Panik und Ängste behindern mich

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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Duke_of_Napalm
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Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Duke_of_Napalm »

Hallo!

Sollte es das Thema in der Form oder so ähnlich schon geben, verweist mich weiter und macht das hier zu. Danke schon mal!


Ich leide Zeit meines Lebens schon an schweren Motivationsproblemen. Bis ich studieren gegangen bin, haben die mich nie großartig behindert, weswegen ich das gar nicht erst als Problem wahrgenommen habe oder schon früher irgendwie angegangen bin. Die habe ich dann natürlich in mein erstes Semester Jura mitgenommen und da rein GAR NICHTS gemacht. Letzets Semester habe ich dann nochmal wie ein Erstsemester studiert, habe meinen Grundlagenschein geschrieben aber dummerweiße nicht großartig an mir selbst gearbeitet, sprich: Das Studium eher nebenher laufen lassen und durch eine Kombination aus Krank- und Faulheit in den Semesterferien nichts aufgearbeitet. Nun bin ich im Dritten Semester, habe noch bis zum einschließlich fünften Zeit, meine Zwischenprüfung zu bestehen. Und eigentlich wurde das mit meiner verdammten Motivation auch besser: In wenigen Wochen habe ich mit einem Freund zusammen nun fast den kompletten Stoff Strafrecht AT des ersten Semesters aufgearbeitet und, wenn unser Plan weiterhin so gut aufgeht, sind wir in ein bis zwei Wochen auf dem aktuellsten Stand und sacken die nächste Klausur anfang Juni ein. Das motiviert mich ungemein, denn ich merke: Ich bin nicht dumm. (Naja, nicht in der Hinsicht.) Ich kann das. Nur WILL ein Teil von mir oft nicht, während ein anderer nichts anderes möchte.

Alles steht eigentlich ganz gut: Ich habe dieses Semester noch zweimal die Möglichkeit, die Klausur in Strafrecht zu bestehen und kann in den folgenden Semesterferien meine Hausarbeit schreiben. (und im allerschlimmsten Fall habe ich im folgenden Semester noch dreimal die Möglichkeit, Strafrecht zu bestehen.)

Mein Plan: Mich dieses Semester voll auf Strafrecht konzentrieren, bis ich mindestens eine Klausur rocke, um diese Sorge von mir zu haben, in den Semesterferien die Hausarbeit zu Strafrecht und Zivilrecht schreiben, dann im vierten Semester die ZR-Klausuren ordentlich hinbekommen und im fünften Semester das selbe Spiel mit ÖffR.

Mein Problem: Ich bin nicht effizient genug. Schließlich will (MUSS!) ich bis zu Beginn des nächsten Semesters alles aus dem ersten Semester (BGB AT und Staatsorganisationsrecht kommen ja auch noch dazu) aufgearbeitet haben und dazu noch den Stoff aus diesem Semester drauf haben. Das wird sich bis weit in die Semesterferien ziehen, und zwei Hausarbeiten wollen ja auch geschrieben werden. Trotzdem, arbeitet etwas in mir durchgehend gegen mich. Was mich am meisten ärgert, verängstigt, schlicht fertig macht: Ich bin mir (mittlerweile) des ganzen Bewusst, trotzdem fällt es mir extrem schwer, mich anzutreiben.

