Panik und Ängste behindern mich

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

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thh
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von thh »

Samson hat geschrieben:Daher wäre mein Primärrat:
Nimm es locker und leicht. Mach Sport. Geh viel Feiern. Laß Jura mal Jura sein; du schaffst das schon, Prädikat kann im Grunde jeder.
Freilich kann man das so machen. Ich habe mich während meines Studiums ebenfalls nur am Rande mit Jura beschäftigt. Das kann man so machen, wenn die Ergebnisse stimmen.

Nur: Prädikat kann eben nicht "im Grunde jeder". Es "kann" noch nicht einmal jeder bestehen, teilweise trotz erheblicher Anstrengung. Und ich habe aus dem Beitrag den Eindruck gewonnen, dass es bereits jetzt nicht optimal läuft. Da ist der Rat, es "einfach einmal laufen" zu lassen, schlicht verfehlt.

Zudem: Es stellt sich durchaus auch dann, wenn das Prädikat geschafft wird, die Frage, ob es sinnvoll ist, das Studium für Sport und Feiern zu nutzen. Zum einen wird man sich irgendwann einmal dem "Ernst des Lebens" ohnehin stellen müssen; sei es mit dem Beginn der Examensvorbereitung, sei es mit der Berufstätigkeit. Und gerade dann, wenn man bei sich Motivationsprobleme und eine Neigung zur Prokrastination (er)kennt, also trotz des Willens, etwas zu tun, und der Erkenntnis, dass ein weiteres Herauszögern ernsthafte Folgen haben kann, es nicht oder nur schwer tun kann, ist es aller Voraussicht nach keine Idee, dieses Problem möglichst spät anzugehen. Zum anderen kann man sich durchaus bewusst entscheiden, das Studium primär für den Spaß zu nutzen und als mehrjährige Party zu sehen - auf die Gefahr hin, dass man sich hinterher darüber ärgert, andere Dinge gelassen zu haben, die man nicht ohne weiteres nachholen kann, sei das eine vertiefte, ernsthafte Beschäftigung mit dem Stoff, das Knüpfen von Kontakten in universitäre und berufliche Kreise, das Schaffen einer soliden Wissensgrundlage, das Erlernen wissenschaftlichen Arbeitens. Sicher, all das braucht es nicht zwingend, aber vielleicht will man's doch?

Kurz und gut: es ist nicht unbedingt ein Problem, bewusst Party zu machen oder auch nur das Leben zu genießen, statt jeden Tag / viele Tage zu lernen. Ein Problem ist es aber ganz definitiv, wenn man sich dafür entscheidet, zu lernen, aber das nicht auf die Kette bekommt. Und um Hilfe bei diesem Problem hat der TE gebeten.
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thh
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von thh »

Samson hat geschrieben:dann zwei bis drei Semester Turbo und Prädikat funktioniert haben.
Wer das kann, kann das.

Es gibt aber eben Menschen, die schlicht nicht - ohne weiteres - in der Lage sind, "zwei bis drei Semester Turbo" zu machen, sondern die bei jeder Hausarbeit aufs neue darum kämpfen, nicht erst am Wochenende vor der Deadline anzufangen oder für die nächste Klausur nicht erst in der Nacht vorher zu lernen. (Auch wenn Dir das nicht vorstellbar sein mag - das gibt es.) Da funktioniert "zwei bis drei Semester Turbo" dann nicht. Da funktioniert teilweise "zwei bis drei Monate Turbo" schon nicht. Und den gesamten Examensstoff - oder zumindest dessen Großteil - in den letzten Tagen oder Wochen so zu erlernen, dass ein gutes Ergebnis am Ende steht, ist definitiv nicht möglich.

Zudem gibt es Menschen, denen - aus verschiedensten Gründen - ein Jurastudium schwerfällt. Ungeachtet der Frage, ob sie dann den richtigen Studiengang studieren, wird es dann ebenfalls schwierig damit, den Stoff binnen kurzer Frist aufzuholen. (Es ist menschlich, dass man das, was einem leichtfällt, für eher leicht hält und das, was einem schwerfällt, für eher schwer. Das bedeutet aber nicht, dass das verallgemeinerungsfähig ist.)

