Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben?

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

Anubis hat geschrieben:Mich stören an dem Schwerpunkbereich Strafrecht einzig die durchschnittlichen Notenergebnisse (8-9 Punkte) Wenn der Schwerpunkt ursprünglich dazu gedacht war einen kleinen Ausgleich zum staatlichen Teil darzustellen, ist das etwas mau… :(
8-9 Punkte im SPB ist besser als der Durchschnitt im Staatsteil: in BW liegt dort die Durchschnittsnote im Bestehensfall (!) bei knapp 7,5 Punkten (siehe https://www.justiz-bw.de/pb/site/jum2/get/documents/jum1/JuM/JuM/Prüfungsamt/Jahresbericht%202015.pdf (Verwaister Link https://www.justiz-bw.de/pb/site/jum2/get/documents/jum1/JuM/JuM/Pr%C3%BCfungsamt/Jahresbericht%202015.pdf automatisch entfernt) [S. 5])

Und das mit dem Ausgleich zum Staatsteil scheint mir ein Gerücht zu sein; es ist schlichtweg ein anderer Teil des Examens, der mitunter ziemlich gut ausfallen kann, aber eben nicht muss. Bei mir war etwa der SPB geringfügig schlechter als der Staatsteil, so dass er mich im Gesamtergebnis sogar heruntergezogen hat ;)
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Tobias__21
Fossil
Fossil
Beiträge: 10395
Registriert: Dienstag 4. November 2014, 07:51
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Tobias__21 »

Ich weiss ja nicht was Ihr alle für Schwerpunkte gemacht habt und wo das eigentlich mit den "Kuschelnoten" herkommt. Ich jedenfalls musste in meinem SPB richtig ackern und Punkte verschenkt wurden da schon zweimal nicht!
Having cats in the house is like living with art that sometimes throws up on the carpet
Samson
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1471
Registriert: Samstag 21. April 2007, 20:20

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Samson »

Ich hab ein ausreichend im Schwerpunkt, weil ich auch so blöd war zu glauben, man sollte karriere- und lebenslauforientiert wählen und dann schnell keine Lust mehr hatte, mich mehr als ein paar Minuten Gesamtzeit mit Zeuch wie Aktien- und Kapitalmarktrecht zu befassen.
mea parvitas
Fleissige(r) Schreiber(in)
Fleissige(r) Schreiber(in)
Beiträge: 308
Registriert: Dienstag 9. Februar 2016, 16:44

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von mea parvitas »

LTO hat geschrieben: Auch die Durchschnittsnoten sind weitaus höher. Sie lagen an 26 der 39 erfassten Fakultäten bei 9,0 Punkten oder besser. 12 weitere Fakultäten kamen auf einen Durchschnittswert zwischen 8,0 und 9,0, wobei die Tendenz deutlich zu letzterem geht (sieben dieser 12 Fakultäten landen im Bereich zwischen 8,8 und 8,99)
Und wer haut die meisten Punkte raus?
Natürlich ...
LTO hat geschrieben: Klarer Sieger nach Punkten ist demgegenüber die Bucerius Law School in Hamburg. Die dortigen Prüflinge erzielten durchschnittlich 11,58 Punkte im Schwerpunktbereich, und damit mehr als die Studenten jeder anderen Fakultät.
Führt das eigentlich wirklich dazu, dass der Schwerpunkt rausgerechnet wird?
OJ1988
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4498
Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von OJ1988 »

Liegt alles nur daran, dass die total gut sind. Niemals würde eine Privatuni zu Unrecht gute Noten vergeben!
Benutzeravatar
Anubis
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 24
Registriert: Freitag 3. April 2015, 15:07

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Anubis »

Samson hat geschrieben:Ich hab ein ausreichend im Schwerpunkt, weil ich auch so blöd war zu glauben, man sollte karriere- und lebenslauforientiert wählen und dann schnell keine Lust mehr hatte, mich mehr als ein paar Minuten Gesamtzeit mit Zeuch wie Aktien- und Kapitalmarktrecht zu befassen.
:alright

Kann ich gut nachvollziehen... Habe vor meinem jetzigen Studium eine Lehre in dem Bereich gemacht und musste mich tatsächlich quälen, weil ich den Stoff so öde fand ;)

Ich denke nicht, dass man im Schwerpunktstudium etwas geschenkt kriegt. Nur bin ich bisher davon ausgegangen, dass das Jurastudium im Ersten Staatsexamen von einem rein staatlichen zu einem staatlichen und universitären Teil reformiert wurde, um den Ganzen etwas die Schärfe zu nehmen... Zumindest klagt das gestern bei der Infoveranstaltung leicht an ::? Dass man "Kuschelnoten" kriegt, glaube ich dennoch nicht ;) Vorteil dürfte allerdings sein, dass der Lernstoff überschaubarer ist.