Die reine Grundmotivation für das Studium ist da: Die Themen interessieren mich, ein Ziel - dazu weiter unten mehr - habe ich vor Augen, im Grunde WILL ich die Juristerei zu meinem Lebensinhalt machen. Die Vorlesungen und Tutorien machen mir Spaß, ich arbeite mit, melde mich, interessiere mich auch in meiner Freizeit für Jura. Und, wie schon geschrieben, seit diesem Semester konnte ich mich endlich auch mal für das Nachbearbeiten aufraffen. Jetzt kam der Schock: Vorletzte Nacht lag ich wach und mich hat wahrhaftige Panik vorm Versagen übermannt. Jetzt ist mit einem Schlag wieder alles wie davor: Mir fällt alles extrem schwer, ich brauche für alles sehr lange und begreife manchmal die einfachsten Sachen nicht. Ich lese einen Satz, lese ihn nochmal und nochmal und nichts bleibt hängen, alles in mir schreit: "LASS ES! MACH MORGEN WEITER! MACH ETWAS, DAS DIR SPASS MACHT! GEH SCHLAFEN! GEH SPAZIEREN! GEH TRINKEN, DRÖHN DICH ZU!", obwohl ich es ganz genau besser weiß.
Daraus entsteht eine schreckliche Angst, dass daraus wieder ein Dauerzustand wie in den ersten beiden Semestern wird. Die katalysiert dann alle weiteren Ängste, und es wird extrem irrational. Ist ja klar: Wenn ich nichts tue, komme ich zu nichts. Aber diese Ängste hindern mich daran, etwas zu tun (oder machen es mir verdammt schwer).
Ich will dann einfach nur heulen, weil der vernunftbegabte Teil in mir ganz klar sagt: "Dann mach's, Bub! Streng dich an!" und ich mich trotzdem vor Angst lieber in meinem Bett winde. Das widert mich selbst an, ich finde das erbärmlich, dennoch reicht das aus irgendeinem Grund nicht aus, mich aufzuraffen und aus diesem Loch zu ziehen. Dadurch verliere ich Stunden, manchmal TAGE in denen ich das Gefühl habe, nichts geht. Hiervon wird wiederum das schlechte Gewissen gesteigert, mehr Angst ist die Folge, daraus kommt wieder die Panik, daraus mehr Nichtstun, und der Kreis schließt sich, genau wie die Riemen, die mir um die Brust zu liegen scheinen und immer enger werden.
Absurd, das ganze, aber leider viel zu wahr.
Mir ist klar, dass der Schlüssel zu all' dem vor allem darin liegt, mich einfach zu zwingen, denn meine Motivation stellt sich immer vor allem dann ein, wenn ich die Sachen kapiere und dann bekomme ich richtig Bock, weiter zu machen. Aber trotz alledem stellt sich oft das oben beschriebene Gefühl ein, einfach WEG zu wollen, obwohl ich gleichzeitig nichts mehr will, als endlich locker und aus einem Selbstverständnis heraus an die ganzen Sachen zu gehen. Vereinfacht könnte man sagen: Es ist ein Wollen ohne Willen.
Und genau deswegen liegt mein primäres Ziel auch darin: Ich will mir selbst beweisen, dass ich diesen gigantischen inneren Schweinehund, der sich eingenistet hat, schlagen kann. Ich will nicht (mehr) an mir selbst scheitern. Und daraus möchte ich Motivation schöpfen. Aber die will sich einfach nicht einstellen. So, wie ich das sehe, ist mein Problem vor allem, dass ich genau weiß, wie sehr ich mich bisher schleifen gelassen habe, woraus dann Angst vor dem endgültigen Versagen entsteht. Das sollte mich doch motivieren, den ganzen Kram mal mit einem ordentlichen Tritt in den Arsch anzugehen. Stattdessen verfalle ich dann in "panisches Nichtstun". Ich weiß im Grunde genau: Wenn ich die Selbstsicherheit habe, mich ordentlich dahinter zu klemmen, dann habe ich den Spaß, dann habe ich die Motivation.
Das ist jetzt wohl recht wirr, da viele widersprüchliche Sachen hier drin stehen. Hoffentlich kommt dennoch durch, was mein Anliegen ist. Genau diese Gegensätze in mir will ich ausmerzen.
Ich möchte hier auch keine tiefgehende psychologische Beratung und bevor das Kind endgültig in den Brunnen fällt habe ich auch einen Termin mit der Studienberatung nächste Woche, um mir auch von dort helfen zu lassen. Das habe ich viel zu lange nicht getan. Jetzt ist, so habe ich das Gefühl, die letzte Chance, das Ruder herum zu reißen. Ist nämlich ein absolut bescheidenes Gefühl, das ich so gut wie niemandem wünsche: Enttäuschung von sich selbst. Wenn daraus jetzt etwas endgültiges wird, verliere ich jede Achtung vor mir.

Worum ich also hier bitte ist folgendes: Tipps, mich nicht von diesen Ängsten übermannen zu lassen. Tipps, den Stoff effizient und schnell aufzuarbeiten. Tipps, mich selbst aus diesen Löchern zu ziehen, wenn sie sich auftun.
Ich möchte wieder stolz auf mich sein können.
Und, sollte es so etwas nicht schon geben, aus diesem Thema auch etwas zu machen, aus dem andere in ähnlichen Situationen etwas ziehen können.
Gibt es hier Leute, denen es ähnlich geht oder ging? Ist hier jemand / kennt ihr jemanden, der sich aus so einer Haltung heraus ziehen konnte?

