Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

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Weltraumbaer
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Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

Beitrag von Weltraumbaer »

Tach,

Nerven liegen einfach blank bei mir. Panik. Angst. Titanic traf den Eisberg und ich in der 3. Klasse ... Zuviel Stoff, zu wenig Zeit. Es ist so, als würde ich ein Leck stopfen und durch die Druckveränderung entsteht ein anderes.

Sachverhalt

In den kommenden zwei Wochen liegen drei Abschlussklausuren an:

Zivilrecht: Gesellschafts-, Handels- und Arbeitsrecht
Öffentliches Recht: Verwaltungsrecht mit Polizei- und Ordnungrecht und Bau- und Kommunalrecht
Strafrecht: Vermögensdelikte und StPO.

Bereits jetzt habe ich bezüglich öffentlichem Recht habe ich kapituliert und ziehe mich aus der verlorenen Schlacht zurück und je länger ich Zivilrecht versuche noch einmal zu überblicken, stelle ich fest, dass absolut versagt habe.

Ich hatte das Problem einmal geäußert gehabt, dass ich nicht der schnellste Lerner bin und mit diesem Wissen fing ich am Tag 1 des neuen Semesters an zu ackern: Vorlesungen nach- und vorgearbeitet. Ein penibles eigenes Skript verfasst. AGs immer besucht und doch muss ich feststellen:

Es war für die Katz. Nichts ist hängen geblieben, alles ist so, als würde ich es zum ersten Male sehen und es kommt mir altgriechisch vor. Amnesie. 7 Tage vor der Prüfung.

Ich schaue auf mein scheinperfektes Skript und stelle fest: Warum habe ich Idiot in Form eines Fließtextes geschrieben, dass mir nun das wiederholende Lesen zur Qual macht?! Ein detailreiches, schwer zu verdauendes und durchschauendes Skript, das ich selbst nicht mehr verstehe. Schlimmer noch: ich habe nicht einmal den Stoff der Vorlesung eines Faches durchgearbeitet; über all fehlen mir ganze Themenbereich - wie z.B. die GmbH bei Gesellschaftsrecht oder Handelskauf im Handelsrecht. Die Krönung: in anderen Fächern habe ich nicht einmal 50 Prozent geschafft nachzuarbeiten. Ich habe mein Schwerpunkt so sehr auf das eine gelegt, sodass das andere vollkommen liegen blieb.

Kurzum: ich habe mein Semester - erneut wie auch mein letztes - vollkommen falsch organisiert und stehe jetzt vor dem Dillema: es hinnehmen und mit erhobenem Haupt in die Prüfung ziehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit versagen oder den Rückzug antreten an einem anderen Tag wiederkehren ...

Meine größte Angst ist die, dass ich nun wahrscheinlichen einen von drei Versuchen verschwenden werde. Ich habe das Schicksal eines Freundes vor Augen, der nun in zwei Drittversuche gehen muss und ich habe Panik davor auch so zu enden ... Andererseits will ich meinen Freischuss halten und nicht das Studium in die Länge ziehen.

Mich verunsichert die Lage ungemein, vor allem in der Tatsache dass die Probeklausuren ein Desaster bereits waren hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes Existenzängste ...

Rat?
Honigkuchenpferd
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Re: Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Auch mit wenig Vorwissen kann man Gesellschafts- und Handelsrecht, ggf. auch Arbeitsrecht, in dieser Zeit schaffen. Hier würde ich den Schwerpunkt setzen. Kauf dir die Hemmer-Fallbücher ("Die wichtigsten XY Fälle") und arbeite sie durch. Damit gewinnt man rasch einen guten Überblick über das, was in Abschlussklausuren typischerweise abgefragt wird.

Für die Zukunft muss du auf jeden Fall an deiner Lernstrategie arbeiten, aber "Existenzängste" muss man jetzt wegen ein paar - nicht geschriebenen oder versemmelten - Prüfungen im Studium auch nicht haben.
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Weltraumbaer
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Re: Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

Beitrag von Weltraumbaer »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:Auch mit wenig Vorwissen kann man Gesellschafts- und Handelsrecht, ggf. auch Arbeitsrecht, in dieser Zeit schaffen. Hier würde ich den Schwerpunkt setzen. Kauf dir die Hemmer-Fallbücher ("Die wichtigsten XY Fälle") und arbeite sie durch. Damit gewinnt man rasch einen guten Überblick über das, was in Abschlussklausuren typischerweise abgefragt wird.

