir eher wie eine berufliche Tätigkeit vor.
Bei 4 Stunden Lernen pro Tag hast du doch noch die ganze andere Hälfte des Arbeitstages, um in der Bib in Dissertationen zu stöbern. Im Übrigen interessiert es niemanden, ob man im dritten Semester mal einen BWL-Schein oder ähnliches gemacht hat. In den 5-6 Jahren, die bis zum Erwerb des berufsqualifizierenden Abschlusses (=2. StEx) noch vergehen werden, ist davon alles wieder vergessen.
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Vortex »

Jora hat geschrieben:Meine Freunde und ich haben wirklich großes Interesse an Jura und lernen schon jetzt in der Zwischenprüfungsphase durchschnittlich viel (+4 Stunden am Tag inklusive Ags).
Jora hat geschrieben:Hemmer bietet zum Beispiel schon für Zwischenprüfungen kostenlose Kurse an. Wir sehen das als gute Ergänzung zur Uni an, weil es uns hilft. Die Ursache, dass Hemmer diese Kurse anbietet und sie so gefüllt sind, schon im zweiten Semester wohlgemerkt, wird ja wohl bei der Universität liegen.
Wegen Zwischenprüfungsklausuren lernt man vier Std. am Tag und geht zu hemmer? Genießt mal die Sonne. :)
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Jora »

Das Argument, dass durch Abschlussklausuren eine Lernkontrolle stattfindet, kann man durchaus gelten lassen. Ich habe dennoch den subjektiven Eindruck, dass wir echt für unsere Noten bluten. Meine Freunde die Lehramt machen schauen mich total verduzt an, wenn ich denen von Jura berichte. Nach deren Aussage schreiben die teilweise gar keine Klausuren. Darauf wollte ich eigentlich hinaus. Ich habe auch wirklich persönlich nicht das Gefühl, ein freies Studium mit den üblichen Klischees zu betreiben. Wenn ich mal nen Tags nichts lerne habe ich totale Panik nicht mehr mitzukommen. :lmao: Bin da wahrscheinlich einfach vom Typ her zu übervorsichtig.

PS. An unserer Uni muss man 4 Wirtschaftsscheine nebenbei machen, um zum Examen zugelassen zu werden.
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