Alleine, das hier mal aufzuschreiben, hat immerhin etwas Klarheit mir selbst gegenüber und daraus wieder etwas Motivation bewirkt.
Ich freue mich auf eure Antworten!

Allen hier nur das Beste!
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Tibor
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Tibor »

Erstmal die klassischen Fragen: Wie sieht dein typischer Lerntag aus? Wann stehst du auf? Wo lernst du? Gehst du nebenbei arbeiten? Hast du zeitraubende Hobbys? Denn ein wichtiger Punkt in der Situation ist Regelmäßigkeit, Pläne und Ziele.

Mein Tipp: Du brauchst lang- und kurzfristige Ziele. Also Ziele mit Fokus, was in einem Jahr geschafft werden soll bzw. in einem Monat. Bsp X Scheine bis 31.3.2018 und bis Ende 06/2017 Strafrecht AT, Juli/August dann BT1 ... das solltest du schriftlich niederlegen, aber so machen, das es realistisch ist. Dazu solltest du dir für jeden Monat/ jedes Fach die notwendigen Bücher und Fallsammlungen raussuchen.

Für die Woche dann auch den klassischen Plan: Montag bis Freitag lernen, Wochenende Ruhepause. Stell dir zu einer akzeptablen Zeit den Wecker in der Woche, plane ein vernünftiges Frühstück ein (nix to go) und erscheine immer zur gleichen Zeit in der Uni-Bib. Dort suchst du dir einen ruhigen Platz mit Blickrichtung Regal (nicht Blickrichtung Tür bzw Fenster) und belegst den jeden Tag. Dann machst du Lerneinheiten von 90min und vernünftigen Kaffee- und Mittagspause. Wenn du es dann an fünf Tagen auf 3x 90min durchlernen schaffst, ist das schon viel Wert. Auf keinen Fall übertreiben, später muss noch Luft sein zum Drauflegen (vor Klausuren, bei Hausarbeiten, Examensvorbereitung). Wichtig ist, Lernzeit ist Lernzeit und Pause ist Pause. Party nur am Wochenende.
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Duke_of_Napalm »

Typischerweiße lerne ich erst nach der Uni, das ist aufgrund eines etwas zerfetzten Stundenplanes von Montag bis Mittwoch erst nach 20 Uhr. Jeden Tag allerdings mit mindestens 2h Pause zwischendrin. Lohnt es sich, die zum lernen zu nutzen? Oder sollte ich nicht in die Vorlesungen gehen, um mich jetzt erst einmal auf den aufzuarbeitenden Stoff zu konzentrieren und mir den momentan laufenden Vorlesungsstoff dann danach aneignen? Aufstehen tue ich meistens "kurz vor knapp" - das ist von Montag bis Donnerstag, wenn ich Univeranstaltungen habe, dann von ca. 7:30 (Mittwoch und Donnerstags, Veranstaltung um 8:30), 9:00-9:15(Montag, Veranstaltung um 10:15) und "irgendwann vormittags, spätestens 12:00" am Dienstag, Veranstaltung um 14:15. Gerade habe ich mir ein paar Artikel zu Motivationssteigerung etc. durchgelesen und wenn ich jetzt darüber lese, was ich gerade geschrieben habe, leuchtet es ein: Ohne Routine auch kein ordentliches frühaufstehen, geschweige denn IRGENDETWAS. Soll ich also jeden Morgen um halb 7 Aufstehen und auf jeden Fall vor der Uni schon etwas geschafft haben? Bis jetzt war mein Gedanke immer: Möglichst ausgeschlafen fällt mir das konzentrieren leichter. Gerade das frühe Aufstehen ist bei mir immer ein kritischer Punkt, der genau in das im Eingangsbeitrag beschriebene Muster passt: Obwohl ich es besser weiß, gebe ich mir selbst nach und dreh' mich noch einmal um. Was hilft am besten? Wecker außerhalb des Bettes, der mich zum aufstehen zwingt? Und wie sorge ich dafür, dass ich durch die Müdigkeit nicht Matsch im Kopf bin, beim lernen nochmal länger brauche und mich das wieder entmutigt? Bin ein großer Kaffee- und Teefreund, aber ist es sinnvoll, sich bis oben hin damit vollzupumpen?
Lernen tue ich prinzipiell nur zuhause, und möchte das auch beibehalten. Die Atmosphäre in der Bib sagt mir überhaupt nicht zu, lieber eliminiere ich mögliche Ablenkungen zu Hause und lerne dort.
Arbeit habe ich aus genau diesem Grund gekündigt: Ich habe nicht die Nerven, mich auf beides zu konzentrieren. Bafög bekomme ich leider keines, aber ich kümmere mich gerade um einen Studienkredit. Hoffentlich zusätzliche Motivation: Wer verschuldet sich schon gerne in dem Wissen, nichts daraus zu machen? Zeitraubende Hobbys habe ich keine, ich spiele etwas Gitarre, aber das nur für mich zur Entspannung, nicht "Jeden Tag eine Stunde üben!".
Danke für die Tipps! Gerade das mit den lang- und kurzfristigen Zielen (und natürlich die Regelmäßigkeit) habe ich komplett übergangen, bis auf "Ich will das schaffen". Die Aufteilung Jahr / Monat leuchtet ein.
Bin für alle weiteren Anmerkungen offen, das macht mir Mut und nimmt mir den irrationalen "Das ist nicht zu schaffen"-Gedanken, ohne es überhaupt probiert zu haben.
Vielen Dank, auch für die schnelle Antwort!
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Vorkriegsjugend »