Die Entscheidung über meinen Schwerpunkt steht inzwischen fest.
Survivor
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 3109
Registriert: Montag 22. August 2005, 11:37

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Survivor »

julée hat geschrieben: Bei mir war etwa der SPB geringfügig schlechter als der Staatsteil, so dass er mich im Gesamtergebnis sogar heruntergezogen hat ;)
:alright Ach komm, so schlecht sind 15,78 Punkte im Gesamtergebnis doch nun auch nicht. ;)
"Wenn die Welle kommt, dann nimm dir Zeit."

-Duke Kahanamoku-
Benutzeravatar
JulezLaw
Mega Power User
Mega Power User
Beiträge: 1697
Registriert: Freitag 1. Januar 2016, 16:47
Ausbildungslevel: Doktorand

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von JulezLaw »

Survivor hat geschrieben:
julée hat geschrieben: Bei mir war etwa der SPB geringfügig schlechter als der Staatsteil, so dass er mich im Gesamtergebnis sogar heruntergezogen hat ;)
:alright Ach komm, so schlecht sind 15,78 Punkte im Gesamtergebnis doch nun auch nicht. ;)
Also in Heidelberg darf man sich an der Uni mit einem solchen Ergebnis nicht blicken lassen [-X
The way I see it, every life is a pile of good things and bad things. The good things don’t always soften the bad things, but vice versa, the bad things don’t always spoil the good things and make them unimportant.
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

JulezLaw hat geschrieben:
Survivor hat geschrieben:
julée hat geschrieben: Bei mir war etwa der SPB geringfügig schlechter als der Staatsteil, so dass er mich im Gesamtergebnis sogar heruntergezogen hat ;)
:alright Ach komm, so schlecht sind 15,78 Punkte im Gesamtergebnis doch nun auch nicht. ;)
Also in Heidelberg darf man sich an der Uni mit einem solchen Ergebnis nicht blicken lassen [-X
Wie gut, dass ich es nie in Heidelberg versucht habe ;)
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

Tobias__21 hat geschrieben:Ich weiss ja nicht was Ihr alle für Schwerpunkte gemacht habt und wo das eigentlich mit den "Kuschelnoten" herkommt. Ich jedenfalls musste in meinem SPB richtig ackern und Punkte verschenkt wurden da schon zweimal nicht!
Es war jedenfalls in der Anfangsphase so, dass tlw im SPB ziemlich gute Noten vergeben wurden; das hat sich tlw wieder gegeben. Und ich denke, jeder kennt jemanden, der im SPB im Vergleich zum Staatsteil ein wahnsinnig gutes Ergebnis hat - wenn es nicht an der Uni gar den ein oder anderen SPB gibt, wo es bekanntermaßen nur gute bis sehr gute Leistungen gibt.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
OJ1988
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4498
Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von OJ1988 »

Klar. Wer im Schwerpunkt nicht mindestens ein "gut" hat, hat tendenziell verkackt.
Brainiac
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1559
Registriert: Montag 10. März 2014, 08:03

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Brainiac »

OJ1988 hat geschrieben:Klar. Wer im Schwerpunkt nicht mindestens ein "gut" hat, hat tendenziell verkackt.
Ich habe kein Gut im Schwerpunkt. Insgesamt hat es aber dann doch für eins gereicht. Ehrlich gesagt, kenne ich sogar recht viele Leute, bei denen der SP schlechter ausfiel als die Ergebnisse des staatlichen Teils oder letzteren mehr oder weniger entsprach. Auch und gerade im (staatlich) zweistelligen Bereich.
Andererseits gibt es auch krasse Divergenzen: Eine Freundin hat Sehr gut im SP und knappes VB im staatlichen Teil.
Unterm Strich kann man - angesichts der Statistiken wird es da kaum Zweifel geben - schon sagen, dass im SP im Schnitt recht deutlich besser benotet wird als im staatlichen Teil. Von Mondnoten oä würde ich aber nicht sprechen.

