Notenstatistik Dissertationen

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JulezLaw
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von JulezLaw »

OJ1988 hat geschrieben: Ohnehin dürfte es kaum vorkommen, dass ein "Ausrutscher" eines Kandidaten, der sonst konstant 9 schreibt, bei 2 liegt. Der schreibt dann eher 5 oder 6. Und dann wär man wohl ca. bei 0,2 Punkten Unterschied.
Reine Nahbereichsempirie: Das habe ich in meinem Jahrgang in 13 Fällen (die mir einfallen bzw. von denen ich sicher weiß) - und auch bei mir selbst - anders erlebt. Ein Ausrutscher im Nichtbestehenbereich -> 1,5 Punkte weniger insgesamt, gerade wenn man mündliche Prüfer hat, denen es egal ist, ob es sich um einen Ausrutscher handelte.

Damit bin ich auch wieder raus, die Arbeit (what else...) ruft ;)
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von julée »

OJ1988 hat geschrieben:Bei 6 Klausuren im 1. Examen macht einmal 2 statt sonst immer 9 (6x9= 54; 5x9 + 2= 47) einen Unterschied von - nach den Klausuren - 1,16 Punkten (54/6= 9; 47/6= 7,83). Bei einer Gewichtung von 60% für den Schriftteil sind das auf den Staatsteil gerechnet 0,69 Punkte. Auf das Gesamtergebnis der. 1 Juristischen Prüfung - hallo Schwerpunkt! - für die der Staatsteil 70 % ausmacht, sind das dann 0,48 Punkte .
Der "Ausgleich" durch den SPB fehlt aber im 2. Examen, d. h. dort ist der Unterschied größer - wobei ich auch einen Unterschied von einem halben Punkt für nicht so ganz unerheblich halten würde (gerade wenn man dann das Gegenbeispiel "Glück" bildet, nämlich einen Ausreißer mit 16 Punkten statt mit 2 Punkten).
Ohnehin dürfte es kaum vorkommen, dass ein "Ausrutscher" eines Kandidaten, der sonst konstant 9 schreibt, bei 2 liegt. Der schreibt dann eher 5 oder 6. Und dann wär man wohl ca. bei 0,2 Punkten Unterschied.
Wer schreibt schon "konstant 9 Punkte"? Aber um zu sehen, welche Notenunterschiede tatsächlich auftreten, muss man sich nur mal die online veröffentlichten Klausurergebnisse anschauen - da gibt es immer wieder deutliche Ausreißer in beide Richtungen. Und ich kenne nicht wenige, die sich ein für ihre Verhältnisse ordentliches bis mäßiges Ergebnis mit einmal 1-3 Punkten "versaut" haben.
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von OJ1988 »

Im 2. Examen schreibt man aber auch 8 (die tlw. wie 9 gewertet werden) bis 11 Klausuren.

Und wer einmal 2 schreibt, hat die 9 dann auch vielleicht nicht wirklich verdient?
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von julée »

OJ1988 hat geschrieben:Im 2. Examen schreibt man aber auch 8 (die tlw. wie 9 gewertet werden) bis 11 Klausuren.
Es geht auch mit nur 7 Klausuren im 2. Examen ;)
Und wer einmal 2 schreibt, hat die 9 dann auch vielleicht nicht wirklich verdient?
Jetzt wird es aber haarspalterisch: Hat derjenige, der seinen 7-Punkte-Schnitt mit einmal 14 oder 15 Punkten aufhübscht, die 8 Punkte "mehr" verdient? Ist er ein ebenso guter Jurist wie jemand, der sonst immer 9 Punkte schreibt? Gerade diese kleinen Glücks- oder Pechsmomente machen aber in dem mittleren, recht engen Notenbereich sehr viel aus.
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von OJ1988 »

Komisch: Es scheint für dich nur von Glück und Pech und nicht von Können oder Nicht-Können abzuhängen, ob der eine 6 mal 9, der andere 5 mal 9 und einmal 2 schreibt. Ich würde schlicht sagen, dass der erste mehr kann.
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JulezLaw
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von JulezLaw »

OJ1988 hat geschrieben:Komisch: Es scheint für dich nur von Glück und Pech und nicht von Können oder Nicht-Können abzuhängen, ob der eine 6 mal 9, der andere 5 mal 9 und einmal 2 schreibt. Ich würde schlicht sagen, dass der erste mehr kann.
Kommt drauf an: Kommen die 2 Punkte zB aus dem Strafrecht, kann ich sagen, der andere kann mehr, weil er offenbar auch Strafrecht beherrscht. Kommen die 2 Punkte einmalig aus einer Klausur im Zivilrecht, weil zB mit tiefstem Erb-/Gesellschaftsrecht etwas geprüft wird, das Prüfling A nicht gut kann, Prüfling B aber schon - während Prüfling B im Arbeitsrecht voraussichtlich nur 2 Punkte geschrieben hätte: Dann ja, dann ist das schlicht Glückssache. Zu behaupten, dass Benotung und Themenauswahl und mithin letztlich auch die Gesamtnote nicht auch wesentlich von Glück abhängt, ist mE realitätsfern.

