Ist Jura das Richtige für mich?

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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j_laurentius
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Re: Ist Jura das Richtige für mich?

Beitrag von j_laurentius »

Ich finde, Jura ist erstens gut geeignet für Leute, die keine wirklich spezifischen Interessen haben, und zweitens ist ein Jurastudium etwas, was man getrost einfach mal ausprobieren kann. Auch wenn man nach einem oder zwei Semestern sagen sollte, dass man das Studium nicht fortsetzen möchte, ist man in der Zeit des Jurastudiums bestimmt nicht dümmer geworden. Es dürfte wenige Studienfächer geben, die vom ersten Tag an so viele (Er-)Kenntnisse fürs tägliche Leben bieten, wie das Jurastudium. Wenn Du, Sophia, mit Deiner bisherigen Studienwahl nicht zufrieden bist, versuche Dich halt mal daran. Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen.

Und ich persönlich habe das Studium ebenfalls völlig unbeleckt und unvorbereitet aufgenommen. Ich wollte bis zum Abi immer irgendetwas Naturwissenschaftliches studieren, habe mich in der Oberstufe auch entsprechend "spezialisiert", habe mir dann nach dem Abitur aber gedacht, es wäre vielleicht nicht schlecht, mal ein bisschen über den Tellerrand hinauszuschauen. Und da bot sich die Juristerei halt an, weil ich definitiv nichts Geisteswissenschaftliches, Sprachliches oder Künstlerisches studieren wollte (über Volkswirtschaftslehre hatte ich noch nachgedacht, aber Jura schien mir doch die bessere Wahl zum Ausprobieren zu sein). Weder in meiner Verwandtschaft noch in meiner damaligen Bekanntschaft gab es Juristen, aus meinem schulischen Jahrgang begann keiner sonst ein Jurastudium, ich hatte in der Schule nichts mit dem Recht zu tun und hatte keine Ahnung, was das Jurastudium bietet und was man dort lernt. Ich bin mit dem Vorurteil an das Studium herangegangen, dass es mir bestimmt nicht gefallen würde - Jura hatte für mich den Ruch, fürchterlich trocken und anstrengend zu sein - und ich nach kurzer Zeit wieder aussteigen würde. Dem war dann nicht so, wie man jetzt sieht O:) Und ich war da kein Einzelfall.

Viele Grüße, Jana
Amtsschimmel
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Re: Ist Jura das Richtige für mich?

Beitrag von Amtsschimmel »

s0phia hat geschrieben:Oh noch etwas... in Foren ließt man häufiger, dass gute Noten in Mathe wichtig seien, weil sie Rückschlüsse auf die Fähigkeiten zum logischen Denken erlauben würden - dazu lässt sich nur sagen, dass Mathe mein absolut einziges schlechtes Fach war. Für Finanzen und die "unternehmerischen" Aspekte von Zahlen etc. interessiere ich mich zwar sehr, für Fragen wie "wie leite ich diese Formel etc. her" konnte ich mich allerdings noch nie erwärmen. In wie weit seht Ihr als Juristen bzw. Jurastudenten einen Zusammenhang zwischen Mathematik und der Jurisprudenz?
Mietspantrakt hat geschrieben:eine mathematische begabung und die faehigkeit zum abstrakten denken sind die grundschluessel zum erfolg in jura. du musst die hinter dem gesetz stehenden strukturen und wertungen erkennen und sodann auf konkrete faelle anwenden koennen. jura ist ein eigenes formelsystem aus regeln, ausnahmen und gegenausnahmen; aus analogien, umkehrschluessen und teleologischen reduktionen. (im examen) belohnt wird derjenige, der diese denkfiguren schnell anwenden und das ganze in bestzeit in der durchtechnisierten juristischen sprache zu papier bringen kann.
Also eine mathematische Begabung halte ich für absolut vernachlässigbar, solange man Addition und Subtraktion beherrscht und nicht unbedingt einen Schwerpunkt im Steuerrecht anstrebt. Es kommt eher auf die Fähigkeit zum logischen Denken und Argumentieren an. Ich war in Mathematik schwach, konnte aber super argumentieren und habe das beste Deutsch-Abitur meines Jahrgangs an meinem Gymnasium abgelegt. Logisches Denken anhand von Lebenssachverhalten, was Jura ausmacht, ist halt was anderes als mathematisches logisches Denken. Und bei Mathematikern fällt mir auch immer wieder auf, dass es an Letzterem nicht mangelt, dafür umso mehr an Ersterem, also einem klaren Bezug zur Realität :-w ...

