Klausuren - der entscheidende Faktor?

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

freutmann
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 17
Registriert: Sonntag 16. April 2017, 21:07

Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von freutmann »

-
Zuletzt geändert von freutmann am Dienstag 11. April 2023, 12:22, insgesamt 1-mal geändert.
Honigkuchenpferd
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4770
Registriert: Freitag 9. August 2013, 12:32
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Auch schlichtes Pech kann eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Gleichwohl klingen deine Schilderungen danach, dass es an Grundlagenwissen (Schemata, Definitionen) und Klausurpraxis gefehlt hat.

Wie viele Klausuren man schreiben sollte, hängt stark vom jeweiligen (Lern-)Typ ab. Nach meinem Eindruck merken viele Leute aber erst beim Schreiben von Klausuren, ob bzw. inwieweit sie den Stoff wirklich verstanden haben. Man kann nämlich sehr viel konsumieren und ggf. auch irgendwie wiedergeben, ohne es auch im Rahmen einer Klausur anwenden zu können.

Ich habe den Eindruck, dass dir gerade diese Transformation des Wissens nicht gelungen ist.
"Honey, I forgot to duck."
freutmann
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 17
Registriert: Sonntag 16. April 2017, 21:07

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von freutmann »

-
Zuletzt geändert von freutmann am Dienstag 11. April 2023, 12:22, insgesamt 1-mal geändert.
Honigkuchenpferd
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4770
Registriert: Freitag 9. August 2013, 12:32
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von Honigkuchenpferd »

Es ist schwer, da etwas Konkretes zu sagen. Das hängt ja auch davon ab, warum das Ergebnis nicht zufriedenstellend war.

Insofern kann ich dir nur sagen, dass in meinem Freundes- und (erweiterten) Bekanntenkreis die Leute im Schnitt zwischen 10 und 12 Monate nach dem ersten schriftlichen Durchgang erneut geschrieben haben.
"Honey, I forgot to duck."
freutmann
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 17
Registriert: Sonntag 16. April 2017, 21:07

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von freutmann »

-
Zuletzt geändert von freutmann am Dienstag 11. April 2023, 12:22, insgesamt 1-mal geändert.
Honigkuchenpferd
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4770
Registriert: Freitag 9. August 2013, 12:32
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von Honigkuchenpferd »

freutmann hat geschrieben:Ich erwäge momentan, mir als spätesten Termin den April nächsten Jahres (in genau einem Jahr) zu setzen. Der Plan ist, vor allem Klausuren zu schreiben und ich fürchte mich davor, jetzt durch Ungeduld voreilig in das Examen zu gehen - ich möchte schon, dass der 2. Versuch sitzt.

Siehst du eine etwas längere Vorbereitung kritisch?
Nicht unbedingt. Das hängt vor allem davon ab, ob du dich damit wohlfühlst und ob irgendwelche äußeren Zwänge (Finanzierung usw.) bestehen. Noch einmal ein volles Jahr Examensvorbereitung ist viel Zeit und kann sehr anstrengend sein. Aber wenn du die Examensvorbereitung bislang nicht als besonders anstrengend bzw. nervtötend empfunden hast, sehe ich zumindest darin kein (größeres) Problem.

Überhaupt kann man im Jurastudium (und auch danach) an so vielen Ecken und Enden Zeit verlieren, dass es auf ein paar Monate mehr oder weniger wirklich nicht ankommt.

Bei allem ist aber natürlich auch die Frage, welche Note du dir wünschst. Aus einem "ausreichend" kann man ggf. recht schnell ein "befriedigend" machen; will man ein "vollbefriedigend" oder gar noch höher hinaus, sieht die Situation natürlich schon anders aus.
"Honey, I forgot to duck."
freutmann
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 17
Registriert: Sonntag 16. April 2017, 21:07

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von freutmann »

-
Zuletzt geändert von freutmann am Dienstag 11. April 2023, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
Eagnai
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4196
Registriert: Freitag 6. April 2007, 19:12

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von Eagnai »

freutmann hat geschrieben: Ich habe sowas wie Definitionen ein zwei mal gelernt und mir grob gemerkt, das Ausformulieren in den Klausuren fiel mir dann mitunter aber sehr schwer, gerade, wenn es um die Abgrenzung verschiedener Rechtsfiguren ging. Selbiges gilt für die Anwendung von Streitigkeiten auf einen konkreten Fall.
Diese Schwierigkeiten sprechen schon sehr dafür, dass dir die Klausurpraxis gefehlt hat.

