Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatur?!

Alles rund um die Promotion zum Dr. iur. und den LL.M.

Moderator: Verwaltung

Antworten
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatur?!

Beitrag von julée »

Mich plagt mittlerweile an zwei Stellen ein Problem bei der Darstellung von Rechtsprechung und Literatur, da die Trennung in "Rechtsprechung" und "Literatur" nicht so einwandfrei funktioniert bzw. relativ kreuz und quer geht, weil es eine zeitliche Entwicklung gab, die für das Verständnis der einzelnen Argumente nicht vollkommen unwichtig ist. Wie geht ihr solche "Probleme" an? Strikte Trennung in Rspr und Lit oder doch ein zeitlich orientierte Aufbau oder gar ein "Mischmasch"?

Einmal ist die zeitliche Reihenfolge z. B.:
1. frühere Rspr (eher unwichtig, aber fürs Gesamtbild erforderlich)
2. Literatur
3. neueres Urteil (wichtig, baut aber nicht wirklich auf der Literatur auf)
4. vereinzelt Kommentierung neuer, aus dem Urteil resultierender Probleme (hat mit 2. wenig bis nichts zu tun; würde dort also eher deplaziert wirken)

Meine Lösung bislang: I. Entwicklung in der Rspr (1. - 3. - 4.); II. Entwicklung in der Lit (2.)

Im andere Fall:
1. Urteil
2. Kommentierung des Urteils in der Literatur
3. neuere Folge-Rspr (hat Teile der Kritik von 2. "erledigt" bzw. macht sie unverständlich)
4. nur sehr vereinzelt Würdigung i. S. v. Zustimmung/Ablehnung der Folge-Rspr

Meine Lösung hier bislang: I. Das xy-Urteil (1.) - II. Bewertung in der Lit. (2.) - III. Folge-Rspr (3.+4.)
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Benutzeravatar
Phaidros
Power User
Power User
Beiträge: 669
Registriert: Dienstag 25. November 2008, 15:18
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatu

Beitrag von Phaidros »

Welchen Nachteil hat denn eine chronologische Darstellung? Für die "innere Kraft" eines Arguments ist es doch relativ egal, aus welchem Lager es stammt?
"ὁ ... ἀνεξέταστος βίος οὐ βιωτὸς ἀνθρώπῳ"
Maik84
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1163
Registriert: Freitag 18. November 2005, 13:18
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatu

Beitrag von Maik84 »

Ich habe in einem ähnlichen Fall die zeitliche Reihenfolge gewählt. Dadurch konnte ich auch ganz gut zeigen, welche früheren Argumente der Lit die neue Rspr nicht beeinflusst haben und warum das evtl. so kam.
"Diese Leute standen nach Art der in dieser Gegend nichtstuend herumlungernden Personen im Halbkreis zusammen und unterhielten sich." BGHSt. 9, 137
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatu

Beitrag von julée »

Oh, doch noch Antworten :)
Phaidros hat geschrieben:Welchen Nachteil hat denn eine chronologische Darstellung? Für die "innere Kraft" eines Arguments ist es doch relativ egal, aus welchem Lager es stammt?
In Fall 2 habe ich ja eine chronologische Darstellung. Da stellt die Folgerechtsprechung auch nur eine leicht andere Betonung dar, das lässt sich so gut darstellen - wobei es natürlich so ein bisschen den Effekt hat "übrigens, eigentlich ist alles vorher eher irrelevant".