Darüber hinaus ist es auch nicht schlimm, wenn man in der Schulzeit kein sonderliches Interesse an Recht verspürt hat. Sicherlich trägt dazu auch der eher dröge Politik-Unterricht bei. Ich kann sogar feststellen, dass sich viele meiner Komilitonen erst aufgrund des Jura-Studiums für Politik und Gesellschaft verstärkt zu interessieren begannen.
s0phia hat geschrieben: Was mich auch abschreckt ist die Tatsache, dass es ein so wenig durch Prüfungen strukturiertes Studium ist und man nach dem Scheitern im Examen o.Ä. vor fünf oder sechs verlorenen Jahren steht (wobei ich bisher lerntechnisch immer sehr gut organisiert war).
Ja, Jura erfordert sehr viel Eigeninitiative. Du hast keinerlei Pflichtveranstaltungen, und die Zahl der zu bestehenden Prüfungen bis zum Examen ist auch überschaubar. Man kann sich das relativ frei einteilen, einzig die Zwischenprüfung mag nochmal vielleicht etwas Druck erzeugen, die ist aber auch wesentlich entspannter als in Bachelor-Studiengängen. Also wer das echte Studentenleben mal erleben möchte, ist bei Jura sicherlich nicht falsch. Es gibt aber auch gerade bei Jura finde ich viele Leute, die sich da durchaus mitreißen lassen und auch über die "Pflicht" hinaus irgendwas machen. Und wenn das nur die Teilnahme an einem Moot Court, an einer Legal Clinic oder die Mitgliedschaft bei ELSA ist...
s0phia hat geschrieben: Vor kurzem wurde mir die Arbeit als Jurist außerdem als das schlichte emotionslose Betrachten eines Sachverhalts beschrieben, was sich aus der Perspektive eines Laien wie mir auch nicht besonders spaßig anhört.
Na gut, bis zum ersten Examen nehmen einen die Fälle eh nicht sonderlich emotional mit, da es meistens eh nur um die Personen A und B geht, also keinen den man kennt :lmao: . Im Referendariat und erst recht nach dem 2. Examen hat man dann mit echten Schicksalen zu tun. Da muss man sich dann halt von frei machen können.
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Re: Ist Jura das Richtige für mich?

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Amtsschimmel hat geschrieben:Na gut, bis zum ersten Examen nehmen einen die Fälle eh nicht sonderlich emotional mit, da es meistens eh nur um die Personen A und B geht, also keinen den man kennt :lmao: .
Na wenn Du Dich da reinsteigerst und Dir Person A als binomische Zielformel Deiner Stalking-Träume vorstellst, wäre es zumindest denkbar. :D
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Re: Ist Jura das Richtige für mich?

Beitrag von Koala_Desperado »

Das mit der mathematischen Begabung liest man immer wieder - und ich kann es überhaupt nicht bestätigen.

