Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben?

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Tibor
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Tibor »

Ihr blutet, weil ihr es übertreibt. Die Zwischenprüfung muss bestanden werden. Nicht weniger, nicht mehr. Niemand interessiert, ob du in Strafrecht BT1 irgendwann 12 oder 5 Punkte hattest, es sei denn du willst irgendwelche Stipendien abstauben. Man kann entweder kontinuierlich seine 5-10h je Woche neben den VL und AG lernen oder im Semester nix tun und dann 2 Wochen ne 40h Woche einlegen. Ich hab neben VL und AG einfach jeweils ein Lehrbuch gelesen, meist aus der Schwerpunkte Reihe oder Grundrisse des Rechts. Dazu die AG Fälle wiederholt und gut. Selbst für die großen Scheine hab ich nur wenig mehr getan. Richtig reinhauen kann man dann im Schwerpunkt und in der Examensvorbereitung. Wer zu früh Gas gibt, dem geht hinten raus der Sprit aus. Also langsam angehen. Und wenn es mit moderatem Lernaufwand nicht wenigstens zu 4 Punkten reicht, sollte man überlegen, ob es das richtige Studienfach ist.
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mea parvitas
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von mea parvitas »

Sei froh, dass du für deine Klausuren ackern musst. Ich habe damals zwei Wochen vor den Klausuren (a 3-4 Stunden pro Tag) gelernt. Es war viel zu einfach die Klausuren (auch gut) zu bestehen, so dass man nur für den Schein und nicht für das dauerhafte Verständnis gelernt hat.
Mangelnde Zeit als Ursache für ausbleibendes wissenschaftliches Arbeiten, halte ich für absurd. Ich würde eher mangelndes Interesse der Studierenden benennen. Natürlich sind daran nicht nur die Studierenden, sondern auch der ganze Curriculum schuld. Ich musste z.B. während meines gesamten Studiums nur einen einzigen Vortrag halten. Das ist doch absurd, wenn man sich mal überlegt, dass unser einziges und wichtigstes Handwerkzeug die (gesprochene) Sprache ist!

Ich bin jeden Tag in der Bib. Jedes mal, wenn ich mir denke, was mir wieder für ein Volldepp gegenüber sitzt, der seit einer Stunde nur auf sein Handy starrt, entdecke ich in der linken Ecke seines Tisches eine Strandausgabe des BGB. Vllt ist es in anderen Studienfächern auch nicht anders, aber die Arbeitseinstellung bei Jura ist ne Katastrophe. Zwar behaupten immer alle, sie würden so viel lernen, wenn das lernen aber darin besteht, seinem Kollegen bei WhatsApp zu schreiben, was denn am Wochenende gehe, ...

Wie man das in Einklang bringen kann, weiß ich nicht. Erhöhte Anforderungen bei Semesterabschlussklausuren, mehr Seminare, fächerübergreifende Scheine?
Samson
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Samson »

Du erinnerst mich an die Leute, die immer grimmig geguckt haben, wenn man in der Bib zwischendurch in einem Comic geschmökert hat. Was spricht denn gegen gelegentliche Chats?

Und was hast du gegen die Strandausgabe? Die benutze ich nur noch, der Schönfelder ist doch schlicht unästhetisch.
mea parvitas
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von mea parvitas »

Ich benutze fast auch nur die Strandausgaben, war nicht despektierlich gemeint; ich finde nur den Ausdruck, den ich von einem meiner Professoren übernommen habe, amüsant.
Der Typ in meiner Beschreibung chattet nicht gelegentlich, sondern nahezu dauerhaft. Ist wunderbar, wenn Ton und Vibration eingeschaltet sind.
Samson
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Samson »

mea parvitas hat geschrieben:Ich benutze fast auch nur die Strandausgaben, war nicht despektierlich gemeint; ich finde nur den Ausdruck, den ich von einem meiner Professoren übernommen habe, amüsant.
Der Typ in meiner Beschreibung chattet nicht gelegentlich, sondern nahezu dauerhaft. Ist wunderbar, wenn Ton und Vibration eingeschaltet sind.
Wahrscheinlich erörtert er Rechtsprobleme.
Tobias__21
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Tobias__21 »

mea parvitas hat geschrieben: Das ist doch absurd, wenn man sich mal überlegt, dass unser einziges und wichtigstes Handwerkzeug die (gesprochene) Sprache ist!
Ist das so?
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Samson
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Samson »