Nicht jeder braucht gleich viele Übungsklausuren, manche Leute haben es von Natur aus "einfach drauf", ihr vorhandenes Wissen in der Klausursituation in eine gutachtentechnisch, sprachlich und logisch saubere Lösung zu transferieren - aber die große Mehrheit braucht etwas Übung, um das gut hinzukriegen.

Und gerade wenn du selbst schon sagst, dass dir das Ausformulieren im Examen sehr schwer fiel, drängt es sich auf, dass dir mehr Klausurpraxis gut getan hätte. Es ist eben ein großer Unterschied, ob man Wissen nur abstrakt im Kopf hat oder es in der Klausur an der richtigen Stelle mit der richtigen Schwerpunktsetzung und der richtigen Argumentation selbst wiedergeben muss.

An deiner Stelle würde ich zunächst Klausureinsicht nehmen, sobald du die Mündliche abgeschlossen hast, und erstmal genau analysieren, was in deinen Klausuren konkret bemängelt wurde, damit du deine Vorbereitung für den Verbesserungsversuch darauf ausrichten kannst.

Übungsklausuren würde ich an deiner Stelle dann auf jeden Fall schreiben - ob du nun 10 davon brauchst, um dich sicher zu fühlen, oder 20 oder 50, musst du dann selbst herausfinden.
Benutzeravatar
Ara
Urgestein
Urgestein
Beiträge: 8343
Registriert: Donnerstag 11. Juni 2009, 17:48
Ausbildungslevel: Schüler

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von Ara »

freutmann hat geschrieben: Auf die Gefahr hin, dass Leute beim Lesen des Beitrags denken "Wieso hielt er sich denn für so gut vorbereitet" - man merkt doch einfach, ob man in Gesprächen gut folgen kann und mitreden kann. Kommilitonen von mir waren von dem Ergebnis ebenso geschockt wie ich, dass das gespielt ist, kann ich mir nicht vorstellen. Deshalb ist mir eine Fehleranalyse sehr wichtig.
Ich glaube hier liegt das "Problem" oder das "Missverständnis". Die Klausuren im Staatsexamen prüfen nicht, ob man juristische Themen gut in Gesprächen folgen kann oder ob man gar einzelne Fragen tief durchdrungen hat. Es geht schlicht und einfach darum, ob man unter Druck in fünf Stunden ein vertretbares Ergebnis in einem Gutachten präsentieren kann. Es basiert zwar beides am Ende im Kern auf materielles Wissen, jedoch werden ganz andere Kompetenzen abgefragt.

Daher: Ganz gezielt die Kompetenzen noch einmal trainieren, die in den Klausuren abgefragt werden. Dir wurden hier ja schon gute Tipps gegeben. Ich würde neben dem ausformulieren von Klausuren auch noch einfach jeden Tag 2-3 Klausuren nur per Skizze lösen. Das heißt unproblematisch einfach nur mit "(+) und (-)" markieren. Definitionen aber ausschreiben. Streitstände zumindest pro und contra Argumente aufführen, ggfs. sogar ausformulieren. So kann man 5 Stunden-Klausuren in 1 bis 1 1/2 Stunden lösen.
Die von der Klägerin vertretene Auffassung, die Beeinträchtigung des Wohngebrauchs sei durch das Zumauern der Fenster nur unwesentlich beeinträchtigt, ist so unverständlich, dass es nicht weiter kommentiert werden soll. - AG Tiergarten 606 C 598/11
freutmann
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 17
Registriert: Sonntag 16. April 2017, 21:07

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von freutmann »

-
Zuletzt geändert von freutmann am Dienstag 11. April 2023, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
Eagnai
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4196
Registriert: Freitag 6. April 2007, 19:12

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von Eagnai »

Ara hat geschrieben:
freutmann hat geschrieben: Auf die Gefahr hin, dass Leute beim Lesen des Beitrags denken "Wieso hielt er sich denn für so gut vorbereitet" - man merkt doch einfach, ob man in Gesprächen gut folgen kann und mitreden kann. Kommilitonen von mir waren von dem Ergebnis ebenso geschockt wie ich, dass das gespielt ist, kann ich mir nicht vorstellen. Deshalb ist mir eine Fehleranalyse sehr wichtig.
Ich glaube hier liegt das "Problem" oder das "Missverständnis". Die Klausuren im Staatsexamen prüfen nicht, ob man juristische Themen gut in Gesprächen folgen kann oder ob man gar einzelne Fragen tief durchdrungen hat. Es geht schlicht und einfach darum, ob man unter Druck in fünf Stunden ein vertretbares Ergebnis in einem Gutachten präsentieren kann. Es basiert zwar beides am Ende im Kern auf materielles Wissen, jedoch werden ganz andere Kompetenzen abgefragt.
In der Tat. Nur als Beispiel mal angenommen, jemand hätte ein breites juristisches Wissen, aber noch nie etwas vom Gutachtenstil gehört - dann würde derjenige Gesprächen über juristische Probleme ohne Weiteres folgen und gut mitreden können, würde aber trotzdem sehr wahrscheinlich in jeder Klausur mit 0 Punkten durchfallen.