Und letztlich ist es gar nicht so wichtig, ob es objektiv möglich ist, 6 Semester Party zu machen und dann 1 Jahr konzentrierte Examensvorbereitung, wenn jemand während der 6 Semester darunter leidet, dass er etwas, was er möchte und für nötig hält, nicht auf die Reihe bekommt. Das vergällt dann nämlich sowohl die sechs Semester und belastet zudem das folgende Jahr Examensvorbereitung und ist dann schon deshalb keine gute Idee.
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Duke_of_Napalm
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Duke_of_Napalm »

Vorkriegsjugend hat geschrieben:Brauchst du denn die Vorlesungen, die du besuchst? Bringen sie dich weiter? Ich habe die meisten Vorlesungen eher als Zeitverschwendung empfunden und konnte den Stoff in AGs und alleine schneller und intensiver erarbeiten.
Ich habe vor allem das Gefühl, dass das zur Disziplin, an der es mir eindeutig mangelt, dazu gehört, sich in die Veranstaltungen zu setzen. Wirklich das Gefühl, von den anderthalb Stunden Vorlesung "weiter" gebracht worden zu sein, stellt sich nicht ein, aber das lernen fällt mir leichter, wenn ich die Sachen schon einmal gehört habe. Allerdings - so gesehen kann ich sie auch einfach schon einmal gelesen haben.
Tibor hat geschrieben:Das ist der große Fehler
War mir bis gerade gar nicht als solcher bewusst, leuchtet aber ein.
Tibor hat geschrieben:Aber wenn du dir die Zeit zwischen 9-19 Uhr für Uni/Lernen frei hälst, gibt es noch genügend Freizeit.
Mir ist bewusst, wie wichtig letztere ist, aber für mein Seelenheil hab' ich das Gefühl, dass momentan etwas ganz anderes Priorität hat: Den Stoff ordentlich aufarbeiten. Da leuchtet mir die Möglichkeit, auf die Vorlesungen zu verzichten, eher ein. Diverse Artikel, Videos und andere Forenbeiträge haben suggeriert, dass es für die Aufarbeitung des Stoffes völlig ausreicht, mit Skripten zu arbeiten. Kann mir das hier noch wer bestätigen? Wenn ich eine gute Methode finde, mir den Vorlesungsstoff anzueignen, ohne mich ständig an die Vorlesungen gebunden zu fühlen, würde mich das, glaube ich, entspannter machen, da ich so um "Aufstehen, Vorlesung, rüber zur Bib, 'in Schwung kommen', lernen, nächste Vorlesung" herum komme. Ich werd's auf jeden Fall noch einmal ausprobieren!

Gerade das oft genannte Strukturargument leuchtet ein, da mir die vollkommen abgeht. Ich hab' mir vorgenommen, das Wochenende jetzt zum "Selbst auf die Reihe kriegen" zu verwenden, mir Pläne zu erstellen und eine Liste an noch benötigter Literatur zu machen, um mich nicht wieder kopfüber in irgendeinen Versuch zu werfen, der dann alsbald scheitert.

Ist das objektiv realistisch:

Montag:

6:30 aufstehen, Kaffee machen, Duschen
bis 7:00 mit Kaffee und Frühstück am Schreibtisch sitzen
bis 9:30 Schaffen, dann fertig machen
um 9:45 den Bus nehmen
10:15 - 11:45 Schuldrecht AT Vorlesung, rüber in die Bib
12:00 - 14:00 Schaffen
14:00 - 14:30 Futtern
14:30 - 16:00 Schaffen
16:15 - 17:45 Vertragliche Schuldverhältnisse I - Kaufrecht Vorlesung
18:15 - 19:45 AG Grundrechte
Bis 20:30 zu Hause sein, essen, klampfen --> Freizeit?