Tobias__21 hat geschrieben:
mea parvitas hat geschrieben: Das ist doch absurd, wenn man sich mal überlegt, dass unser einziges und wichtigstes Handwerkzeug die (gesprochene) Sprache ist!
Ist das so?
Nein.
Tobias__21
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von Tobias__21 »

Die Frage war eher rhetorisch gemeint :D Selten so einen (entschuldige bitte) blödsinnigen Post gelesen. Ohhh, der hat nur ne Taschenbuchausgabe, ooohhh, der schaut auf sein handy, oooh, der arbeitet ja gar nicht wissenschaftlich. Bla bla bla :D
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julée
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Re: Universitäre Schwerpunkte: eine Entscheidung für's Leben

Beitrag von julée »

in dubio hat geschrieben:Nachdem es ein paar mal angeklungen ist, dass im Strafrecht ein entsprechender Schwerpunkt von Vorteil ist: Ich wüsste nicht, wieso. M.E. gilt da dasselbe, wie bei allen anderen Schwerpunkten auch: man legt sich mit der Wahl des SPB auf rein gar nix fest.

Eine Ausnahme gibt es evtl. für schwächere Absolventen. Wer mit nicht so dollen Noten in das Berfusleben startet, kann damit zumindest ein langfristiges Interesse an einem bestimmten Rechtsgebiet nachweisen. Wenn die Noten passen, schadet aber auch kein Examen in Rechtsgeschichte.
Bei Doppel-VB oder besser ist der Schwerpunkt sicherlich ein Stück weit "egal" (insbesondere wenn es Richtung Justiz oder GK geht), aber auch wenn man ex ante davon ausgehen kann, im Examen zumindest 7-8 Punkte zu erreichen, macht es m. E. Sinn, die Chance auf eine erste Spezialisierung nicht leichtfertig zu vergeben. Und wer sich lieber mit Rechtsgeschichte beschäftigt, der sollte sich wenigstens zu Beginn des Refs Gedanken über eine Spezialisierung machen.
Jora hat geschrieben:Das Argument, dass durch Abschlussklausuren eine Lernkontrolle stattfindet, kann man durchaus gelten lassen. Ich habe dennoch den subjektiven Eindruck, dass wir echt für unsere Noten bluten. Meine Freunde die Lehramt machen schauen mich total verduzt an, wenn ich denen von Jura berichte. Nach deren Aussage schreiben die teilweise gar keine Klausuren.
Dafür schreiben die im Zweifelsfall genügend Hausarbeiten und halten zahlreiche Seminarvorträge. Ist ja nicht so, dass andere Studiengänge so völlig ohne Aufwand zu betreiben sind - nur sind dort dank Noteninflation die Resultate regelmäßig "besser".
Darauf wollte ich eigentlich hinaus. Ich habe auch wirklich persönlich nicht das Gefühl, ein freies Studium mit den üblichen Klischees zu betreiben. Wenn ich mal nen Tags nichts lerne habe ich totale Panik nicht mehr mitzukommen. :lmao: Bin da wahrscheinlich einfach vom Typ her zu übervorsichtig.
Das Problem scheint mir hausgemacht zu sein: Ja, man muss mitunter viele Klausuren schreiben, aber es bleibt während des Semesters sehr viel Zeit übrig, sich in Vorlesungen zu setzen, die weder examens- noch scheinrelevant sind, Einzelprobleme nachzulesen usw. Man muss nur ggf. auch damit leben können, dass möglicherweise mal eine der - in der Regel höchst irrelevanten - Klausurnoten etwas schlechter ausfällt. Das ist doch gerade der Vorteil am Jurastudium: Die Noten aus dem Grundstudium interessieren später niemanden und fließen nicht in die Abschlussnote ein.

PS. An unserer Uni muss man 4 Wirtschaftsscheine nebenbei machen, um zum Examen zugelassen zu werden.
Ich musste damals immerhin 2 Wirtschaftsscheine machen, um zum SPB zugelassen zu werden. Hat mich dennoch nicht davon abgehalten, im gleichen Zeitraum einen zweiten Grundlagenschein zu machen und diverse Vorlesungen außerhalb der unmittelbar scheinrelevanten Vorlesungen zu besuchen.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
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