In Fall 1 würde ich ungern die Ausführungen der Literatur noch zeitlich weiter differenzieren, da es inhaltlich kaum einen Unterschied macht (und entsprechende entwicklungshistorische Abhandlungen gibt es schon zu Genüge). Auch umfassen die Ausführungen zur früheren Rechtsprechung lediglich eine Seite, so dass es albern wäre, diese Ausführungen auszugliedern und dann irgendwas zur "frühen Entwicklung der Literaturmeinung" zusammenzuschreiben. Auch müsste der Abschnitt zur Literatur ja wirklich so gestaltet sein, dass er den Diskussionsstand vor dem Urteil widerspiegelt, es sind aber derzeit auch Stellungnahmen, die anlässlich des Urteils erschienen sind, eingearbeitet.
Vielleicht werde ich hier aber einfach noch die Reihenfolge umdrehen, dh.: I. Entwicklung in der Literatur (2.) II. Entwicklung in der Rechtsprechung (1. + 3. + 4.). Auch wenn ich schon die Fragezeichen am Rand sehe "warum zuerst Lit.?!" :D
Maik84 hat geschrieben:Ich habe in einem ähnlichen Fall die zeitliche Reihenfolge gewählt. Dadurch konnte ich auch ganz gut zeigen, welche früheren Argumente der Lit die neue Rspr nicht beeinflusst haben und warum das evtl. so kam.
Wenn das so einfach wäre. In Fall 2 sehe ich keine echte Beeinflussung und in Fall 1 macht eine entwicklungshistorische Studie eher wenig Sinn (mir geht es hier auch hauptsächlich um das Urteil selbst und was man in der Folge daraus machen kann, dass heißt die Ausführungen drumherum sind eher Beiwerk; im Übrigen: s. o., gibt's schon).
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Maik84
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1163
Registriert: Freitag 18. November 2005, 13:18
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatu

Beitrag von Maik84 »

julée hat geschrieben:In Fall 2 sehe ich keine echte Beeinflussung und in Fall 1 macht eine entwicklungshistorische Studie eher wenig Sinn (mir geht es hier auch hauptsächlich um das Urteil selbst und was man in der Folge daraus machen kann, dass heißt die Ausführungen drumherum sind eher Beiwerk; im Übrigen: s. o., gibt's schon).
Dann ist doch die Reihenfolge wie in Deinem Ausgangsthread fast schon zwingend - Problem gelöst. :)
"Diese Leute standen nach Art der in dieser Gegend nichtstuend herumlungernden Personen im Halbkreis zusammen und unterhielten sich." BGHSt. 9, 137
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatu

Beitrag von julée »

Maik84 hat geschrieben:
julée hat geschrieben:In Fall 2 sehe ich keine echte Beeinflussung und in Fall 1 macht eine entwicklungshistorische Studie eher wenig Sinn (mir geht es hier auch hauptsächlich um das Urteil selbst und was man in der Folge daraus machen kann, dass heißt die Ausführungen drumherum sind eher Beiwerk; im Übrigen: s. o., gibt's schon).
Dann ist doch die Reihenfolge wie in Deinem Ausgangsthread fast schon zwingend - Problem gelöst. :)
Auch bezüglich Fall 1? Dort macht mir vor allem die Einordnung der "neuen Problempunkte nach dem Urteil" (4.) Kopfzerbrechen (das sind auch nur knapp 2 Seiten).
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Maik84
Super Power User
Super Power User
Beiträge: 1163
Registriert: Freitag 18. November 2005, 13:18
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatu

Beitrag von Maik84 »

julée hat geschrieben:Meine Lösung bislang: I. Entwicklung in der Rspr (1. - 3. - 4.); II. Entwicklung in der Lit (2.)
Vielleicht in der Art:

I. Entwicklung in der Rspr
1. und 3.

II. Entwicklung in der Lit
Hier mit 4. einsteigen, erst dann 2. darstellen ("Bereits vor dem xy-Urteil...").
"Diese Leute standen nach Art der in dieser Gegend nichtstuend herumlungernden Personen im Halbkreis zusammen und unterhielten sich." BGHSt. 9, 137
julée
Fossil
Fossil
Beiträge: 13077
Registriert: Freitag 2. April 2004, 18:13
Ausbildungslevel: Au-was?

Re: Der "ideale" Aufbau: Rspr - Lit - neuere Rspr / Literatu

Beitrag von julée »

Maik84 hat geschrieben: I. Entwicklung in der Rspr
1. und 3.

II. Entwicklung in der Lit
Hier mit 4. einsteigen, erst dann 2. darstellen ("Bereits vor dem xy-Urteil...").
Das klingt nach einer guten Idee, danke :) Werde ich mir mal in aller Ruhe überlegen, ob das so umsetzbar ist.
"Auch eine stehengebliebene Uhr kann noch zweimal am Tag die richtige Zeit anzeigen; es kommt nur darauf an, daß man im richtigen Augenblick hinschaut." (Alfred Polgar)
Antworten