Alternative beim Verzicht auf die Vorlesungen:
Bis 9:45 s.o.
10:00 - 10:50 Bib, schaffen, 10 Minuten Pause
11:00 - 11:50 Schaffen, 10 Minuten Pause
12:00 - 13:00 Schaffen
13:00 - 14:00 große Pause, futtern
14:00 - 18:00 selbes 50 Minuten lernen, 10 Minuten Pause Schema
Dann die AG, Heimkommen,
Ab 20:30 s.o.

Zweite Alternative: Das ganze zu Hause.

Mag mir jemand mal seinen "typischen" (Lern)tag beschreiben?
Vorkriegsjugend hat geschrieben:Zur Organisation des Jurastudiums fand ich damals "Jurastudium erfolgreich" von Barbara Lange sehr hilfreich
Danke! Werde ich mir besorgen. Außerdem wurde mir das Buch "Einführung in das juristische Lernen" von F. Haft empfohlen.
Theopa hat geschrieben: Du wirst durchaus 2-3 Wochen lang ziemlich müde sein, irgendwann gewöhnt sich der Körper aber an den festen Rhythmus und du wirst wieder leistungsfähiger.
Das macht doch Mut, dass der Schweinehund kein unüberwindbarer ist. Jetzt habe vor Augen, dass sich die Zwingerei irgendwann vereinfacht. Ein guter Gedanke!
Samson hat geschrieben:Irgendwie finde ich die Studienweise des Threaderstellers recht bizarr.

Daher der Thread.
Samson hat geschrieben:Nimm es locker und leicht. Mach Sport. Geh viel Feiern. Laß Jura mal Jura sein; du schaffst das schon, Prädikat kann im Grunde jeder.
Siehe:
Tibor hat geschrieben:"Diesem Rat" ist der TE schon 1,5 Jahre nachgegangen und er hat es gerade nicht geschafft.

Wenn ich mich da jetzt nicht rausreiße, komme ich aus dem von Tobias_21 beschriebenen Loch nicht mehr heraus. Da ist nix mehr mit "locker", weil mich jede Minute "locker" kurze Zeit darauf mit Stunden der Angst, Panik und Depression bestraft, die mich widerum hindern. Das ist ein Teufelskreis, und aus diesem auszubrechen hat mit "locker" rein gar nichts zu tun. Schön, wenn das für dich geklappt hat, aber für mich ist das das absolut verkehrte. "Erwachsen" bin ich trotzdem sicher nicht, den Kindskopf kann ich mir auch mit strukturierterem Leben bewahren.
Du scheinst mein Anliegen etwas falsch verstanden zu haben. Ich habe eben NICHT jede Nacht gelernt, sondern fast gar nicht. Sonst hätte ich mir ja auch nicht so einen Haufen Stoff und Zeitnot eingebrockt.

Wie Kasimir schreibt, will ich mich jetzt endlich zusammen reissen, mir ordentlich in den Arsch treten und die Chance nutzen, bevor ich mir alles verbaue.

Zurück ans Planen, beste Grüße!
Samson
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Samson »

thh hat geschrieben:
Samson hat geschrieben:Daher wäre mein Primärrat:
Nimm es locker und leicht. Mach Sport. Geh viel Feiern. Laß Jura mal Jura sein; du schaffst das schon, Prädikat kann im Grunde jeder.
Freilich kann man das so machen. Ich habe mich während meines Studiums ebenfalls nur am Rande mit Jura beschäftigt. Das kann man so machen, wenn die Ergebnisse stimmen.

Nur: Prädikat kann eben nicht "im Grunde jeder". Es "kann" noch nicht einmal jeder bestehen, teilweise trotz erheblicher Anstrengung. Und ich habe aus dem Beitrag den Eindruck gewonnen, dass es bereits jetzt nicht optimal läuft. Da ist der Rat, es "einfach einmal laufen" zu lassen, schlicht verfehlt.