Über juristisches Wissen zu verfügen und das besagte juristische Wissen in eine Klausurlösung umsetzen zu können, sind einfach zwei ziemlich verschiedene Paar Schuhe.
freutmann
Noch selten hier
Noch selten hier
Beiträge: 17
Registriert: Sonntag 16. April 2017, 21:07

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von freutmann »

-
Zuletzt geändert von freutmann am Dienstag 11. April 2023, 12:23, insgesamt 1-mal geändert.
Eagnai
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4196
Registriert: Freitag 6. April 2007, 19:12

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von Eagnai »

freutmann hat geschrieben: Wie stellt man denn fest, ob man seine Fähigkeiten beim Klausurenschreiben verbessert?

Ich habe (wohl fälschlicherweise) in meiner Vorbereitung immer angenommen, dass alle Klausuren für sich genommen so speziell sind, dass sich Erkenntnisse kaum auf andere Klausuren übertragen lassen.

Bekommt man irgendwann einfach ein "Gefühl" für Klausuren oder wie verhält sich das?
Erstmal stimmt es schon nicht, dass alle Klausuren für sich genommen speziell sind und immer wieder völlig neue Probleme behandeln. Wenn man über einen längeren Zeitraum Übungsklausuren schreibt, werden sich bestimmte Problemstellungen (etwa Klassiker wie die Abgrenzung Raub/räuberische Erpressung im Strafrecht) durchaus wiederholen.

Durch das Klausurenschreiben übst du vor allem aber auch allgemein Strukturen und Techniken ein - prüfst du in einer Klausur zum Beispiel einen bestimmten zivilrechtlichen Anspruch (etwa aus Kaufvertrag, aus § 985, aus § 812...), dann mögen zwar die konkreten Einzelprobleme so erstmal nur in dieser einen Klausur eine Rolle spielen, aber wie du den Anspruch allgemein gutachtentechnisch aufbaust, wie du argumentierst, welche Formulierungen du wählst, wie du die Schwerpunkte setzt... alles das sind Fertigkeiten, die du in der nächsten Klausur in ähnlicher Weise ja wieder heranziehst. Es stellt sich also schon recht bald eine gewisse Routine ein, die dir dann bei nahezu allen Klausuren hilft.

Ob du deine Fähigkeiten beim Klausurenschreiben verbesserst, solltest du an den Noten und Korrekturanmerkungen merken. Zwar sind nicht alle Korrekturen immer gleich gut, aber im Großen und Ganzen sollten sie doch schon ein brauchbares Bild ergeben.
OJ1988
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4492
Registriert: Freitag 24. Januar 2014, 21:54
Ausbildungslevel: Ass. iur.

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von OJ1988 »

1. Waren die 20 Klausuren, die du vor dem Examen geschrieben hast, alte Originalexamensklausuren?

2. Wenn ja, was für Noten kamen da bei raus?

3. Wenn sich die von deinen Examensnoten stark unterschieden haben, lag das evtl. daran, dass du die nicht unter Examensbedingungen geschrieben hast?

Bei "uns" war es jedenfalls so, dass das Abschneiden im Examensklausurenkurs ein gewissen Gradmesser für das spätere Examensergebnis lieferte.

Und ja, natürlich ist es so, dass dir alles materielles Wissen gar nichts nützt, wenn du es nicht im Klausurenkontext abliefern kannst.
Eagnai
Super Mega Power User
Super Mega Power User
Beiträge: 4196
Registriert: Freitag 6. April 2007, 19:12

Re: Klausuren - der entscheidende Faktor?

Beitrag von Eagnai »

OJ1988 hat geschrieben: 3. Wenn sich die von deinen Examensnoten stark unterschieden haben, lag das evtl. daran, dass du die nicht unter Examensbedingungen geschrieben hast?
Er hat ja eingangs schon eingeräumt, dass er alle Übungsklausuren mit daneben liegenden Schemata und Nachschlagen von Problemen geschrieben hat. Ein realistisches Bild kann dabei natürlich nicht herauskommen.
Antworten