Das Examen mag einen guten Überblick über die Fähigkeiten geben, ich würde es auch nicht ändern wollen. Die Unterschiede zwischen 9 Punkten und 8 Punkten sind mE aber längst nicht so gravierend, wie sie regelmäßig dargestellt werden.
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von julée »

JulezLaw hat geschrieben:Zu behaupten, dass Benotung und Themenauswahl und mithin letztlich auch die Gesamtnote nicht auch wesentlich von Glück abhängt, ist mE realitätsfern.
+1

6-11 durchschnittliche Klausuren wird es nie geben, dementsprechend wird der Klausurschnitt auch immer nur ein Näherungswert an die Fähigkeiten sein, mit dem entsprechenden Risiko für ggf. deutliche, verzerrende Ausschläge nach oben oder nach unten.
JulezLaw hat geschrieben:Das Examen mag einen guten Überblick über die Fähigkeiten geben, ich würde es auch nicht ändern wollen. Die Unterschiede zwischen 9 Punkten und 8 Punkten sind mE aber längst nicht so gravierend, wie sie regelmäßig dargestellt werden.
Wenn es um die späteren Berufschancen in der freien Wirtschaft geht, sicherlich nicht (wohl aber ggf. in der Justiz). Aber ich hielte es gleichwohl für sinnvoll, genauer differenzieren zu können, ob jemand mit viel Glück in den Bereich um die 8 Punkte gekommen ist (man nehme nur die Arbeitsrechtsklausur im Examen beim SPB Arbeitsrecht - ist das wirklich nur "Können" oder nicht auch sehr viel Glück, dass es kein Gesellschaftsrecht geworden ist?) oder ob er irgendwo sehr böse unter die Räder gekommen ist. Das ist eine Differenzierung, die man sich m. E. durchaus leisten könnte, wenn man schon so erpicht darauf ist, bis in die 2. Nachkommastelle festzustellen, ob jetzt jemand 13, 14 oder gar 15 Punkte verdient hat, und man die Sphäre oberhalb von 16 Punkten in der Gesamtnote für einige vereinzelte Genies freihält.
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von JulezLaw »

Insgesamt +1.
Die schriftlichen Noten geben mE auch mehr Auskunft über das Können, sodass ich es gut fände, wenn die einzelnen Noten auf dem Examenszeugnis auftauchten. Wenn ich sehe, dass bei uns Leute von 7,4 Punkten in der mündlichen Prüfung auf 9 gehoben wurden, während Leute von 9,x aus dem VB geprüft werden - und das einfach nur, weil man eben die "falschen" oder "richtigen" Prüfer hat - würde das gegen die bestehende Unklarheit helfen.
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von OJ1988 »

Es kommt auf das "Glück des Tüchtigen" an: Je mehr man lernt, desto größer die Chance, dass ein Themengebiet drankommt, dass man "zufällig" beherrscht.

Die mündliche Prüfung ist hingegen wahrlich Teufelszeug, welches der Willkür Tür und Tor öffnet.
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von julée »

Nun ja, das "Glück des Tüchtigen" - davon könnte man aber nur reden, wenn es tatsächlich keine gravierenden Wissenslücken gibt. Wenn aber A statt B geprüft wird, dann ist es schlichtweg Glück, wenn man A anstelle von B gelernt hat. Und in vielen Fällen wird es genau so sein: das zufälligerweise gelesene Kapitel, das zufälligerweise gelesene Urteil, der besonders gute Tag, der besonders milde gestimmte Prüfer usw.

Ein wenig mehr ehrliche Bescheidenheit wäre insoweit vielleicht doch angebracht. Es ist jedem das gewisse Glück zu wünschen, aber man sollte auch dazu stehen können, wenn man welches hatte, und sich glücklich schätzen, wenn man kein allzu großes Pech hatte.
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von OJ1988 »

Es sollte ja auch das Ziel sein, dass es keine größeren Wissenslücken gibt. Dann kommt man auch zu 6 oder 8 Klausuren, die alle nahe beieinander liegen vom Ergebnis her. So war das bei mir sowohl im 1. als auch im 2. Examen und so war das übrigens auch bei den (sehr wenigen) Leuten, deren Einzelnoten ich kenne.

Aber: Klar, alles nur 'Glück' ::roll:
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von julée »

Ein gleichmäßiges Ergebnis ist nicht zwingend ein Beleg von Können ;)

Und zur Empirie siehe etwa: https://www.berlin.de/sen/justiz/juristenausbildung/juristische-pruefungen/ejs_notenaushang_18-01-2016.pdf (Verwaister Link automatisch entfernt)

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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von Tibor »

Vor allem die Person mit 1,14 im Schnitt. Scary.
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Tibor
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von Tibor »

Und die 12,57 ist auch unverdient; wer gibt denn bitte 17 Punkte?
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Re: Notenstatistik Dissertationen

Beitrag von Kasimir »

julée hat geschrieben:Ein gleichmäßiges Ergebnis ist nicht zwingend ein Beleg von Können ;)

Und zur Empirie siehe etwa: https://www.berlin.de/sen/justiz/juristenausbildung/juristische-pruefungen/ejs_notenaushang_18-01-2016.pdf (Verwaister Link automatisch entfernt)

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Grausam sind vor allem die Währungszeichen in der Excel-Tabelle. Das sagt sehr viel über den Zustand von deutschen Justizverwaltungen aus.
Eichhörnchen, Eichhörnchen wo sind deine Nüsse?
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