Brauchst du denn die Vorlesungen, die du besuchst? Bringen sie dich weiter? Ich habe die meisten Vorlesungen eher als Zeitverschwendung empfunden und konnte den Stoff in AGs und alleine schneller und intensiver erarbeiten.

Zur Organisation des Jurastudiums fand ich damals "Jurastudium erfolgreich" von Barbara Lange sehr hilfreich, das würde ich auf jeden Fall empfehlen und du wirst es in der meisten Bibliotheken ausleihen können.
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Tibor
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Tibor »

Duke_of_Napalm hat geschrieben:Typischerweiße lerne ich erst nach der Uni, das ist aufgrund eines etwas zerfetzten Stundenplanes von Montag bis Mittwoch erst nach 20 Uhr. Jeden Tag allerdings mit mindestens 2h Pause zwischendrin.
Das ist der große Fehler. Nach 20 Uhr bist du doch nicht mehr aufnahmefähig, wenn du den ganzen Tag unterwegs warst und in VL/AG warst. Gerade deshalb solltest du schauen, ob du die Zeiten zwischen VL/AG im Laufe des jeweiligen Tages nicht sinnvoll nutzen kannst (Bibliothek!).
Duke_of_Napalm hat geschrieben:Aufstehen tue ich meistens "kurz vor knapp" - das ist von Montag bis Donnerstag, wenn ich Univeranstaltungen habe, dann von ca. 7:30 (Mittwoch und Donnerstags, Veranstaltung um 8:30), 9:00-9:15(Montag, Veranstaltung um 10:15) und "irgendwann vormittags, spätestens 12:00" am Dienstag, Veranstaltung um 14:15.
Du schaffst also am Dienstag bspw. von 09.00 Uhr bis 14.15 Uhr nichts? Dann brauchst du dich nicht wundern ...
Duke_of_Napalm hat geschrieben:Gerade das frühe Aufstehen ist bei mir immer ein kritischer Punkt, der genau in das im Eingangsbeitrag beschriebene Muster passt: Obwohl ich es besser weiß, gebe ich mir selbst nach und dreh' mich noch einmal um. Was hilft am besten?
Routine eines normalen Arbeitstages. Du bist ein erwachsener Mensch und kein Kleinkind mehr. Du wirst ohnehin früh genug tagsüber arbeiten, Abends ausruhen und Nachts schlafen. Dann starte damit doch schon jetzt. Nach 20 Uhr lernen oder nach 0 Uhr TV ist Käse, weil man am nächsten Tag nicht aus dem Bett kommt. Es ist ja nicht so, dass der Erwachsene zwingend 9h Schlaf wie ein Baby braucht. Aber wenn du dir die Zeit zwischen 9-19 Uhr für Uni/Lernen frei hälst, gibt es noch genügend Freizeit.
Duke_of_Napalm hat geschrieben:Lernen tue ich prinzipiell nur zuhause, und möchte das auch beibehalten. Die Atmosphäre in der Bib sagt mir überhaupt nicht zu, lieber eliminiere ich mögliche Ablenkungen zu Hause und lerne dort.
Diese Einstellung passt nicht mit dem Besuch von VL/AG in einem zerklüfteten Stundenplan zusammen. Wenn du in der Bib nicht lernen kannst, solltest du wirklich prüfen, ob die Teilnahme an den VL zwingend ist. Ansonsten zerschießt dir diese - durch nichts begründete - Einstellung dein ganzes Studium. Das Leben ist kein Ponyhof und "sagt mir überhaupt nicht zu" ist kein tragfähiges Argument.
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Vorkriegsjugend
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Vorkriegsjugend »

