Extreme Notenschwankungen

Allgemeine Fragen zum Jurastudium (Anforderungen, Ablauf etc.)

Moderator: Verwaltung

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Twanko
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Extreme Notenschwankungen

Beitrag von Twanko »

Hallo Leute,

ich habe folgendes Problem:

Ich bereite mich auf das Examen vor und werde es nun zeitnah schreiben, sodass quasi an der "Lerntechnik" nichts großartig mehr geändert werden kann. Ich schreibe sehr regelmäßig Probeklausuren, jedoch hat sich während der gesamten Vorbereitungszeit kein Gleichgewicht eingependelt was die Noten angeht. Ich schreibe grundsätzlich ohne Hilfsmittel, aber meine Noten sind quasi zu 50% immer 9 Punkte aufwärts, meistens sogar eher zweistellig, und dann auf der anderen Seite 3 - 5 Punkte, wobei 3 Punkte häufiger vorkommt als 4, 5 Punkte, jedenfalls quasi nie 6,7,8 Punkte.

Natürlich habe ich mir die Korrektur gut angeschaut und oft haben sich dann auch Lücken in manchen Bereichen gezeigt, die ich dann behoben habe. Das Komische ist allerdings, dass ich schlechte Klausuren nicht unbedingt in den Bereichen schreibe, in denen ich wenig Ahnung habe, und gute in solchen Bereichen, in denen ich viel Ahnung habe, sondern quasi alles wild durcheinander, sodass ich Mal in Gebieten, die ich eigentlich gut kann, durchfalle, und in Gebieten, in denen ich kaum Ahnung habe, auf einmal zweistellig schreibe. Und meinem Gefühl kann ich bzgl der Benotung quasi null vertrauen, ich liege gefühlt immer daneben.

Worauf meine Frage abzielt ist Folgendes:
Ich habe nur Extreme in den Klausuren. Was macht denn eine wirklich mittelmäßige Klausur aus? Ich versau es entweder richtig oder es läuft, quasi nie etwas dazwischen. Gibt es eurer Meinung nach eine Art Vorgehensweise mit der man so üble Ausreißer (also die nach unten) irgendwie besser vermeiden kann? Eine Art "Checkliste" bzw "Gegenprobe", sodass man sich zB nach der Lösungsskizze etwas sicherer sein kann, dass es zumindest nicht unterm Strich landet (vorausgesetzt natürlich, dass kein kompletter Totalausfall vorliegt)?

Ich bin etwas planlos, weil es bei mir immer auf die Extreme hinausläuft und ich langsam echt nicht mehr weiß, was ich verändern soll und hoffe auf gute Tipps, die ich vielleicht in den (Examens-)klausuren umsetzen könnte.

Liebe Grüße und Danke im Voraus!
Gelöschter Nutzer

Re: Extreme Notenschwankungen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Twanko hat geschrieben:Worauf meine Frage abzielt ist Folgendes:
Ich habe nur Extreme in den Klausuren. Was macht denn eine wirklich mittelmäßige Klausur aus? Ich versau es entweder richtig oder es läuft, quasi nie etwas dazwischen. Gibt es eurer Meinung nach eine Art Vorgehensweise mit der man so üble Ausreißer (also die nach unten) irgendwie besser vermeiden kann? Eine Art "Checkliste" bzw "Gegenprobe", sodass man sich zB nach der Lösungsskizze etwas sicherer sein kann, dass es zumindest nicht unterm Strich landet (vorausgesetzt natürlich, dass kein kompletter Totalausfall vorliegt)?
Hallo Twanko

So wie Du es beschreibst, klingt es so, als wäre der komplette Totalausfall eine Art Kurzschlussreaktion in der Prüfungssituation. Das könnte erklären, dass Du in diesem Zustand anders denkst, weniger geordnet und weniger analytisch, und es dadurch zu einer größeren Fehleranfälligkeit kommt. Ich würde mal vergleichen, ob Du Dich bei den gelungenen Klausuren mehr im Flow befandest und bei den missratenen eher in einer Denkblockade. Wenn ja, überlege, wie Du den Zustand bei den gelungenen Klausuren herbeiführen könntest.
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Vorkriegsjugend
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Re: Extreme Notenschwankungen

Beitrag von Vorkriegsjugend »

Sind denn alle Ergebnisse beim selben Klausurenkursanbieter? Was wird denn jeweils bemängelt?
Twanko
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Re: Extreme Notenschwankungen

Beitrag von Twanko »

