Verbesserungsversuch - Kein Problembewusstsein/zu oberflächlich

[Marichen]

Hallo,

ich habe mein Erstes Staatsexamen in Bayern schlecht bestanden und möchte daher in einem halben Jahr ein Verbesserungsversuch schreiben.

Deshalb analysiere ich aktuell meine Examensklausuren und möchte mir hier als Erstes Tipps zu Strafrecht einholen.

In der Klausur habe ich lediglich 5 Punkte erreicht. Ich habe alle Delikte gesehen und und nahezu alle Probleme angesprochen. Hauptkritikpunkt des Korrektors ist, dass das Problembewusstsein fehlt. Ich habe die Probleme aus Sicht des Korrektors die ganze Klausur hinweg oft nur gesehen und zu knapp gearbeitet und nur oberflächlich geprüft.

Jetzt wüsste ich gerne, wie ich mich verbessern könnte. Ich glaube, mir weiter Wissen anzueignen ist wenig hilfreich, da ich den Stoff inhatlich wohl beherrsche. Vielmehr muss ich schauen, wie ich mein Wissen besser darstelle. Aber wie soll ich das angehen? Ich bin ratlos... Habt ihr da Ideen?

Ich freue mich auf eure Antworten.

Liebe Grüße
Mariechen

[Julia]

Ein typisches Problem vieler Bearbeiter*innen, gerade im Strafrecht: Sie schreiben wahnsinnig viel, das Problembewusstsein ist aber sehr ausbaufähig.
Ich würde, zumindest zum Üben, an der Lösungsskizze ansetzen. Ich empfehle meinen Studierenden mit entsprechenden Problemen immer eine "Ampellösung". Erstell' dir eine Lösungsskizze zu einem Fall, zu dem du auch die Lösung hast. Und dann wird die Skizze farblich komplett überarbeitet anhand der Überlegung, was wohl in der Musterlösung am ausführlichsten sein wird (zB die alic). Diese Probleme markierst du rot. Dann überlegst du, wo in der Musterlösung wahrscheinlich nicht mehr als ein Satz steht, weil es so unproblematisch ist (zB der Todeserfolg bei § 212). Der Rest wird gelb markiert - das dürfte gut 60-70% ausmachen. Das sind die Aspekte, die nicht sonderlich problematisch sind, aber eben sauber im Gutachtenstil geprüft und nicht einfach festgestellt werden sollten. Nur zur Veranschaulichung für die Verhältnisse: Grün heißt 1 Satz in der Klausur, Gelb heißt 5 Sätze und Rot heißt 10 Sätze. Und das musst du dann in der Ausformulierung natürlich auch entsprechend berücksichtigen.

Dann vergleichst du das mit der Musterlösung. Dazu eignen sich v.a. auch Fälle aus Ausbildungszeitschriften, weil die Autor*innen da selbst strengen Zeichenbegrenzungen unterliegen, also gleichsam gewichten müssen. Und überlegst dir, v.a. bei Abweichungen, woher die wohl kommen.

Wenn du das ein paar Mal gemacht hast, gewinnst du ein Gefühl dafür, wo Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Du solltest das natürlich auch in ein paar Probeklausuren ausprobieren, weil die Umsetzung am Anfang nicht so einfach ist. Sobald du dieses Gefühl entwickelt hast, wird dir die Schwerpunktsetzung hoffentlich leichter fallen

[Marichen]

Vielen Dank für deine Antwort. Das klingt nach einer guten Idee, die ich gerne einmal ausprobieren werden.

Kennst du oder jemand anderes möglicherweise gute Literatur, mit Tipps zu meinem Problem?