Zudem: Es stellt sich durchaus auch dann, wenn das Prädikat geschafft wird, die Frage, ob es sinnvoll ist, das Studium für Sport und Feiern zu nutzen. Zum einen wird man sich irgendwann einmal dem "Ernst des Lebens" ohnehin stellen müssen; sei es mit dem Beginn der Examensvorbereitung, sei es mit der Berufstätigkeit. Und gerade dann, wenn man bei sich Motivationsprobleme und eine Neigung zur Prokrastination (er)kennt, also trotz des Willens, etwas zu tun, und der Erkenntnis, dass ein weiteres Herauszögern ernsthafte Folgen haben kann, es nicht oder nur schwer tun kann, ist es aller Voraussicht nach keine Idee, dieses Problem möglichst spät anzugehen. Zum anderen kann man sich durchaus bewusst entscheiden, das Studium primär für den Spaß zu nutzen und als mehrjährige Party zu sehen - auf die Gefahr hin, dass man sich hinterher darüber ärgert, andere Dinge gelassen zu haben, die man nicht ohne weiteres nachholen kann, sei das eine vertiefte, ernsthafte Beschäftigung mit dem Stoff, das Knüpfen von Kontakten in universitäre und berufliche Kreise, das Schaffen einer soliden Wissensgrundlage, das Erlernen wissenschaftlichen Arbeitens. Sicher, all das braucht es nicht zwingend, aber vielleicht will man's doch?

Kurz und gut: es ist nicht unbedingt ein Problem, bewusst Party zu machen oder auch nur das Leben zu genießen, statt jeden Tag / viele Tage zu lernen. Ein Problem ist es aber ganz definitiv, wenn man sich dafür entscheidet, zu lernen, aber das nicht auf die Kette bekommt. Und um Hilfe bei diesem Problem hat der TE gebeten.
Networking, ernste Beschäftigung mit dem Stoff... die meisten Juristen sind viel zu pragmatisch und Karriere- und zu wenig Erkenntnis und genussorientiert.
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von thh »

Duke_of_Napalm hat geschrieben:Mir ist bewusst, wie wichtig letztere ist, aber für mein Seelenheil hab' ich das Gefühl, dass momentan etwas ganz anderes Priorität hat: Den Stoff ordentlich aufarbeiten. Da leuchtet mir die Möglichkeit, auf die Vorlesungen zu verzichten, eher ein. Diverse Artikel, Videos und andere Forenbeiträge haben suggeriert, dass es für die Aufarbeitung des Stoffes völlig ausreicht, mit Skripten zu arbeiten. Kann mir das hier noch wer bestätigen?
Das kommt - wie so vieles - darauf an, womit Du besser zurechtkommst. Wenn Du gut aus Büchern lernen kannst, wird das völlig ausreichen, wobei dahingestellt sei - und ebenfalls Geschmackssache ist -, ob man Skripten oder Lehrbücher vorzieht. Wenn Du mehr ein Typ bist, der aus Vorträgen / Vorlesungen etwas mitnimmt und aus geschriebenen Texten nur schlecht lernen kann, ist es vielleicht keine gute Idee, auf die Vorlesungen zu verzichten.
Duke_of_Napalm hat geschrieben:Wenn ich eine gute Methode finde, mir den Vorlesungsstoff anzueignen, ohne mich ständig an die Vorlesungen gebunden zu fühlen, würde mich das, glaube ich, entspannter machen, da ich so um "Aufstehen, Vorlesung, rüber zur Bib, 'in Schwung kommen', lernen, nächste Vorlesung" herum komme. Ich werd's auf jeden Fall noch einmal ausprobieren!
Rein inhaltlich wirst Du die meisten Vorlesungen nicht brauchen.

Freilich birgt - insbesondere in Deinem Fall - "ich muss nicht mehr früh aufstehen für die Vorlesung, sondern lerne zuhause aus dem Skript" ein ganz eigenes Risiko ...
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Vorkriegsjugend
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Vorkriegsjugend »

Ich habe aber das Gefühl, dass viel zu viele nur in den Vorlesungen sitzen zur Gewissensberuhigung, dabei aber sehr wenig mitnehmen. Mir selbst hat es völlig gereicht, mir den Stoff mit Skripten zu erarbeiten und regelmäßig Fälle zu lösen, bestenfalls in einer AG oder im Rep, wo man das dann auch besprechen kann.
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Tobias__21 »