Na wenn man nicht effektiv in Bibliotheken lernen kann dann ist das eben so. Nur sollte man dann eben auch den Wochenplan so gestalten, dass man nicht jeden Tag von morgens bis abends an der Uni ist. Ansonsten würde ich schauen, ob es ein nettes Café in Uninähe gibt und dann da lernen. Die Eigenarbeit ist mmn jedenfalls wichtiger als Massenveranstaltungen.
Theopa
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Theopa »

Duke_of_Napalm hat geschrieben: Soll ich also jeden Morgen um halb 7 Aufstehen und auf jeden Fall vor der Uni schon etwas geschafft haben? Bis jetzt war mein Gedanke immer: Möglichst ausgeschlafen fällt mir das konzentrieren leichter. Gerade das frühe Aufstehen ist bei mir immer ein kritischer Punkt, der genau in das im Eingangsbeitrag beschriebene Muster passt: Obwohl ich es besser weiß, gebe ich mir selbst nach und dreh' mich noch einmal um.
Es muss nicht halb sieben sein, aber auf jeden Fall täglich (außer an Ausnüchterungs-Tagen also auch am Wochnende!) die selbe Uhrzeit. Die perfekte Zeit für dich musst du selbst herausfinden, mir ist aufgefallen dass mir 7 Uhr ziemlich gut liegt, vor den Examen war es aber - einfach zur Gewöhnung an den Ernstfall - mehrere Monate lang zwischen halb 6 und 6.

Sich auf diese Zeiten einzustellen dauert etwas. Du wirst durchaus 2-3 Wochen lang ziemlich müde sein, irgendwann gewöhnt sich der Körper aber an den festen Rhythmus und du wirst wieder leistungsfähiger. Gib dir feste Lernzeiten vor und halte diese ein. Dabei musst du es keinesfalls übertreiben: Lieber zwischen 9 bis 15 Uhr für vier Stunden netto voll konzentriert lernen als über den ganzen Tag verteilt acht Stunden lang mit halber Aufmerksamkeit dahinzudümpeln.
Samson
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Samson »

Irgendwie finde ich die Studienweise des Threaderstellers recht bizarr. So bleibt für soziale und sonstige Freizeitaktivitäten innerhalb der Woche kaum Zeit. Bizarr finde ich aber auch den Ratschlag, die Uni-Woche wie eine "erwachsene Arbeitswoche" anzugehen. Der Reiz der Prä-Examensvorbereitungs-Studienzeit ist doch gerade, dass man relativ planlos in den Tag hinein Leben und studieren kann und viele Sachen ausprobieren kann (ich habe zum Beispiel ein Semester lang relativ viele Historikerveranstaltungen besucht, jedenfalls mehr als Juraveranstaltungen).

Daher wäre mein Primärrat:
Nimm es locker und leicht. Mach Sport. Geh viel Feiern. Laß Jura mal Jura sein; du schaffst das schon, Prädikat kann im Grunde jeder.

Nicht viel Erfolg, sondern: Viel Spaß!
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Tibor
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Tibor »

"Diesem Rat" ist der TE schon 1,5 Jahre nachgegangen und er hat es gerade nicht geschafft. Aber war klar, dass du hier wieder mit coolen Sprüchen kommst.
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Tobias__21 »

Ein ganz banaler Tipp: Struktur! Mach Dir einen Tagesplan nach Stunden. Den kannst Du entweder abends für jeden Tag neu erstellen, oder gleich für eine ganze Woche. Schreib Dir rein, was Du wann erledigen willst/musst, lass ein paar Puffer und halte dich strikt an den Plan und arbeite ihn stur ab. Ausreden gibts dann nicht. Ich halte das für sehr gefährlich, wenn man schon einen Hang zur Prokrastination hat, in den Tag hineinzuleben. Bei manchen klappt das gut, die kriegen ihr Zeug auch ohne Plan auf die Reihe, aber Du scheinst ja langsam in ein Loch zu fallen und merkst auch schon die ersten psychischen Auswirkungen. Versuch da einfach dagegen zu steuern. Du wirkst merken, wenn Du Dich erstmal überwunden hast und im Rhythmus bist, hast Du auch wieder Freude an der ganzen Sache und wirst insgesamt positiver drauf sein.
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Samson »

