Ausländischer Jurist mit LL.M. sucht Arbeit in München

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happyme9
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Ausländischer Jurist mit LL.M. sucht Arbeit in München

Beitrag von happyme9 »

Hallo zusammen,

ich bin Absolventin einer Fakultät für Rechtswissenschaften in einem EU-Staat und habe eben mein LL.M. Studium für internationales Wirtschaftsrecht in Deutschland abgeschlossen. Außerdem habe ich ein LL.B. in meiner Heimat erworben (das Studium war auch auf Deutsch). Außer den Praktika in internationalen Kanzleien zu Hause habe ich letztes Jahr als Werkstudentin in einer deutschen Patentkanzlei gearbeitet, um einen Durchblick zu bekommen.

Mittlerweile habe ich die Entscheidung getroffen, hier eine Arbeitsstelle zu finden und brauche ein paar Ratschläge, damit ich schneller weiterkomme.

1. Welche Kanzleien suchen internationale Juristen ohne 1. und 2. Staatsexamen? Wo könnte ich so eine Liste finden? Ich suche auch Praktika und hoffe bald eine Zusage zu bekommen :).
2. Wäre es sinnvoller hier diese Prüfungen zu schreiben oder eher in meiner Heimat Anwalt werden und danach hier als internationale Anwältin zu arbeiten? Gerne würde ich hier bleiben, wenn ich wüsste, dass diese Prüfung auch machbar ist (habe eher entmutigende Kommentare gelesen).
3. Weiß jemand (aus eigener Erfahrung), wie man sich am besten für diese Prüfung in so einer Situation vorbereitet und wie viel Zeit man dafür braucht (1 Jahr, mehr...)?
4. Kennt ihr konkret andere Möglichkeiten auf dem deutschen Arbeitsmarkt für ausländische Juristen? Insbesondere in München (außer EPA). Ich passe mich gerne allen Gebieten an (nicht so gerne Steuerrecht...).
5. Wäre sinnvoller ein Masterstudium in Wirtschaft zu machen, um leichter Arbeit zu finden?

Ich freue mich schon auf eure Antworten, denn jede Idee kann mir helfen.

Liebe Grüße
R
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Tante Dagobert
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Re: Ausländischer Jurist mit LL.M. sucht Arbeit in München

Beitrag von Tante Dagobert »

Schau dir doch mal http://www.jm.nrw.de/JM/landesjustizpruefungsamt/ausl_jur_abschluesse/index.php (Verwaister Link automatisch entfernt) an, im Hinblick auf die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Ist jetzt vom Land NRW, dürfte aber in anderen Bundesländern ähnlich sein.

1. Zunächst brauchst du ein "rechtswissenschaftliches Universitätsdiplom" aus einem EU-, EWR-Staat oder der Schweiz. Das dürfte dein LL.B. sein, aber das weiß ich nicht genau.
2. Dann musst du eben diese Eignungsprüfung machen, sofern nicht aus deinem Diplom vergleichbare Kenntnisse zu denen der erste juristischen Prüfung im Strafrecht, Zivilrecht und öffentlichem Recht vorhanden sind. Soweit ich weiß, sind die Aufgaben im Rahmen der Eignungsprüfung durchaus mit denen der ersten juristischen Staatsprüfung vergleichbar. Mit anderen Worten, sie dürften für einen ausländischen Juristen eine erhebliche Hürde darstellen. Wenn du wissen möchtest, was dich etwa im ersten Staatsexamen erwartet, kann du dir in der Zeitschrift JuS eine "Original Referendarexamensklausur" anschauen.
3. Anschließend muss man grundsätzlich das Referendariat durchlaufen, an dessen Ende dann das zweite juristische Staatsexamen steht, also eine weitere anspruchsvolle Prüfung.

Ich würde dir empfehlen, bei der Stelle des Bundeslandes, in dem du die Anerkennung durchführen möchtest, anzurufen und anhand deiner Zeugnisse/Qualifikation einmal genau nachzufragen, welche Leistungen du zu erbringen haben wirst, wie das abläuft etc.
Im Regelfall wird man aber wohl vom ausländischen Universitätsdiplom bis zum deutschen Volljuristen 3-4 Jahre (1 Jahr Vorbeitung auf die Eignungsprüfung, 2 Jahre Referendariat, Wartezeiten etc.) aufwenden müssen. Allerdings hängt natürlich die Dauer der Vorbereitungszeit für die Eignungsprüfung ganz erheblich von deinen persönlichen Fähigkeiten und Kenntnissen ab.

Ach ja, man kann wohl auch erst im Heimatland Rechtsanwalt werden und dann in Deutschland eine Eignungsprüfung machen, die einen direkt zur Rechtsanwaltschaft zulässt, siehe http://www.jm.nrw.de/JM/landesjustizpruefungsamt/ausl_jur_abschluesse/eignungspruefung/index.php (Verwaister Link automatisch entfernt) . Vorteil ist sicherlich, dass man sich dann in Deutschland nur einer juristischen Prüfung unterziehen muss. Da müsstest du dir aber mal genau die Zulassungsvoraussetzungen anschauen. Auf der eben genannten Seite gibt es auch eine Musterklausur. Die sieht auf den ersten Blick einer Klausur aus dem zweiten Examen ähnlich.

Wünsche dir viel Erfolg!
julée
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Re: Ausländischer Jurist mit LL.M. sucht Arbeit in München

Beitrag von julée »

Der Weg Eignungsprüfung -> Referendariat ist sicherlich machbar, aber natürlich musst Du Dir - selbst wenn Du keine umfassende Eignungsprüfung ablegen musst - vor Beginn des Referendariats den Stoff aneignen, den deutsche Jurastudenten in 4-5 Jahren gelernt haben. Das kann man mit Vorkenntnissen sicherlich vom zeitlichen Aufwand her deutlich reduzieren, aber ein Jahr Vorbereitungszeit dürfte das Minimum sein - so lange lernen auch deutsche Jurastudenten fürs 1. Examen.
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Re: Ausländischer Jurist mit LL.M. sucht Arbeit in München

Beitrag von bill-1 »

Kommt so etwas vielleicht in Betracht?

http://www.stepstone.de/stellenangebote--Transaction-Lawyer-m-w-Frankfurt-am-Main-Linklaters-LLP--2863947-inline.html (Verwaister Link automatisch entfernt)
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Re: Ausländischer Jurist mit LL.M. sucht Arbeit in München

Beitrag von halb eins »

Grundsätzlich würde ich auch die Rechtsabteilung von (internationalen) Unternehmen in Betracht ziehen, da ist man, was die Qualifikationen betrifft oftmals etwas flexibler. Alternativ dürften sich auch verwandte Bereiche wie HR etc. anbieten.
I would prefer not to.
julée
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Re: Ausländischer Jurist mit LL.M. sucht Arbeit in München

Beitrag von julée »

ich würde allerdings auch die Langzeitperspektive beachten. M. E. macht es Sinn, sich die Chance auf eine Anwaltszulassung nicht vorschnell zu verbauen, wenn man nicht sicher weiß, dass man vorrangig nichtjuristisch bzw. dauerhaft in einem Wirtschaftsunternehmen oder in der 2. Reihe arbeiten möchte.
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Re: Ausländischer Jurist mit LL.M. sucht Arbeit in München

Beitrag von happyme9 »

Vielen Dank an alle, sehr hilfreich sind eure Antworten.

@bill-1: Kennst Du vielleicht jemanden, der so was ist? Ich bin neugierig, ob man auch mit juristischen Fragestellungen arbeitet oder eher mit administrativen.
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