@Candor
Also dass ich bei den schlechten Klausuren weniger geordnet an die Klausur gegangen bin, stimmt in jedem Fall. Ab und zu hatte ich Anmerkungen am Anfang des Votums, dass ich schon den Sachverhalt nicht richtig erfasst hätte, was in den Fällen auch gestimmt hat. Das hatte ich allerdings auf der Uni nie, also in realen Prüfungssituationen, sodass ich das guten Gewissens wirklich eher auf (natürliche dämliche) Nachlässigkeit zurückführen kann, eben weil es keine echte Prüfung war (im Nachhinein natürlich dämlich, weil es eben dann auch eine unnötig vertane Übung war). Bei Uniklausuren habe ich auch (bis auf sehr wenige Ausnahmen) immer gut abgeschnitten. Ansonsten ist es auf keinen Fall so, dass ich irgendwie prüfungsbedingte Blackouts habe bzw. je hatte. Was das mit dem Flow angeht fällt mir allerdings gerade auf, dass du da wiederum Recht hast: Vor ein paar Wochen hatte ich beispielsweise eine Klausur, bei der ich innerhalb der Skizze echt "durchrennen" konnte, Probleme direkt gesehen habe und das Gutachten danach auch nur 13 Seiten lang war (Das war dann sogar die beste Klausur, die ich je geschrieben habe). Ich glaube aber, dass ich schnell "Gespenster" in Klausuren sehe, also ich habe das Gefühl, dass ich, sobald mal irgendwo hängenbleibe, um 3 Ecken denke, obwohl man nur um eine Ecke denken musste und dementsprechend dann etwas Falsches herauskommt (Vielleicht Folge von abgedrehten Fällen, die man mal irgendwann gemacht hat oder so, ich weiß es nicht :D).

@Vorkriegsjugend
Nein, also die Anbieter sind verschieden, also kommerzielles Rep und Uniklausurenkurs, wobei an der Uni das Durchfallen eher weniger oft vorkommt. Also der Gutachtenstil wird nie bemängelt. Ab und an wird meine Schwerpunktsetzung etwas bemängelt, weil ich Unwichtiges zu ausschweifend behandeln würde, wobei ich ab und zu aber auch denke, dass die Ausführungen an gewissen Stellen auf keinen Fall überflüssig oder viel zu lang waren. Wenn dann wirklich was bemängelt wird, dann Rechtliches, was irgendwie am meisten deprimiert. Ich mache oft scheinbar Probleme, wo nicht wirklich welche sind und wenn ich damit einmal angefangen habe, dann renn ich auch ganz schnell mal komplett in eine andere Richtung.

Aber wie gesagt, es fällt einfach auf, dass ich nie ein bisschen falsch liege oder ein bisschen richtig, sondern immer hop nach allen Regeln der Kunst oder top mit allen Extras und irgendwie will ich diese krasse Differenz ausschalten, nur ich weiß nicht wirklich wie.

LG
Gelöschter Nutzer

Re: Extreme Notenschwankungen

Beitrag von Gelöschter Nutzer »

Twanko hat geschrieben:Was das mit dem Flow angeht fällt mir allerdings gerade auf, dass du da wiederum Recht hast: Vor ein paar Wochen hatte ich beispielsweise eine Klausur, bei der ich innerhalb der Skizze echt "durchrennen" konnte, Probleme direkt gesehen habe und das Gutachten danach auch nur 13 Seiten lang war (Das war dann sogar die beste Klausur, die ich je geschrieben habe). Ich glaube aber, dass ich schnell "Gespenster" in Klausuren sehe, also ich habe das Gefühl, dass ich, sobald mal irgendwo hängenbleibe, um 3 Ecken denke, obwohl man nur um eine Ecke denken musste und dementsprechend dann etwas Falsches herauskommt (Vielleicht Folge von abgedrehten Fällen, die man mal irgendwann gemacht hat oder so, ich weiß es nicht :D).
Okay, es sind also die Gespenster. :D
Offenbar gerätst Du dann doch in eine Art Kurzschlusshandlung, nicht in offene Angst oder Panik, sondern in ein (zwanghaftes, grübelndes) Gedankenkarussell, das Dich in die falschen Lösungswege hineintreibt, vergleichbar mit einem Labyrinth, wo Du nicht mehr rauskommst und wo Dir die zu lösende Fragestellung wie hohe Mauern erscheinen. Du verlierst den Überblick.

Früher, als mein Neffe noch klein war, zeichnete ich ihm auch solche Labyrinthe, je schwieriger, desto besser. Sein Spielkamerad löste das Labyrinth vom Ziel aus und war viel schneller fertig.