Zurück zur Bedeutung des SPBs für das spätere Berufsleben: mE eher gering. Kann ein Pluspunkt sein. Hindert aber keineswegs an schwerpunktfremder Tätigkeit.
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

@Brainiac: natürlich kann die Note im SPB zu Recht deutlich besser als der Staatsteil ausfallen. Allerdings lässt sich auch im SPB - ungeachtet der höheren Motivation und des höheren Interesses der Studenten - die gleiche Bandbreite an juristischer Begabung feststellen, nämlich zwischen "ob man da noch 4 Punkte geben kann?" und "Wahnsinn, ganz klar sehr gut". Vor dem Hintergrund ist mir ein SPB, in dem sich diese Stufung nicht halbwegs wiederfindet, einigermaßen subspekt, insbesondere wenn Noten unterhalb von 10-12 Punkten quasi nicht vorkommen. Und in der Konstellation kann man m. E. auch von Mondnoten sprechen.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Brainiac
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1559
Registriert: Montag 10. März 2014, 08:03

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Brainiac »

@julée:
Ich habe mal vor einiger Zeit mit einem Kumpel die Notenverteilung in den SPBen meiner Uni (ich meine über 3 oder 4 Semester) mit der im Examen (je 1-2 jahre später) verglichen. Auffallend ist, dass in der ersten Hälfte der Notenskala (bis einschließl. 9 Punkte) die Noten besonders stark voneinander abweichen. Im SPB gibt es in diesem Bereich eine enorm große Häufing derjenigen Ergebnisse, die am oberen Ende liegen. Schlechte Noten wurden sehr selten verteilt. Im Bereich zwischen 9 und 11/12 (11,5) Punkten fiel diese Divergenz immer noch zugunsten des SPBs aus, allerdings deutlich weniger stark als im ersten Cluster. Ab 11/12 (11,5) Punkten war die Verteilung schon recht dicht aneinander, mit abnehmenden Vorsprung für den SPB. Sehr dicht wurde es dann ab 14 Punkten.

Danach bin ich zu der Vermutung gekommen, dass die (teils große) Differenz der durchschnittlichen Bewertung von SPB und staatlichem Teil (an meiner Uni) vor allem - wenngleich selbstredend nicht nur - dadurch zustande kommt, dass in den unteren Punkteregionen deutlich besser bewertet wird. Die überproportional gute Bewertung in den SPBen findet danach recht stark degressiv statt. Daher die Verneinung von (systematischen) Mondnoten.
Die Erfahrungen aus meinem Nahbereich unterstützen dies.

Das Ganze ist aber natürlich keine wissenschaftliche Untersuchung, sondern das Ergebnis eines langweiligen Nachmittags. Eine solche war mit den zur Verfügung stehenden Statistiken v.a. auch deswegen schon gar nicht möglich, weil etwa die verfügbare Datenmenge recht gering war (4 SP-Semester, 1 Uni) oder die Notenabstufungen andere sind. So ist in den uniinternen SPB-Statistiken eine Abstufung der Note in 1er-Schritten vorgenommen, in den Examensstatistiken findet man aber eigentlich immer nur die Abstufung nach Notenstufen.
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

@Brainiac: Hattest Du die vollständigen Zahlen zur Verfügung oder war es nur eine grobe Schätzung à la "5 haben im Staatsteil ein sehr gut, also werde die auch die besten im SPB sein"?

Eine gewisse Degression bei der Notenverteilung ist sicherlich plausibel - insbesondere, wenn es keine handfesten, anonymen Klausuren gibt, dürften weniger als 7 Punkte im SPB eher Seltenheitswert haben, selbst bei sehr schwachen Kandidaten. Umgekehrt dürften über 16 Punkte im Gesamtergebnis auch bei sehr guten Kandidaten eher selten sein, insbesondere da in diesen Notensphären ein Ausgleich eines einzelnen Ausrutschers nach unten kaum möglich ist und es dann schneller als man gucken kann, 2-3 Punkte weniger im SPB werden. Lässt man dies außer Acht und schaut allein auf die Einzelnoten, so stellt sich bei den guten bis sehr guten Kandidaten zudem das "Problem", dass die Notenskala nach oben hin begrenzt ist, d. h. dem 13 Punkte-Kandidaten kann man max. 5 Punkte "zuviel" geben (und bei 18 Punkten mag es doch eine gewisse Scheu geben, so dass es eher 16-17 Punkte werden), während man dem 4 Punkte-Kandidaten ohne weiteres 6 Punkte "zuviel" geben kann.

Daraus, dass Du für Deine Fakultät nachgewiesen hast, dass es dort eher keine Mondnoten für alle gibt, sondern nur eine leicht bis krass verschobene Notenskala im SPB, bedeutet aber nicht, dass es nicht anderswo möglicherweise Mondnoten gibt. Und ich halte es schon für leicht erklärungsbedürftig, wenn man Kandidaten, die im Staatsteil um die 4 Punkte bangen müssen, im SPB auch 9-10 Punkte gibt und etwaige Defizite nicht bemerkt haben will - oder sie allenfalls darin zum Ausdruck kommen, dass es keine 12+ Punkte geworden sind.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Antworten