Jura ist vornehmlich Textanalyse. Das hat natürlich auch was mit logischen Strukturen zu tun, m.E. jedoch eher nicht in einem mathematischen, sondern in einem grammatischen Sinn. Wie man an Jura herangeht und was man als gute Vorbedingung auffasst, mag persönlich unterschiedlich sein. Bei mir war es jedoch so, dass ich schon immer Freude an Sprache hatte und Deutsch in der Schule mein Lieblingsfach war. M.E. kam genau dies im Jurastudium zum Tragen, weil man Texte analysieren und interpretieren sowie in einen Kontext bringen musste - und ein ganz wesentlicher Aspekt ist die Fähigkeit, gut Texte zu verfassen (ich halte das sogar für (mindestens) genauso wichtig wie das Erlernen des Stoffes).
Kurzum: Sprache ist das Handwerk des Juristen und damit muss er umgehen können. Es reicht nicht, wenn man zwar alles weiß, das aber nicht verständlich zu Papier bringen kann.

Ein allgemeines gesellschaftliches Interesse ist m.E. ebenfalls von Vorteil, um das Rechtssystem zu verstehen.

Das soll jetzt kein verbindlicher Rat zum Studium sein; ich wollte nur einmal deutlich machen, dass ich die These vom Vorteil mathematischer Begabung nicht bestätigen kann.
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famulus
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Re: Ist Jura das Richtige für mich?

Beitrag von famulus »

Das muss man auch nicht groß weiter diskutieren. Es scheint seit eh und je Mietspantrakts heilige Mission zu sein, eine Mathematikbegabung als den Schlüssel zum Prädikat zu preisen. Wahrscheinlich war er selbst in Mathe ganz gut und führt nun seine juristische Brillanz hierauf zurück.

Mir scheint es in der Juristerei von großem Vorteil zu sein, wenn man grundsätzlich sehr interessiert und vielleicht auch skeptisch ist. Wenn man insbesondere alles zunächst einmal hinterfragt - "Wo steht das?" und "Aus welchem Grund ist das so?" Wenn man Sachen gern auf den Grund geht. Zu diszipliniert strukturiertem/schematischem Denken und Arbeiten sollte man natürlich ebenfalls imstande sein. Und tatsächlich sollte man sich schon auch viel merken können, denn DASS es zu irgend etwas ein Gesetz gibt (mit dem man dann wunderbar umgehen kann), ist ja nicht immer offensichtlich.
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Re: Ist Jura das Richtige für mich?

Beitrag von Swann »

famulus hat geschrieben:Das muss man auch nicht groß weiter diskutieren. Es scheint seit eh und je Mietspantrakts heilige Mission zu sein, eine Mathematikbegabung als den Schlüssel zum Prädikat zu preisen. Wahrscheinlich war er selbst in Mathe ganz gut und führt nun seine juristische Brillanz hierauf zurück.
Mir ist das aber lieber als dieser Vierte-Dimension-Kokolores, den er vorher verbreitet hat.
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Re: Ist Jura das Richtige für mich?

Beitrag von thh »

famulus hat geschrieben:Das muss man auch nicht groß weiter diskutieren. Es scheint seit eh und je Mietspantrakts heilige Mission zu sein, eine Mathematikbegabung als den Schlüssel zum Prädikat zu preisen.
Die Argumentation halte ich im Grundsatz für schlüssig. Rechtswissenschaft ist nicht nur Textanalyse - es bedarf auch des Verständnisses der Struktur und damit des abstrakten Denkens, das auch für Mathematik (nicht: Rechnen) und Informatik wichtig ist. Von den klassischen Schulfächern passt die Mathematik am ehesten auf diesen Teil des "juristischen Profils". Richtigerweise geht es aber nicht um eine mathematische Begabung, sondern um die Fähigkeit zur Abstraktion.
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Re: Ist Jura das Richtige für mich?

Beitrag von Abschreiber »

Amtsschimmel hat geschrieben: Also eine mathematische Begabung halte ich für absolut vernachlässigbar, solange man Addition und Subtraktion beherrscht und nicht unbedingt einen Schwerpunkt im Steuerrecht anstrebt.
Auch dafür im Wesentlichen vernachlässigbar.
Die Unkenntnis der Steuergesetze befreit nicht von der Pflicht zum Steuerzahlen.
Die Kenntnis aber häufig.
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