Der Plan scheint mir auf den ersten Blick sehr straff :) Du musst auch noch ein paar Körner für die Examensvorbereitung sparen. Aber grundsätzlich wäre das machbar. Freizeit ab 20.30 finde ich aber definitiv zu spät. Probier das doch mal eine Woche aus, geh es spielerisch an. Schreib Dir den Plan, häng ihn Dir irgendwohin und hak ihn ab. Solche Pläne zu visualisieren und abzuhaken hat einen unglaublich positiven Effekt auf die Psyche :) Du wirst schnell merken, dass sich ein gewisser Stolz einstellt und Du zufriedener mit Dir wirst und Du auch deine Freizeit bewusster erlebst. Aber geh da mal nicht zu verbissen ran! Du musst erstmal Deinen Rhythmus finden und die Pläne nach und nach anpassen. Es wird auch nicht funktionieren, dass Du einen solch straff gestrickten Plan immer punktgenau durchhalten kannst, also plane Puffer ein. Bspw. Vorlesungen. Wenn Du merkst, dass Dir eine Vorlesung nichts bringt, dann geh da nicht mehr hin. Gewissen hin oder her. Es gibt viele unglaublich schlechte Vorlesungen, die Dich kein Stück weiterbringen und Du dort nur Zeit absitzt, die Du besser verwenden kannst. Das heisst dann aber nicht, dass Du in dem Fall länger pennen kannst, aufgestanden wird trotzdem. Und genau da würde ich als allerstes ansetzen: Feste Aufstehzeiten. Auch wenn das schwerfällt und Du vielleicht den Tag über in den Seilen hängst: Dann gehts abends früher ins Bett, aber mittags pennen, oder morgens später aufstehen ist nicht. Dein Körper wird sich schnell anpassen. Gerade zu langes Schlafen begünstigt psychische Auswirkungen enorm und die zeigen sich bei Dir ja schon langsam. Nochmal zu den Vorlesungen: Es kommt auch darauf an was Du für ein Lerntyp bist. Vorlesungen haben mir nie etwas gebracht, ich habe das meiste mit den Lehrbüchern/Skripten gemacht. Das Inhaltsverzeichnis eines Lehrbuchs+JAPRO gibt einen guten Überblick was man alles beherrschen sollte und man kann einen Lernplan danach ausrichten. In der Examensvorbereitung war ich dann in einigen ausgesuchten WuV-Kursen, die wirklich gut waren. Aber da wurden Fälle gelöst und man musste mitarbeiten. Also keine typische Vorlesung.

Mein typischer Lerntag war während des Studiums so wie von Samson beschrieben. Ich hatte nie wirkliche Probleme Klausuren/HAen zu bestehen und habe nur auf diese gelernt und den Rest auf die Examensvorbereitung verschoben. Es hat in meinem Fall auch gut geklappt, empfehlenswert ist das aber nicht. Meine Vorbereitung aufs Examen war stressiger als bei anderen. Teils weil ich sehr lange aus privaten Gründen nach meinem Studium aussetzen musste und auch die begonnene Vorbereitung unterbrochen habe, teils weil ich noch Lücken (weil im Studium gechillt) hatte, die ich schließen musste. Ein solches Vorgehen würde ich auch niemandem empfehlen, wirklich nicht. Man kann auch während dem Studium gescheit lernen und hat trotzdem noch genug Zeit für Parties und andere Sachen. In der Examensvorbereitung wirst Du dafür dankbar sein, wenn da schon gewisser Grundstock gelegt ist!
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Duke_of_Napalm »

So langsam wird's mal Zeit für einen straffen Plan. Wie gesagt, ich habe noch zweieinhalb Semester Zeit, überhaupt meine Zwischenprüfung zu packen, und mein Stand ist fast Null. Das wäre dann dieses Semester hoffentlich die Strafrecht-Klausur, in den kommenden Ferien dann Hausarbeiten Strafrecht und Zivilrecht, die ZR-Klausuren im Semester danach und in der Vorlesungsfreien Zeit darauf dann die ÖR-Hausarbeit, danach dann die KLausuren. FÜr all' das muss der Stoff ja noch nachgearbeitet werden plus der Stoff aus diesem Semester. Weicher werden mit mir selbst kann ich wohl immer noch, sobald der Schweinehund mal Ruhe gibt. Visualisieren klingt gut!
Auf keinen Fall wird, wenn ich mich gegen die Vorlesungen entscheide, länger gepennt. Ab Montag klingelt mein Wecker gnadenlos um halb 7, und zwar außerhalb meines Bettes. Lässt sich mit einem Hochbett zum Glück besonders gut umsetzen. Wenn ich da erstmal die Leiter runter bin, brauch' ich auch nicht mehr rauf.