Tibor hat geschrieben:"Diesem Rat" ist der TE schon 1,5 Jahre nachgegangen und er hat es gerade nicht geschafft. Aber war klar, dass du hier wieder mit coolen Sprüchen kommst.
Nein hat er nicht. Wer meint jede Nacht lernen zu müssen reagiert eben nicht entspannt und spaßorientiert. Und ja - "coole Sprüche" sind einfach die passenden Reaktionen nach den zahlreichen "Werd erwachsen" Mahnungen.

Vor dem ersten Examen muss man m.E. nicht erwachsen werden, ich schiebe das immer noch auf.
Theopa
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Theopa »

Samson hat geschrieben:Vor dem ersten Examen muss man m.E. nicht erwachsen werden, ich schiebe das immer noch auf.
Natürlich muss man das nicht zwingend. Allerdings sind die Vorschläge in diese Richtung noch am ehesten Verallgemeinerungsfähig.
Ich kenne auch Beispiele für extrem lockere Herangehensweisen, die für einen gewaltigen Erfolg im Studium und Examen völlig ausreichend waren, das sind aber Ausnahmen. Der TE findet seinen eigenen Weg nicht so problemlos, ist also vielleicht der Typ für welchen Struktur äußerst hilfreich ist. Der Versuch schadet erst einmal nicht.
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Tibor
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Tibor »

Samson hat geschrieben:Vor dem ersten Examen muss man m.E. nicht erwachsen werden, ich schiebe das immer noch auf.
Das merkt man, hoffentlich bezieht sich das nur auf deine Forenbeiträge.
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Kasimir »

Samson hat geschrieben: Nimm es locker und leicht. Mach Sport. Geh viel Feiern. Laß Jura mal Jura sein; du schaffst das schon, Prädikat kann im Grunde jeder.

Nicht viel Erfolg, sondern: Viel Spaß!
Zum einen will die Studienzeit ja auch finanziert sein. "Chill mal" muss man sich auch leisten können.

Überdies ist die Quote derjenigen, die so verfahren sind und ein Prädikat geschafft haben, wahrscheinlich gering. Ich kenne niemanden davon. Ich kenne aber zahlreiche Leute, die so verfahren sind und alle durchs Examen gefallen sind bzw. gar nicht erst angetreten sind. Die erfolfreichen dieser Freunde haben nach 10 Jahren Studium dann noch mal eine kaufmännische Berufsausbildung gemacht. Gibt aber auch diejenigen, die seelisch und finanziell verwahrlosen. Das muss man wissen.

Und ja: Auch als Student ist man bereits für sein Leben selbst verantwortlich. Es mag ja gut sein, dass du - Samson - niemandem gegenüber Verantwortung zu tragen hast. Das trifft aber nicht auf alle zu und kann sich auch unverhofft ändern (Krankheit, Pflegefall in der engeren Familie, Kinder). Man sollte schon etwas dankbar sein, wenn man ein gesunder junger Mensch ist und die Chancen, die sich einem bieten nutzen.

Und entgegen aller Unkenrufe hat man auch noch Spaß im Leben, wenn man verantwortungsbewusst ist und nicht jeden Tag bis 10 Uhr pennt.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
Samson
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Samson »

Ich finde 10 Uhr schon früh für einen Studenten...

und ja:
1. Ich respektiere jeden, der sich sein Studium selbst finanziert. Und ich musste das nicht, sondern wurde großzügig von daheim finanziert. Ich habe aber nicht den Eindruck, damit gerade bei Jurastudenten zu einer privilegierten Minderheit zu gehören.

2. Und mein Eindruck der Prädikationsquote ist anders: Ich kenne mehrere Leute einschließlich meiner Person, bei der die Methode 6 Semester easy going und vier gewinnt, dann zwei bis drei Semester Turbo und Prädikat funktioniert haben. Im Übrigen gehen hunderte von Corpsstudenten so erfolgreich vor. Anscheinend, lieber Kasimir, weicht unsere Nahbereichsempirie voneinander ab.
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