Für die Zukunft muss du auf jeden Fall an deiner Lernstrategie arbeiten, aber "Existenzängste" muss man jetzt wegen ein paar - nicht geschriebenen oder versemmelten - Prüfungen im Studium auch nicht haben.
Die 52 wichtigsten Fälle von Hemmer, ja. Ich habe mich jetzt eher auf AG-Fälle konzentriert. Ich lese mir die noch einmal durch und versuche viel aus ihnen zu sammeln - Wissen und Falllösungstechnik. Für Skripte scheint mir doch die Zeit zu knapp, oder? Meinst du mir durcharbeiten, sie durchzulesen?

Für die Zukunft gedenke ich mich nur auf Vorlesungsinhalte zu konzentrieren, also nur das was auch von Professor irgendwie erwähnt wird. Ich merke, dass meine Skripte eher für die Vertiefung als für Überblick geeignet sind. Dann natürlich als leicht verdauliche Stichpunkte und keine Fließtexte.

Edit: ein weiteres Problem ist, dass ich ein Spätzünder eher bin: ich brauche sehr lange um Dinge zu verinnerlichen und mir fällt es schwer das gelernte zu behalten. Bereits von 1 Stunde mehrmals gelesenes scheint nach kurzerhand weg zu sein ...

Ich will halt nicht aus dem Studium fliegen und wenn ich sehe, wieviele schon rausgeflogen sind, wird mir mulmig.
Honigkuchenpferd
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Re: Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Konzentriert durchlesen geht auf jeden Fall und bringt schon einiges. Handels- und Gesellschaftsrecht sind zwei eher dünne Fallbücher. Das solltest du schon schaffen, du musst dich halt zusammenreißen. Bei Arbeitsrecht kann es knapp werden.

Auf jeden Fall sollte man sich bei wenig Wissen im Zweifel auf eine Klausur fokussieren, damit man wenigstens diese besteht.
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Weltraumbaer
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Re: Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

Beitrag von Weltraumbaer »

Honigkuchenpferd hat geschrieben:Konzentriert durchlesen geht auf jeden Fall und bringt schon einiges. Handels- und Gesellschaftsrecht sind zwei eher dünne Fallbücher. Das solltest du schon schaffen, du musst dich halt zusammenreißen. Bei Arbeitsrecht kann es knapp werden.

Auf jeden Fall sollte man sich bei wenig Wissen im Zweifel auf eine Klausur fokussieren, damit man wenigstens diese besteht.
Alles klar. Ich schau dann morgen mal in der Buchhandlung vorbei. Konzentriert lesen. Ok.

Deinen letzten Satz hatte ich auch im Sinn. Versuche sind halt zu wichtig in meinen Augen um verschwendet zu werden.
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Re: Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

Beitrag von OJ1988 »

Du hast jetzt 2 Möglichkeiten:

1. Hinsetzen und Lernen
2. Sich komplett verrückt machen mit ggf. verlorenen Versuchen und wilden Existenzängsten.

Letzteres ist freilich selbsterfüllend.
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scndbesthand
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Re: Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

Beitrag von scndbesthand »

Es bringt jetzt nichts, an den Fehlern des Semesters zu verzweifeln. Nach den Klausuren ist noch genug Zeit, sich über die notwendigen Änderungen des Lernsystems Gedanken zu machen (z. B. Einbau von konsequenten Wiederholungsphasen zu den klausurwesentlichen Inhalten statt große Lehrbuchschwarten verskripten).

In einer Woche kann man doch noch einiges reißen.

Ich empfehle konsequentes Arbeiten mit dem Gesetz (!) und Studium klausurtypischer Fälle unter Berücksichtigung der in der Vorlesung gesetzten Schwerpunkte. Wichtige Schemata und Definitionen, die Du Dir nicht merken kannst, abschreiben und 50 Mal laut aufsagen. Am nächsten Tag wirst Du die Sachen immer noch wissen.


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Weltraumbaer
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Re: Klausuren schieben oder bewusst scheitern? Hilfe.

Beitrag von Weltraumbaer »

Danke für die Tipps.

Ich werde mir jetzt Anhand der Fälle, die in den Arbeitsgemeinschaften behandelt wurden, die Schwerpunkte der Vorlesung herausziehen. Die belaufen sich meist immer auf Haftung der Gesellschafter gegenüber Dritten. Darüber werde ich mich einlesen und den Fallaufbau verinnerlichen

Denke, dass mache ich jetzt in allen Fächern.

@Honigkuchenpferd: die Hemmer-wichtigsten-Fälle-Skripte habe ich mir angesehen und die waren schon etwas zu lang. Aber langfristig kann man gut mit denen arbeiten.

Danke an alle für Rat und Zuspruch!
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