Als jemand, der schon immer gern gelesen hat und sich gerne seine Informationen selbst zusammen sucht, lern' ich aus Büchern grundsätzlich ganz gut. Ergänzen tu' ich das mit erklärenden Videos, so ich welche finde, sonstigen Internetrecherchen... in Strafrecht hab' ich Penner sogar das Glück, dass meine Dozentin schon klasse Skripte stellt, die fasse ich mir dann nochmal zusammen und lese in Lehrbüchern und im Internet nach, was mir nicht gleich einleuchtet. Montag besorg' ich mir dann entsprechende Fallbücher und die vorgeschlagenen Methodenbücher aus der Bib.
Mein Problem ist oft allerdings, dass ich, sobald ich etwas nicht gleich verstehe, wieder diese beknackte Panik bekomme, die mir dann erst recht das Gefühl gibt, eins und eins nicht zusammenzählen zu können. Hat jemand noch Ratschläge, wie man sich da schnellstmöglich wieder rauszieht? Darüber gehen mir manchmal Stunden, wenn nicht Tage verloren und davor hab' cih auch die größte Angst, dass mir das die jetzt - dank euch! - wieder gewonnene Motivation kaputt macht. Gerade, weil ich's besser weiß.
Vielleicht wird das ja einfach mit dem ansehen des Planes besser, wenn ich sehe, dass ich etwas schaffe.
Auch, wenn das jetzt im ersten Moment mies klingt: Es freut mich zu hören, dass ich nicht der Einzige bin, der so seine Probleme hat, und du es trotzdem geschafft hast. Das macht mir alles Mut!

Danke bis hier hin auf jeden Fall!
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Re: Panik und Ängste behindern mich

Beitrag von Tobias__21 »

Das packst Du auf jeden Fall! Die Zwischenprüfung ist jetzt auch nicht so das große Ding. Bleib einfach dran, arbeite sauber, versuch die Grundlagen zu verstehen, dann läuft das schon.

Wenn ich etwas nicht verstehe, versuche ich immer zum Anfang zurückzugehen. Ich versuche mir das Problem klar zu machen. Meistens ist es ja so, dass man die Lösung hat, sie aber nicht nachvollziehen kann und dann nicht weiss warum und weshalb das gerade so gemacht wird. Ich kann das auch schlecht beschreiben, meistens liegt es aber daran, dass ich irgendwas grundlegendes übersehen habe. In der JuS gibt es bspw. zu fast allem Grundwissen Beiträge, die auch relativ kurz sind und einen ersten Überblick geben. Oder man nimmt sich einfach auch mal einen vertiefenden Aufsatz zur Hand, oder einen Kommentar. In vielen Großkommentaren hat man u.a. Kapitel zum Normzweck. Viele Probleme erschließen sich mir, wenn ich mir erstmal die Frage stelle: Was will der Gesetzgeber und warum will er es so? Dass man vieles auf Anhieb nicht versteht, sollte Dich nicht demotivieren, im Gegenteil: versuch es sportlich zu sehen. Du wirst sehen, je länger Du dich mit Grundlagen beschäftigt hast und je weiter du fortschreitest im Studium, desto leichter wird es Dir fallen auch mit unbekannten Problemen umzugehen. Irgendwann schließt sich eine Art Kreis und man Verknüpfungen herstellen und versteht viele Sachen, die man zuvor einfach auswendig gelernt hat, einfach besser. Das dauert aber alles seine Zeit, da ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Jura ist eben ein lebenslanges Lernen :)
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