Versuche, das Ziel zu sehen und innerlich auf Distanz zu gehen, damit Du Durchblick erhältst. Verharre nicht in einer subjektiven Lageorientiertheit (vom Boden aus sieht alles bedrohlich und labyrinthisch aus, der Überblick fehlt), sondern versuche, Dich innerlich über die Fragestellung zu erheben und diese zielorientiert und sachlich zu erfassen. Es würde z. B. helfen, die Fragen mehrmals gründlich zu lesen und Dir stichwortartig Notizen dazu zu machen, bis Du die Fragestellung wirklich ausreichend sachlich erfasst hast, sie nicht Dich vereinnahmt (subjektiv), sondern Du sie bewältigst (sachlich). So kommst Du in den Flow, einer Funktionslust, wo Du obsiegst über die Situation und alles sachlich und geordnet im Griff hast. Du behältst alle Fäden in der Hand und baust nun Deine Argumentation auf, sachlich, analytisch-distanziert, ohne Nervosität oder überproportionale Gespenstergrübelei, ganz ruhig, dann hast Du den Durchblick und erkennst die richtige Lösung und vertreibst die Gespenster.
VVehnert
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Re: Extreme Notenschwankungen

Beitrag von VVehnert »

M.E. ist es einfach so, dass die Noten des Klausurenkurses nicht repräsentativ sind. Ich denke, es liegt vor allem durch lieblose Korrekturen durch Nicht-Volljuristen. Vielleicht mal versuchen, die Klausuren eher als Übung und nicht so sehr als Benchmark zu sehen.

Meine Erfahrung:
Schnitt Hemmer Klausurenkurs: 5,8 Punkte
Schnitt Uni Klausurenkurs: 7,3 Punkte
Klausuren Freischuss: 9,7 Punkte
Klausuren scharfer Versuch: 9,8 Punkte

Bei Bekannten habe ich ähnliches, teils auch noch krasser, mitbekommen (Probeexamen: 6,5 Punkte, Freischuss kurze Zeit später: 11,8 Punkte).
UltimaSpes
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Re: Extreme Notenschwankungen

Beitrag von UltimaSpes »

VVehnert hat geschrieben:M.E. ist es einfach so, dass die Noten des Klausurenkurses nicht repräsentativ sind. Ich denke, es liegt vor allem durch lieblose Korrekturen durch Nicht-Volljuristen. Vielleicht mal versuchen, die Klausuren eher als Übung und nicht so sehr als Benchmark zu sehen.

Meine Erfahrung:
Schnitt Hemmer Klausurenkurs: 5,8 Punkte
Schnitt Uni Klausurenkurs: 7,3 Punkte
Klausuren Freischuss: 9,7 Punkte
Klausuren scharfer Versuch: 9,8 Punkte

Bei Bekannten habe ich ähnliches, teils auch noch krasser, mitbekommen (Probeexamen: 6,5 Punkte, Freischuss kurze Zeit später: 11,8 Punkte).
Diese größeren Unterschiede entstehen vielleicht auch dadurch, dass die Korrektoren im Probeexamen dazu angehalten werden, besonders streng zu kontrollieren. Ein Prof unserer Uni meinte zumindest, dass die Korrektoren bei solchen Probeklausuren lieber 1 Punkt weniger geben sollen als sie es eigentlich täten, um die Kandidaten nicht in (möglicherweise) falscher Sicherheit zu wiegen.
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Re: Extreme Notenschwankungen

Beitrag von Brainiac »

VVehnert hat geschrieben:M.E. ist es einfach so, dass die Noten des Klausurenkurses nicht repräsentativ sind. Ich denke, es liegt vor allem durch lieblose Korrekturen durch Nicht-Volljuristen. Vielleicht mal versuchen, die Klausuren eher als Übung und nicht so sehr als Benchmark zu sehen.

Meine Erfahrung:
Schnitt Hemmer Klausurenkurs: 5,8 Punkte
Schnitt Uni Klausurenkurs: 7,3 Punkte
Klausuren Freischuss: 9,7 Punkte
Klausuren scharfer Versuch: 9,8 Punkte
Zustimmung, auch wenn meine Examensklausuren leider hinter denen im Unirep zurückgeblieben sind (was aber an meiner Performance lag).
Diese Divergenz von Privatrep-KLK und Unikurs kann ich für mich und meinen Bekanntenkreis bestätigen. Die verbreitete Ansicht (selbst bei einigen Privatrepetitoren) ist die, dass dort sehr stark nach (mal mehr, mal weniger brauchbarer) Lösungsskizze korrigiert wird. Was in der Klausur angesprochen wird, aber nicht in der Lösungsskizze steht, wird nicht zu selten schlichtweg als falsch angestrichen. Das hat man zumindest im hiesigen Unikurs (wo, nebenbei gesagt, besser bezahlt wird) deutlich weniger.
"In a real sense, we are what we quote." - Geoffrey O'Brien
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